Kapitel 30

Abschied am Grab 

Hongjoong stand stumm vor dem frisch aufgeworfenen Grab, seine Augen brannten von den Tränen, die er sich nicht traute, noch länger zurückzuhalten. Der Himmel war grau, als ob er den Schmerz teilte, der in seinem Herzen tobte. Es war kühl, und der Wind strich sanft über die Friedhofswiese, doch Hongjoong spürte die Kälte nicht. Alles, was er fühlte, war der tiefe, stechende Schmerz des Verlusts, der ihn durchdrang. Neben ihm stand Seonghwa, dessen Hand fest in seiner lag. Auch wenn sie sich nur leise berührten, war der Trost, den diese Berührung ihm gab, unermesslich. Seonghwa war zu seiner festen Stütze geworden, ein Anker in einem Meer von Trauer und Schmerz. Ohne ihn wüsste Hongjoong nicht, wie er diesen Tag überstehen sollte. Etwas weiter hinter ihnen standen Chanyeol und Baekhyun. Ihre Gesichter waren ernst, voll Mitgefühl, doch sie gaben Hongjoong den Raum, den er jetzt brauchte. Sie waren da, um ihn zu unterstützen, aber sie wussten auch, dass dies ein Moment war, den Hongjoong allein durchleben musste, so sehr es auch wehtat. Hongjoong blickte auf den Grabstein hinunter, auf dem der Name seiner Mutter, Kim Kyungsoo, in den kühlen Stein gemeißelt war. Es war eine einfache Grabstätte, doch für Hongjoong war es der Ort, an dem er sich von dem Menschen verabschieden musste, der ihm mehr bedeutet hatte als alles andere auf der Welt. „Mutter...," flüsterte er, seine Stimme war kaum mehr als ein Hauch im Wind. „Ich... ich weiß nicht, wie ich ohne dich weitermachen soll." Die Worte waren brüchig, voller Schmerz und Trauer. Er hatte es sich immer anders vorgestellt. Er hatte gehofft, eines Tages stark genug zu sein, um seine Mutter zu beschützen, um sie aus dem Albtraum zu befreien, den ihr Leben an der Seite von Jeongin gewesen war. Doch nun war sie fort, und mit ihr war auch dieser Traum gestorben. Eine Träne rollte über seine Wange, gefolgt von vielen weiteren, als der Schmerz endlich seinen Weg an die Oberfläche fand. Seine Finger gruben sich tiefer in Seonghwa's Hand, als er versuchte, nicht völlig zusammenzubrechen. „Ich wollte dich retten," flüsterte er, während er verzweifelt auf den Grabstein starrte. „Ich wollte, dass wir beide ein neues Leben beginnen können. Aber jetzt... jetzt bist du weg." Seonghwa trat näher an ihn heran, legte seinen Arm schützend um Hongjoong's Schulter und zog ihn sanft an sich. „Du hast dein Bestes getan, Hongjoong," sagte Seonghwa leise, seine Stimme war ruhig und voller Mitgefühl. „Deine Mutter wusste, wie sehr du sie geliebt hast. Und jetzt, jetzt musst du dir selbst vergeben und versuchen, nach vorne zu schauen." Doch wie sollte er das? Wie sollte er den Schmerz überwinden und weitermachen? Sein Herz fühlte sich an, als wäre es in tausend Stücke zersprungen, und jeder Atemzug schmerzte. Hongjoong schloss die Augen und ließ sich für einen Moment von Seonghwa's Wärme umhüllen. Er wusste, dass Seonghwa recht hatte. Seine Mutter hätte gewollt, dass er stark bleibt, dass er ein neues Leben beginnt, frei von den Schatten der Vergangenheit. Doch das Wissen machte den Verlust nicht weniger schmerzhaft. „Ich werde dich nie vergessen, Mutter," flüsterte Hongjoong, als er die Augen wieder öffnete und ein letztes Mal auf den Grabstein blickte. „Ich verspreche dir, ich werde ein Leben führen, auf das du stolz sein kannst." Langsam und zögernd ließ Hongjoong die Hand von Seonghwa los und kniete sich vor das Grab. Er nahm eine Handvoll Erde und ließ sie sanft auf den Sarg rieseln. Es war ein einfacher, aber bedeutungsvoller Abschied. Ein leises Versprechen, dass er die Erinnerungen an seine Mutter für immer in seinem Herzen tragen würde. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, stand er noch eine Weile schweigend da, den Blick fest auf den Grabstein gerichtet. Es war, als ob die Welt um ihn herum für einen Moment stillstand, nur der leise Wind, der durch die Bäume raschelte, begleitete seine Gedanken. Als er schließlich die Kraft fand, sich umzudrehen, spürte er, wie Seonghwa ihm erneut seine Hand reichte. Dankbar nahm er sie an und lehnte sich leicht gegen ihn, als sie langsam zurück zu Chanyeol und Baekhyun gingen. Die beiden warteten geduldig, ihre Gesichter voller Verständnis und Mitgefühl. Baekhyun trat einen Schritt nach vorne, seine Augen glänzten feucht. „Wir sind so stolz auf dich, Hongjoong," sagte er sanft, als er dem Jungen liebevoll über die Haare strich. „Deine Mutter wäre es auch." Hongjoong nickte stumm, zu überwältigt von Emotionen, um etwas zu sagen. Er spürte, wie sich eine warme Hand auf seine Schulter legte – Chanyeol, der ihm ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermittelte, dass er in diesem Moment dringend benötigte. „Du bist jetzt Teil unserer Familie," sagte Chanyeol mit fester Stimme. „Wir werden für dich da sein, immer." Diese Worte trugen mehr Gewicht, als Hongjoong je ausdrücken könnte. Inmitten des Verlusts und des Schmerzes spürte er einen Funken Hoffnung, eine kleine Flamme, die tief in ihm brannte. Er wusste, dass er nicht allein war, dass es Menschen gab, die sich um ihn kümmerten, die ihn schätzten und liebten. Gemeinsam verließen sie den Friedhof, Hongjoong zwischen Seonghwa und Baekhyun, seine Hände in ihren. Es war ein langer Weg, den er noch vor sich hatte, ein Weg voller Trauer und Heilung, aber mit ihnen an seiner Seite wusste er, dass er es schaffen würde. Seine Geschwister waren in Sicherheit bei ihrer Tante, und auch wenn er sie jetzt nicht bei sich hatte, wusste er, dass sie in guten Händen waren. Als sie das Schloss erreichten, drehte sich Hongjoong noch einmal kurz um und blickte auf den Friedhof zurück. „Leb wohl, Mutter," dachte er, während er tief durchatmete. Dann wandte er sich wieder nach vorne und ging mit seiner neuen Familie weiter.

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