Kapitel 11

"Es ist nicht so wie du denkst",wollte ich mich rechtfertigen, aber Cindy schrie bereits los. Ich legte das Messer ab, kniete mich hin, sodass wir auf derselben Augenhöhe waren.

"Du musst mir vertrauen, das alles hat einen Grund",versicherte ich ihr während ich ihr tief in die Augen blickte. Cindy schaute mich immernoch verstört an. Scheinbar schien sie überhaupt nicht zu begreifen, was gerade los war.

"Aber das hat nichts mit Jesper zu tun, oder?"
"Was? Nein!",erwiderte ich empört. "Na gut, vielleicht schon ein wenig. Lass mich es dir erklären." Ich griff nach dem Buch und blätterte durch die Seiten.
"Hier, schau. Das sind Wünsche. Sie sind in Blut geschrieben, deswegen habe ich mir diese Wunde zugefügt."

Cindy machte große Augen. "Kann ich mir dann auch etwas wünschen?",fragte sie verwundert und begeistert zugleich.

"Ähm,... klar",antwortete ich zögerlich. Obwohl ich sie da eigentlich nicht mit reinziehen wollte, konnte ich ihr es jetzt nicht mehr vorenthalten. Schließlich hatte sie genauso wie ich das Recht auf Wünsche.

Trotzdem hoffte ich innerlich, dass sie sich mit einem kleinen Wunsch zufrieden stellen würde. Sie würde dann hoffentlich nicht wie ich in Schwierigkeiten geraten.

"Ich will ein Einhorn!",rief meine Schwester begeistert. Das hatte zwar nicht erwartet, aber dieser Wunsch würde hoffentlich keine Konsequenzen haben. Also tunkte ich erneut meinen Füller in meine Wunde und schrieb den Satz:"Ich wünsche mir, dass Cindy ein Einhorn bekommt."

Auf einmal klingelte es an der Tür. Voll Vorfreude rannte Cindy zur Tür. Hastig legte ich währenddessen das Buch zu den Kochbüchern und wusch das Messer ab. Falls jemand von meiner Familie an der Tür sein würde, wäre es gut alle Spuren verwischt zu haben.

Eigentlich wollte ich mir gerade einen Verband im Badezimmer holen, aber dann rief Cindy: "Maddy, hier will dich jemand sprechen!"

Also ging zur Tür und versteckte meine blutende Hand hinter meinem Rücken. "Hey",begrüßte ich meinen Gast ohne ihn anzuschauen.

Doch dann tat ich es. Es war Jesper. Er sah so ungewohnt aufgelöst aus. Seine Augen waren mindestens so rot wie meine.

"Jesper, was...?",fing ich an, doch er unterbrach mich:"Ich fühl mich furchtbar, weil ich dir das angetan habe. Dabei habe ich das bloß gesagt, weil..." Er senkte seinen Blick. "...ich dich wirklich mag. Ich wollte nur nicht, dass sich die anderen Jungs über mich lustig machen. Ich hoffe, du kannst das verstehen."

War das die Wahrheit? Mein Herz machte einen Sprung. Plötzlich war ich so glücklich und wollte ihn sofort küssen.

Aber nun fiel mir wieder mein Wunsch ein. Ich wollte ihm doch die kalte Schulter zeigen. Also verwandelte sich meine Freude in Zweifel. Sollte ich meinen Stolz herunterschlucken und ihm vergeben?

"Maddy?",fragte er, schaute mir direkt in die Augen und erzwang damit eine Antwort.

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