(Part 3) Broken Shells (Teil 4/ 6)


Atmen. Zu wenig Sauerstoff. Deine Lunge schmerzhaft gegen deine stechenden Rippen pressend, während sich dein Brustkorb in einem raschen Stakkato hob und senkte. Du trautest dich nicht, genug Luft in einem Zug in deinen Körper zu saugen. Warum musste dein verdammter Atem auch so laut sein? Er würde dich hören. Du wusstest, dass dein Vorsprung nur temporär war. Hinter den Loungesesseln zu hocken, die den breiten Flur säumten, nur eine Übergangslösung. Der Gedanke motivierte dich, deine in Angst gefrorenen Glieder wieder zu bewegen. Du lugtest vorsichtig hinter dem beigen Stoff der Sessellehne hervor, der Lauf der Pistole in deinem Hosenbund gegen deinen Rücken pressend. Durchbrochene Lichtstreifen in der Dunkelheit wie hingeworfene Knochen auf dem hellblauen Teppich. Die Reihe von Türen dir gegenüber geschlossen. Stille. Dieses Zucken am Rande deines Sichtfeldes. Eine Bewegung oder die Augen zu überanstrengt, weil du nicht einmal wagtest zu blinzeln? Ob er Infrarot sehen konnte? Du konntest dich nicht erinnern. Die Daten vor deinem inneren Auge verschwommen. Dein Puls das störende Hämmern in deinen Schläfen, das jeden klaren Gedanken störte. Mit zusammengepressten Lippen krampftest du deine Hand um Jakes Armband, schlichst geduckt von Sessel zu Sessel. Die bis zum Boden reichenden Panorama-Fenster, die den Blick auf das riesige Atrium des Cyberlife-Tower öffneten, machten dein Versteckspiel nicht einfacher. Scheinbar unendlich aufsteigende Etagen, die unter dir in perfekter Rundung eine Plattform in der Mitte umgaben. Dein Blick glitt vorbei an der dutzende Meter hohen Statue, die sie trug. Kleinwagengroße Füße störten einen Moment deine Suche. Abstraktes, kantig glänzendes Schwarz, umgeben von Grün. Du solltest bereits im 49. Kellergeschoss sein, inmitten einer verdammten Armee. Eine erzwungene Planänderung. Zugangsbrücken strahlten von der Plattform aus, flankiert von Androiden auf kleinen Podesten. Starr lächelnde Ausstellungsstücke. Du verzogst unwillkürlich den Mund. Sie führten zu den Fahrstühlen des Eingangsbereiches. Deine Augen folgten dem gläsernen Schacht nach oben bis zu deiner Etage. Du konntest den Zugang erreichen. Es war nicht weit. Vielleicht 20m. Deine Lunge begann zu brennen, weil du immer noch krampfhaft versuchtest, keinen tiefen Atemzug zu machen. Jedes Geräusch geschluckt von dumpfer Dunkelheit und du würdest dich hüten, eines zu machen. Doch die Stille beruhigte dich nicht. Rennen oder weiter schleichen? Er war schneller als du, kein Zweifel. Wenn er dich finden würde. Dein Blick fiel auf das rot blinkende Lämpchen einer der Sicherheitskameras an der Decke. Elly sendete ununterbrochen einen falschen Feed und du brauchtest nur eine kurze Ablenkung, einen Moment, um ihn von deiner Fährte abzubringen. Rasch tipptest du eine Nachricht an deine Freundin. „Nimm 5 Sekunden auf, wie ich mich im Flur verstecke. Sende dann die Schleife für 4 Minuten." Die Zeit musste reichen, um zum Fahrstuhl zu kommen und ihn abzuschütteln. Das OK kam 10 Sekunden später. Dein Countdown lief.

Du presstest dich in die Ecke des gläsernen Käfigs. Das Bedienpanel alles an Sichtschutz, was dir gerade zur Verfügung stand. Zitternd drücktest du deine Smartwatch gegen das Display, das den aktuellen Stock anzeigte. Der Hack, um die Sprachsteuerung des Fahrstuhls zu umgehen. Ein Dreiklang bestätigte dir, dass sich langsam eine Schicht Edelstahl zwischen dich und deinen Verfolger schob. Du blicktest rasch über deine Schulter. Dein Herzschlag ein hastiges Zucken, als du die Silhouette bemerktest, die sich plötzlich aus der Dunkelheit geschält hatte. Groß. Ruhig. Doch keine Hand, die nach dir griff. Kein Schlag gegen die schließenden Türen. Dein Seufzen zu laut, als sich das große, weißglänzende Cyberlife-Logo auf dem Metall endlich nahtlos hinter dir zusammengefügt hatte. Du konntest seinen Umriss scharf und deutlich durch die Glaswand daneben erkennen. Ungerührt. Ein roter Kreis an seiner Schläfe in der Dunkelheit aufleuchtend, als sich die Kabine endlich in Richtung des 49 Kellergeschosses in Bewegung setzte. Das Lager. Du sankst zu Boden, während der Fahrstuhl begann, in die Tiefe zu gleiten. Deine Beine hatten einfach nachgegeben. Atmen. Deine Lunge so gierig, sich endlich wieder weiten zu dürfen, es tat weh. Presstest deine Hände an deine Schläfen. Du hattest so wenig Kraft. Dein Körper noch so erschöpft. Fühlte mehr Schmerz als Zärtlichkeit in deiner Erinnerung. Natürlich waren ein paar Hacks nicht genug gewesen. Hatte ein Cyberlife CEO mal eben über einem Becher exklusivem Arabica entschieden, dass sie noch ein fucking Monster unter dem Bett hervorzerren konnten. Du umfasstest Jakes Armband. Sein Gesicht vor deinem inneren Auge. Die Grübchen in seinen Wangen, wenn er breit lächelte. Die Narbe auf seiner Stirn. Dream a little dream of me. Die Melodie in deine Gedanken gepresst, um das Piepen bei jedem Stock, den du passiertest, zu übertönen. Zu laut, zu viel. Du schnieftest, riebst mit dem Ärmel deines Kittels über dein Gesicht, als du deinen Kopf gegen die Türen lehntest. Wenn Jake gerade dabei war, auf das Camp zuzumarschieren, würdest du ihm die verdammte Armee bringen, damit er das auch überleben konnte. Du spürtest, wie sich der Kunststoff in deiner schweißnassen Handfläche langsam erwärmte, weil du das Band so krampfhaft umfasstest. Nicht loslassen konntest. Scheiß auf eine Armee. Du wolltest bei ihm sein. Genau jetzt. Warum fucking Cyberlife? Du presstest deine Lider zusammen. Weil da noch sie war. Das azurfarbene Netz aus Thyrium auf ihrem Gesicht, ihrem Haar. Den grauen Pflastersteinen, die in einem hübschen Blumenmuster angeordnet waren. Blüten aus blau versprengten Tropfen und weißen Plastiksplittern. Hingeworfen. Starre, grüne Augen. Eines nicht mehr erkennbar. Das Bild so klar in deiner Erinnerung. Zu viele Geister und Lebende, die dich auf den kalten Kabinenboden pressten. Mit jedem Piepton unaufhaltsam weiter in die Tiefe stürzend. Jakes Armband dein letzter Halt. Als dein Blick zu der dunklen Plastik sank, bemerktest du das Blinken deiner Smartwatch. Ein Fingerdruck projizierte die Nachricht auf deine Handfläche. Du zucktest zusammen, als hätte dir jemand die Buchstaben gerade in die Haut gestochen. „VERSCHWINDE. SOFORT." Connor. Die Worte schienen mit einem kühlen Prickeln über deinen Rücken zu kriechen, sich zu winden unter deinem Shirt. Und er wusste noch nicht einmal, was hinter dir her war. Fuck. Fuck. Fuck.

Deine hockende Gestalt wirkte klein, wurde leicht verzerrt von dem glänzenden Boden der riesigen Lagerhalle wiedergespiegelt. Du hattest nur kurz Connors Reflektion gesehen. Den Finger am Abzug einer Pistole. Der Gedanke, dass du nicht wusstest, wen er jagte, ließ den nächsten Schweißtropfen über deine Stirn perlen, obwohl die Kälte im Raum deinen Atem kondensieren ließ. Die Waffe in deiner Hand einen Moment fester in deinem Griff, während du dich langsam aufrichtetest, an der Wand entlang schlichst. Dann sahst du ihn wieder. Nicht weit entfernt, geduckt durch eine scheinbar unendliche Reihe bewegungslos stehender AP700 eilend. Makellos weiße Uniformen. Ein toter Wald aus Androiden, skelettweiß ausgeblichen. Köpfe mit identischen, dunklen Haar. Blaue Augen, die in die Leere starrten. Die Stille nur durchbrochen vom Surren der grellen Beleuchtung. Connor hielt inne und wandte dir den Kopf zu. Die Frisur wieder perfekt, nur diese eine Strähne in seine Stirn fallend. Die Krawatte makellos gebunden und das... Jackett. Grau. Das „RK800" wie ein Warnhinweis auf seiner Brust. Du schienst einen zitternden Moment wieder zu fühlen, wie der Stoff des Ärmels mit jedem Schlag deine Wange streifte. Dein Körper starr, als sich die vertraute Silhouette langsam näherte. Den Connor im Hoody mit dem verworrenen, feuchten Haar hattest du leichter von der Maschine unterscheiden können, die deine Rippen gebrochen hatte wie Streichhölzer. Doch dieser Anblick machte es... schwieriger. Wie der Android geräuschlos näher schlich. Dein Starren, als würde der RK dich plötzlich anspringen, wenn du nur einen Moment blinzeltest. Einen Moment ein Kribbeln in deinem Nacken. Der Fluchtreflex, der eine Spannung in deine Muskeln fahren ließ. Du öffnetest leicht deine Lippen, als du merktest, wie hart du deine Kiefer aufeinander gepresst hattest. Zwangst dich einmal tief ein- und auszuatmen. Leise. Erst als du die Reflektion deiner verkrampften Gestalt vor dir bemerktest, wurde dir klar, dass du deinen Blick gesenkt hattest. Doch als du von der glänzenden Oberfläche des Bodens aufsahst, schienst du immer noch in einen Spiegel zu schauen. Er hockte jetzt vor dir. Und was du auf seinem Gesicht erkanntest, war die gleiche Verwirrung, die gleiche Angst. „Sorry." flüstertest du tonlos, zucktest kurz die Schultern. Du hattest seine Nachricht ignoriert. Dass Connor plötzlich nach deiner Hand griff, war das letzte, was du erwartet hattest. Die Berührung ließ dich unwillkürlich zusammenzucken. „Ich bin froh, dass du hier bist. Ich... brauche dich... d/V." Seine Stimme weich und leise. Ein Timbre, das du noch nie von ihm gehört hattest. Du blicktest mit zusammengezogenen Brauen auf die schlanken Finger, die sich auf deine gelegt hatten. Jetzt deine Hand fest hielten. Du spürtest, wie die Anspannung in deinem Körper zunahm. „Hilfst du mir?" Connors heisere Stimme belegt, die Brauen zusammengezogen, das Braun in seinen Augen zitternd und warm. Du nicktest nur knapp. Ließt dich an seiner Hand geduckt durch Reihen regungsloser Roboter führen. Dein Blick an dem floureszierenden „Android" auf seinen breiten Schultern haftend. Last die gestickten Worte darunter. „Designed by Cyberlife. Made in Detroit". Wiederholtest sie wieder und wieder in deinen Gedanken wie ein Mantra, um deinen Puls zu beruhigen. Die Waffe in deiner Hand schwer. Dein Verstand zu sehr damit beschäftigt, irgendeinen Sinn aus der Situation zu ziehen. Ihr durchbracht die Reihen von Cyberlifes fabrikneuen Modellen, standet unvermittelt in einem breiten Gang, auf der anderen Seite weitere starr stehende Androiden. Dein Hirn brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass der Lauf einer Waffe in eure Richtung zuckte. „d/V?" Große Augen, Entsetzen auf ebenmäßigen Gesichtszügen. Du standst plötzlich vor Connor. Und gleichzeitig neben ihm. Dein Blick nur hin und her schnellend zwischen zwei identischen Androiden. Jetzt wusstest du, was dir dein Unterbewusstsein die ganze Zeit hatte sagen wollen. Bereits erkannt hatte, bevor der Griff um dein Handgelenk plötzlich schraubstockartig wurde, ein grober Zug dich gegen einen harten Körper prallen ließ. Die Seriennummer. Connors endete nicht auf -60. Doch das sagte dir der Arm schon, der sich um deinen Hals gelegt hatte. Das kalte Metall, das sich plötzlich in deine Schläfe bohrte. Die kühle, klare Stimme weit getragen von der eisigen Luft. „Fallen lassen. Beide." Die Waffe schien wie von selbst aus deinen klammen Fingern zu rutschen. Auch Connors Arm sank langsam zu Boden. Du hörtest das Geräusch von Metall, das auf den Boden traf. Doch da war noch etwas anderes. Dieses Zucken in deiner Hand, die intuitiv nach dem Arm des falschen Connor gegriffen hatte, der dich noch immer an ihn presste. Die Kordel von Jakes Armband, die sich in deine Haut drückte. Die Smartwatch. „Ich denke, damit endet unser kleines Spiel, Connor." Der Lauf der Waffe von deiner Schläfe in Richtung des RK vor euch wandernd. Die Worte hatten Adrenalin in deine Venen injiziert. Es traf auf dein Herz, ließ es so hart pumpen, dass es die Teile an ihren Platz presste, die mit einem Mal einen klaren Plan ergaben. Keine Starre mehr. Das Risiko zu groß, doch deine Wut größer, als du die Smartwatch mit einem deutlichen „Troy!" auf die Hand des Androiden presstest, die dich noch immer gefangen hielt. Dein Atem stockte. Kein Knall. Schusslose Stille. Deine nächsten Worte heiser, während dein Blick zur Seite zuckte. Der RK regungslos. „Aktiviere Ruhemodus." Du spürtest, wie der Druck auf deinem Brustkorb nachließ, seine Arme nach unten sanken. Ein Kribbeln bis in deine Fingerspitzen schießend, als du dich schwungvoll umdrehtest und deinen Ellenbogen in das Gesicht des falschen Connor rammtest. Ein Knacken. Der Körper merkwürdig steif zu Boden fallend. Deine Wut explodierend im nächsten Tritt, den du in die Bauchgegend landetest. Er lag schon am Boden. Keine Reaktion. Nur das Thyrium, das von seiner aufgeplatzten Lippe zu Boden tropfte. Du wolltest noch einmal ausholen, als eine scharfe Stimme dich innehalten ließ. „D/V!" Der Ton schien deinen Körper mit einem Ruck zu ihrer Quelle zu drehen. Connor hatte seine Waffe wieder aufgehoben, zielte auf dich. Deine Haltung plötzlich so steif, als wärst du schockgefroren. Dann spürtest du den Tritt von hinten, der die Luft mit Gewalt aus deiner Lunge presste, dich gegen stumpfe Plastikkörper schleuderte, die neben dir zu Boden fielen wie Kegel. Schüsse hallten. Kurz hintereinander. Dein Atem schmerzhaft, zu stockend vom Schock des Aufpralls. Ein hohles Klicken hatte das Geräusch explodierender Patronen ersetzt, als du dich stöhnend aufsetztest. Dein Blick fiel auf ein weiteres Paar Beine in Jeans, das hinter der Gestalt des abgeschalteten RK aufgetaucht war. Wanderte nach oben zu einem weißen Jackett, in dem Löcher klafften, aufgerissen von etlichen Kugeln. Doch da war kein Blau. Mit zusammengepressten Lippen sahst du, wie sich blendendes Weiß sofort wieder mit künstlicher Haut überzog, nichts als eine leichte Delle auf der Oberfläche hinterlassend. Dann eine Stimme, so wie Connors, nur etwas tiefer. Ihr Besitzer machte einen Schritt nach vorne, die Hände hinter seinem Rücken verschränkt. Ein kühler Blick auf den regungslos ins Leere starrenden Androiden auf dem Boden. „Ich dachte mir bereits, dass man diesen Job keinem Modell überlassen kann, das bereits bewiesen hat, wie fehlerhaft es ist." meinte der RK900 ruhig. Die Augen kalter Stahl, als sie zu Connor schnellten.

------------

Ihr Lieben!! Entschuldigt bitte vielmals, dass ich Pause machen musste. Mich hatte ein Infekt erwischt und mein Hirn war die ganze Zeit ein gequirlter Kannibalen-Smoothy. Jetzt versuche ich wieder, regelmäßig jede Woche hochzuladen!! Seid so lieb und lasst ein Sternchen für mich da, wenn es euch gefallen hat und ich freue mich auf eure Meinung in den Kommentaren. Liebe Grüße, eure CrushCon : )

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top