•73•

Verschlafen strecke ich meine Glieder von meinem Körper am nächsten Morgen, wobei die dünne Decke von meinem Körper rutscht der morgendlichen Frische die Möglichkeit sich auf meine entblößte Haut zu legen. Während ich mir über meine Augen reibe wende ich meinen Kopf neben mich, wo Lenn noch seelenruhig schläft, ein Arm zu mir gestreckt, welcher sich bis eben noch auf meinem Körper befunden hat. Möglichst leise, ohne ihn zu wecken, husche ich aus seinem Bett, welches wir mehr als einmal diese Nacht genutzt haben, um uns der aufgestauten Lust hinzugeben, und greife nach seinem Hemd, welches ich mir überziehe.

Wie von selbst wandern meine Gedanken zu der Zeit zurück, in der es beinahe natürlich gewesen ist seine Hemden zu tragen, und lassen mich schmunzeln. Daher lasse ich es mir auch nicht nehmen, nachdem ich mir wenigstens meine Hose angezogen habe, die Kajüte zu verlassen und eine Erkundubgstour auf der Hell zu machen. Schließlich sind so einige Jahre ins Land gegangen, somit wird sich auch auf diesem Schiff sicher das ein oder andere verändert haben.

An Deck scheint die Sonne auf mein Gesicht, weshalb ich mir eine Hand vor mein Gesicht halten muss. Kaum eine Seele ist hier zu entdecken, was mich doch verwundert, da ich es gewohnt bin so früh schon Personen umherhuschen zu sehen.

Erschrocken zucke ich zusammen, als ich Lippen an meiner Wange spüre, atme aber erleichtert aus, sobald die Worte "Guten Morgen, Prinzessin", meine Ohren erreichen und kurz darauf sein Lachen. "Wie ich sehe hast du dir Lenn nicht entgehen lassen."
Meine Augen treffen auf Jason's, dem man deutlich an seinem Gesicht ansehen kann, dass auch er erst vor kurzem aufgestanden sein muss. "Warum sollte ich?", antworte ich Schulter zuckend und schmunzle. "Wie ich sehe bist du eben erst aus dem Bett gefallen, was?"

Lachend nickt er. "Ganz genau. Ich wollte mich um etwas zu Frühstücken für Celia und mich kümmern. Und was hat dich aus dem Bett getrieben?" Er sieht sich nun ebenfalls auf dem Deck um, wo sich außer uns niemand befindet. Ich verschränke meine Arme vor der Brust und blicke in Richtung des Meeres, auf dem ich das letzte Mal gewesen bin wie auf diesem Schiff. "Ich weiß nicht. Wahrscheinlich um der alten Zeiten willen."

Ich spüre wie er neben mir meinen Blick verfolgt und für einen Moment legt sich Stille über uns. "Es ist lange her, aber umso schöner, dass du hier bist. Die Crew hat dich vermisst. Und ich auch."

Ich spüre seine Augen auf mir, traue mich aber nicht seinen Blick zu erwidern. Ich schaffe es lediglich mit meinem Kopf zu nicken, da ich nicht weiß, was ich mit den aufkommenden Gefühlen anfangen soll. Da ist die Sehnsucht, die ich all die Jahre empfunden habe, während die Black Hell fort war. Die Wut, dass Jason uns einfach zurückgelassen hat. Die Freude darüber ihn, Lenn und die anderen nach all der Zeit wiederzusehen. Aber auch Verrat.

Während ich mich auf diesem Schiff, neben ihm befinde, schwirrt Sophia vielleicht irgendwo auf diesem Gewässer umher, ohne zu wissen, wer sich in diesem Moment in Valencia aufhält. Wobei es vielleicht ganz gut so ist, wenn ich an die weißhaarige Frau denke, welche ich an seiner Seite gesehen habe.

"Ihr habt mir auch gefehlt.", sage ich dann nach einer Weile dennoch und atme tief aus. Er scheint es gemerkt zu haben, weshalb ich ihm ein dankbares Lächeln zuwerfe, als er mich fragt, ob ich mit ihm zur Küche gehen würde. "Du könntest für dich und Lenn ebenfalls ein kleines Frühstück zusammen stellen. Er würde sich mit Sicherheit darüber freuen."

Da mir die Idee gefällt folge ich ihm direkt in die genannte Richtung und auch dort stelle ich fest, dass sich bis auf einige neue Errungenschaften nichts verändert hat. Ohne zu zögern schaue ich, was ich an Lebensmitteln auf einem Tablett drapieren könnte, was Jason ebenfalls zu tun scheint. Dass dies ein eindeutiges Indiz ist, dass er nicht allein ist, muss ich nicht laut aussprechen. "Wisst ihr schon, wo es als Nächstes hingeht?", frage ich und sehe von der Seite zu ihm.

"Wir wollten nach Tortuga und dort ein wenig sesshafter werden. Aber zwischendurch werden wir weiterhin nach hier und dort segeln. Die Meere beherrschen sich schließlich nicht von Land aus." Er schiebt sich eine der Weintrauben, die er zu dem Käse auf seinen Teller legt, in den Mund und grinst. "Und wie sieht deine Zukunftsplanung aus? Du willst hier bleiben?"

"Ganz genau. Es gibt im Gegensatz zu anderen keinen Grund für mich ständig auf Reisen zu sein. Und ich habe eine Aufgabe gefunden, die mich erfüllt. Meine Familie ist hier, naja fast. Aber ich habe nicht das Bedürfnis fortzugehen. Nicht mehr." Sobald ich alles, von Käse über Obst, Gemüse, Fleisch und frisches Brot auf meinem Tablett verteilt habe, nehme ich dieses mit beiden Händen und wende mich dann Jason zu, der ebenfalls fertig geworden ist. Zusammen gehen wir zurück nach oben, als mich seine Stimme auf den Treppen kirz stocken lassen. "Es freut mich zu hören, dass du hier in Valencia etwas gefunden hast, was dich erfüllt."

Da ich nichts darauf antworten kann nicke ich, bis wir uns seiner und der von Lenn nähern. Bevor ich jedoch die Tür öffnen kann hält Jason mich jedoch auf. "Val, lass mich dich morgen Abend ausführen, der alten Zeiten willen. Nur wir zwei. Ich hole dich bei Sonnenuntergang an eurem alten Haus ab, ehe wir übermorgen Valencia wieder verlassen."

Ich beiße mir auf meine Unterlippe, zögere. Es dauert zwar einen Moment, bis ich ein leises "Okay" ausspreche, doch dann muss ich auch lächeln. "Das ist eine schöne Idee." Damit öffne ich die Tür und lasse Jason allein, blicke stattdessen zu der noch immer schlafenden Gestalt und merke wie die Freude die düsteren Gefühle immer weiter zu verdrängen schafft.

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In einem langen Rock und einer schulterfreien Bluse warte ich vor dem vereinbarten Treffpunkt. Meine Haare sind so nach oben gesteckt, dass sie mir nur noch bis zu meinen Schultern reichen.


Matteo musste ich versprechen, dass ich auf mich aufpassen, da er Jason schließlich nicht kenne. Nun stehe ich hier und sehe von Weitem eine Silhouette, die langsam auf mich zukommt. Auch Jason hat sich in legere Kleidung gezwängt, allerdings hat er stets zu der Sorte man gehört, die alles tragen kann und dennoch gut aussieht.

Vor mir bleibt er stehen und deutet eine Verbeugung an und greift dabei nach meiner Hand, haucht einen galanten Kuss auf meinen Handrücken. Ein Kichern kann ich dabei nicht verstecken.
"Mylady". Er hält mir seinen Arm entgegen, in den ich mich einhake, und lasse mich dann die Straße entlang führen. Der Abend ist angenehm und auch die Straßen sind nicht all zu sehr gefüllt mit Menschen. "Wo geht es denn hin, der Herr?", frage ich keck und sehe zu ihm auf, erkenne dabei weiterhin ein Lächeln auf den Lippen.

"Ich dachte mir, ich lade dich ins La Cerradura ein." Überrascht weiten sich meine Augen, da mir der Name des Nobelrestaurants natürlich ein Begriff ist, doch nur die Wohlhabenden sind hauptsächlich dort anzutreffen. Und auch, als wir dem Restaurant näher kommen, welches durch seine Location, einem Schloss, seinem Namen alle Ehre macht, bin ich noch immer etwas verlegen, dass er mich ausgerechnet hierhin einlädt.

"Du weißt, dass das nicht nötig gewesen wäre, oder?", frage ich vorsichtshalber, drücke dabei kurz seinen Arm, da ich dennoch zu schätzen weiß. "Ich weiß."

Wir laufen suf den Eingang zu, wo uns ein Kellner empfängt und ein höfliches Lächeln aufsetzt. "Ich habe einen Tisch für zwei reservieren lassen. Auf den Namen Suarez", richtet Jason seine Worte an diesen, welcher daraufhin erst zu mir, dann zurück zu Jason sieht. Nach einem Blick auf seine Liste nickt er. "Folgen sie mir Señor y Señora Suarez."

Mit seinem Arm deutet er uns an ihm zu folgen, was wir auch tun. An einem reservierten Tisch auf einem der Balkone im ersten oberen Stockwerk bleiben wir stehen und ich muss zugeben, dass wir einen fantastischen Ausblick auf den Hafen haben, was mir direkt zusagt. Der gedeckte Tisch wird durch die strahlenden Kerzen erleuchtet und spendet in der Dunkelheit Licht.
"Gracias", bedankt meine Begleitung sich, dann hält er mir auffordern den Stuhl zurück, damit ich mich setzen kann. Nachdem er sich ebenfalls gesetzt hat greift er nach der Weinflasche, die auf dem Tisch steht, und befüllt unsere Gläser.

Bei ergreifen wir unsere Gläser und lassen sie aneinander klirren. "Auf einen schönen Abend.", sage ich leise, was er erwidert, dann trinken wir beide einen Schluck. Da ich die letzte Zeit kaum Alkohol getrunken habe genieße ich das Gefühl, wie sich dieser auf meiner Zunge verteilt und dann meinen Körper wärmt. Ich stelle mein Glas wieder ab, falte dann meine Hände ineinander und stütze mein Kinn darauf auf. "Nun, Captain. Erzählt mir ein wenig über die Jahre auf See."
Das, was ich zu hören bekomme, ist nichts Neues, was mich unweigerlich zum schmunzeln bringt. Es hätte mich auch enttäuscht, wenn sich etwas daran geändert hätte, dass er der Herrscher der Meere ist.

"Und du?", hakt er dann schließlich nach, doch noch ehe ich antworten kann steht bereits ein Kellner neben uns, der uns höflich begrüßt. "Möchten sie à la Card oder möchten sie wissen was unser Abendmenü ist?"

Ein kurzer Blick zu mir, dann fragt Jason nach dem Abendmenü, was mir eindeutig das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. "Als Vorspeise Marinierte San Marzano Tomate auf Büffel Mozarella, mit Pinienkerncreme und Basilikum. Dann als Hauptspeise Rinderfilet an Trüffelsauce, gegrilltes Wurzelgemüse und Ofenkartoffel und zur Nachspeise gibt es eine Schokoladencreme mit Heidelbeeren."
Das wir uns dafür entscheiden ist recht schnell klar, weshalb wir kurz darauf wieder allein gelassen werden.

Da ich weiß, dass er weiterhin auf eine Antwort wartet, nehme auch ich einen Schluck von meinem Weinglas, überlege mir meine Worte genau.
"Es waren sehr ereignisreiche Jahre. Ich habe eine neue Familie gefunden, habe etwas gefunden, wofür ich kämpfen will und einen Sinn gefunden Tag für Tag aufzustehen. Die Unsterblichkeit hat seine Vor- und Nachteile, und wenn man mit sich und seiner Zeit nichts zu anfangen weiß ist man froh, wenn man etwas findet."

Da ich nicht weiter darauf eingehen will, da unsere Organisation eher im Verdeckten agiert, lenke ich direkt davon ab. "Ich habe mich persönlich weiterentwickelt, vor allem zu der Zeit, in der ich krank war. Es hat mich viel gelehrt, ich bin stärker geworden, trainiere viel. Und wenn Sophia mal in Valencia ist verbringe ich meine Zeit mit ihr, auch wenn es noch recht angespannt zwischen uns sein kann."
Ich sehe Richtung Hafen, muss an sie denken und frage mich, wo sie sich wohl in diesem Moment befinden muss.
"Wie auch immer. Es hat mir gut getan auf lange Zeit an einem Ort zu bleiben."

"Warum angespannt?" Ich wage es nicht ihn anzusehen, während ich seufzend durch mein Haar streiche. "Als ich ... krank gewesen bin, habe ich Dinge zu ihr gesagt, die ich heute bereue. Wo mein kranker Kopf wusste, dass ich ihr mehr wehtun könnte als jede Wunde. Ja, sie waren nicht ganz gelogen, aber..."

Ich wage es schwer schluckend nun zu ihm sehen, merke wie Tränen meine Sicht verschleiern wollen, schüttle den Kopf. "Ich hätte damit beinahe unsere Beziehung zueinander für immer zerstört. Ich kann es ihr also nicht einmal verübeln, dass sie die Jahre danach mein Gesicht nicht ertragen hat. Es hat viele Jahre gebraucht, bis wir uns versöhnen konnten, aber so wie früher wird es nie mehr sein befürchte ich."

Dass ich ihm nicht sage, dass sein Name dabei ein entscheidender Punkt gewesen ist, verschweige ich dabei. Den Rest meines Weinglases trinke ich in einem Zug leer und heiße den alkoholischen Geschmack willkommen.
Ich nehme seine Hand an, die er mir entgegen streckt, spüre die vertraute Wärme von ihm, die mir ein kleines Lächeln entlockt. "Wenn ich fragen darf, Val, was hattest du?"

"Ich habe über Jahre ein Kraut zu mir genommen, welches auf Dauer Wahnvorstellungen hervorgerufen hat.", sage ich und löse meine Hand von seiner, streiche nun mit beiden über meine Arme. "Ich habe es auf einem Markt entdeckt und mir immer einen Tee darauf gekocht ohne es zu wissen. Es tat meine Psyche stark beeinflusst, mich Dinge sehen lassen, die nicht stimmten, und meine Emotionen beeinflusst. Es hat eine andere, schlimme Person aus mir gemacht. Ohne andere wäre es vielleicht nie rausgenommen, vielleicht würde ich es noch heute zu mir nehmen ohne es zu wissen. Es aus meinem Körper zu bekommen war gelinde gesagt eine Qual."

Seine Gesichtszüge verziehen sich, ehe er zögernd nickt. Doch bevor er etwas dazu sagen wird uns bereits die Vorspeise serviert, deren Anblick das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt, was sein Magen uns ebenfalls bestätigt. "Guten Appetit", höre ich seine Stimme dann doch und wünsche es ihm ebenfalls. Die Kombination aus frischer Tomate und Mozarella mit intensiven Kräutern ist wirklich gut, weshalb ich genüsslich seufze, sobald die erste Gabel ihren Weg in meinen Mund findet. "Ich weiß nicht, ob ich jemals so gutes Essen gekostet habe. Nichts gegen Joe's Kochkünste."

Das herzhafte Lachen, was darauf ertönt, ist wie Balsam für meine Seele. Es weckt die schönen Erinnerungen, die sich über die Jahre in mir mehr und mehr vergraben haben, um die Hell und seine Bewohner vergessen zu können. "Hier werden Lebensmittel verarbeitet, die wir so nicht auf unserem Schiff haben. Dann wäre ich nach drei Monaten arm gewesen, hätte ich dies auf meinem Schiff angeboten. Es ist mir aber eine Ehre, dass ich derjenige bin, der dir diese Erfahrung ermöglicht."

Er nimmt sich dabei eine weiteren Bissen, und wir essen in aller Ruhe den Rest unserer Vorspeise. Als ob der Kellner nur darauf gewartet hätte werden unsere leeren Teller sogleich auch entfernt und unsere Gläser wieder aufgefüllt. Mein Blick schweift zurück zu seinem Schiff, welches momentan als Einziges den Hafen für sich einnimmt.

"Hast du all die Jahre jemals daran gedacht zurück zu kommen?", frage ich ohne zu ihm zu sehen. Dass mir diese Frage schon so oft durch meinen Kopf geschwirrt ist - und ganz sicher nicht nur mir - muss ich sicher nicht aussprechen, denn meine nun zusammengepressten Lippen sprechen für sich.

"Wenn ich dir sage, dass trotz dem, was ich mir hier aufgebaut habe, immer gewünscht habe dieses Schiff am Hafen zu sehen, hast du dann die geringste Reue? Vielleicht wäre ich niemals krank geworden, vielleicht wäre meine Beziehung zu Sophia nie so kaputt gegangen. Vielleicht wäre sie nicht-"

Ich stoppe mich selbst, wage es dann doch zu ihm zurück zu blicken.
"Ich weiß nicht wieso du niemals zurück gekommen bist, aber ich bin mir sicher, dass wenn es nicht hätte sein müssen, dieses Schiff nicht dort stehen würde. Dafür wird ein Teil von mir dich immer hassen, denn du hast nicht nur sie einfach hier gelassen, sondern auch mich. Egal wie sehr ich mich in diesem Moment freue dich zu sehen."

Die Tränen, die ich jetzt spüre, laufen einfach weiter, ich wische sie nicht weg.
"Sophia ist zwar meine Familie, aber das ward ihr auch. Und ihr habt mich ebenfalls einfach aus eurem Leben gestrichen."
Es gab nur ein einziges Mal, in dem ich Jason habe weinen sehen, und dass er nun offensichtlich mit den Tränen kämpft zeigt mir, dass mich seine Worte getroffen haben. Und auch, wenn es nicht meine Absicht ist ihm wehzutun, weiß ich wenigstens so, dass ihm meine Gefühle nicht egal sind.

"Ich habe mich oft gefragt wie es hätte sein können, aber irgendwann musste auch ich akzeptieren, dass es weiter gehen muss." So wie ich scheint auch er nach den passenden Worten zu suchen, als er stockt. "Sie hat mich davon abgehalten jemals wieder zurück zu kommen und sie war auch der Grund, dass ich jetzt eigentlich nicht herkommen wollte. Es ist lange her, ja, aber dennoch glaube ich, dass mich ihr Anblick nicht so reagieren lassen würde wie deiner, Val. Du bist schon immer und wirst es immer bleiben meine kleine ganz persönliche Prinzessin und ich liebe dich, aber genau das ist es, was mich wahrscheinlich die Jahre über am meisten gequält und für all meine Taten bestraft hat. Dass ich das Mädchen, welches bei mir Erwachsen geworden ist und mir alles bedeutet, nicht mehr sehen konnte."

"Du hättest dich nicht von Sophia zurückhalten lassen müssen. Dazu gab es niemals einen Grund, ganz davon abgesehen, dass jemand wie du sich bisher vor nichts gescheut hat. Du warst das einzige, was sie hier gehalten hat. Aber nachdem uns bewusst wurde, dass ihr ... dass du nicht zurückkommen würdest, hat sie nichts mehr hier festhalten können. Selbst für mich reichte es immer nur für eine kurze Zeit."

Ich wische mir über meine Wangen.
"Ich weiß nicht, was dich das denken lässt, aber ich werde keine Antwort darauf verlangen, Jason. Das, was offensichtlich zwischen dir und Sophia liegt, scheine ich nicht zu verstehen und ich will nicht der Grund sein, dass ich dich gegen sie verwende. Nicht noch einmal. Aber sei dir bitte bewusst, dass wir beide, aber vor allem sie, jeden einzelnen Tag - ", dabei zeige ich mit einem Finger Richtung Hafen, "dort stand und gewartet hat."

Ich atme tief durch, presse meine Lider aufeinander, ehe ich sie wieder öffne. "Mehr werde ich dazu auch nicht sagen, ich habe für meinen Geschmack diesen Abend zu viele Tränen vergossen."

"Du hast mich gegen deine Schwester verwendet?", ist das erste, was er sagt, was mich jedoch nicht verwundert. Und es zeigt mir auch, dass es in ihm noch immer einen Teil gibt, der sich um meine Schwester sorgt, ob er es zugeben will oder nicht. Meine Finger verschränken sich ineinander und mein Blick wird ernst. Ich erinnere mich an jedes einzelne Wort, was ich zu ihr gesagt habe. Alles, was sie von mir fortgetrieben hat und kann bis heute nicht verstehen, wie ich trotz der Umstände zu so etwas fähig war. Zu meiner eigenen Schwester.

"Ich habe ihre Gefühle für dich gegen sie verwendet. Ich habe es genau so gemeint, als ich sagte, dass ich meine Schwester durch meine Worte beinahe verloren hätte. Ich war wütend, so wütend. Und der kranke Teil von mir wollte sie so tief verletzen, wie es nur ging, weil er der Ansicht war, dass alles, was uns passiert ist, ihre Schuld sei. Was war also besser als sie mit etwas kaputt zu machen, was das Wichtigste in ihrem Leben war?"

Seine Hände ballen sich zu Fäusten und auch die gepressten Lippen zeigen, dass ich einen nerv getroffen habe. "Können wir ab jetzt nicht mehr über sie sprechen?"
"Ich habe nur auf deine Frage geantwortet, aber ja." Dabei nicke ich zusätzlich mit meinem Kopf und könnte beinahe erleichtert aufseufzen, als unsere Hauptspeise serviert wird.

Die Hauptspeise genießen wir einer Stille, die eine Mischung aus angenehm und erzwungen ist, doch welche wir in diesem Moment einfach brauchen. Nur den Wind um uns, der vom Meer zu uns geweht wird, zu genießen. "Hast du in all der Zeit jemanden, so wie ich Celia, kennengelernt?"

Ich schüttle meinen Kopf. "Nein. Natürlich habe ich für jemanden geschwärmt, nachdem zwischen Lenn und mir das einvernehmlich auseinander gegangen ist, aber eine Beziehung oder ähnliches bin ich nicht eingegangen. Aber das brauche ich auch nicht, ich habe genügend Leute um mich, die mich glücklich machen."

Lächelnd nickt er und feiht ein "Eine Nacht hast du Lenn ja noch", hinzu, was mich nur schnauben lässt. Als ob ich mir dessen nicht bewusst wäre. Die letzten Reste auf unseren Tellern werden verputzt, sodass nur noch der Nachtisch auf uns wartet.

"Celia begleitet uns nun schon seit einigen Jahren.", schneidet er ein Thema an, über welches ich mich eigentlich nicht unterhalten will, dennoch nicke ich und versuche mich an einem kleinen Lächeln. "Dann scheint sie eine der Auserwählten zu sein.", antworte ich daher und nehme mein Glas, trinke einen Schluck, behalte das Glas aber weiterhin in meiner Hand.

"Die Männer mögen sie und sie ist eine Piratin, die weiß was sie tut. Es passt also." Für einen kurzen Moment schweifen seine Augen Richtung mehr, ehe er glücklicherweise das Thema wechselt und sich der Abend nicht mehr um Lasten oder Schmerz dreht, sondern um Dinge, die unsere Leben bereichern.

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