Kapitel 14

Ein Abschied und ein neuer Anfang 

Die Sonne war kaum über den Horizont gestiegen, als Hongjoong in seinem Zimmer stand, die Hände nervös ineinander verschlungen. Seine Augen glitten durch den Raum, in dem er seine gesamte Kindheit verbracht hatte. Die vertrauten Wände, die sanft vergilbten Tapeten, das große Fenster, durch das das Morgenlicht sanft fiel – all dies würde er nun hinter sich lassen. Seine Mutter, Kyungsoo, stand vor ihm und half ihm, die letzten Falten aus seinem einfachen, aber ordentlichen Gewand zu streichen. Das Kleidungsstück war weit entfernt von den prächtigen Roben, die er normalerweise trug, aber es passte zu seiner neuen Rolle – und zu der Geschichte, die sie erzählt hatten, um seine wahre Herkunft zu verbergen. „Mama, ich..." Hongjoong stockte, als er den Kloß in seinem Hals bemerkte. Er wollte stark sein, wollte seiner Mutter zeigen, dass er bereit war, doch die Angst vor dem Ungewissen machte es ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Kyungsoo, der so viele Male für seine Kinder Stärke gezeigt hatte, sah ihn mit einem warmen, verständnisvollen Lächeln an. „Du wirst das schaffen, mein Sohn. Ich weiß, es ist nicht leicht, aber du bist stark, Hongjoong. Vergiss nie, wer du bist, auch wenn du nun eine andere Rolle spielen musst." Hongjoong nickte stumm, konnte jedoch die Tränen, die in seinen Augen brannten, nicht zurückhalten. „Ich werde dir jeden Tag schreiben, Mama. Ich verspreche es." Kyungsoo zog seinen Sohn in eine feste Umarmung, legte seine Wange sanft auf Hongjoong's Kopf und flüsterte: „Und ich werde auf jeden Brief warten. Du bist nie allein, mein Liebling. Wir sind immer bei dir, auch wenn du uns nicht sehen kannst." Der Moment dehnte sich in die Länge, und Hongjoong versuchte, die Wärme und den Trost dieser Umarmung in sich aufzunehmen, als wolle er sie für die bevorstehenden Tage und Wochen speichern. Schließlich jedoch löste sich Kyungsoo sanft von ihm und hielt Hongjoong an den Schultern fest, während er ihm in die Augen sah. „Es ist Zeit," sagte er leise, obwohl seine Stimme stark blieb. „Die Kutsche wartet." Hongjoong nickte erneut und wischte sich die Tränen schnell aus den Augen. Er wollte stark erscheinen, für seine Mutter, für seine Familie. Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür, wo seine einfachen Reisekoffer bereits von den Dienern in die Kutsche verladen worden waren. Die Kutsche, in der er reisen würde, war unauffällig und schlicht – genau wie es geplant war. Niemand durfte wissen, dass er adelig war. Es war eine Tarnung, die ihn schützen sollte, bis die Zeit reif war. Aber sie fühlte sich seltsam an, als trüge er eine Maske, die er nicht ablegen durfte. „Leb wohl, Mama," sagte Hongjoong, als er die letzten Schritte zur Kutsche machte und sich noch einmal umdrehte. Kyungsoo stand auf den Stufen des Anwesens, die Hände vor sich gefaltet, und lächelte, obwohl Hongjoong das leise Zittern in seinem Blick nicht übersehen konnte. „Leb wohl, mein Sohn. Sei mutig, und denk immer daran, dass ich dich liebe." Mit diesen Worten und einem letzten, schweren Blick stieg Hongjoong in die Kutsche. Das Innere war spartanisch eingerichtet, nichts erinnerte an den Luxus, den er gewohnt war. Er ließ sich auf den einfachen Sitz fallen und blickte durch das kleine Fenster zurück auf das Anwesen, das langsam aus seinem Blickfeld verschwand, als die Kutsche in Bewegung setzte. Die Fahrt zum Schloss der Park-Familie dauerte mehrere Stunden, doch Hongjoong konnte keine Ruhe finden. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um das, was vor ihm lag. Er war nervös, unsicher, aber auch entschlossen. Dies war seine neue Realität, und er würde sie annehmen, so schwer es auch sein mochte. Als die Kutsche schließlich vor dem großen, prunkvollen Schloss hielt, spürte Hongjoong, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Der Anblick des mächtigen Gebäudes, das sich vor ihm erhob, ließ ihn für einen Moment ehrfürchtig erstarren. Es war anders, so viel größer und imposanter als sein Elternhaus. Die Wände schienen Geheimnisse und Geschichten zu bergen, die er noch nicht kannte, und inmitten dieser Welt sollte er nun seinen Platz finden – als Diener. Ein Diener kam herbei, öffnete die Tür der Kutsche und verbeugte sich leicht. „Willkommen, Herr Kim. Wir haben schon auf Sie gewartet." Hongjoong nickte stumm und stieg aus der Kutsche. Der Diener half ihm, die wenigen Gepäckstücke zu nehmen, während ein anderer ihm den Weg in das Innere des Schlosses wies. Die prächtigen Hallen und Gänge, durch die sie schritten, wirkten auf ihn beinahe einschüchternd, doch er bemühte sich, seine Nervosität zu verbergen. „Ihre Gemächer befinden sich im Ostflügel," erklärte der Diener, als sie schließlich vor einer Tür stehen blieben. „Es ist nicht viel, aber es wird Ihnen an nichts fehlen." Hongjoong bedankte sich höflich und trat in das kleine Zimmer ein, das ihm zugewiesen worden war. Es war einfach eingerichtet, nur ein Bett, ein Schrank und ein kleiner Tisch standen darin, doch es war sauber und ordentlich. Er stellte seine Koffer ab und atmete tief durch. Dies war nun sein Zuhause – zumindest für eine Weile. Kaum hatte er sich einen Moment gesammelt, klopfte es erneut an der Tür. Der gleiche Diener trat ein und verneigte sich. „Der Prinz erwartet Sie. Ich werde Sie zu ihm bringen." Hongjoong spürte, wie seine Hände leicht zitterten, doch er nickte entschlossen und folgte dem Diener durch die Gänge. Je näher sie dem Ziel kamen, desto lauter schlug sein Herz. Er wusste, dass dieser Moment entscheidend war – sein erster Auftritt vor dem Prinzen würde seinen weiteren Weg bestimmen. Als sie schließlich vor einer großen, kunstvoll verzierten Tür stehen blieben, klopfte der Diener sanft an und öffnete sie dann. „Der neue Diener, Hoheit," kündigte er an. Hongjoong trat ein und sah sich dem Prinzen Park Seonghwa gegenüber, der an einem Tisch saß und einige Dokumente durchging. Seonghwa blickte auf, als er die Ankündigung hörte, und seine Augen musterten Hongjoong kurz, bevor er ihm ein knappes, aber freundliches Nicken schenkte. „Willkommen," sagte Seonghwa, seine Stimme ruhig und beherrscht. „Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise." Hongjoong verbeugte sich tief und antwortete mit gesenktem Kopf: „Vielen Dank, Hoheit. Die Reise war angenehm." Seonghwa nickte erneut und wies auf eine Ecke des Raumes. „Ihre Aufgaben werden einfach sein. Sie werden mir bei meinen täglichen Aufgaben assistieren, für meine Bedürfnisse sorgen und sicherstellen, dass alles, was ich benötige, rechtzeitig zur Verfügung steht." „Ja, Hoheit," antwortete Hongjoong gehorsam, obwohl sein Herz schneller schlug. Er wusste, dass dies der Beginn eines neuen Kapitels war – eines Kapitels, das er mit aller Entschlossenheit angehen musste. „Gut," sagte Seonghwa und wandte sich wieder seinen Dokumenten zu. „Sie können sich nun zurückziehen und ausruhen. Morgen früh beginnen Ihre Aufgaben." Hongjoong verbeugte sich erneut, dann verließ er den Raum leise und machte sich auf den Weg zurück zu seinem kleinen Zimmer. Die Begegnung mit dem Prinzen war kurz gewesen, doch sie hatte ihm einen ersten Eindruck vermittelt – Seonghwa war höflich, aber distanziert, ganz in seine Pflichten vertieft. Zurück in seinem Zimmer ließ sich Hongjoong auf das Bett sinken und atmete tief durch. Der Tag war gekommen und gegangen, und nun war er hier, allein in einem fremden Schloss, bereit, seine neue Rolle zu übernehmen. Er griff nach dem Briefpapier, das seine Mutter ihm gegeben hatte, und begann zu schreiben. Es war ein einfaches Schreiben, aber es trug die Worte, die er Kyungsoo versprochen hatte – ein kleiner Trost in der Weite der neuen Welt, die nun vor ihm lag. Als er den Brief fertig geschrieben und versiegelt hatte, legte er ihn beiseite und ließ sich erschöpft auf das Bett fallen. Die Aufregung des Tages, die Unsicherheit und die neue Umgebung hatten ihn ermüdet, und bald umfing ihn der Schlaf, während er an die vertraute Stimme seiner Mutter dachte, die ihm sagte, dass alles gut werden würde. Doch tief in seinem Inneren wusste Hongjoong, dass dies erst der Anfang war – der Anfang eines Weges, der ungewiss und voller Herausforderungen war. Aber er würde ihn gehen, mit erhobenem Kopf und dem Wissen, dass seine Familie immer bei ihm war, selbst wenn sie meilenweit entfernt war. 

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