(Part 3) Broken Shells (Teil 2/ 6)


Du liest dein Knie los. Brauchtest plötzlich Boden unter beiden Füßen, deine Hände Halt auf dem rauen Holz der Sitzfläche. Große Augen starrten dich unter der tief in die Stirn gezogenen Mütze an. Das tiefe Blau, das du erfolglos gesucht hattest. Nahmst den Geruch nach gebratenem Fleisch und warmen Brot wahr. „Late Night Dinner Date?" fragte Jake mit einem Grinsen und hielt eine Tüte mit einem wohl vertrauten Logo hoch.

„Versprich mir, dass du mir nie wieder einen Hamburger kaufst, wenn die FEDs dich grad jagen!" seufztest du gepresst, wolltest die drückende Stille um euch nicht mit lauten Emotionen stören. Es war schwer. Was gegen deine Brust drückte, dir den Atem raubte, wollte sich mit aller Macht Raum verschaffen. Zwang deinen Puls in einem hastigen Rhythmus durch deine Adern. Du sahst noch das Blau in Jakes Haaren, das graue Ducttape, das seine Gesicht verschandelt hatte. Auch wenn beides nicht mehr da war. Das dunkle Blond in Wellen nach hinten gekämmt, nur noch eine längliche Erhebung unter der makellosen Haut seiner Stirn, wo sie aufgerissen worden war. Deine Hand griff noch immer energisch in seinen Oberarm. Du hieltst ihn fest und auf Abstand zugleich, während du mit gerunzelter Stirn zu ihm aufblicktest. Ihr standet zwischen ramponierten Kisten mit scharf umrissenen „Cyberlife" Aufdruck auf weißem Grund. Sie schirmten euch nur ein wenig von den skeptischen Blicken ab, die euch durch das Kirchenschiff gefolgt waren, als du Jake zur Seite gezogen hattest. „Aber du liebst Burger King... er ist mit extra viel Käse!" wandte er ein. Dieses schelmische, leichte Lächeln auf seinem Gesicht, als er die Tüte in seiner Hand etwas anhob. Dein zitternder Blick auf seinen vollen, weichen Lippen. Die Erinnerung daran, wie kalt sie gewesen waren, als du sie geküsst hattest. Du zogst unwillkürlich am Ärmel seines Mantels. Griffst so fest in den Stoff, dass du die Knötchen der Wolle unter deinen Fingerspitzen spürtest. Auch wenn Jake an seinem Lächeln festhielt, es war plötzlich starrer. Du sahst das leichte Zucken in seinen Mundwinkeln, das rasche Blinzeln. Er stellte den Beutel vorsichtig auf dem staubigen Boden ab, legte seine Hand auf deine, die noch immer in seinen Ärmel gekrampft war. Sein Griff sicher. Warm. Ließ dich dennoch zittern. Die Empfindung wie eine Welle durch deinen Körper rollend, die viele Emotionen mit sich riss. „Ich war vorsichtig. Eine Sonderanfertigung erkennt niemand, solange sie mich nicht checken." meinte er dann leise, deutete mit einem Finger auf die dunkelblaue Wollmütze, die seine LED verdeckte. Warum hatte er das verdammte Ding nicht ablegen wollen? Du atmetest hörbar aus. Jake trat einen Schritt auf dich zu, doch nicht zu nah. Nur wenn er sich herabbeugte, würden seine Lippen deine Stirn streifen. Du wolltest, dass sie es taten. Dich versichern, dass dich kein eisiger Schauer mehr erfasste, wenn sie dich berührten. Die Aura seiner Nähe plötzlich ein Druck, der sich hinter deinen zusammengepressten Lidern ballte. Eine Enge in deiner Kehle. Du schlucktest hart, sonst hättest du keinen Satz durch sie hindurchzwingen können. „Du wirst von der Polizei gesucht! Deine..." wispertest du, suchtest kurz nach einem besseren Wort, ehe du zwangsläufig das hervorstießt, das du eigentlich vermeiden wolltest. „Besitzerin... hat dich als gestohlen gemeldet! Du hättest in einer Zelle enden können ... oder schlimmer." Ein Schlucken. „Ich hätte dich nie..." Deine Stimme so durchscheinend dünn, dass sie schließlich unhörbar mit dem Hintergrund aus knarzendem Holz und schwachem Wispern verschmolz. Du sahst auf, griffst seinen Arm fester. Es half, das Zittern zu unterdrücken. Plötzlich eine Trübung im Ozean seiner Iris, als Jake dich anblickte. Einen Moment nichts sagte. Seine Zunge fuhr kurz über seine Lippen, ehe sie sich wieder zu einem leichten Grinsen verzogen. „Ich habe sogar grünen Tee!" flüsterte er dann, wieder dieser Glanz in seinen Augen, der jeden Schatten vergessen ließ. Strich sanft mit seinem Daumen über deinen Handrücken. „Jake, das ist... ich..." Weitere Worte verloren sich im Nebel deines gepressten Atems, der in der eisigen Luft kondensierte. Seine Brauen zogen sich zu einer tiefen Furch zusammen. Ein reumütiger Ausdruck, als er in deine Augen sah. Zu stark glänzend von zu viel Feuchtigkeit. Du bemerktest, wie er deine Hand losließ, spürtest stattdessen eine warme Berührung auf deiner Wange. Vorsichtig. Zu rasch nur noch ein Prickeln auf deiner Haut, das alles war, was du hinter zusammengepressten Lidern noch durchdringen liest. Bis du sein eindringliches Flüstern hörtest. Er musste sich zu deinem Ohr herabgebeugt haben, denn du konntest den warmen Hauch seines Atems in deinem Nacken spüren. „Es war mir wichtig. Du hast... viel durchgemacht. Nur... wegen mir." Sein Haar streifte leicht deine Schläfe, als er sich wieder aufrichtete. „Sag nicht „nur"...!" stießt du hervor, deine Stimme gepresst, tonlos. Du atmetest stockend ein, schienst plötzlich zu schwanken wie ein trunkener Kreisel, dessen Rotation zu langsam geworden war. Zu wenig Energie. Bis deine Stirn Halt in seiner Halsbeuge fand, deine Hände am Revers seines Mantels. Der raue Stoff seines Shirts streifte deine Nasenspitze, der leicht modrige Geruch der „Jericho" noch im feinen Netz des Gewebes verfangen. Doch das nahmst du kaum wahr. Da war nur noch die Wärme, die er ausstrahlte. Dich plötzlich einhüllte, als wärst du an einem Wintertag gerade in die wohlige Hitze deines Hauses getreten. Es ließ die Erinnerung an seine eiskalte Haut langsam schmelzen, die du noch immer unter deinen zitternden Fingerspitzen zu fühlen schienst. Dich nicht bemerken ließ, wie mit einem Mal ein Murmeln anschwoll, um im nächsten Moment zu verstummen. Platz machte für Markus Stimme, vibrierend in den alten Mauern, bestimmt. Seine Worte kaum in dein Bewusstsein dringend, als er zu einer Rede anhob. „Unsere Leute werden in Lagern zerstört." Du spürtest, wie sich Jakes Brust unter seinen künstlichen Atemzügen hob und senkte. Seine Arme eng um dich legten, eine Hand auf dein Haar. Dich wortlos an ihn pressten. Deinen ganzen Körper plötzlich in seine Form schmelzen zu lassen schienen. „Die Zukunft unseres Volkes". Warme Lippen auf deinem Scheitel. Eine Versicherung. Das er da war. „Wenn sie Krieg wollen, bekommen sie ihn." Du schlucktest, als die scharfe Realität der Worte in dein Bewusstsein durchstach. Eine Gänsehaut hinterließ. „Wir werden für unsere Freiheit kämpfen." Deine Arme fuhren unter Jakes Mantel, pressten ihn fest an dich. „Seid ihr bereit, mir zu folgen?" Du öffnetest mit einem Mal deine Augen, blicktest zu ihm auf. Ein harter Zug um seinen Mund, die Stirn gerunzelt. Laute Schreie, die frenetisch mit den jubelnden Gestalten am Rande deines Blickfeldes um euch tanzten. Ekstatisch, aggressiv. Sie würden folgen. So wie ihr.

Der Burger war nur noch lauwarm, als du ihn verschlangst. Saftiges Fleisch und extra viel Käse führten deinem Körper endlich die Kalorien zu, nach denen er schon seit deinem Aufwachen gelechzt hatte. Dein verzehrender Hunger ein Gefühl, das Jake nicht kannte und trotzdem so gut verstand, als er dir die Tüte deines Lieblings-Fast-Food-Restaurants mit einem breiten Lächeln überreicht hatte. Es war gut, dass deine Kiefer gerade mit Kauen beschäftig waren, denn sonst hätten sie sich Gedanken darüber machen müssen, wie sie am besten all die Dinge artikulierten, die du den tiefblauen Augen sagen wolltest, die dich erwartungsvoll anblickten. Jake saß nah vor dir auf dem staubigen Boden der Sakristei, die Beine untergeschlagen, seine Hände auf deinen Oberschenkeln ruhend. Es war der einzige Ort in der verlassenen Kirche, der euch etwas Privatsphäre hinter einer morschen Tür gönnte. Eine elektrische Laterne neben euch stehend, deren mattes Licht Jakes ebenmäßige Züge betonte, sein dunkelblondes Haar glänzen ließ. Hier waren die kleinen Fenster noch nicht eingeschlagen worden, auch wenn die männlichen Geschlechtsteile, die jemand neben dir in den Holzboden geritzt hatte, den Ort bereits anderweitig entweiht hatten. Jake hatte den Schlafsack mitgebracht, auf dem du jetzt saßt. Weiß Gott, wie er den um die Uhrzeit in die Finger bekommen hatte. Weil er wusste, wie erschöpft du warst. Wie kalt dir war. Obwohl er es noch nie gespürt hatte. Du verschmiertest die blütenweiße Serviette mit Ketchup und Fleischsaft, als du Gesicht und Hände abwischtest und sie in die Tüte mit dem BurgerKing-Logo stopftest. Das Knistern hallte merkwürdig laut in dem kleinen, leeren Raum. Jake griff sofort nach dem Teebecher neben ihm, einen dunklen Kreis auf den staubigen Dielen hinterlassend, als er ihn hochhielt. Dass du mit beiden Händen den Pappbecher und seine Finger umfasstest, entlockte ihm ein sanftes Lächeln. Beides die Wärme spendend, die du so vermisst hattest. Du ließt nicht los, während du vorsichtig an der Flüssigkeit nipptest. Die Stille zwischen euch nicht unangenehm. Da war nur kein Bedürfnis nach Worten. Eine Ruhe, die ihr wohl Beide gerade brauchtet. Deswegen wollte sie keiner von euch mit komplizierten Gefühlen stören, die ihr in ungelenke Sätze zu pressen versuchtet. Also ruhten die Emotionen hinter deinen Lidern, auf deiner Zunge, bis sie genug Kraft gesammelt haben würden, um sich der Außenwelt zu stellen. Du betrachtetest das Blau der LED auf seiner Schläfe, machte das versiegende Rot, das noch immer so scharf in deiner Erinnerung leuchtete, zum Teil eines entfernten Alptraums. Sein Blick wie eine warme Decke um deine Schultern. Du nahmst wieder einen Schluck. Er half gegen die plötzliche Enge in deiner Kehle, während du Jakes schönes Gesicht betrachtetest. Hattest die Konturen so oft in deinen Gedanken nachgezeichnet, bis er wieder vor dir inmitten der Kirchenbänke aufgetaucht war. Du löstest eine Hand von dem Becher, folgtest mit zusammengezogen Augenbrauen sanft der länglichen Erhebung auf seiner Stirn, wo der Riss verschweißt worden war. Geöffnet von einer Kugel, die ihn nur als ein Stück Plastik gesehen hatte. Die nicht wusste, was er dir bedeutete. So schmerzhaft klar geworden, als du zitternd seinen Kopf gehalten hattest, soviel dickflüssiges Azur auf deinen Fingerspitzen. Dieses verdammte Brennen in deinen Augen. Obwohl deine Finger jetzt nur in weiches, blondes Haar fassten, dann hinter seinem Ohr hinab zu seinem Nacken glitten. Spürten, wie er sich in deine zärtliche Berührung lehnte. Diesmal nicht, weil er zu schwach war, seinen Kopf aufrecht zu halten. Warmer Wasserdampf auf deinem Gesicht, der von dem heißen Tee in euren Händen aufstieg. Ein neutraler Körper, an dem ihr euch beide festhalten konntet. Keine kalten Erinnerungen aufwühlend. Jakes freie Hand kurz zögerlich, ehe sie über deine Wange fuhr, dann sanft dein Kinn umfasste, seinen Daumen über deinen Kiefer streichen ließ. Eine unsichere Frage in seinem Blick, als er den Kopf schieflegte und sich zu dir neigte. Seine vollen Lippen langsam ihren Weg durch die winterliche Kälte, Distanz und unausgesprochenen Worte zwischen euch fanden. Bis du ihre Weichheit und Wärme auf deinen spürtest. Ein flammendes Kribbeln in deiner Magengegend, schön und qualvoll zugleich, als sich die sanfte Berührung mit vergangenen Bildern und Empfindungen verband. Thyrium, das deinen Mund blau färbte, so bitter schmeckte. Zu viel Angst. Übelkeit. Verursachte wieder dieses Brennen hinter deinen geschlossenen Lidern, das du rasch unterdrücktest, dich gegen seine Lippen presstest, etwas Weiches und Feuchtes in deinen Mund dringen ließt. Es betäubte den Schmerz mit warmer Erregung, die durch deinen Körper strömte. Das einzig bittere an diesem Kuss der Nachgeschmack des Tees auf deiner Zunge. So bedürftig nach seiner. Konnte so viel mehr sagen, wenn sie sich sanft gegen seine presste, als mit klangvollen Worten. Der Becher in eurer Hand plötzlich schwer, störend. Rasch abgestellt, als du Jake an dich zogst, dich auf den Schlafsack sinken, seinen Körper folgen ließt. Nur in seine Wärme eingehüllt werden, seine pulsierende Form auf dir spüren wolltest. Lebendig. Wie er im nächsten Moment über dir war, sich auf seine Ellenbogen stützte, so bedacht darauf, dich sein Gewicht nicht spüren zu lassen. Nur seinen weichen, warmen Kuss. Keine Worte zwischen euch, dafür viele Emotionen, die eure Körper bewegten. Von einem Moment auf den Anderen deinen Puls beschleunigten, deine Hände unter sein Shirt gleiten ließen. Das erste Mal berührten, was bis dahin nur eine Ahnung unter einer Umarmung gewesen war. Soviel Erleichterung und Qual mit dem sanften Kontakt deiner Finger. Weil seine Haut so weich war, so warm. Sich gewölbte Muskeln unter deinen Fingerspitzen zusammenzogen. Du ein leises Seufzen von Jake hören konntest. Er keine starre Hülle war, die nicht mehr reagieren konnte. Ein Schauer ließ dich zusammenzucken. Das scharfe Kribbeln hinter deinen Lidern intensiver, als du deine Beine um seine Hüfte schlangst, deine Hand seinen Nacken fester griff. Hieltst, an dich presstest, was du nie wieder loslassen wolltest. Doch Jake hielt Abstand. Zuviel, um ihn an deiner Mitte zu spüren, löste sich vorsichtig aus eurem Kuss. Du öffnetest deine Augen, ein leises Schniefen, trafst auf weite Pupillen, umgeben von tiefem Blau, schattig in der Dunkelheit. Seine hellen Brauen leicht gehoben. Er strich sanft über dein Haar, nur seine LED ein unruhig rotierender Wirbel aus Gelb und Rot, reflektiert von den dunkelblonden Strähnen in seiner Stirn. Euer Atem rasch. Laut in der dunklen Stille. Der Augenblick unsicher auf den Beinen. Du wusstest nicht, ob er sich fangen oder stürzen würde. Eure Blicke... anders. Deine Fingerspitzen strichen über weich geformte Bauchmuskeln, als du ihn ansahst, wanderten weiter zu seiner Hüfte. Sein nächster Atemzug tief, hörbar, ehe er langsam dem Druck deiner Hand nachgab. Bis du seine Wärme zwischen deinen Beinen spüren konntest.

------

Ja, es gibt eine Fortsetzung dieser Szene. : ) Aber in meinem anderen Buch „Closer". Wer keinen Smut mag, kann das Special einfach ignorieren, ihr verpasst nichts. Wer es aber mag, kann gleich bei „Closer" weiterlesen ; ) (da „Blue Blood" ja smut-frei ist). Das Kapitel heißt „(JakexReader) Blue Blood - Broken Shells (Teil 2 Special) (Smut/Lemon)" (2 Teile). Viel Spaß! Wollt ihr direkt im Anschluss an dieses Kapitel weiterlesen, scrollt bitte bis zum Absatz nach unten. ; ) Hier geht es nächste Woche weiter! Liebe Grüße, eure CrushCon : )

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top