Kapitel 17
Die unerwartete Gefahr
Baekhyun stand auf der großen, von Bäumen gesäumten Terrasse des Schlosses und sah in die Ferne. Die kühle Abendluft trug den leisen Klang von Vogelgesang zu ihm herüber, und er konnte das leise Rauschen des Windes in den Blättern hören. Der Himmel war von einem warmen Orange gefärbt, während die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwand. Es war einer dieser Abende, die er so sehr liebte – friedlich und ruhig, mit einem Hauch von Magie in der Luft. Heute sollte ein besonderer Abend werden, an dem er mit Seonghwa in die Stadt ging. Es war eine Tradition, die Baekhyun eingeführt hatte, als sein Sohn noch klein war, und die sie bis heute pflegten. Diese Ausflüge waren nicht nur eine Gelegenheit für Seonghwa, das Volk besser kennenzulernen, sondern auch für Baekhyun, die Bindung zu seinem Sohn zu vertiefen. Er ließ seine Gedanken treiben, während er auf Seonghwa wartete. Der Prinz war immer pünktlich, ein Merkmal, das er von seinem Vater geerbt hatte. Als Baekhyun Schritte auf dem Kiesweg hinter sich hörte, drehte er sich mit einem sanften Lächeln um. „Da bist du ja," sagte Baekhyun, als er seinen Sohn näher kommen sah. Seonghwa trug eine einfache, aber elegante Kleidung, die ihn nicht sofort als Prinzen verriet, aber dennoch seine königliche Herkunft erahnen ließ. Baekhyun selbst hatte sich ebenso schlicht gekleidet, um nicht allzu sehr aufzufallen. „Bereit, Mutter?" fragte Seonghwa mit einem leichten Lächeln und einem respektvollen Nicken. „Natürlich, mein Sohn," antwortete Baekhyun, während er an Seonghwa vorbeiging und den Weg zur Kutsche einschlug. Doch Seonghwa hielt ihn zurück. „Heute gehen wir zu Fuß," erklärte er. „Der Abend ist zu schön, um ihn in einer Kutsche zu verbringen." Baekhyun nickte zustimmend, froh über die Gelegenheit, die frische Luft zu genießen und die Straßen der Stadt direkt zu erleben. „Dann lass uns gehen." Gemeinsam verließen sie das Schlossgelände und machten sich auf den Weg in die Stadt. Die Straßen waren belebt, Menschen gingen geschäftig ihren Erledigungen nach, und überall hörte man das fröhliche Lachen von Kindern. Die Lichter der Laternen begannen zu flackern, als die Dunkelheit über die Stadt hereinbrach. Mutter und Sohn schlenderten entspannt über den zentralen Marktplatz, wo die Händler noch ihre letzten Waren des Tages verkauften. Baekhyun genoss den Anblick und den Duft von frischem Brot, gebratenem Fleisch und süßen Gewürzen. Es war ein Anblick, der ihn jedes Mal mit Freude erfüllte – das lebendige Treiben seines Volkes, das er so sehr liebte. Doch plötzlich, mitten in der friedlichen Atmosphäre, durchzuckte ein kalter Windhauch die Luft. Baekhyun hielt kurz inne, sein Lächeln verblasste, als er einen plötzlichen Schmerz in seiner Schulter spürte. Er blickte verwirrt hinab und sah, wie der Griff eines Messers aus seiner Schulter ragte. Die Welt schien für einen Moment stillzustehen, bevor die Realität mit voller Wucht zurückkehrte. „Mutter!" Seonghwa's Stimme war voller Panik und Entsetzen, doch gleichzeitig handelte er blitzschnell. Noch bevor Baekhyun reagieren konnte, spürte er, wie sein Körper nachgab und er in sich zusammensank. Seonghwa war jedoch schon bei ihm, seine Reflexe schneller als der Angreifer. Mit einer geschickten Bewegung wehrte Seonghwa das nächste Messer ab, das auf ihn zukam. Es streifte ihn nur leicht am Arm, hinterließ jedoch einen schmalen, blutenden Schnitt. Seonghwa achtete jedoch nicht auf seine eigene Verletzung. Er kniete sich sofort nebenBaekhyun und drehte ihn sanft um, seine Augen voller Sorge und Angst. „Mutter, bleib bei mir!" Baekhyun blinzelte gegen den Schmerz an und sah in die erschrockenen Augen seines Sohnes. Er versuchte, etwas zu sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Der Schmerz in seiner Schulter war überwältigend, und er fühlte, wie seine Kräfte langsam schwanden. Doch Seonghwa zögerte nicht. Mit einer Kraft, die Baekhyun in diesem Moment überrascht und gleichzeitig stolz machte, hob Seonghwa ihn hoch, als wäre er federleicht. „Ich bringe dich ins Schloss, Mutter," sagte Seonghwa mit fester Stimme, obwohl Baekhyun die Panik dahinter hören konnte. Schnell und entschlossen eilte Seonghwa mit seiner Mutter auf den Armen durch die Straßen. Die Menschen wichen erschrocken zurück, als sie den Prinzen mit blutverschmiertem Arm und seiner verletzten Mutter sahen. Einige riefen besorgt nach Hilfe, doch Seonghwa achtete nicht darauf. Sein einziger Gedanke war, seine Mutter in Sicherheit zu bringen. Die Zeit schien sich zu dehnen, als sie das Schloss erreichten. Seonghwa's Atem ging schwer, doch er hielt Baekhyun fest in seinen Armen. „Vater! Arzt! Sofort!" Seonghwa's Stimme hallte durch die Gänge des Schlosses, und innerhalb von Sekunden waren Diener und Wachen auf den Beinen, um Hilfe zu holen. Chanyeol, der gerade in seinem Arbeitszimmer war, stürzte heraus, als er die verzweifelten Rufe seines Sohnes hörte. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er Baekhyun blass und blutend in Seonghwa's Armen sah. „Was ist passiert?" fragte Chanyeol, seine Stimme heiser vor Angst. „Ein Angriff," keuchte Seonghwa, während er Baekhyun vorsichtig auf das große Bett in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer legte. „Er wurde... er wurde getroffen." Noch bevor Chanyeol weiterfragen konnte, kam der königliche Arzt herbeigeeilt. Er kniete sich sofort neben das Bett und begann, Baekhyun's Verletzung zu untersuchen. Chanyeol trat zur Seite, doch er wich keinen Moment von Baekhyun's Seite. Seonghwa, dessen Arm inzwischen heftig blutete, ignorierte seinen eigenen Schmerz und hielt die Hand seiner Mutter fest. Baekhyun konnte die Sorgen in den Gesichtern der beiden wichtigsten Menschen in seinem Leben sehen. „Es... es wird schon gut," flüsterte er schwach, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. Doch die Panik und der Schmerz in seinen Augen waren deutlich zu erkennen. Chanyeol legte eine Hand auf Baekhyun's Wange, seine Augen voller Trauer und Angst. „Bleib bei mir, Baekhyun," sagte er leise. „Wir brauchen dich." Seonghwa stand neben ihnen, sein Herz rasend vor Angst und Schuldgefühlen. Wie hatte er diesen Angriff nicht kommen sehen? Warum hatte er seine Mutter nicht besser beschützt? Der Arzt arbeitete schnell und geschickt, entfernte das Messer und versorgte die Wunde so gut es ging. „Die Verletzung ist tief, aber nicht lebensgefährlich," sagte er schließlich, als er den Verband anlegte. „Er muss sich ausruhen und darf sich in den nächsten Tagen nicht anstrengen." Chanyeol nickte stumm, während er Baekhyun's Hand festhielt. „Danke," sagte er leise, seine Stimme immer noch voller Angst. „Ich werde über ihn wachen." Seonghwa trat einen Schritt zurück, die Erleichterung in ihm kämpfte gegen die Selbstvorwürfe, die ihn quälten. Er sah, wie Baekhyun die Augen schloss, erschöpft von der Anstrengung und dem Schmerz. „Ich werde dafür sorgen, dass das Schloss sicher ist," sagte er, seine Stimme fest, obwohl sein Herz schwer war. Chanyeol sah ihn an und nickte langsam. „Seonghwa, du hast gut gehandelt," sagte er mit leiser Stimme. „Danke, dass du deine Mutter beschützt hast." Doch Seonghwa konnte sich nicht von der Schuld befreien, die auf seinen Schultern lastete. Er nickte nur und verließ das Zimmer, entschlossen, die Sicherheit seiner Familie zu gewährleisten, während Baekhyun im Bett ruhte, gehalten von der Liebe seines Mannes und Sohnes.
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