Kapitel 22
Tränen der Einsamkeit
Hongjoong saß allein in seinem neuen Zimmer, umgeben von den prächtigen Möbeln und den feinen Stoffen, die ihm als adeliger Gast zustehen sollten. Doch all der Luxus, der ihn umgab, konnte die Unruhe in ihm nicht besänftigen. Er spürte das Gewicht seiner Gedanken wie eine drückende Last auf seiner Brust. Die Wahrheit war ausgesprochen, aber die Unsicherheit, die sie mit sich brachte, schien ihn zu erdrücken. Er hatte Angst. Angst davor, was die Zukunft für ihn bereithalten würde. Würde Prinz Seonghwa ihn noch mögen, wenn er die ganze Wahrheit erfuhr? Würde Seonghwa ihn als den Verräter sehen, der sich als Diener ausgegeben hatte, obwohl er von adeliger Herkunft war? Die Möglichkeit, dass Seonghwa ihn verachten könnte, schnürte ihm die Kehle zu. Und was würde passieren, wenn sein Vater, König Jeongin, von dem Aufeinandertreffen erfuhr? Würde er wütend sein? Würde er Hongjoong erneut bestrafen, so wie er es schon so oft getan hatte? Die Gedanken an seinen Vater ließen Hongjoong unwillkürlich zusammenzucken. Er konnte sich die kalten, fordernden Augen seines Vaters vorstellen, die ihn durchbohrten, als er die Entscheidung traf, Hongjoong wegzuschicken, um die Ehre der Familie zu schützen. Die Erinnerungen an die verbalen und manchmal auch körperlichen Misshandlungen seines Vaters machten ihm Angst. Was würde mit ihm geschehen, wenn er zurückkehren müsste? Und schlimmer noch, was würde mit seiner Mutter passieren? Seine Mutter, die immer versucht hatte, ihn zu beschützen, obwohl sie selbst in einer ständigen Angst lebte. Hongjoong vergrub das Gesicht in seinen Händen. Die Tränen, die er so lange zurückgehalten hatte, begannen unaufhaltsam zu fließen. Zum ersten Mal, seit er im Schloss der Parks angekommen war, fühlte er die volle Schwere seiner Situation. Er hatte seine Mutter, seine einzige wirkliche Verbündete, verlassen müssen, und nun trennten sie Kilometer voneinander. Die Distanz fühlte sich überwältigend an, fast unerträglich. Er sehnte sich so sehr nach ihrer beruhigenden Gegenwart, nach ihrer liebevollen Umarmung, dass der Schmerz in seiner Brust fast körperlich spürbar war. Die Tränen liefen ungehindert über seine Wangen, während seine Schultern vor unterdrücktem Schluchzen zitterten. Er hatte sich so stark gegeben, so tapfer, aber jetzt, in der Einsamkeit seines Zimmers, konnte er den Schmerz und die Verzweiflung nicht länger verbergen. Er fühlte sich so verloren, so hilflos. In seiner Verzweiflung bemerkte Hongjoong nicht, dass jemand leise die Tür zu seinem Zimmer geöffnet hatte. Es war Baekhyun, der von den Dienern über Hongjoong's Lage informiert worden war. Als Baekhyun das Zimmer betrat, sah er sofort den zusammengesunkenen Jungen, der vor Kummer zitterte. Ohne zu zögern ging er zu ihm und kniete sich neben den weinenden Hongjoong. „Hongjoong," sagte Baekhyun sanft und legte eine Hand auf seine Schulter. Hongjoong zuckte erschrocken zusammen, als er die Berührung spürte, und hob den Kopf. Durch seine Tränen verschwommen, erkannte er Baekhyun, der ihn mit einer Mischung aus Mitgefühl und Zärtlichkeit ansah. Bevor Hongjoong etwas sagen konnte, zog Baekhyun ihn sanft in seine Arme. Es war eine mütterliche Umarmung, die voller Wärme und Trost war, auch wenn Baekhyun ein Mann war. Die Sanftheit in Baekhyun's Berührung erinnerte Hongjoong an seine eigene Mutter, und für einen Moment fühlte er sich wieder sicher. „Alles wird gut, Hongjoong," flüsterte Baekhyun, während er den zitternden Jungen festhielt. „Du bist hier in Sicherheit. Niemand wird dir wehtun." Hongjoong schluchzte weiter, doch die beruhigende Präsenz Baekhyun's begann, ihn langsam zu besänftigen. Es war nicht dasselbe Gefühl wie bei seiner Mutter, aber es war nah genug, um ihm ein wenig Frieden zu geben. Baekhyun strich ihm sanft über den Rücken und ließ ihn all den Schmerz und die Angst herauslassen, die er so lange unterdrückt hatte. „Ich vermisse sie so sehr," flüsterte Hongjoong schließlich, seine Stimme gebrochen. „Ich weiß nicht, was mit ihr passieren wird. Und ich habe Angst, dass..., dass der Prinz mich hasst, wenn er erfährt, wer ich wirklich bin." Baekhyun zog Hongjoong ein wenig fester an sich und schüttelte den Kopf. „Der Prinz wird dich nicht hassen, Hongjoong. Er wird verstehen. Und was deine Mutter angeht, wir werden alles tun, um sicherzustellen, dass sie in Sicherheit ist." Hongjoong konnte nicht aufhören zu weinen, aber Baekhyun's Worte gaben ihm einen kleinen Hoffnungsschimmer. Er wollte daran glauben, dass alles gut werden würde, dass er hier im Schloss wirklich ein Zuhause finden könnte, aber die Zweifel nagten immer noch an ihm. Doch jetzt, in Baekhyun's Armen, fühlte er sich zum ersten Mal seit langer Zeit nicht ganz so allein. Die Wärme und Fürsorge, die Baekhyun ihm entgegenbrachte, halfen ihm, sich ein wenig zu beruhigen. Langsam ließ der Druck in seiner Brust nach, und die Tränen versiegten schließlich. „Ruh dich aus, Hongjoong," sagte Baekhyun leise, als er spürte, dass Hongjoong sich zu entspannen begann. „Du bist nicht allein. Wir sind hier für dich." Mit diesen Worten löste Baekhyun sich sanft von Hongjoong, aber bevor er aufstehen konnte, hatte sich Hongjoong bereits wieder an ihn gelehnt, erschöpft von den Emotionen, die ihn überwältigt hatten. Er schloss die Augen, während er in Baekhyun's Armen lag, und ließ sich von der tröstlichen Nähe einlullen. Baekhyun blieb geduldig an seiner Seite, strich ihm sanft über das Haar, bis Hongjoong schließlich in einen ruhigen, tiefen Schlaf fiel. Selbst im Schlaf hielt er Baekhyun's Umhang fest, als wäre er sein letzter Halt in einer Welt, die ihm fremd und beängstigend vorkam. Baekhyun sah auf den schlafenden Jungen in seinen Armen hinunter und spürte eine Welle des Mitgefühls. Er verstand, wie verloren und verängstigt Hongjoong sich fühlen musste. Aber er wusste auch, dass dieser Junge stärker war, als er selbst glaubte. Mit der richtigen Unterstützung, davon war Baekhyun überzeugt, würde Hongjoong seinen Platz finden und die Anerkennung erhalten, die er verdiente. Langsam stand Baekhyun auf, hob Hongjoong behutsam auf und legte ihn vorsichtig auf das Bett. Er deckte ihn zu und blieb einen Moment lang still stehen, beobachtete das friedliche Gesicht des Jungen, der so viel Schmerz und Kummer in sich trug. „Du bist hier nicht allein," flüsterte Baekhyun leise, bevor er sich umdrehte und leise das Zimmer verließ, um Hongjoong den erholsamen Schlaf zu gönnen, den er so dringend brauchte. Die Tür schloss sich sanft hinter ihm, und Baekhyun wusste, dass dies erst der Anfang war. Aber er würde sicherstellen, dass Hongjoong nie wieder so allein und verloren sein würde, wie er es sich gefühlt hatte, als er an diesem Abend weinend in seinem Zimmer saß.
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