ℭ𝔥𝔞𝔭𝔱𝔢𝔯 𝔰𝔢𝔳𝔢𝔫

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ᴊᴇᴏɴ ᴊᴇᴏɴɢɢᴜᴋ

ʟᴏɴᴅᴏɴ, 𝟸𝟺 ᴊᴀɴ. 𝟷𝟽𝟷𝟾

»Ich bin wach!«, schrie ich aus dem Nichts euphorisch empor, setzte mich wie von der Tarantel gestochen mit einem einzigen Ruck wieder kerzengerade auf. Doch bereute ich diese Tat sofort, denn mein Nacken sowie Rücken meinten nun endgültig streiken zu müssen und ließen mich dadurch erneut auf den Tisch zurücksinken. Nach einigen Sekunden der Ruhe setzte ich mich nur ganz langsam auf, strich mir mit einer Hand über die schmerzenden Knochen. Dies alles ging dann in eine dehnende Bewegung über, in welcher meine Arme sich dem Himmel entgegen streckten, gefolgt von einem lauten Gähnen, wodurch ich bemerkte, dass etwas klebriges an meiner Wange hing. Die Augen nur zur Hälfte geöffnet und nochmals leise gähnend griff ich nach diesem Etwas, das sich als Blatt Papier herausstellte. Im Halbschlaf konnte ich allerdings so gut wie nichts erkennen, weswegen ich dieses einfach zu den anderen auf den Tisch legte.

Einige Minuten verstrichen während ich stumm und gar schon leblos sitzen blieb, schlichtweg einfach nicht in der Lage war, ansatzweise klar zu denken. Dabei sank ich immer weiter nach hinten, bis mich schließlich etwas vor einem baldigen Fall auf den Boden bewahrte. Ein leises Seufzen entkam meinen trockenen Lippen, als ich versucht war, mich so langsam zu orientieren. Der harte Stuhl unter meinem Hinterteil sowie die Lehne an meinem Rücken bewiesen mir, dass ich wohl im Büro sein musste. Oder besser gesagt, noch immer. Dazu kam der helle Sonnenschein, welcher mir dank einer leichten Drehung des Kopfes herzlichst ins Gesicht lachte und so langsam erwachte mein müder Verstand. Alle Puzzleteile fanden zusammen, ergaben ein klares Bild und so wusste ich wieder alles, was in der gestrigen Nacht passierte. Jedenfalls schätzte ich es auf gestern, wieso sonst sollte sich niemand außer meiner Wenigkeit hier aufhalten?

Mit einer einfachen, halben Drehung sah ich der fest verschlossenen Holztür entgegen. Dazu stand der Stuhl noch immer an diese gelehnt, so, wie ich ihn letztens noch hingestellt hatte. Nur ganz langsam fanden meine Augen zurück zu dem verwüsteten Stapel an Papier, wie als hätten diese Angst, vor der Antwort, die sich offenbaren könnte. Dann fixierten sie dieses eine Exemplar, welches an meiner Wange geklebt hatte. Dieses eine, das nicht dazu passte und mir vollkommen fremd erschien.

»Verlier nicht solch wichtige Dinge, mein kleines Menschlein«

Dieser eine Satz tauchte auf einmal wieder in meinem Kopf auf, spukte dort umher und ließ mich die ganze Sache nur nochmals hinterfragen. Wie war das bloß möglich gewesen? Die Tür war fest versperrt, der Stuhl konnte sich unmöglich von selbst bewegt haben. Genauso wenig wie das Schloss, es war doch vollkommener Blödsinn. Kein menschliches Wesen hätte hier rein können, ohne eine komplette Verwüstung zu hinterlassen.

Mit einem kurzen Handgriff an die Hosentasche spürte ich den kleinen Schlüsselbund, der sich noch immer darin befand, wodurch sich meine Brauen verzogen. Weder die Schlüssel noch ein Fenster wurden benutzt, da diese nur von innen geöffnet werden konnten. Hieß also dieser Jemand vom gestrigen Abend musste wohl schon vorher hier gewesen und auf mich gewartet haben. Genau so musste es gewesen sein.

Aber war ich tatsächlich so unaufmerksam gewesen?

Das durfte nicht passieren. Nein, nie wieder. Ich hatte eine Pflicht, die es zu erfüllen galt und kein Gespinst oder Violinist könnten mich je wieder davon abbringen. Meine Aufgabe war es schließlich nur, die Geschichte des Blondhaarigen herauszufinden und einen eventuell spannenden Artikel darüber schreiben zu können. So kalt und oberflächlich es sich auch anhören musste, so sah nun einmal die Realität aus. Weder wollte ich eine Bindung zu ihm aufbauen, noch tiefer in die ganze Sache mit reingezogen werden. Jedoch, wenn das so weiter gehen würde, könnte es passieren, dass ich private Dinge schnell verdrängen und so vergessen könnte.

Dabei tat ich dies allerdings schon, verriet dadurch nach guten zehn Sekunden meine Prioritäten. Meine Augen lagen auf der Standuhr, welche mit einem kleinen Abstand neben der Tür stand und leise, im Sekundentakt vor sich hin tickte. Dann aber wurde es klar und mit der Erkenntnis, dass ich meine Mutter zum ersten Mal versetzen und im Stich lassen würde, weiteten sich meine müden Augen.

Denn eigentlich liebte sie es, zu solch sonnigen Morgenstunden mit mir einen kleinen Spaziergang zu tätigen. Dann würde sie ihren Arm um meinen schlingen, sich mit einem niedlichen Lächeln über die noch übrig gebliebene Natur freuen und die ein oder andere Geschichte von ihrer Vergangenheit erzählen. Währenddessen würde ich an ihren Lippen hängen, wie so manch Fanatiker des Violinisten.

Jedoch wäre dies alles nur reine Träumerei, wenn ich mich nicht bald auf den Weg machen würde und diesen Musiker aus meinem Kopf bekommen würde. Mit viel Glück hatte ich vielleicht noch eine gute viertel Stunde.

Doch trotz des inneren Stresses gelang es mir einfach nicht, einen klaren Gedanken zu fassen oder mich auch nur ein kleines bisschen zu bewegen. Ich fühlte mich noch immer so unendlich träge, hundeelend und einfach nur noch müde. Wie gerne würde ich nun das weiche Kissen an meinem brummenden Kopf spüren wollen und dieser Gedanke ließ mich doch tatsächlich wohlig aufseufzen.

Mit einem kurzen Kopfschütteln schaffte ich es dann allerdings, meine beiden Arme am Pult zu stützen und so kurz darauf auch schon wieder auf den Beinen zu stehen. Mein Wille, meine Mutter nicht zu enttäuschen, schien in diesem Moment die Kontrolle zu haben und gab meinen bleischweren Knochen die Stütze, die sie brauchten.

Die vielen Zettel schob ich einfach zu einem provisorischen Stapel zusammen, den noch Unbekannten legte ich anschließend oben drauf. Kurz darauf fanden diese ganzen Papiere ihren Platz in einer der vielen Schubladen. Später würde ich schon noch lesen können, was es damit auf sich hatte. Doch jetzt zählte nur, schnellstmöglich zu meiner Mutter zu gelangen.

Journalist hin oder her, Familie hatte höchste Priorität und nicht einmal der spannendste Fall der Weltgeschichte konnte mich davon abhalten, den Stuhl zur Seite zu rücken, die Tür aufzusperren und mich auf den Weg zu machen. Hinter mir hatte ich natürlich wieder abgesperrt, ehe ich mich auch schon durch die ersten Menschenmengen hindurch zwang.

Viele riefen mir hinterher, was für ein respektloser Bengel ich doch war, allerdings kümmerte es mich in diesem Moment nicht mehr. Denn immer, wenn ich ein klares Ziel vor Augen hatte, konnte mich Nichts und Niemand mehr davon abbringen, dieses zu erreichen.

to be continued ...

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Wieso hat mir niemand gesagt, dass ich im letzten Kapitel vergessen habe, »« statt "" zu machen? ;-;

Tut mir leid, falls es ein wenig irritierend beim Lesen war!

Und ich hoffe, dass so ruhigere Kapitel auch hin und wieder in Ordnung sind?

Habt noch einen schönen Tag/Abend ❤️

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