Kapitel 17
Ich hatte über ihn nachgedacht, ohne zu wissen, dass er die ganze Zeit hier neben mir war.
"Jesper?",fragte ich vorsichtig, um zu testen, ob er wach war. Als ich keine Antwort erhielt, setzte ich mich auf das Bett, um eine bessere Sicht zu haben. Er sah aus, als würde er noch schlafen. Zum Glück, sonst hätte ich wieder mit einem Angriff rechnen müssen.
Die Zimmertür öffnete sich und eine Krankenschwester betrat das Zimmer. "Oh, gut, du bist aufgewacht",bemerkte sie erstaunt. "Wir haben eine schwere Gewalteinwirkung an deinem Hals festgestellt. Möchtest du uns vielleicht sagen, wer es war?"
Während sie das erwartungsvoll fragte, stellte sie frisches Essen auf meinen und Jespers Tisch. Besorgt schaute ich zu Jesper herüber. Wenn ich die Wahrheit sagen würde, würde er sicherlich eine Menge Ärger bekommen. Außerdem war es ja eigentlich meine Schuld.
Also schüttelte ich nur geistesabwesend den Kopf. Doch scheinbar hatte sie meinen Blick bemerkt und sah mich verwundert an. Deswegen stellte ich die Frage, die mich sowieso interessierte:"Wie geht es ihm?"
"Naja, den Umständen entsprechend",antwortete die Krankenschwester, "er hat viele Prellungen, ein paar gebrochene Rippen und eine schwere Gehirnerschütterung, weswegen er immernoch bewusstlos ist. Warum interessiert dich das denn?"
Schnell murmelte ich:"Nicht so wichtig" und deutete ihr mit einem Blick an, dass sie besser gehen sollte. Als sie das tat, atmete ich tief durch.
Sobald er aufwacht, könnte ich die Angelegenheit allein mit Jesper klären, ohne, dass jemand davon erfahren müsste. Vielleicht würden die Wünsche dann endlich keine Konsequenzen mehr für mich haben. Ich hoffte es so sehr.
Die Wünsche! Ich wollte doch noch Fayne und Cindy vor ihnen warnen. Während ich im Krankenhaus lag, könnte ihnen wer weiß was passiert sein.
Hastig sprang ich aus dem Bett und lief Richtung Tür. Doch ich drehte mich auf halber Strecke um, um Jesper zu betrachten. Sein Gesicht war längst nicht mehr so hasserfüllt aus wie vor ein paar Stunden.
Ganz im Gegenteil, er sah wieder genauso aus wie der Jesper, den ich liebte. Keine Ahnung, ob er wenn er aufwachen würde, er so bleiben würde oder er mich wieder umbringen möchte, wenn er aufwachen würde.
Also tat ich etwas, was mich selbst überraschte, aber was ich ihm schuldig war. Ich ging zurück zu seinem Bett und... küsste ihn.
Obwohl Jesper immernoch nicht wach war, war es ein schöner Kuss. Er war zwar ganz anders als ich mir meinen ersten Kuss mit ihm vorgestellt hatte, aber auf seine eigene Art schön.
Würde er sich später noch an den Kuss erinnern? Das spielte jetzt keine Rolle, denn würde er wieder böse werden, hatte ich ihn wenigstens ein einziges Mal geküsst. Und diese Gelegenheit wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.
Warum hätte ich das nicht einfach tun können, als er entschuldigend vor meiner Tür stand? Dann hätte er keinen Grund gehabt, mich zu hassen, er hätte mich nicht umbringen wollen, wir beide wären nicht verletzt und vielleicht sogar glücklich.
Aber was geschehen ist, lässt sich nicht ändern. Was ist sich ändern lässt, ist jedoch, dass Fayne und Cindy keine Ahnung haben, wie gefährlich die Wünsche sein können. Nachdem ich mich so hab ablenken lassen, musste ich sie jetzt endlich warnen.
Deswegen rannte ich so schnell wie möglich aus dem Raum, nur um dann mit jemandem an der Tür zusammenzustoßen.
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