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1728 Bilbao, Spanien
In den frühen Morgenstunden erreichen wir Bilbao, eine nördliche Stadt Spaniens, gegenüber der englischen Küste. Jason's Heimat. In einer gemütlichen Runde sitzen wir auf dem Schiff und genießen das Wetter. Ich trinke einen Schluck meines Weins und muss schmunzeln, wenn ich den nicht grade harmlosen Geschichten der Männer zuhöre. Es ist eigentlich nichts Ungewohntes sie darüber reden zu hören, doch meine Schwester scheint noch immer in Verlegenheit zu geraten, sobald intimer Themen ausgeplaudert werden.
„Sollen wir heute Abend, sobald die Sonne fort ist, in ein Pub gehen?", fragt Jason irgendwann und sieht zwischen uns allen hin und her. Zu siebt sitzen wir an Deck und entspannen. Grade die Männer haben es sich verdient, da sie den ganzen Tag gearbeitet haben, während Valeria und ich Joe geholfen haben das Mittagessen für alle zu kochen. Wie fast jeden Tag.
„Von mir aus gern.", meine ich und auch Valeria nickt zögernd. Alle anderen sind ebenfalls sofort begeistert von der Idee, was man an ihrem Grinsen erkennen kann. Es ist sehr amüsant zuzusehen, wie es dennoch Momente gibt, in denen meine Schwester sich den Männern gegenüber so zurückhaltend verhält. „Versucht euch aber etwas zu benehmen.", füge ich schmunzelnd hinzu und zwinkere ihnen zu. Auf Lenn und Gulio's Gesichtern bildet sich ein dreckiges Grinsen, was mich zum Lachen bringt.
Jason scheint meine Worte nicht wirklich ernst zu nehmen, da er nur den Kopf schüttelt. „Kriegen wir schon hin", antwortet er dennoch und wendet sich dann an Smith, der es wohl ebenfalls nicht erwarten kann an Land zu kommen. „Smith, wie macht sich Valeria mittlerweile?"
Er scheint erst nicht zu verstehen, bis Jason „Mit Klavier spielen." hinzufügt und in Richtung der Kajütentür deutet.
Smith schmunzelt leicht und zuckt mit den Schultern. „Es geht schon."
Valeria sieht ihn mit bösem Blick an, was ihm ein leises Lachen entlockt und er sich korrigiert. „Sie hat sich sehr verbessert. Und ganz sicher besser wie ihre Schwester."
Da ich ihm nicht widersprechen kann grinse ich nur. Im Gegensatz zu ihr habe ich weniger Zeit mich einfach an das Klavier zu setzen und zu üben. Nicht nur verlangt der Mann neben mir viel meiner Aufmerksamkeit, sondern auch meine Schwester und andere Tätigkeiten, denen ich nachgehe. Es liegt nicht in meiner Natur nichts zu tun, ich sehe es eher wie eine Art Pflicht meinen Teil beizutragen, und sei es auch nur der Crew das Essen vorzubereiten.
„Wie, meine Freundin ist nicht mindestens genauso gut wie ich im Klavierspiel? Ich glaube deshalb muss ich mir mal was überlegen."
Meine Augen schweifen zu Jason und ich kann das verräterische Schimmern in ihnen erkennen. „Tu das.", sage ich und sehe ihn herausfordernd an, woraufhin ich das verräterische Glitzern in seinen Augen erkennen kann.
„Er ist aber auch ein guter Lehrer.", unterbricht Valeria meine Gedanken und sieht lächelnd zu Smith. Wenn ich nicht wüsste, dass sie eher eine Art Vater in ihm sieht, könnte man beinahe denken, dass sie romantische Gefühle für ihn habe.
„Das stimmt. Er hat ja auch gemeinsam mit mir gelernt."
Sowohl Jason als auch Valeria fangen an zu grinsen, worüber ich nur meine Augen verdrehen kann. Dann sieht er hinaus aufs Meer und steht auf. „Ich ziehe mich noch um. Dann können wir los."
Lenn und Giulio nicken und stehen ebenfalls auf, genauso wie der Rest von uns. Während wir ihm langsam folgen und sich alle auf ihre Kajüte verteilen folge ich Jason in seine. Er hat sich bereits schon seines Oberteils entledigt, was seinen muskulösen Rücken zur Schau stellt. Grinsend schließe ich die Tür hinter mir und lehne mich an diese, während ich ihn weiter beobachte.
„Gefällt dir was du siehst Baby?"
„Mhhm.", brumme ich zufrieden auf und stoße mich von der Tür ab um direkt vor ihm stehen zu bleiben. Da das Hemd noch offen ist kann ich seinen Oberkörper in voller Pracht bewundern und streiche mit einem Finger über seine Haut. Sofort zucken seine Muskeln unter meiner Berührung und bringen mich damit zum grinsen. Da wir nur leider keine Zeit für tiefer gehende Dinge haben platziere ich einen Kuss auf seiner Brust und fange an sein Hemd zu zu knöpfen. Dennoch kann ich mir einen Kommentar nicht verkneifen. „Ich bin gespannt darauf, wie du meine Spielkünste verbessern willst."
Eine seiner Hände legt sich in meinen Nacken und zieht mich an sich, sodass er mich etwas kraulen kann und küsst meine Stirn. „Ein bisschen Fingertraining vielleicht.", brummt er leise und sieht mich dann an. Ich spüre wie sich das verräterische Ziehen in meinem Körper bemerkbar macht und meine Augen kurz aufleuchten. Seine Hand gleitet zu meinem Arm runter und nimmt meine in seine. „Musst du noch was machen?"
Ich schüttle den Kopf und deute auf mein Outfit, bestehend aus einem Kleid, welches wiederum aus einem Rock und einem Korsett besteht. Lediglich das lockere Hemd, welches momentan dieses verdeckt und einen guten Schutz vor Schmutz geboten hat, muss ich noch ausziehen, bevor ich ausgehfertig wäre. Daher ziehe ich genau dieses nun aus, lege es über die Lehne einer der Stühle und grinse. Dass das Korsett meine Brüste sehr gut in Szene setzt ist mir sehr gut bewusst und sein Blick auf ihnen bestätigt es mir nur. „Was meinst du, kann ich so gehen?"
Er mustert mich ausgiebig und räuspert sich, was mich innerlich schmunzeln lässt. „Ich glaube, du solltest dir noch was über ziehen Baby, sonst gibt es heute Abend Tote.", flüstert er und schüttelt den Kopf.
Ich beiße mir auf meine Lippen, gebe mich aber geschlagen. Aus der Kommode suche ich mir eines seiner Hemden, wie er grade eins trägt, und ziehe es mir über. Vorne binde ich es so, dass es nicht zu locker, aber auch nicht zu eng sitzt, also Jason keinen Grund gibt jedem einzelnen Mann den Kopf abreißen zu wollen. Sobald alles so sitzt, wie es soll, drehe ich mich zu ihm und sehe ihn fragend an. Mit einem Nicken greift er nach meiner Hand und zieht mich aus der Kajüte Richtung Deck, wo bereits alle anderen stehen und auf uns warten. Mit einem Beiboot gelangen wir vom Schiff an Land, wo Jason sich um dieses kümmert, während ich mich neben Valeria stelle. „Und, freust du dich schon auf den Abend?"
Grinsend nickt sie mit dem Kopf, bevor wir den Männern weiter in die Innenstadt folgen. „Ich finde die Ladys sollten entscheiden, in welches Pub wir gehen.", höre ich einen von ihnen sagen und kurz darauf liegen mehrere Augenpaare auf uns. Valeria und ich grinsen uns an, laufen dann den Männern voraus in irgendeine Richtung, welche uns anspricht. Es dauert nicht lange, bis wir weiter weg ein großes Schild baumeln sehen und beide wissend nicken. Das wird unser Ziel.
Von außen kann man die Musik hören, welche von den Spielern in dem Moment gespielt wird, und die klassisch spanische Melodie wiedergeben, was einen guten Abend verspricht. Zusammen gehen wir hinein und sehen sofort die unzähligen Gäste beim Tanzen. Für mich ist es nichts Neues, immerhin liegt uns Spanierinnen Bewegungen im Blut.
„Sehr gern!", rufen Lenn und Giulio, was Jason lachen lässt, ehe er mich mit sich zieht. Wir suchen einen Tisch und werden auch fündig, ehe die beiden Männer uns nach Bier fragen. Während die beiden unsere Bestellungen holen wandert mein Blick umher. Viele gut gelaunte Menschen tummeln sich hier und es ist nur eine Frage der Zeit wann ein paar von ihnen den Männern zum Opfer fallen. An einem rothaarige Haarschopf bleibe ich jedoch hängen und einen Moment glaube ich, dass mir dieser bekannt vorkommt. Allerdings kann ich sie nur von hinten sehen und es kann gar nicht sein, dass es sich wirklich um sie handelt. Es kann nicht sein. Deswegen wende ich mich wieder Valeria und den anderen zu, die sich bereits miteinander unterhalten.
„Hast du was entdeckt?", flüstert mir Jason ins Ohr, was mich leicht zusammenzucken lässt
„Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen.", sage ich und drehe mich zu ihm. Lenn und Giulio kommen perfekt mit unseren Krügen zurück und stellen sie mit einem lauten Knall auf unseren Tisch, was uns den ein oder anderen Blick einfängt. Jason lacht auf und greift nach einem der Krüge, ehe wir alle unsere nehmen und anstoßen. „Auf den Abend!", ruft Joe grinsend und verschüttet dabei etwas von seinem Bier, was ihn jedoch nicht stört. Immerhin soll dies nicht das Letzte gewesen sind.
Einige Zeit später sind es Smith, Jason sowie ich, die an der Theke stehen und neues Bier für alle holen. Allerdings ist es noch voller geworden und dementsprechend müssen wir auf unsere Getränke warten. Ich bekomme beinahe nicht mit wie Smith plötzlich verschwindet, würde mein Freund mich nicht plötzlich von der Theke wegziehen. Ich lasse mich von Jason mitziehen, höre wie Smith plötzlich einen mir unbekannten Namen ruft. Ich dränge mich an Jason vorbei um zu sehen, wer diese 'Jimena' sein soll, da ich diesen Namen zum ersten Mal höre. Dass meine Augen dabei auf das Grün einer mir wichtigen Person treffen habe ich nicht erwartet.
„Wie....", kommt es aus meinem Mund, bis die Frau ihren fragenden Blick zu mir wendet und sich ihre Augen genauso weiten wie meine. Ungläubig. „Sophia!?"
Ich reiße mich von Jason los und ziehe meine beste Freundin, die im Gegensatz zu mir ihrem Alter entsprechend aussieht, in meine Arme. Wir krallen uns aneinander, so viele Jahre sind vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben und ich merke wie die ersten Tränen meine Wangen entlang laufen. „Wie kann das sein? Was tust du hier?", frage ich sie, ohne sie los zulassen. Sie presst mich näher an sich und schüttelt den Kopf. „Was ich hier mache? Was tust du hier!?"
Sie hält mich eine Armlänge zurück und mustert mich. „Und wie kann es sein, dass du so jung aussiehst?"
Hinter uns räuspert sich jemand und kurz darauf werde ich an meiner Hand nach hinten zu Jason zurückgezogen. Dabei fällt mir auf wie Smith leicht verzweifelt zu ihm sieht. „Sie sieht aus wie meine Tochter.", sagt er leise und Jason nickt, ehe er zu ihr sieht. „Es scheint mir, dass ihr euch kennt?"
Roxy nickt und lächelt freundlich. „Mein Name ist Roxy. Sophia und ich kennen uns seit Kindestagen.", antwortet sie ihm und sieht dann zu mir. „Ich hatte damals nicht gerechnet dich nochmal sehen zu können."
Ein trauriger Ausdruck legt sich auf ihr Gesicht und auch ich merke, wie ich an unseren letzten Tag zusammen denken muss. „Ich auch nicht.", stimme ich ihr leise zu.
„Wir sind auch nicht lange in Valencia geblieben.", versuche ich ihr zu erklären wie es sein kann, dass wir uns hier sehen können. „Das freut mich. Ich habe gehört, dass es nur noch wenige gibt, die dort leben.", sagt sie und ich nicke. „Ja, ich weiß."
Ich sehe zu Smith, der einen kurzen Blick zu Jason wirft, bevor er sich räuspert und sich uns zuwendet. „Es tut mir leid Sie so überfallen zu haben, aber ich dachte Sie wären meine Tochter und nicht eine alte Freundin von Sophia." Er lächelt höflich und reibt sich überfordert über seinen Nacken. Ihm scheinen die Worte zu fehlen, weswegen Jason für ihn weiter spricht. „Wenn du Zeit und Lust hast, kannst du gerne mit an unseren Tisch kommen. Dann können Sophia und Smith dir diesen Überfall erläutern."
„Natürlich. Wenn ich schon die Möglichkeit habe sie zu sehen muss ich sie auch nutzen!", sagt Roxy begeistert, was auch mich sehr freut. Zu viert, und mit unseren bestellten Getränken, gehen wir zurück an unseren Tisch, wo die anderen sitzen. Sobald Valeria Roxy erkennt weiten auch ihre Augen sich, bevor sie breit grinst. „Roxy! Bist du das?", fragt sie und angesprochene nickt. „Meine Güte, wie groß und schön du geworden bist Valeria."
Beide umarmen sich, ehe wir uns alle an den Tisch setzen. Da Roxy jedoch kein Getränk hat reiche ich ihr einfach meinen Krug, aus welchem sie einen Schluck trinkt und uns dann abwartend ansieht. „Ich dachte vorhin, du wärst meine Tochter Jimena. Du siehst aus wie sie.", richtet sich Smith nach ein paar Minuten an sie. Man kann ihm immer noch ansehen, dass er mit der Situation überfordert ist, aber versucht damit umzugehen. Sowas passiert immerhin nicht jeden Tag.
„Weißt du denn, ob du jemanden in deiner Familie hast, der so hieß?", frage ich nun sie und sie legt nachdenkend einen Finger an ihren Mund. „Ich weiß nicht. Wir reichen schon einige Generationen zurück. Das einzige, was ich noch weiß ist, dass wohl meine Ur Ur Großmutter eine Liaison mit einem Piraten hatte. Aber ihren Namen... Es kann sein, dass sie Jimena hieß, aber das kann ich nicht garantieren."
„Naja, wenn du anscheinend dieser Jimena ähnlich siehst ist es schon wahrscheinlich oder nicht?", wirft Valeria plötzlich ein, was die anderen ebenfalls nicken lässt. Smith fällt in lautes Gelächter und schüttelt den Kopf. „Ich hatte definitiv nichts mit meiner Tochter Jimena!"
Jason hustet auf, als er grade einen Schluck von seinem Trinken genommen hat, und fängt ebenfalls an zu lachen.
„Das da ist dieser eine Pirat.", wirft Guilio ein und Joe nickt zustimmend. „Die Ähnlichkeit zu Triana und Jimena ist definitiv da. Sie könnte deine Enkelin sein Smith. Es ist wirklich verblüffend, dass Sie seiner Tochter so ähnlich sehen."
„Meine Familie ist weit verstreut über die Länder. Auch wenn die meisten hier in Spanien geblieben sind.", merkt Roxy an und mustert ihn genauer. Sie scheint nicht genau zu wissen, was sie davon halten soll, weswegen ich sie an der Schulter anstubse. „Aber es wäre doch sicher toll jemand Verwandtes zu sehen." „Ja, das schon. Aber..."
Sie sieht einmal in die Runde, bleibt letztendlich wieder bei mir hängen. „Wie ist das möglich!?"
Jason räuspert sich daraufhin und wir alle sehen zu ihm. Lächelnd streckt er Roxy seine Hand hingegen, die sie annimmt. „Mir fällt gerade auf, dass ich mich noch gar nicht vorgestellt habe. Vielleicht wird alles dann ein bisschen verständlicher. Mein Name ist Jason Grant. Captain Jason Grant um genau zu sein."
Es dauert einen Moment, doch dann scheint etwas in ihrem Kopf um zu schwingen und ihr Mund öffnet sich, während ihre Augen aufgerissen sind. „Grant? Der GRANT!?", fragt sie und sieht dabei nur zu mir. Auch sie kennt, wie viele andere, die Legenden und ich kann mir sehr gut vorstellen wie ich wohl ausgesehen haben muss, sobald er mir von sich erzählt hat.
„Keine Sorge, mir erging es genauso.", beruhige ich sie und fange an zu lachen. „Ich glaube es einfach nicht. Und wir haben damals nur Scherze daraus gemacht."
Ich weiß genau, von was sie spricht und kann nicht anders Jason für einen Moment anzusehen.
„Glaub mir, das habe ich auch ganz sicher nicht erwartet."
„Woraus habt ihr Scherze gemacht? Und nenn' meinen Namen nicht noch einmal. Vor allem nicht so laut.", brummt Jason, betont dabei letzteres. Entschuldigend sieht sie zu ihm und ich merke wie sie sich leicht verspannt. Ich lege meine Hand auf ihren Schoss, woraufhin sie zu mir sieht und ich sie anlächle. Tatsächlich scheint dies sie zu beruhigen und ich wende mich meinem Freund zu.
„Du weißt doch, dass mein Vater uns oft Geschichten von dir erzählt hat." Er nickt mit seinem Kopf und auch die anderen scheinen nun gespannt darauf zu sein, was kommt. „Naja, wir haben uns immer vorgestellt auf dich zu treffen und gegen dich zu kämpfen."
Ich muss schmunzeln, da ich mittlerweile genau weiß wie es ist. Und noch viel mehr. „Auf jeden Fall war es einer unserer Kinderträume auf den unsterblichen Captain zu treffen. Nur haben wir nicht gedacht, dass dies auch passieren würde." „Wir haben abends immer im Bett gelegen und uns alles Mögliche vorgestellt. Es war unser Ritual. Du warst unser Ritual sozusagen.", fügt Roxy hinzu und dabei werden ihre Wangen ganz rot.
Er lacht leise und grinst uns beide ran. „Erzählt mir mehr."
„So viel gibt es da nicht zu erzählen.", versuche ich abzulenken, doch das scheint Roxy auftauen zu lassen, da sie mit dem Kopf schüttelt. „Aber sicher doch. Ihr Vater hat uns jedes Mal von einer neuen Schlacht erzählt, die du geführt haben sollst. Wenn er mit Sophia mit den Schwertern geübt hat durfte ich ab und an sogar mitmachen. Dann haben wir uns immer zum Ziel gesetzt dich irgendwann besiegen zu können." Sie grinst breit, während ich nur den Kopf schütteln kann.
„Und abends, wenn ich bei ihnen zuhause geschlafen habe, haben wir uns vorgestellt auf dem Meer zu segeln. Ein Pirat zu sein wie du. Ich hatte als Kind aber auch Angst, wenn wir wirklich auf dich treffen würden. Bei Sophia hingegen würde ich meine Hand ins Feuer legen, dass sie sich das sogar zum Geburtstag gewünscht hätte." „Ich denke das reicht jetzt auch, Rox."
Ich sehe sie eindringlich an und zum Glück belässt sie es auch dabei. Noch peinlicher sollte es nicht werden.
„Wie auch immer. Da mir aber unser Kinderwunsch erfüllt wurde muss ich das jetzt einfach fragen." Sie beugt sich etwas mehr in seine Richtung, sieht links und rechts neben sich.
„Wie kann man unsterblich sein? Ist das Magie?"
Grinsend nickt er. „Ich würde ja sagen. Es gibt so einiges, was Menschen wie du und Valeria noch nicht kennen."
Ihre Stirn runzelt sich bei seinen Worten und sie sieht zwischen mir und meiner Schwester hin und her. „Soll day etwa heißen, Sophia ist kein Mensch? Was ist sie denn dann?"
„Das gleiche wie der Rest von uns.", antwortet Giulio als erster und grinst. Jason lacht auf seine Worte und wendet sich dann mit einem Nicken zu mir. Ich beiße mir auf die Lippe, drehe mich dann mit meinem Körper zu meiner besten Freundin. „Wir sind Vampire.", sage ich leise, damit nur sie es hören kann. Schlagartig weiten sich ihre Augen und sie rutscht ein Stück von mir. Ihre Reaktion verletzt mich und ich traue mich auch nicht ihr näher zu kommen, geschweige denn sie zu berühren. Da sie aber zu Valeria gerutscht ist tut sie das stattdessen und beruhigt sie mit leisen Worten. Ihre Augen fliegen hektisch um uns herum und ich kann dabei ganz genau ihren schnellen Herzschlag hören. Es braucht einige Minuten, bis dieser langsam wieder normal wird und ihre Augen auf ihren Händen liegen.
„Ich würde dir niemals was tun, Rox. Du kennst mich."
Sie schluckt hart, traut sich aber mir wieder etwas näher zu kommen. Dabei beobachtet sie mich ganz genau, vor allem meinen Mund. „Ich glaube dir.", murmelt sie leise und legt nur sehr zögernd ihre Hand auf meine. Dass diese schwitzig ist und ihr Puls noch immer schneller ist wie normalerweise versuche ich zu ignorieren, genauso wie das unangenehme Gefühl, dass meine eigene beste Freundin tatsächlich geglaubt hat, ich könnte ihr Leid zufügen.
„Aber du weißt, was man sich über solche... Wesen sagt. Es sollte mich nicht wundern, schließlich sitzt der Captain höchstpersönlich vor mir."
„Was sagt man sich denn über uns?", hakt Lenn grinsend nach und Giulio fügt ein „Dass wir attraktiv sind?", hinzu. Jason sieht die beiden eher unzufrieden an, was sie nicht zu stören scheint. Roxy scheint es eher unangenehm zu sein, da die auf ihrem Platz etwas unruhig sitzt.
„Ihr... trinkt Blut. Habt keine Seele und könnt nicht im Tageslicht umherlaufen.", murmelt sie und spielt mit ihren Händen. So nervös kenne ich sie gar nicht, sonst war sie immer selbstbewusst und stark. „Ihr würdet Menschen die Seele rauben und euch alles nehmen, was ihr wollt."
Wir alle müssen bei ihren Worten lachen. Es ist wirklich amüsant zu hören, was sich durch das Volk spricht. „Liebes, auch wenn viel wahres hinter deinen Worten steckt, kann ich dir garantieren, dass definitiv nicht alle so sind. Jason mal ausgenommen, aber Prinzessin ist definitiv nicht so." Er deutet in meine Richtung und bei seinem Kosenamen werde ich glatt verlegen. Eine kleine Anmerkung zu Valeria fügt er noch hinzu, bevor er „Sei dir sicher, den beiden geht es prächtig bei uns. Ob Mensch oder nicht.", antwortet.
„Das stimmt.", sagt Valeria und lächelt Roxy an. „Sie sind unsere Familie geworden. Wobei es bei Jason und Sophia etwas anders ist." Sie wackelt mit ihren Augenbrauen und muss bei Roxy's Gesichtsausdruck lachen. Diese sieht nun zwischen uns hin und her. „Das ist doch ein Scherz oder?"
Wenn meine Wangen schon rot waren werden sie nun eher zu einem dunkleren Ton und ich kann nur mit den Schultern zucken. „Nein, kein Scherz Rox."
Ihre Augen liegen auf Jason, der ihr grinsend zuzwinkert, bevor er nach meiner Hand greift und sie mit seiner verschränkt. Giulio fragt sie derweil mit wem sie hier ist, was mich auch interessieren würde. Ihr Ausdruck wird glanzlos und ich weiß sofort, dass das nichts Gutes heißen kann. „Mit meinem Mann."
Sie deutet auf eine der hinteren Ecken, wo sich einige Frauen um ein paar Männer tummeln. Sofort kann ich die Locken des Mannes erkennen, welcher sie vor unzähligen Jahren aus Valencia geholt hat. Ich habe ihn gewarnt, dass er sie nicht schlecht behandeln soll und dennoch tut er es. Ich muss mich sichtlich beherrschen, dass meine Augen nicht erkannt werden, weswegen ich sie für einen Moment schließe und mehrere Male tief durchatme.
„Er scheint ein Arsch zu sein.", höre ich Smith dann sagen und öffne wieder meinen Augen.
„Aber sein Arsch könnte bestimmt gute Dienste leisten", fügt Joe hinzu, was nicht nur mir ein verzerrtes Gesicht beschert. „Was denn? Ihr mögt Frauen und ich eben Männer."
Giulio knallt sein Bier auf den Tisch. „Also ich bin der Meinung sie und ihr was auch immer könntet uns heute Abend sehr angenehme Gesellschaft leisten!"
Er mustert sie unverfroren und handelt sich dafür einen Dämpfer von meinem Freund ein. „Giulio, sie ist verheiratet." Dieser zuckt jedoch nur mit den Schultern. „Hat uns alle zuvor auch nicht gestört Jason."
Ich kann auf seine Worte nur den Kopf schütteln, da man damit hätte rechnen müssen. Die beiden sind einfach so gestrickt und genießen ihren Ruf als Piraten. Ich warte nur darauf, dass sie sich eines Tages damit in die Quere kommen werden.
„Sie ist meine beste Freundin, also behälst du deine Finger bei dir.", sage nun ich und verschränke meine Arme vor der Brust. „Außerdem bist du nicht ihr Typ Mann."
Roxy neben mir fängt an zu schmunzeln, was mich grinsen lässt. „Ach ja? Und was ist dann ihr Typ Mann? Etwa deiner?", kontert er nun und ich merke wie er mich langsam immer mehr reizt.
„Ich denke ihr beiden solltet euch zurück nehmen.", wirft Jason zum Glück ein und auch Smith scheint dem zuzustimmen. „Definitiv lasst ihr die Finger von meiner Enkelin."
„Ich habe zwar eine eigene Stimme um zu sagen, ob mir ein Mann gefällt oder nicht, aber danke." Roxy lehnt sich auf ihrem Platz zurück und das erste Mal spüre ich wirklich die alte Roxy in ihr. „Ich würde aber gerne etwas über dich erfahren, wenn ich schon die Gelegenheit habe.", fügt sie hinzu und sieht dann zu Smith. Dieser fängt an zu lächeln und beugt sich dann mit seiner breiten Statur so über den Tisch, sodass er sie mustern kann. „Dann solltest du mich wohl fragen."
Zeitgleich steht Jason auf und zieht mich zu sich hoch, murmelt ein „Wir sollten gehen.". Er sieht kurz zu Valeria und den beiden anderen Anwesenden, dann in meine Augen. „Sie ist bei Joe und Smith gut aufgehoben und ich bin mir sicher, ein wenig Privatsphäre tut gut, wenn man etwas über seine Familie erfährt."
Ich sehe ein letztes Mal zu Rox, die quasi an Smith's Lippen hängt, und nicke. Sie hat es verdient einen Teil ihrer Familie kennen zu lernen. Zusammen gehen wir raus und sofort atme ich tief durch, sobald die kühle Nachtluft uns umgibt. Seine Arme ziehen meinen Körper an seine Brust und ich spüre wie er er meine Stirn küsst. „Deine Beste Freundin und ich kannte sie nicht.", flüstert er Kopf schüttelnd und ich löse mich soweit, dass ich seine Augen sehen kann. „Du hast sie um eins zwei Jahre verpasst.", meine ich schmunzelnd und gebe ihm einen Kuss auf sein Kinn. „Wer hätte ahnen können, dass sie eine Nachfahrin von Smith sein würde?", füge ich schmunzelnd hinzu, da ich diese Tatsache immer noch nicht ganz begreife.
Er nickt und fängt an zu schmunzeln. „Wer hätte gedacht, dass du auf dein Vorbild triffst?", fragt er nah an meine Lippen und das Grinsen wird immer größer. „Ich bin sehr gespannt und möchte gerne hören, worüber ihr zwei euch unterhalten habt, als ihr Abends im Bett lagt." „Damit ich dein Selbstbewusstsein noch mehr antreibe?", sage ich und ziehe eine Augenbraue hoch. „Außerdem hat sie so gut wie alles gesagt. Es ist schon peinlich genug, dass sie es überhaupt angesprochen hat." Seufzend verstecke ich mein Gesicht an seiner Brust und brumme auf.
„Ganz genau. Mein Selbstbewusstsein braucht das manchmal, dass ihm eine Frau bestätigt wie toll es ist.", höre ich ihn über mir lachen und muss bei dem Klang automatisch lächeln. Ich liebe es ihn lachen zu hören. „Kommt ihr mit zurück zum Schiff?", fügt er dann hinzu und ich hebe meinen Blick um die anderen anzusehen. Während die beiden Männer den Kopf schütteln ist Valeria sich noch unsicher. „Ich habe nicht viel Wahl, wenn ich nicht allein umher laufen will.", sagt sie und verstehend nicke ich. Im Gegensatz zu uns ist sie noch ein Mensch und so viel verwundbarer und schwächer wie wir.
„Du kannst mit uns kommen Val.", sagt Lenn, ehe wir etwas sagen können und wendet sich dann an uns. „Wir passen auf sie auf, wenn sie uns begleitet. Versprochen."
Ich mustere die beiden, nicke letztendlich aber. Sie sollte etwas Spaß haben und ich sollte ihr, was das angeht, auch mehr zutrauen. Valeria lächelt Lenn an, der dann einen Arm um ihre Schulter legt und uns zuwinkt, bevor die drei in die entgegengesetzte Richtung laufen.
„Mama und Papa allein zuhause." Jason sieht amüsiert zu mir, legt dann seinen Arm um meine Taille und führt mich zum Hafen. Ich lehne mich näher an seinen Körper und genieße die Ruhe, die wir für uns haben. Auch, wenn wir in seiner Kajüte immer unsere Zweisamkeit haben, wissen wir, dass um uns herum die anderen sind. Jetzt grade aber nicht. „Manchmal fühlt sich das wirklich so an.", sage ich und grinse.
Kurz vor der nächsten Kreuzung dreht er mich zu sich und greift in mein Haar um mich zu küssen. Seufzend lasse ich mich von ihm einnehmen und wünschte mir grade, dass wir schon in unserem Bett wären. Unsere Kleidung auf dem Boden verteilt, während wir uns im Fell wälzen. „Du erzählst mir heute Abend noch ein paar der Geschichten, die dein Vater euch immer erzählt hat, oder?" „Wenn du mich dazu überreden kannst, vielleicht."
Ich zwinkere ihm zu und löse mich von ihm, laufe rückwärts von ihm zum Hafen und grinse ihn dabei an. „Dafür musst du mich aber erst kriegen!"
Lachend renne ich voraus, werde aber schneller wie gedacht von Armen an meinem Bauch festgehalten. Werde herumgewirbelt und halte mich an Jason's Armen fest, was auch ihn zum lachen bringt. „Hab dich Baby.", haucht er leise und hinterlässt einen Kuss an meinem Hals, der das Lächeln auf meinen Lippen größer werden lässt. Ja, das hast du wirklich.
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