Kapitel 10

Ich schwänzte den restlichen Unterricht und fuhr direkt nach Hause. Zum Glück waren meine Adoptiveltern noch arbeiten und meine Geschwister noch in der Schule. Ich wollte im Moment niemanden sehen.

Nur zur Sicherheit schloss ich dennoch die Zimmertür hinter mir ab. Daraufhin sackte ich entlang der Tür zusammen. Eine Flut aus Tränen überkam mich. So saß ich ein paar Minuten da und weinte, bis meine Augen wehtaten.

Dann kam ich endlich wieder zu mir und wischte mir die Tränen weg. Ich fing wieder an klar zu denken. Was sollte ich jetzt machen?

Nach dem Hass und der Verzweifelung kam nun ein anderes Gefühl in mir hoch: Ich wollte mich rächen. Und ich wusste auch schon wie ich das tun wollte.

Schnell kramte ich das Buch hevor und lief in die Küche. Ich zog ein großes, spitzes Messer hervor und schnitt in meine Handfläche. Blut rann aus der großen Schnittwunde. Es tat viel mehr weh als letztes Mal, aber das war mich bei meiner momentanen Gefühlslage sowieso egal.

Das Einzige, das jetzt zählte, war meine Rache. Behutsam tupfte ich den Füller ins Blut und blätterte auf die nächste unbeschriebene Seite. Dann schrieb ich darauf:
"Ich wünsche mir, dass Jesper unsterblich in mich verliebt ist."

Jesper sollte dasselbe fühlen wie ich, wenn ich ihm dann das Herz brechen würde. Doch ich war noch nicht fertig. Auch Fayne wollte ich dafür bestrafen, dass sie sich von mir abgewendet und meine Geheimnisse ausgeplaudert hat.

Also formulierte ich auf der nächsten Seite:
"Ich wünsche mir, dass Fayne keine Freunde aus mir mehr hat."

Nachdem ich mit dem Satz fertig war, bereute ich ein wenig, was ich da geschrieben hatte. War ich zu hart zu ihnen gewesen? Aber eigentlich hatten sie es nicht besser verdient, redete ich mir ein.

Ich wurde völlig aus meinen Gedanken gerissen, als ich bemerkte, dass jemand die Wohnungstür öffnete. Stocksteif stand ich da, als Cindy mich mit meiner blutverschmierten Hand und dem Messer in der anderen Hand bemerkte.

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