ℭ𝔥𝔞𝔭𝔱𝔢𝔯 𝔣𝔦𝔳𝔢
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ᴊᴇᴏɴ ᴊᴇᴏɴɢɢᴜᴋ
ʟᴏɴᴅᴏɴ, 𝟸𝟹 ᴊᴀɴ. 𝟷𝟽𝟷𝟾
Es erwies sich doch wirklich schwieriger als anfangs gedacht. An Quellen zu kommen, welche die Werke eines bekannten Violinisten aufgezeichnet oder aufgeschrieben hatten. Dabei schien es gar ein Ding der Unmöglichkeit, jemanden zu finden, der dafür keine unmenschliche Gegenleistung verlangte. Dann gab es aber auch so einige, die wahrscheinlich eher Angst davor hatten, dass man sie dafür rügen könnte. Wer wusste denn schon, ob das überhaupt legal gewesen war? Schließlich hätte ich jeden der gefragten Personen dadurch an den Verteidiger des blonden Wunderknabens verpetzen können.
Aber dann, nach vielen weiteren Absagen und Diskussionen, hatte ich es schließlich doch geschafft, an sein sagenumwobenes erstes gespieltes und sogar selbst geschriebenes Werk zu kommen. Ein schon längst vergessener, älterer Herr einer verstaubten Druckerei hatte es mir anvertraut, mit den Worten, er wolle demnächst einen spannenden Artikel davon lesen können. Und selbst wenn ich ihn damit hätte hintergehen wollen, so meinte er, würde es ihm nichts ausmachen, da er dann endlich sein wohl verdientes Ende erleben könne. Und eigentlich hätte ich mich noch viel länger mit ihm darüber unterhalten wollen, allerdings hatte er mich dann auf eine erstaunlich nette Art und Weise verscheucht.
Offensichtlich wollte er einfach nicht weiter darauf eingehen, was ich auch respektierte und so meinen Weg zurück in das kleine Büro antrat. Dabei hielt ich den Stoß an Papier dicht an meinen Oberkörper gepresst, als würde jemandes Leben davon abhängen. Sicher war ich mir bei diesem Gedanken zwar nicht, aber in diesem Moment verspürte ich eine große Unruhe. Denn es hätte auch gut möglich sein können, dass einer dieser verrückten Fanatiker mir gefolgt und nun in den dunklen Gassen auflauern könnte. Eine Seltenheit war es schon lange nicht mehr, dass so manch Zuhörer einen der Schreiber bedroht hatte, da sie ihr Idol in einem schlechten Licht dargestellt hatten. Selbst die noch so kleinste und minimalste negative Andeutung könne sogar einem den Kopf kosten. Wobei, das war ja tatsächlich schon passiert.
Bei diesem Gedanken blieb ich ruckartig, wie zu einer Salzsäule erstarrt stehen, ehe ich ein leises Geräusch vernahm. Normalerweise war es normal, mal hier mal dort ein Geräusch zu vernehmen, doch nicht in diesem Falle. Der gesamte menschenleere Weg erstreckte sich im hellen Mondlicht vor mir. Die Suche hatte wirklich so lange gedauert, was mir aber erst jetzt so richtig bewusst wurde. Und so kam es mir unso surrealer vor, dass ausgerechnet hinter mir solch ein Geräusch ertönte. Doch nun war es verstummt, ebenso wie mein Atem. Unbewusst hielt ich diesen an, ließ keinen einzigen Laut aus meinem Munde kommen. Eine eisig kalte Gänsehaut tänzelten mir auf meiner durch die Kälte gereizten Haut umher, ließ mich dadurch nur noch mehr erzittern.
Vielleicht aber spielte mir mein Kopf einen Streich, wollte mich ärgern, da ich ihm in den letzten Tagen zwar etwas Schlaf und Erholung versprochen hatte, aber dieses Versprechen schlussendlich nicht einmal ansatzweise halten konnte. So musste es wohl sein, denn eigentlich gab es keinerlei Gründe dafür, dass mir nun jemand auflauern könnte. Ich war so vorsichtig wie noch nie in meinem gesamten Leben, hatte keinerlei Spuren hinterlassen und immer ganze fünf Male nachgesehen, ob nicht doch jemand gelauscht haben könnte.
Jedenfalls reimte ich es mir so zusammen, fasste neuen Mut, taute wieder komplett auf. Einen Schritt vor den anderen setzend, trat ich also weiter den steinigen Weg entlang. Meine Augen fixierten einen Punkt in der Ferne, ließen keine Unsicherheit mehr an sich ran. Man hätte meinen können, ich wurde Feuer und Flamme dafür, so schnell wie nur irgend möglich zurück in diese bestimmten vier Wände zu kommen.
Doch wie es der Zufall so wollte, peitschte ausgerechnet jetzt der eiskalte Nachtwind wild umher. Den Atem erneut anhaltend quälte ich mich trotz dessen voran. Es war ja fast schon so, als wolle man um alles in der Welt verhindern, dass ich in das wärmende Büro zurückkam und mir diesen Artikel durchlas. Ein schlechtes Omen, so stempelte ich es einfach ab, dachte nicht weiter darüber nach. Es würde mich doch nur von meinem eigentlichen Ziel ablenken. Und dieses war, hinter das Geheimnis dieses Mannes zu kommen, ohne ihn direkt befragen zu müssen. Vielleicht grenzte es etwas an Stalking, ohne sein Wissen in dessen Vergangenheit herumzuschnüffeln, jedoch wusste momentan sowieso noch niemand davon, also müsste ich mich auch vor niemandem rechtfertigen. Noch nicht jedenfalls. Jede erdenkliche Sekunde könnte es passieren, dass mein Chef meinen könnte, alles darüber wissen zu wollen. Zum einen kannte ich diesen wissbegierigen Menschen in diesem Sinne wohl wirklich schon zu lange, als dass ich da je hätte falsch liegen können. Zum anderen jedoch war ich kein besonders guter Lügner und wer mich gut genug kannte wusste auch sofort, falls ich auch nur dachte es versuchen zu wollen. Zwei der vielen Gründe, warum dies nicht passieren durfte.
Dennoch wollte es mir nicht aus dem Kopf gehen. Dieses ungewollte, erste Treffen mit ihm. Er sah nun einmal so aus, als wäre er einmal durch jede noch so kleine Gasse Londons gelaufen und schlussendlich in dieser einen, wo wir aufeinander trafen, ohnmächtig geworden. Es klang so dumm, vielleicht hatte mir mein Kopf sogar schon zu diesem Zeitpunkt etwas vorgespielt.
Ganz offensichtlich hinterfragte ich mein ganzes Leben, meine bisherigen Handlungen, wusste einfach nicht mehr, was richtig oder falsch war. Alles in mir spielte verrückt, wollte nun endlich die Wahrheit herausfinden. Mein wissbegieriges Köpfchen rauchte schon so unendlich lange vor sich hin, schob nun einmal wieder alles andere in das hinterste Eck meines Unterbewusstseins. Manchmal war ich diesem dafür dankbar, denn dadurch konnte ich diese irrelevanten Gedanken erfolgreich auf später verschieben, doch selbst ich wusste, dass das keine permanente Lösung war. Irgendwann einmal würde doch daran mein Kopf platzen, meine Nerven endgültig zerbersten und alles in Schutt und Asche vor sich hin fackeln.
Doch so lange ich noch die Kontrolle darüber hatte, war alles in Ordnung. Die Frage hierbei war nur, wie lange man diese Kontrolle über eine gewisse Sache behalten konnte. Wochen, Monate, wenn nicht schon unzählige Jahre hatte ich diese und verschloss diese gewissen Sorgen eines jeden normalen Menschen vor der Öffentlichkeit. Ich hatte eindeutig schon aufgehört zu zählen, mit der Zeit wurde es mir einfach zu dumm.
Mit einem kurzen Schnaufen legte ich den wirren Stapel an Papier auf dem hölzernen Schreibtisch ab. Die letzten Meter war ich gesprintet, hielt es nicht länger aus und nun kämpfte ich mit meinem rasselnden Atem. Kein gutes Zeichen, denn eigentlich sollte meine Ausdauer viel besser sein. Verwunderlich war es dennoch nicht, denn durch die letzten Ereignisse vergaß ich es schlichtweg einfach, auf die eigene Gesundheit zu achten und ließ diese schleifen.
Doch nun, wo die Papiere vor mir lagen, war dies alles wieder egal gewesen. Die Tür hinter mir war versperrt, kein stummes Geräusch könnte diese brechen. Der Mondschein erhellte diesen Raum, so auch die geschwungene Schrift und machte sie selbst in dieser Dunkelheit für mich lesbar. Mein Herz begann zu rasen, als ich das erste Papier in die Hand nahm. Ein einfaches Titelblatt mit der Überschrift, nichts außergewöhnliches.
Ab da begann mich seine komische, dennoch interessante Vergangenheit und Geschichte schier aufzufressen. Sie krallte sich an mir fest und nach der ersten Seite wurde mir bewusst, dass mich das alles noch länger als eigentlich geplant verfolgen würde.
to be continued ...
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Kann man mit diesem Kapitel den offiziellen Start verkünden? ヽ(๏∀๏ )ノ
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