Mathe

ALEC
Durch das zweite Klingeln, dass uns Schülern signalisieren sollte, dass der Unterricht begann, wurde ich erneut aus meinem eher dösenden Schlaf gerissen. Als ich dann auch noch schwerfällig meine Augen aufschlug und nun auch das passende Bild zu der Lautstärke im Klassenraum auf mich einprasselte verzog ich sichtlich unzufrieden mein Gesicht. Ich hasste es hier! Dafür gab es auch keine schöneren Worte, ich hasste es einfach! Mit einem noch mieseren Gefühl als vorher, ließ ich mich halbwegs vernünftig auf meinen Platz rutschen, ehe auch schon unser Kurslehrer den Raum mit einem fröhlichen Lächeln betrat. Wie konnte der Mann nur so gute Laune haben? Er hatte den gesamten Tag über mit pubertierenden Schwachköpfen zu tun und musste auch noch dafür sorgen, dass wir halbwegs viel Wissen auf unserem Weg zum Erwachsenenalter mitnahmen. Um seinen Job war der Mann meiner Meinung nach nicht zu beneiden. Da es mir aber immer noch nicht besonders gut ging, war ich wenigstens froh, dass es leiser wurde, sobald der Lehrer vorne seine Tasche auf dem Pult abstellte. Wie erwartet begrüßte der Mann uns freundlich und fing dann mit seinem Unterricht an, viel machten wir allerdings nicht. Wir bekamen erst einmal eine Einführung in unser neues Thema und nur knapp eine halbe Stunde später hatten wir auch schon ein paar Aufgaben am Hals, die wir ohne Partner bearbeiten sollten.

Mittlerweile hatten die Meisten sogar angefangen zu schreiben und nur noch vereinzelt waren ein paar Stimmen aus dem Raum zu hören. Ich hingegen saß noch immer ziemlich überfordert vor meinem Blatt, denn eigentlich war die Aufgabe relativ simpel...ich fühlte mich nur irgendwie so, als müsste ich mich jede Sekunde übergeben. Meine Konzentration war wie weggeblasen! Ein Seitenblick herüber zu Lydia und Raphael sagte mir, dass auch die Beiden keinerlei Anstalten machten die Aufgabe vor Ihnen zu lösen. Sie hatten ja nicht einmal mehr ihre Bücher aufgeschlagen, im Gegensatz zu mir. Stattdessen machten sie sich einen Spaß daraus ein paar unserer Mitschüler aus den vorderen Reihen mit Papierkügelchen zu bewerfen, die sie aus ihren Blättern abrissen und schließlich noch formten. Immer, wenn der Lehrer nicht hin sah, warfen die Beiden ein weiteres Kügelchen und einer aus der ersten Reihe drehte sich frustriert nach hinten, weil er keine Ahnung hatte wer ihn gerade abgeworfen hatte. Nach einer Weile wurde es mir dann allerdings auch irgendwie zu langweilig den Beiden weiter bei ihrem Spielchen zuzusehen, weshalb ich meinen Blick wieder auf die vor mir liegende Rechenaufgabe richtete und es noch im selben Moment bereite, da die Übelkeit sich jetzt noch weiter durch meine Magengegend zog. Leise gab ich ein Seufzen von mir und versuchte mich wenigstens halbwegs auf die vor mir liegende Aufgabe zu konzentrieren, die ich eigentlich relativ gut lösen konnte.

Nach einer Weile bemerkte ich jedoch, dass mich jemand anstarrte...zumindest fühlte es sich so an, als würde mich jemand beobachten. Aus diesem Grund hob ich auch meinen Kopf, um zu sehen ob ich tatsächlich angestarrt wurde und tatsächlich hatte ich mit meinem Gefühl richtig gelegen. Nur Sekunden später sah ich direkt in ein paar ziemlich Star leuchtende, dunkelgrüne Augen, welche mich fasziniert musterten. Sobald sich unsere Blicke trafen, spürte ich, wie mein Herz eine Sekunde lang aussetzte nur, um kurz darauf wieder doppelt so schnell weiter zu schlagen. Es war eindeutig Magnus, der mich hier gerade angestarrt hatte und in dessen Augen ich jetzt gerade blickte. Zugegeben, etwas überraschen tat es mich schon. Warum starrte er mich denn die ganze Zeit an? Konnte er mich nicht leiden? War er einer dieser Menschen, die Andere mit ihren Blicken töten wollten? Aber eigentlich war sein Blick viel weicher und viel freundlicher als das. Es sah, wenn ich länger darüber nachdachte tatsächlich eher gegenteilig aus. Das machte aber vermutlich keinen Unterschied mehr wie er jetzt noch über mich dachte...in ein paar Stunden würde er sich wie alle anderen an dieser Schule nicht einmal mehr trauen mir auf dem Gang ins Gesicht zu sehen. Die Meisten sahen weg, sobald sie nur die Vermutung hatten, dass meine Freunde und ich in der Nähe waren, was aber vermutlich eher an Raphaels Neigung zur Gewalt lag. Ich konnte verstehen, dass viele sich allein schon wegen der Gerüchte, die über uns im Umlauf waren von uns fern hielten. Obwohl die Meisten davon nicht einmal mehr der Wahrheit entsprachen, aber danach fragten die meisten Schüler nicht einmal mehr.

Stopp! Warum machte ich mir eigentlich überhaupt Gedanken darüber ob er mich mochte oder nicht?! Ich kannte den Kerl ja nicht einmal wirklich! Innerlich über mich selbst die Augen rollend richtete ich meinen Blick wieder auf das Blatt vor mir und versuchte mich wieder auf diese ziemlich langweilige Aufgabe des Lehrers zu konzentrieren. Doch die gesamte Zeit über, in der ich mich schon fast krampfhaft auf die Aufgabe fixierte, spürte ich seinen Blick noch immer auf mir liegend. Es war jedoch kein unangenehmes Gefühl mehr beobachtet zu werden, wenn ich mich nicht täuschte, dann beruhigte ich mich sogar ein bisschen.

MAGNUS
Nachdem der Lehrer uns nur kurz nach dem Beginn des Unterrichts mit Aufgaben versorgt hatte, hatte ich eigentlich wie alle um mich herum damit anfangen wollen die Liste abzuarbeiten. Allerdings klappte das Ganze nicht unbedingt so wie geplant, denn meine Konzentration wollte einfach nicht so richtig mitspielen. Immer wieder schweiften meine Gedanken ab und landeten direkt bei den Jungen, der nur schräg hinter mir saß. Diese leuchtenden, Ozean blauen Augen tauchten immer wieder vor meinem Inneren Auge auf. Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus und drehte mich wie automatisiert zu dem Jungen herum. Ich konnte garnichts anderes tun, als ihn ununterbrochen anzusehen. Irgendwann hob er dann ebenfalls seinen Kopf und ich konnte wieder in die mir vor wenigen Minuten noch so wunderschön ausgemalten Augen hinein sehen. Mein Herz fing sofort an doppelt so schnell zu schlagen, während ich mich in seinen Augen verlor. Eine unglaubliche Stärke strahlten seine Augen aus und obwohl man ihm ansehen konnte, dass es ihm nicht besonders gut ging, strahlten seine Augen gleichzeitig eine angenehme Ruhe aus, die sofort auf mich über ging. Es war schon beinahe so, als würden seine Augen eine Geschichte erzählen, man musste nur genau hinsehen und zuhören.

Ich hätte Ewigkeiten damit verbringen können mich in seinem Blick zu verlieren, doch leider veränderte sich nach wenigen Minuten der Blick meines Gegenübers. Er wurde nachdenklich, wenn nicht sogar ein wenig melancholisch. Worüber er wohl nachdachte? Ich wüsste so gerne was jetzt gerade in seinem Kopf vor sich ging...vielleicht dachte er ja ich würde ihn nicht mögen und ihn deshalb anstarren. Als er seinen Kopf dann auch noch wieder sinken ließ, breitete sich ein Gefühl von Enttäuschung in meinem inneren aus und der Wunsch ihn noch langer ansehen zu können erwachte erneut zum Leben. Vielleicht bekäme ich im Laufe des Tages noch die Möglichkeit den Jungen einmal richtig kennen zu lernen und mich sogar mal mit ihm zu unterhalten.

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Ich freue mich, dass du dich für das lesen meiner Geschichte entschieden hast. Mein Name ist V_S_R und ich würde mich über eine Rückmeldung von dir freuen❤️

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