Kapitel 10
Die Schicksalsfügung
Hongjoong stand in einer Ecke des prunkvollen Ballsaals, die Umhänge der Gäste wirbelten in einem farbenfrohen Tanz der Eleganz und Grazie um ihn herum. Die Musik spielte eine sanfte, fast hypnotische Melodie, während die Gesellschaft des Königreichs sich in der Mitte des Raumes verlor. Doch für Hongjoong fühlte sich all das wie eine ferne Kulisse an, ein Hintergrundrauschen, das er kaum wahrnahm. Sein Gespräch mit Kyungsoo, seiner Mutter, lenkte seine Aufmerksamkeit. „Du hast heute Abend sehr gut ausgesehen, mein Sohn," sagte Kyungsoo, seine sanften, aber scharfen Augen fixierten Hongjoong's Gesicht. Er hatte ihm seine Haare kunstvoll zurechtgemacht und die Maske, die nun locker in Hongjoong's Hand hing, sorgsam befestigt. In Kyungsoo's Augen lag immer eine Mischung aus Zärtlichkeit und Stärke, die Hongjoong zutiefst bewunderte. „Danke, Mutter," antwortete Hongjoong leise und sah zu Kyungsoo auf. Es war nicht einfach, in einer Familie aufzuwachsen, in der jeder Schritt beobachtet und bewertet wurde, aber Kyungsoo hatte ihm immer das Gefühl gegeben, besonders zu sein. Nicht durch das, was er tat, sondern durch das, was er war. „Du musst dich nicht verstecken, Hongjoong," sagte Kyungsoo, sein Ton voller Verständnis. „Du bist ein außergewöhnlicher junger Mann. Eines Tages wirst du deinen Weg finden, und dann wird all das hier einen Sinn ergeben." Hongjoong wollte antworten, doch bevor er die Worte fand, spürte er die Ankunft seines Vaters. Jeongin trat mit einem entschlossenen Ausdruck im Gesicht zu ihnen, sein Blick fest auf seinen jüngsten Sohn gerichtet. Hongjoong konnte das Unbehagen spüren, das in der Luft hing, und sein Magen zog sich zusammen. „Hongjoong," begann Jeongin ohne Umschweife, „übermorgen wirst du hier am Hof bleiben." Hongjoong blinzelte überrascht. „Was meinst du damit, Vater?" Seine Stimme war ruhig, doch innerlich tobte ein Sturm. „Wieso sollte ich am Hof bleiben?" Jeongin sah ihn mit einem Blick an, der keine Widerrede duldete. „Du wirst hier als Diener arbeiten. Es ist eine Entscheidung, die ich getroffen habe, und es wird nicht diskutiert." Hongjoong spürte, wie die Worte seines Vaters wie ein Schlag auf ihn wirkten. „Aber... warum?" Er versuchte, die Fassung zu bewahren, doch die Verwirrung in ihm wuchs. „Bin ich nicht... bin ich nicht gut genug, so wie ich bin?" Jeongin's Gesicht blieb ausdruckslos, seine Stimme fest. „Es geht nicht darum, ob du gut genug bist. Es geht darum, dass du lernen musst, dich in der Welt zurechtzufinden. Es wird dir nicht schaden, ein einfaches Leben zu führen und Demut zu lernen." Hongjoong wollte widersprechen, wollte seine Stimme erheben und fragen, warum er so hart behandelt wurde, aber er wusste, dass es keinen Zweck hatte. Sein Vater war ein Mann, der Entscheidungen traf und daran festhielt, und Kyungsoo, so liebevoll er auch war, konnte in diesem Fall nichts tun. Die Stille, die zwischen ihnen hing, sprach Bände. Kyungsoo legte eine Hand auf Hongjoong's Arm, als wollte er ihm stummen Trost spenden, doch auch in seinen Augen lag eine Spur von Resignation. Es war klar, dass auch er nichts gegen Jeongin's Entscheidung ausrichten konnte. Hongjoong senkte den Kopf und murmelte ein leises „Ja, Vater," bevor er sich von seinen Eltern abwandte. Der Kloß in seinem Hals war schwer und das Gefühl der Hilflosigkeit überkam ihn. Mit langsamen Schritten ging er zum Buffet, um sich etwas zu essen zu holen. Die verschiedenen Köstlichkeiten lagen vor ihm, doch sein Appetit war verschwunden. Seine Gedanken kreisten immer wieder um das, was gerade geschehen war. Warum wollte sein Vater ihn als Diener arbeiten lassen? Welche Lektion sollte er daraus lernen? Während er sich ein Stück Obst nahm, sah er aus dem Augenwinkel, wie Kyungsoo sich leicht zu Jeongin beugte und mit ihm zu flüstern begann. Die Blicke, die sie austauschten, waren ernst, und Hongjoong konnte nur vermuten, dass sie über ihn sprachen. Sein Herz wurde schwerer. War es etwa Kyungsoo, der die Entscheidung seines Vaters mildern wollte? Oder vielleicht versuchte er, ihn zu schützen, so wie er es immer getan hatte? Doch was auch immer sie besprachen, es war klar, dass die Entscheidung bereits gefallen war. Sein Schicksal schien besiegelt, und in zwei Tagen würde er hier am Hof bleiben, nicht als Gast, sondern als einfacher Diener. Hongjoong seufzte leise und spürte, wie die Unsicherheit ihn umklammerte. Sein Leben schien sich plötzlich in eine Richtung zu bewegen, die er nicht kontrollieren konnte. Der Maskenball, der einst ein Ereignis voller Aufregung und Glamour versprach, war für ihn zu einem Abend voller Fragen und Sorgen geworden. Während er das Stück Obst in den Mund nahm, schmeckte es plötzlich fade, wie die Erwartungen, die er für diesen Abend gehabt hatte. Hongjoong wusste nicht, was die Zukunft für ihn bereithielt, aber er wusste eines: Er würde einen Weg finden, seinen eigenen Wert zu beweisen- nicht nur für seinen Vater, sondern vor allem für sich selbst.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top