Kapitel 12
Die Lehren des Prinzen
Der Tag hatte gerade erst begonnen, als Seonghwa bereits mit seinen Pflichten als Prinz beschäftigt war. Das Licht der Morgensonne, das durch die hohen Fenster des Palastes fiel, erleuchtete den großen Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer. Er saß aufrecht, die Feder in der Hand, während er ein wichtiges Dokument prüfte, das ihm zur Unterschrift vorgelegt worden war. Jede Entscheidung, die er traf, wurde mit Bedacht getroffen, jedes Wort auf dem Pergament sorgfältig abgewogen. Seonghwa wusste, dass seine Taten nicht nur ihn, sondern das ganze Königreich betrafen. Die morgendliche Ruhe wurde nur von gelegentlichen Geräuschen unterbrochen – dem Rascheln von Papier, dem leisen Kratzen der Feder über das Pergament und den entfernten Stimmen der Diener, die ihrer Arbeit nachgingen. In diesen stillen Momenten fand Seonghwa oft den Raum zum Nachdenken. Heute jedoch war seine Konzentration fest auf die Aufgaben gerichtet, die vor ihm lagen. Seonghwa schloss die letzte Seite des Dokuments und setzte seine Unterschrift mit einer präzisen Bewegung. Er legte die Feder beiseite und lehnte sich kurz zurück, um seine Gedanken zu ordnen. Die Verantwortung, die ihm als zukünftiger König auferlegt wurde, wog schwer auf seinen Schultern, doch er empfand sie nicht als Last, sondern als eine ehrenvolle Aufgabe, die er mit Stolz erfüllte. Ein leises Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. „Herein," rief Seonghwa, und die Tür öffnete sich sanft, um einen Diener eintreten zu lassen. „Eure Hoheit," begann der Diener mit einem respektvollen Nicken, „es ist fast Nachmittag. Eure Mutter wünscht, dass Ihr Euch bald bereit macht, um mit ihr in die Stadt zu fahren." Seonghwa nickte dankend und entließ den Diener mit einer knappen Handbewegung. Die Aussicht, den Palast zu verlassen und das Volk zu besuchen, erfüllte ihn mit einer leisen Vorfreude. Sein Vater hatte ihm oft gesagt, wie wichtig es sei, das Leben des Volkes aus nächster Nähe zu kennen und zu verstehen. Baekhyun, seine Mutter, nahm diese Aufgabe sehr ernst und hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, regelmäßig in die Stadt zu gehen, um sich ein persönliches Bild vom Zustand des Königreichs zu machen. Seonghwa war stolz darauf, von Baekhyun lernen zu können, und wusste, dass diese Ausflüge eine wertvolle Lektion für seine Zukunft waren. Nachdem er seine Arbeit beendet hatte, erhob sich Seonghwa und ging zu seinem Ankleidezimmer. Die Diener, die dort auf ihn warteten, halfen ihm dabei, sich für den Ausflug in die Stadt vorzubereiten. Er wählte ein einfaches, aber elegantes Gewand, das seiner Position als Prinz gerecht wurde, ohne jedoch zu prunkvoll zu wirken. Es war wichtig, dass das Volk ihn als Teil ihres Alltags sah und nicht als eine ferne, unerreichbare Figur. Kaum war er fertig angekleidet, trat Baekhyun ein. Seonghwa's Mutter trug ebenfalls ein schlichtes, aber dennoch königliches Gewand, das seine elegante Statur betonte. In seinen Augen lag die gleiche Mischung aus Stolz und Fürsorge, die Seonghwa seit seiner Kindheit kannte. „Bist du bereit, mein Sohn?" fragte Baekhyun mit einem sanften Lächeln, während er näher trat und ihm liebevoll über die Schulter strich. Seonghwa nickte. „Ja, Mom. Ich freue mich darauf, mit dir in die Stadt zu gehen." Baekhyun musterte ihn kurz und nickte zufrieden. „Gut. Es ist wichtig, dass du verstehst, wie unser Volk lebt. Ein König, der sein Volk nicht kennt, kann es auch nicht führen." Gemeinsam verließen sie den Palast und machten sich auf den Weg in die Stadt. Der Weg führte sie durch das prächtige Stadttor und hinein in das Herz des Königreichs, wo die Menschen ihrer täglichen Arbeit nachgingen. Die Straßen waren belebt, Händler priesen lautstark ihre Waren an, Kinder spielten zwischen den Häusern, und das geschäftige Treiben des Marktplatzes erfüllte die Luft mit einem angenehmen Summen. Baekhyun ging langsam durch die Straßen, wobei Seonghwa dicht an seiner Seite blieb. Die Menschen verneigten sich respektvoll, als sie die königliche Familie erkannten, doch Baekhyun ließ sich nicht beirren. Er blieb an verschiedenen Ständen stehen, sprach mit den Händlern, fragte nach ihren Familien und Geschäften und lauschte aufmerksam ihren Sorgen und Wünschen. Seonghwa beobachtete seinen Umgang mit den Menschen genau. Seine Mutter besaß eine natürliche Fähigkeit, Vertrauen zu gewinnen und Mitgefühl zu zeigen, und das Volk schätzte ihn dafür. An einem Stand, an dem frische Früchte verkauft wurden, hielt Baekhyun inne und unterhielt sich mit der alten Frau, die den Stand betrieb. Seonghwa bemerkte, wie seine Mutter sich nach ihren Enkeln erkundigte und lächelte, als die Frau ihm freudestrahlend erzählte, wie gut es ihrer Familie ging. Solche kleinen Gesten, erkannte Seonghwa, waren es, die eine starke Verbindung zwischen dem Königshaus und dem Volk schufen. Nachdem sie eine Weile durch die Straßen gewandert waren und Baekhyun mit verschiedenen Menschen gesprochen hatte, legte er eine Hand auf Seonghwa's Schulter. „Was hast du heute gelernt?" fragte er leise, während sie einen Moment innehielten, um den Blick über den belebten Marktplatz schweifen zu lassen. Seonghwa dachte kurz nach, bevor er antwortete. „Dass es wichtig ist, das Volk nicht nur zu regieren, sondern es zu verstehen. Jeder Mensch hier hat seine eigenen Sorgen und Hoffnungen, und es ist unsere Aufgabe, diese zu kennen, damit wir gerecht regieren können." Baekhyun lächelte stolz und nickte. „Sehr gut, Seonghwa. Ein König, der sein Volk liebt und versteht, wird auch von seinem Volk geliebt und respektiert. Vergiss das niemals." Der Nachmittag verging schnell, und bald darauf machten sich Baekhyun und Seonghwa auf den Rückweg zum Palast. Der Ausflug hatte Seonghwa erneut gezeigt, wie wichtig es war, eine enge Verbindung zum Volk zu pflegen. Diese Erkenntnis festigte sich in seinem Herzen, während er sich schwor, dass er, wenn seine Zeit gekommen war, ein König sein würde, der sein Volk kannte und für es da war. Zurück im Palast, als die Schatten des Abends länger wurden, bedankte sich Seonghwa bei seiner Mutter für die wertvollen Lektionen des Tages. „Ich werde alles, was du mir heute gezeigt hast, gut im Gedächtnis behalten, Mom." Baekhyun legte ihm eine Hand auf die Wange und sah ihm tief in die Augen. „Ich bin sicher, dass du ein großartiger König sein wirst, Seonghwa. Dein Herz ist rein und stark, und das ist das Wichtigste." Mit diesen Worten ging Baekhyun, und Seonghwa blieb noch eine Weile in seinem Zimmer, während er über den Tag nachdachte. Er wusste, dass vor ihm eine große Verantwortung lag, doch mit den Lehren seiner Eltern und dem Wissen, das er von seinem Volk sammelte, fühlte er sich bereit, jede Herausforderung anzunehmen, die die Zukunft für ihn bereithielt.
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