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Auf meinem Arm abstützend beobachte ich Jason beim Schlafen. Fahre die Konturen jedes seiner Tattoos nach und verfolge diese. Obwohl es mitten am Tag ist haben wir uns bisher nicht aus dem Bett begeben, wogegen ich rein gar nichts einzuwenden habe und mein Körper nutzt die Zeit, die ihm zur Ruhe gegeben wird. Seitdem er mich verwandelt hat weiß ich nun gänzlich was es heißt, wenn dieser Mann sich nicht zurückhält. Auch wenn ich als Mensch schon vieles ertragen konnte, merke ich erst jetzt wie sehr Jason sich dennoch zusammengerissen hat um mir nicht schwerwiegend zu schaden. Jetzt wiederum bin ich ein Vampir und er kann tun und lassen, was er will.
Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf mein Gehör. Valeria scheint an Deck zu sein und sich mit Smith zu unterhalten, denn beide fallen in schallendes Gelächter. Der Boden wird gewischt und jemand wendet in diesem Moment das Steuer, während es einen leicht quietschenden Ton von sich gibt.
Ich öffne meine Augen wieder und grinse. Seitdem wir in Irland gewesen sind habe ich Tag für Tag trainiert, damit meine Sinne sich ausprägen und ich mich meinem Vampir-Dasein anpasse. Manches wollte schneller klappen wie das andere, letztendlich habe ich es durch die Hilfe meines überaus guten Lehrers geschafft. Genau dieser schlummert immer noch, was ich im Begriff bin zu ändern.
Da er auf seiner seinem Rücken liegt küsse ich mich seine Schulterblätter entlang. Sein Körper bewegt sich leicht, dennoch höre ich nicht auf mich weiter seinen Körper entlang zu küssen. „Baby, aufwachen.", flüstere ich leise, ohne mein Tun zu unterbrechen.
„Ich will aber nicht", höre ich ihn leise brummen. Er wendet seinen Kopf von der einen zur anderen, fügt aber ein nuschelndes „Du darfst mich aber gerne weiter kraulen.", hinzu. Ich lache leise auf, da ich mit so etwas schon gerechnet habe. Kurzerhand setze ich mich auf seine Kehrseite und fange an ihn zu massieren. Beginne an seinem Nacken, wo ich kräftiger zupacke und mich dann weiter voran arbeite. An einigen Stellen wende ich etwas mehr Kraft auf um die Verspannungen zu lockern, was ihn zufrieden ein leises „Danke", aufbrummen lässt.
„Wir müssten gleich anlegen. Wir sind heute Abend auf einem Ball eingeladen."
„Auf einen Ball? Und wie das denn?", frage ich nach ohne zu stoppen.
„Logan. Genauer genommen bin nur ich offiziell eingeladen, aber jeder weiß, dass ich nicht alleine komme. Smith ist sowieso immer dabei, war er schon immer und nun auch du."
Seine Augen öffnen sich leicht und von der Seite sieht er zu mir. „Der Ball ist jedes Jahr zur gleichen Zeit und Logan erhält immer eine schriftliche Einladung. Jedoch geht er selten hin. Ich bin stattdessen immer dort, da fast alle Gäste Piraten sind."
Verstehend nicke ich und füge ein „Okay" hinzu. Es wird das erste Mal sein, dass ich auf einem Ball bin und irgendwie macht mich das etwas nervös.
„Haben wir auf dem Schiff passende Kleidung dafür? Ich war noch nie auf solch einem Ball, ich weiß nicht, was dafür angemessen wäre.", spreche ich einen meiner Gedanken aus. Meine Hände stoppen und ich lege mich nun auf seinen Rücken, lege sie um seinen Körper. Seine Brust hebt und senkt sich durch sein Lachen schnell. „Baby, wir sind Piraten. Da gibt es keine Ballkleider."
Sein Körper dreht sich, wodurch ich wieder auf meinem ursprünglichen Platz lande, und er steht auf um an eine der Kommoden zu gehen. Er holt einen Umhang aus weißem Stoff mit einem Spitzenrand sowie silbernen Schmuck hervor und legt diese sorgfältig auf den Tisch. Ich beuge mich so, dass ich einen besseren Blick auf diese bekomme und stelle fest, dass ich diese das erste Mal in all den Jahren, in denen ich auf diesem Schiff lebe, sehe.
„Du ziehst eine weiße Bluse und ein schwarzes Korsett an. Bei diesen beiden Dingen helfe ich dir. Was du untenrum trägst kannst du dir aussuchen."
„In Ordnung."
Ich lasse mich zurück ins Kissen fallen und überlege, was am besten dazu passen würde. Sehr wahrscheinlich werde ich einfach dazu eine schwarze Hose anziehen. „Warum kommt Logan nicht?", hake ich nun nach und sehe ihn neugierig an. Noch immer habe ich kein Gesicht zu dem Mann hinter dem Namen, lediglich die Erzählungen um ihn.
„Ich bin der mit dem Schiff. Und er ist an Land sehr beschäftigt. Wir jagen seit geraumer Zeit einem Mann hinterher, der Logans große Liebe zerfleischt hat wie Vieh beim Metzger. Ich stelle mit meiner Crew sicher, dass er den Kontinent nicht übers Meer wechselt und Logan tut alles, um diesen Mann endlich zu töten."
„Oh. Dann hoffe ich, dass er ihn schnell findet. Ich will mir nicht vorstellen, wie sich das für ihn angefühlt haben muss.", merke ich an und stehe nun ebenfalls auf um nach meiner Kleidung zu greifen. „Wie lange jagt ihr ihn denn schon?"
Während ich mir die schwarze Hose anziehe höre ich wie er „Seit 106 Jahren", antwortet. Sein Ton zeigt mir jedoch direkt, dass er darüber nicht weiter sprechen will, weswegen ich es auch dabei belasse. Die weiße Bluse über gezogen nehme ich das Korsett in die Hände und binde es eng um meinen Körper, bleibe dabei neben ihm stehen und sehe ihn von der Seite an.
„Ich bewundere dich dafür, dass du so loyal zu ihm bist.", sage ich leise, auch wenn ich merke, dass seine Konzentration grade ganz woanders liegt. Diese Person muss ihnen sehr viele Probleme bereitet haben und so wie ich ihn kenne gefällt das Jason ganz und gar nicht.
Ich sehe wie sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht schleicht. „Er ist mein Bruder."
Nachdem sein Hemd zu ist zieht er sich seinen all bekannten Mantel über, während ich das Korsett am oberen Rand so richte, dass alles auch richtig sitzt. Sobald ich zu ihm sehe hält er den Umhang in seinen Händen, welchen er mir zuerst umlegt, gefolgt von dem silbernen Schmuck, was das Outfit abrundet.
Er betrachtet mich kurz und murmelt mit gehobenem Finger ein „Nicht bewegen", läuft dann zurück zur Kommode und kommt mit einem weiteren Schmuckstück zurück, welches er vorsichtig auf meinem Haar platziert.
„Jetzt sieht jeder, was du bist.", haucht er und macht mir etwas Platz. Ich laufe auf den großen Spiegel zu und betrachte mich ausgiebig. Alles sitzt genau dort, wo es sein soll und grade der Kopfschmuck gefällt mir sehr gut. Es passt viel besser zu mir, als irgendein Ballkleid, was sich andere Frauen wünschen würden. „Es sieht toll aus.", sage ich lächelnd und drehe mich zu ihm. Meine Hände legen sich auf seine Brust, wo ich über sein Hemd einen Kuss platziere.
„Du übertriffst dich wieder und wieder, mein Lieber.", füge ich hinzu ohne meine Hände von ihm zu lösen.
„Das ist nichts besonderes Baby", lacht er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Freut mich, dass es dir gefällt." „Ja, sehr sogar."
Ich löse mich von ihm und gehe auf die Fenster zu, wo ich mich davor hinstelle. „Wo genau findet dieser Ball denn statt?"
„Kolumbien", höre ich ihn antworten, wie er vermutlich Richtung Tür geht. „Wir müssten gleich da sein."
Ich drehe mich zu ihm und folge ihm durch die Tür. An Deck sehen wir die meisten herumlaufen und entweder einer ihrer Aufgaben nachgehen oder sich miteinander unterhalten. Unter ihnen kann ich auch recht schnell Valeria finden, die noch immer bei Smith ist. „Was machen die anderen dann solange? Bleiben sie hier oder gehen sie auch an Land?"
„Sie genießen einen Abend ohne ihren Captain hier an Bord. An Land gibt es zurzeit nicht viel, da alle die da sind, auf dem Ball sein werden."
Er wendet sich zu mir und lächelt. „Bin gleich wieder da."
Während er auf das Steuer zugeht laufe ich auf meine Schwester zu und stelle mich zwischen sie und Smith. Dieser sieht kurz zu mir und lächelt, hört aber weiter Valeria zu. „Oh, hey Sophia. Seid ihr auch mal aus dem Bett gekommen?"
Valeria sieht mich mit einem breiten Grinsen an, worauf ich nur die Augen verdrehe. „Ja, sind wir, wie du siehst. Und du belästigst den armen Smith schon den ganzen Tag?", erwidere ich neckend. Sie verschränkt ihre Arme vor der Brust und sieht mich leicht eingeschnappt an. Oh oh, da scheint wohl jemand grade seine unangenehmen Tage zu haben.
„Ich belästige hier niemanden. Oder störe ich dich?"
Sie sieht direkt zu Smith, welcher etwas überfordert eine Hand an seinen Nacken legt, als wir hören wie Kommandos rum gebrüllt werden. Ganz leise kann ich sein gemurmeltes „Gott sei Dank.", hören und grinse in mich hinein.
„Du würdest mich doch niemals stören, Valeria.", antwortet er nun besänftigend, was bei ihr auch zu klappen scheint. „Siehst du, sag ich doch!"
„Hallo", werden wir plötzlich von Jason unterbrochen, der sich zu uns gesellt. „Jason", begrüßt Smith ihn sofort, während Valeria nun auch anfängt zu lächeln. „Hey.", begrüßt sie nun auch ihn und geht auf ihn zu um ihn zu umarmen. Manchmal ist es schon ganz süß, wie sehr auch die beiden sich am Herzen liegen. Schmunzelnd beobachte ich die beiden, bis Smith mir ein leises „Nicht eifersüchtig?", zubrummt.
Ich sehe ihn von der Seite an und schüttle mit dem Kopf. „Wieso sollte ich? Er ist wie ein großer Bruder für sie. Es ist schön, wenn sie zu anderen eine genauso gute Bindung hat wie wir sie haben."
Skeptisch sieht er erst mich, dann die beiden an, zuckt dann jedoch mit den Schultern.
„Wie gefallen wir drei dir?", fragt Jason sie und deutet erst auf Smith, dann auf mich und zuletzt auf sich. „Können wir so von Bord gehen?"
Sie mustert uns ausgiebig, läuft um uns herum und nickt zufrieden. „Ich denke schon. Und ich kann wirklich nicht mitkommen?"
Sie sieht zwischen den beiden Männern hin und her und verwirrt runzle ich die Stirn. Ich erkläre es mir selber, da Smith ihr sicher schon davon erzählt hat.
„Nein. Das geht nicht", sagt Jason sofort mit strengen Ton, der keiner Widerworte bedarf. Sie setzt ihren bestimmten Blick auf, der die meisten vielleicht umstimmen würde, aber ich weiß genau, dass es bei Jason jedoch nicht funktioniert. „Nein", wiederholt er sich und sieht dann zu Smith. „Komm."
Smith und er laufen auf die Beiboote zu, während ich mich Valeria zuwende. „Vielleicht kannst du das nächste Mal mit." „Aber sicher doch."
Der Sarkasmus ist unüberhörbar und ich seufze auf. „Reg' dich darüber doch nicht so auf. Ich kann es nicht ändern."
Sie brummt nur auf und lässt mich einfach stehen. Ich sehe ihr hinterher und schüttle nur den Kopf. Da es nichts bringt ihr zu folgen gehe ich zu den Männern, die am Boot stehen und anscheinend auf mich warten. „Ich bin soweit."
Ich nehme Jason's ausgestreckte Hand und lasse mir in das Boot helfen, dann steigen sie ebenfalls zu. Sobald wir auf dem Wasser schwimmen packen die beiden zu und rudern recht schnell Richtung Land, wobei ihre Arme sich bei jedem Schwung aufs Neue anspannen. Es dauert nicht lange, bis wir auf Steg stehen und Jason einem Mann einige Münzen überreicht, um auf unser Boot Acht zu geben.
Den Rest legen wir zu Fuß zurück und kommen nach knappen zehn Minuten auf einem großen Anwesen an. Freundlich werden wir begrüßt und ohne Probleme eingelassen.
Nur wenige Meter eingetreten kann man bereits den Geruch von leckerem Essen in der Nase riechen und auch der Blick auf die große Tafel von allerlei Köstlichkeiten verschlägt mir die Sprache.
Einige Personen sitzen schon um den riesigen Tisch herum und unterhalten sich miteinander. Sobald sich die Tür hinter uns schließt wandert ihre Aufmerksamkeit jedoch sofort zu uns, oder eher gesagt zu dem Mann neben mir. Alle Gespräche sind verstummt, was mir etwas unangenehm ist, doch zum Glück legt Jason seine Hand an meinen Rücken und führt uns zu den freien Stühlen, auf welche wir uns setzen. Während ich mittig von ihnen sitze platziert sich Smith links, Jason rechts von mir, was mir ein sicheres Gefühl gibt, umgeben von all diesen Männern und Frauen des Meers. Aufmerksam sehe ich mich bei den Gästen um und bleibe an einer Frau hängen. Ihr Blick ist ebenfalls auf uns gerichtet, doch etwas an ihr kommt mir sehr bekannt vor. Ich weiß nur nicht woher genau.
Nur langsam nehmen die Gespräche wieder ihren Lauf und ich wende mich zu Jason, der ebenfalls die Gäste betrachtet. „Auf wen warten wir noch?", frage ich ihn leise. Er sieht mich mit gehobener Braue an. „Woher soll ich wissen, wer alles auf der Gästeliste steht?"
Ich zucke daraufhin mit den Schultern, merke dann wie es im gesamten Saal still wird. Einige weitere Personen betreten den Saal und einer von ihnen setzt sich direkt ans Ende der riesigen Tafel. Er klatscht laut in seine Hände, woraufhin alle zu ihm sehen. Auch wir wenden uns zu ihm und zufrieden sieht er in die Runde. „Willkommen. Wie jedes Mal freut es mich überaus euch alle hier in meinem Reich begrüßen zu dürfen um meinen Geburtstag zu feiern. Doch dies ist nicht nur ein Ball um zu feiern, dass ich älter werde."
Er lacht laut auf, was auch andere mitzieht, bis er sich wieder beruhigt.
„Nein. Es ist auch dafür da um den Frieden um Unseresgleichen zu wahren. Wir alle beherrschen das Meer. Das Wasser ist unser Heim, was wir unter allen Mitteln beschützen. Koste es, was es wolle. Also, hebt eure Gläser. Auf dass wir alle ein weiteres Jahr gute Beuten ergaunern, unsere Schwerter schwingen lassen und die Meere regieren. Prost! Und lasst euch das Mahl schmecken."
Jeder Anwesende hebt sein Glas und stößt mit einem lauten 'Prost' mit an. Dann greifen bereits die ersten nach dem unzähligen Essen, beladen sich ihre Teller mit allerlei und schlagen zu.
„Er weiß ganz genau, dass es kein wir gibt, sondern ein er.", murmelt Jason neben mir und ich schmunzle leicht. Das glaube ich ihm aufs Wort. Ich schütte uns beiden etwas in unsere Gläser, während er unsere Teller mit etwas von dem Essen füllt.
„Er hat Angst, dass wir seine kleine Stadt angreifen.", fügt er hinzu und sieht im Augenwinkel zu mir. „Das wundert mich nicht. Du wirst nicht ohne Grund gefürchtet. Es wäre töricht sich gegen dich zu stellen oder in deiner Ungunst zu liegen.", sage ich leise und sehe dann auf das Essen, welches er auf unsere Teller getan hat. Ich lächle ihm dankend zu, bevor ich nach der Gabel greife und etwas vom dem Fleisch nehme.
Wir widmen uns in aller Ruhe unserem Essen während andere bereits wieder in ihren angeregten Konversationen stecken. „Was hälst du von solchen Veranstaltungen, um Frieden zu wahren?", fragt Jason mich irgendwann und ich lege daraufhin mein Besteck zur Seite. „Meistens ist es doch eh nur Heuchleriei. Man gibt vor den Frieden zu wollen, um Problemen aus dem Weg zu gehen. Doch letztendlich schlägt man sich immer auf die Seite der Starken, wenn es drauf ankommt."
Schmunzelnd nickt er, bevor er sich dem Rest seines Essens widmet und ich es ihm gleich tue.
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Nach zwei weiteren Stunden begeben wir uns alle in den Ballsaal des Anwesens, welcher mir im ersten Moment die Sprache verschlägt. Dass sich ausgerechnet hier nun Piraten tummeln sollen will sich mit meinem Kopf nicht vereinbaren, doch wenn ich neben mich zu Jason sehe, passt es dennoch. Ein Klavierspieler lässt bereits die ersten Töne erklingen, die die ersten dazu anregen sich auf die Tanzfläche zu begeben.
„Miss Suarez, erteilen sie mir die Ehre und tanzen mit mir?", höre ich Smith neben mir fragen und sobald ich sehe wie er sich vor mir verbeugt muss ich leicht kichern. Mit einem Lächeln lasse ich mich von ihm auf die Tanzfläche ziehen, nachdem ich einen prüfenden Blick auf Jason geworfen habe und sicher bin, dass es ihn nicht stört. Es ist einer der wenigen Male, wo ich tatsächlich von meiner Mutter profitieren kann und genau weiß, wo ich meine Hände zu platzieren und wie ich zu tanzen habe. Es mag nicht viel sein, genügt jedoch vollkommen, sodass ich mich nicht lächerlich mache.
Smith's Tanzkünste sind aber auch viel besser wie ich es vermutet hätte und beeindruckt sehe ich ihn an. „Ich muss zugeben, dass ich als Kind die Piraten unterschätzt habe. Wer hätte gedacht, dass ihr doch solche Talente haben könnt?", meine ich neckend, was ihn grinsen lässt.
„Du weißt noch so einiges nicht über uns. Deine Zeit bei uns ist nichts im Vergleich zu dem, wie lange wir schon auf See leben."
Ein lautes Lachen erklingt und er sieht über meine Schulter, grinst. Ich konzentriere mich jedoch lieber auf die Musik, die uns zum Tanz begleitet. Auch, wenn ich damalss zu Kindzeiten nie den Traum hatte wie eine Prinzessin zu leben oder das zu erleben wie auf einem Ball zu tanzen, ist es doch ein schönes Gefühl so eine Möglichkeit gehabt zu haben.
Sobald das nächste Lied erklingt werden unsere Bewegungen schneller und ich fange an zu grinsen. „Wir dürfen das bloß nicht Valeria erzählen, sie wird sonst wirklich neidisch und regt sich auf." „Ach, sie beruhigt sich schon wieder. Sie ist halt eifersüchtig auf dich."
„Auf mich?"
Verwundert sehe ich ihn an, doch ihn scheint es nur weiter zu erheitern. „Natürlich. Du magst das vielleicht nicht mitbekommen, aber oft fühlt sie sich in den Hintergrund gestellt. Sie hat sich oft darüber bei mir ausgelassen, das kannst du mir glauben."
Mir ist nicht bewusst gewesen, dass sie sich so fühlen muss. Und es macht es auf keinen Fall besser, dass ich das ausgerechnet von jemand anderem erfahre. Dabei dachte ich, dass Valeria sich wohl fühlt. „Hey, das wird sich schon wieder legen. Sie ist erst zwanzig Jahre alt, Sophia."
Aufmunternd sieht er zu mir hinunter, woraufhin sich ein leises Seufzen aus meinem Mund löst. Ich kann nur darauf vertrauen, dass er recht behält und sich dieses Gefühl in ihr ändern wird. „Du hast sicher recht. Danke dir. Auch, dass du dir das antust und dir ständig anhörst."
„Ihr beide gehört zu uns. Und du kennst mich, wenn sie mir zu viel redet, sage ich schon was."
Er zwinkert mir zu, bevor er mich unerwartet an einen anderen Mann weitergibt. Überall hat wohl ein Partnerwechsel stattgefunden und nun tanze ich mit einem Mann, den ich zwischen vierzig und fünfzig Jahren einschätzen würde. Ein ausgeprägter Bart ziert sein Gesicht, was die langsam bildenden Falten jedoch keinesfalls verdecken können. „Es freut mich Bekanntschaft mit der Begleitung von Grant zu machen.", grinst er mich breit an, fügt ein „Mein Name ist Billorby.", hinzu.
„Sehr erfreut, Mr. Billorby.", antworte ich so höflich wie möglich und versuche mich an sein Tempo anzupassen. Erstaunlicherweise bleiben seine Hände während des Tanzes auch an Ort und Stelle, was mich innerlich erleichtert. Ich brauche nicht unbedingt die Hände eines alten Mannes an Stellen, wo sie nicht hingehören.
„Wie kommt es, dass eine einzige Frau so lange an seiner Seite bleibt? Ich bin ganz andere Berichte gewohnt.", fragt er ganz offen und mustert mich dabei genau. Ein Schmunzeln legt sich auf meine Lippen, habe ich die erstaunten Blicke nicht vergessen, die auf uns lagen. An manchen Tagen, wo ich neben ihm liege und seine friedliche Gestalt beobachte, frage ich mich selbst dies zu genüge, ohne eine klare Antwort darauf zu finden. „Das kann ich Ihnen leider nicht verraten. Das wird wohl zwischen ihm und mir bleiben."
Ich schenke ihm ein aufgesetztes Lächeln, da er wohl auf eine andere Antwort gehofft hat, doch zum Glück findet ein erneuter Wechsel ab und ich lande in den Armen, zu denen ich gehöre. Jason's Lippen legen sich für einen Kuss auf meine Stirn und ich schließe dabei kurz meine Augen. „Na.", sagt er leise, während er uns zur Musik führt. Meine Mundwinkel heben sich automatisch und ich schmiege mich etwas näher an ihn. „Es erscheint mir, dass einige recht verwundert sind, dass du mich mitgebracht hast.", sage ich leise und muss dabei schmunzeln. Wissend nickt er. „Kann man es ihnen verübeln? Keiner der hier Anwesenden kennt mich mit einer Partnerin. Wenn ich hier war, dann nur mit Logan und Smith." „Dem kann ich nicht widersprechen."
Über seine Schulter sehe ich zu Smith, wie er mit einer Blondine tanzt, bis ich erneut an diesem Abend auf die schwarzhaarige Frau treffe.
„Irgendwoher kenne ich diese Frau.", sage ich und sehe dann wieder zu ihm. „Mir will einfach nicht einfallen woher."
„Sie ist sowas wie meine beste Freundin. Morgana. Du hast sie mal in einer Bar auf Tortuga gesehen."
Ich erinnere mich wieder an den Abend. Wir saßen mit Valeria und meinem Vater in der Bar und von weitem hatte sie uns beobachtet. Einen Tag später haben wir ihn blutend in einer Gasse gefunden. Ich erinnere mich nicht gern daran und doch hätte ich nicht erwartet, dass eine weibliche Person so ein enges Verhältnis mit ihm haben könne, ohne entweder in seinem Bett zu liegen oder an einem gebrochenem Herzen zu leiden. Mit gehobener Augenbraue sehe ich ihn an und sage mit skeptischen Ton „Deine beste Freundin?"
Amüsiert fängt er an zu lachen und sieht zu mir. „Wieso bist du so verwundert darüber?" „Ich weiß nicht. Du und eine Frau, da stelle ich mir eher anderes vor als Freundschaft."
Ich lasse mich von ihm einmal um mich selbst drehen, ehe ich wieder in seinen Armen lande und grinse. „Wenn sie also deine Freundin ist muss sie dir sehr ähnlich sein, oder?"
„Das andere gab es auch, aber ja, wir sind uns ähnlich. Sie ist mit Herz und Seele Piratin."
Ich erhasche einen Blick auf Morgana, betrachte sie genauer. Alles an ihr schreit danach, dass sie eine Frau des Meeres ist. Das ist unbestreitbar. „Ja, das glaube ich aufs Wort."
Er brummt zustimmend und schmunzelnd sehe ich ihn an. „Wie lange kennt ihr euch schon?" Zu wissen, dass diese Frau eine doch engere Bindung zu ihn hat lässt mich neugierig werden, wer genau diese Frau ist. „Wir haben uns 1618 auf den Bahamas kennen gelernt, also etwas über 100 Jahre."
Verstehend nicke ich, kann jedoch nicht vermeiden, dass mein Blick ab und an nochmal zu ihr wandert. „Ich würde sie gern mal kennen lernen. Sie muss Biss haben, wenn sie mit jemanden wie dir zurecht kommt.", sage ich und sehe ihn fragend an, beiße mir dabei auf meine Unterlippe, da ich nicht weiß, ob er davon wirklich begeistert wäre.
Lachend erwidert er ein „Von mir aus", woraufhin ich erleichtert ausatme und grinse. Nach meiner Hand greifend entfernen wir uns von der Tanzfläche in eine ruhige Ecke. Es dauert nur wenige Minuten, bis besagte Frau vor uns steht und ihn besorgt mustert. „Alles in Ordnung?"
„Ja. Morgana, das ist Sophia, Sophia Morgana. Sie wollte dich kennen lernen."
Ich lächle sie leicht an, was sie zum Glück erwidert. „Es freut mich dich kennen zu lernen. Jason hat einiges von dir erzählt.", sage ich und strecke ihr meine Hand aus. Sie fängt stattdessen an zu lachen und verschränkt ihre Arme vor der Brust, weswegen ich meine Hand sinken lasse.
„Das hoffe ich doch. Es freut mich aber auch dich mal kennen zu lernen, nachdem ich dich immer nur vom Weiten gesehen habe."
Sie sieht mich etwas genauer an und fügt ein „Du bist wirklich so schön wie ich es mir immer auf die Entfernung zusammengereimt habe.", hinzu.
„Morgana", wirft Jason ein, woraufhin diese mit den Schultern zuckt und lacht.
„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.", sage ich und grinse. Ihre lockere Art ist eindeutig angenehm und erinnert mich sogar etwas an Jason selbst. Das Schmunzeln auf seinem Gesicht ist nicht zu übersehen. Ich sehe mir ihr Kleid genauer an und nicke anerkennend. „Wenn ich dich so ansehe fühle ich mich wirklich unterkleidet mit meiner Hose und der Bluse."
Skeptisch zieht sie eine Augenbraue in die Höhe. „Du siehst umwerfend aus Sophia. Weißt du denn nicht, dass dieser Schmuck den du trägst allen zeigt, was für eine hohe Position du hast?"
Verlegen beiße ich mir in meine Wange. Jason sagte bereits, dass es jedem zeigt, was ich bin. Allerdings kann ich selbst das nicht in Worte fassen, was genau ich in den Augen aller sein sollte. „Das ist mir nicht wirklich bewusst gewesen.", gebe ich leise zu.
Amüsiert schüttelt sie den Kopf. „Nun ja. Sei es dir vergeben durch dein junges Alter."
Entschuldigend sehe ich sie an, dann Jason, da er immerhin derjenige gewesen ist, welcher mir diesen Schmuck gegeben hat. „Bist du denn allein hier oder in Begleitung?", frage ich neugierig nach um von mir abzulenken. „Mit meinem ersten Offizier. Aber falls es um eine Begleitung wie Jason geht, dann würde ich eher sagen ich bin allein hier."
Sie zwinkert ihm dabei zu, was ihn aufschnauben lässt.
„Du darfst ihn gern noch für ein paar Tänze ausleihen.", sage ich und zwinkere ihr zu, was sie grinsen lässt. Sofort greift sie nach seiner Hand und zieht ihn Richtung Tanzfläche. Es dauert nicht lange, bis auch ich mich von einem Herren, der charmant nach einem Tanz bittet, auf diese ziehen lasse und tanze letztendlich mehrere mit ihm. Er führt außerordentlich gut und macht keinerlei Versuche mich unsittlich zu berühren. Zwischendurch werfe ich einen Blick auf sie und sehe wie beide anfangen zu lächeln. Dass mir der Anblick einen leichten Stich versetzt versuche ich zu ignorieren, genauso wie eine Frage, die sich in meinem Kopf bildet. Sie ähneln sich wirklich sehr und nicht nur wegen der Tatsache, dass beide ihr Leben dem Meer widmen. Doch letztendlich bin ich es, auf welcher sein sanfter Blick liegt. Und allein das lässt die Zweifel verschwinden.
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