•46•
Zwei Monate später
Während wir uns Geschichten von Joe anhören sitzen Valeria und ich auf dem Küchenboden. Sie hat sich so zwischen meine Beine gesetzt, dass ich ihr ihre Haare flechten, und sie gleichzeitig zum Küchenchef sehen kann. Natürlich hätten wir das auch in ihrer oder 'meiner' Kajüte tun können, aber Joe's Reich ist wie ein Entspannungsort. Und da es ihn nicht zu stören scheint, dass er Besuch hat, verschlägt es uns die meiste Zeit zu ihm, wenn wir nicht grade vor dem Klavier sitzen oder an Deck sind.
„Und wie ging es dann weiter?", fragt Valeria, als ich an der letzten Strähne bin, damit ihre Frisur fertig ist. Heute wollte sie etwas Ausgefallenes, weswegen ich ihr mehrere Strähnen geflochten und diese dann dann zusammen ebenfalls verflochten habe.
„Immer so neugierig, Kindchen."
Amüsiert sieht der Koch über seinen Tisch zu uns hinunter und will ansetzen etwas zu sagen, ehe er kurz stockt. Für einen Moment bleibt sein Blick an mir hängen und er schmunzelt amüsiert.
„Was schaust du denn so?", frage ich skeptisch, woraufhin er mich mit gehobener Braue ansieht „Hast du es nicht gehört?"
„Offensichtlich nicht, da ich nicht weiß, was du meinst."
Er deutet mit dem Messer, dass er in der Hand hält, nach oben. „Der Captain hat nach euch zwei gerufen. Du solltest dein Gehör wirklich mal mehr trainieren, Mädchen."
Seufzend, da er recht hat, kommentiere ich nichts dazu und stehe von dem Boden auf. Valeria tut es mir gleich und wir klopfen uns den Dreck von der Kleidung, bevor wir aus der Küche gehen und die Treppen Richtung Deck nehmen.
Als ob Jason unsere Schritte gehört hätte stößt er sich von der Reling ab, an der er bis eben noch angelehnt gestanden hat, und begrüßt uns mit einem Kuss auf die Lippen, beziehungsweise Valeria mit einem auf die Stirn. „Was habt ihr gemacht?"
„Wir waren bei Joe.", meine ich und grinse. Er weiß genau, dass Joe uns gerne Geschichten erzählt, und dass es auch ab und an welche von ihm sind. „Und Soph hat mir die Haare geflochten.", fügt Valeria hinzu.
In manchen Momenten merkt man ihr noch das Kindliche an, doch sie hat schon oft genug bewiesen, wie erwachsen sie auch sein kann. Er sieht kurz auf Valeria's Haar und fängt an zu schmunzeln.
„Wovon hat er euch diesmal erzählt?", fragt er und reicht mir seine Hand. Ohne zu zögern lege ich meine in seine, lasse mich von ihm zur Mitte des Decks führen, wo wir uns auf die vorhandenen Fässer setzen. „Über Tortuga und dessen Vorzüge."
„Also ich fand es interessant." Valeria grinst breit und wackelt mit ihren Augenbrauen, was Jason zum Lachen bringt. Sie ist zwar alt genug, dennoch wird sie in meinen Augen immer meine kleine Schwester bleiben. Da brauche ich diverse Vorstellungen in meinem Kopf eindeutig nicht.
„Warum glaube ich dir das aufs Wort?", frage er Valeria amüsiert und fügt ein „Deine Schwester steht nicht so auf Tortuga, weil es dort viel Konkurrenz gibt.", hinzu.
Sowas zu hören ist natürlich nicht unbedingt angenehm, weswegen ich ihn böse anfunkle. Das lässt ihn jedoch nur lachen. Genervt über seine Antwort merke ich wie meine Augen einen Moment rot aufleuchten. Das ist auch eines der Dinge, dir mir ab und an noch passieren. Vampir sein ist alles andere als leicht. „Wenn du dir Krankheiten einfangen willst, bitte.", meine ich daher ablenkend und verschränke die Arme vor der Brust. „Und wir wissen genauso, dass es auch noch andere Gründe gibt, dass ich diesen Ort lieber meiden will."
Ich muss die Worte nicht aussprechen, schließlich sind wir alle drei dabei gewesen.
„Ich glaube du vergisst, dass wir keine Krankheiten bekommen können.", schlägt er meinen etwas giftigen Kommentar zu Boden und sieht dann zu Valeria. „Und denkst du wirklich, dort gäbe es Konkurrenz? Hat Joe euch mal von Felicia erzählt?"
Fragend sehe ich zu ihm, da mir der Name rein gar nichts sagt. Er scheint zu merken, dass wir wohl nicht wissen, was er meint, denn sein Grinsen wird daraufhin breiter. „Ich bin mir sicher, dass du es uns jetzt erzählen wirst.", werfe ich ein und beider unserer Blicke liegt abwartend auf ihm.
„Sagen wir es mal so, ich hatte mal was mit ihr. Das letzte Mal, dass ich sie gesehen habe, ist über hundert Jahre her und das war gut drei oder vier Monate nach unserer kleinen Liaison. Aus Zufall bin ich ihr in Tortuga damals über den Weg gelaufen und ich wünschte ich wäre es nicht, denn sie hatte sich geschminkt."
Sein Gesicht verzieht sich und lässt mich grinsen. Schadenfreude macht sich in mir breit, dass auch ein Mann wie Jason seine Fehlgriffe hat. „Wenn man das Schminken nennen konnte. Sie hat es zumindest versucht."
Ich beiße mir auf die Lippe um ein Lachen zu unterdrücken, denn etwas sagt mir, dass das, was gleich kommt, sehr amüsant sein wird. Ich nicke ihm zu, damit er fortfährt, da ich mich nicht traue den Mund aufzumachen. Und auch Valeria grinst und wartet.
„Jedenfalls hat sie mich in einer kleinen Gasse angehalten und wollte flirten, doch dieser Versuch ist ihr sehr missglückt. Ich hab sie sehr grob am Hals gepackt und gegen die nächst beste Häuserwand gedrückt. Sie wusste, dass ich weiß, wie man jemanden umbringt und wie weit ich gehen kann, hat dementsprechend Angst bekommen. Ich habe noch ein paar leere Drohungen ausgesprochen und sie ist verängstigt weg gelaufen. Von hinten sah sie recht gut aus, aber von vorne... Da hätte nicht mal mehr ein Sack über dem Kopf geholfen."
Valeria ist die Erste, die anfängt zu kichern und auch ich muss leise lachen bei der Vorstellung.
„Da sieht man mal, wie schnell man sich selbst verunstalten kann."
Ich selber verwende eher wenig Make-Up, weshalb mir sowas sicher nicht passieren kann.
„Ich hätte es nur zu gerne selbst gesehen.", fügt Valeria hinzu.
„Ich bin äußerst froh, dass zu meinen menschlichen Zeiten nichts passiert ist. Jemand wie Felicia zieht einem selbst den Stoff der Hosentaschen aus der Hose, sobald sie schwanger ist. Sie hätte mir wahrscheinlich das Kind eines anderen angedreht, wäre ich ein weiteres Mal auf sie zurück gekommen. Sie war nicht die einzige, die darauf hinaus wollte, aber eine der wenigen, die es nicht gleich nach dem ersten Mal Sex versucht haben. Vorausgesetzt, die Frauen haben noch gelebt." Er zuckt mit seinen Schultern und grinst.
Das Thema Kinder ist mir bei Jason tatsächlich nie in den Sinn gekommen, weswegen es mich nicht wundert, dass die Frage plötzlich aus meinem Mund kommt. „Also hast du keine Kinder?"
Meine Schwester sieht mich mit weiten Augen an, doch die Frage ist ausgesprochen und nicht mehr zurück zu nehmen. Ein kleiner egoistischer Teil von mir hofft darauf, dass es tatsächlich nicht so aus. Aber selbst wenn kann man es nicht ändern.
Wissend sieht er mich an, schüttelt jedoch zu meiner Erleichterung den Kopf.
„Nein, ich dachte, das wüsstest du bereits. Smith ist derjenige unter uns, der eine leibliche Tochter hatte. Ich habe nur meine Crew und dementsprechend Giulio und Lenn als meine Ziehsöhne. Sie sind als Knaben an Deck gekommen und ich habe sie so gut wie groß gezogen."
Ich nicke daraufhin und ich merke wie meine Schultern sich entspannen.
„Ja, man merkt den beiden an, dass du so erzogen hast."
Ich grinse, da man die Aussage auf verschiedene Weisen verstehen kann.
„Seit wann sind die zwei denn schon hier auf dem Schiff?"
Valeria's Interesse ist kaum zu überhören, was nicht nur mir aufzufallen scheint.
Einen Moment überlegend fasst er sich an sein Kinn. „Giulio ist 1667 zu mir gekommen und Lenn 1678 glaube ich. Beide waren gerade einmal acht oder neun, wenn ich mich nicht irre."
Sein Blick schweift von uns Richtung Steuer und ich kann mir schon denken, dass die beiden Angesprochenen dort stehen müssen.
„Die beiden sind neben Smith, Jack und mir die einzigen, die ans Steuer dürfen. Ich vertraue ihnen und sie sehen in mir wahrscheinlich wirklich einen Vater, wieso fragst du? Interessierst du dich etwa für einen von ihnen Val?"
Ihre Wangen werden rot und sie schüttelt zu schnell ihren Kopf. Als ob man das ihr bei dem Gesicht glauben würde. Ich schüttle daraufhin meinen Kopf und blicke kurz zu den Erwähnten.
„Ach, ich würde es dir nicht verübeln, kleine Schwester. Eine Frau müsste blind sein, wenn sie sie keineswegs attraktiv finden würde."
„Solang es die beiden sind und sie dich gut behandeln ist das auch in Ordnung, Val. Beide sind gute Männer und ich kann dir nur raten die restliche Zeit, die dir mit ihnen bleibt, zu nutzen. Sie werden in wenigen Tagen nicht mehr bei uns sein."
„Warum das denn?", fragt sie direkt und ein Hauch von Traurigkeit ist zu hören. Tatsächlich hat sie mit den zwei mehr Zeit verbracht wie ich, daher kenne ich sie nicht so gut wie sie.
„Wir legen in wenigen Stunden in Irland an und füllen Vorräte auf. Zudem brauchen meine Männer Blut. Giulio und Lenn werden mit ein paar wenigen hier bleiben und an Deck eines anderen Schiffes anheuern, damit sie eine Meuterei anstiften können, sodass ich ein weiteres Schiff unter mein Kommando bekomme ohne großartig kämpfen zu müssen. Ich weiß nicht, wann wir sie wieder sehen werden. Tut mir leid Val."
Mit einem entschuldigenden Lächeln sieht er zu ihr, dennoch scheint es ihre Enttäuschung nicht zu lindern. Sie nickt langsam, ehe sie dann direkt aufsteht und Richtung der beiden geht. Ich sehe ihr hinterher und seufze. „Zum Glück gehen sie, bevor es tiefer hätte gehen können. Ich möchte sie nicht als weinen sehen."
Valeria war schon immer im Vergleich zu mir sensibler. Meistens bin ich es dann gewesen, die sie getröstet hat, doch sie so zu sehen ist auch für mich nicht leicht. „Vielleicht sollten wir für sie eine Beschäftigung finden, damit sie abgelenkt ist."
„Und was stellst du dir dabei vor?", fragt er als er ebenfalls aufsteht und seinen Mantel richtet.
„Keine Ahnung. Vielleicht mehr mit Smith irgendwas machen oder so. Sie ist sowieso oft in seiner Kajüte am Klavier, was ihn nicht stört."
Mein Blick bleibt weiter auf meiner Schwester, die sich mit den beiden Jungs unterhält. Sie lächeln zu sehen reicht mir aus um mir keine Sorgen um sie machen zu müssen. „Außer du hast eine andere Idee.", füge ich hinzu und sehe dann doch zu ihm hoch. Verneinend schüttelt er seinen Kopf. „Nein, wir können es ihr vorschlagen, aber sie soll es sich selbst aussuchen. Ich bin mir sicher, dass sie was finden wird. Wenn wir anlegen will ich mit dir an Land gehen. Irland hat eine wunderschöne Natur, in der uns niemand stören wird."
Lächelnd stehe ich auf und stelle mich direkt vor ihn hin. „Klingt perfekt.", antworte ich lächelnd und küsse ihn sanft, ehe ich meine Arme um ihn lege. „Dann kannst du mir sicher einiges über Irland erzählen, während wir die Ruhe genießen können." „Das mit dem erzählen überlege ich mir nochmal."
Mit einem Lächeln sieht er zu mir, bevor er mich näher an sich zieht und sein Gesicht in meinem Haar versteckt. Ich kuschel mich an ihn und genieße es einfach nur. „Ich finde es viel besser gemeinsame Erinnerungen zu schaffen."
Statt ihm zu antworten nicke ich an seine Brust und atme seinen Geruch ein. Solche Worte von ihm zu hören macht mich jedes Mal noch glücklicher, was beinahe unmöglich ist. Bei dem, was er mir alles bereits von sich gegeben hat. Da meine Arme unter seinem Mantel seinen Körper umarmen legt dieser sich wie ein Schleier um meinen Körper und verdeckt mich beinahe komplett. Mit meinen Händen wandere ich unter seine Kleidung, woraufhin ich seine warme Haut unter meinen Fingerspitzen spüren kann. Ein leises Seufzen entschlüpft aus meinem Mund und ich würde grade lieber mit ihm in seinem Bett liegen, direkt an seinen Körper gekuschelt. Seine Tattoos nachzeichnen und jedes einzelne davon genau betrachten. Da wir aber, wie er bereits erwähnt hat, bald an Land ankommen, muss sich das wohl leider auf später verschieben.
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Sobald wir in der Nähe der Küste ankommen nehmen Jason und ich uns eines der freien Beiboote, die sich noch auf der Black Hell befinden. Einige seiner Männer rudern bereits auf dem Wasser Richtung Land, genauso wie Valeria, die ich von weitem mit Lenn und Giulio sehen kann.
Er reicht mir seine Hand um mir in das Boot zu helfen, was ich dankend annehme. Sofort greift er nach den Rudern und beginnt mit diesem im Wasser zu schlagen, sodass wir uns vom Schiff Richtung Land fortbewegen. Recht schnell merke ich jedoch, als ich einen Blick über meine Schulter werfe, dass wir in eine ganz andere Richtung schwimmen wie alle anderen.
„Denkst du deine Leiche lässt sich verstecken, während uns alle beobachten?", meint er grinsend und zwinkert mir zu. „Ich möchte nicht in die Stadt, sondern in die Natur. Die Irischen Highlands sind wunderschön und ein guter Ort, um mit dir zu trainieren."
„Zu trainieren?", frage ich und sehe in die Richtung, in die uns Jason lenkt. Wir entfernen uns immer mehr von den anderen und es wundert mich, dass die anderen weder uns folgen noch ein einziger Ruf zu hören ist. Jason lacht leise und nickt mit seinem Kopf. „Du bist seit zwei Monaten ein Vampir und hast keinerlei Ahnung, wie du deine Fähigkeiten nutzt, geschweige denn, wahrnimmst. Wir trainieren ein wenig dein Gehör und deine Schnelligkeit. Vor allem wie du anhälst, wenn du einmal läufst. Sonst muss ich dich noch aus dem Meer retten."
„Hey, so schlimm bin ich nun auch wieder nicht. Immerhin hatte ich, seitdem ich so wach geworden bin, keinen Drang über Valeria herzufallen.", meine ich, klopfe mir innerlich auf meine Schulter. Anfangs ist es mir noch sehr schwer gefallen, wenn ich Valeria umarmt oder sie zu lange angesehen habe. Meine Augen haben immer wieder ihren Weg zu ihrem Hals gefunden, dennoch bin ich stark geblieben. „Das vielleicht schon und dennoch hast du mehr Potential Soph. Vor allem, da ich dein Partner bin."
Ein Grinsen legt sich auf sein Gesicht und er verschnellert seine Bewegungen, sodass wir kurz darauf an Land ankommen. Er hilft mir aus dem Boot zu steigen und deutet dann auf meine Kleidung. „Zieh dein Kleid aus. Die Hose, die du drunter trägst, ist praktischer."
Mit einem Nicken greife ich nach dem Saum des Kleides, ziehe es mir über den Kopf und lege es in das Beiboot. Streiche das darunter liegende Oberteil glatt und sehe mich dann um. Ein Lächeln erscheint auf meinen Lippen, sobald ich die grünen Wiesen sehe und wie alles nur so von Natur blüht. Wenn man so lange auf See ist merkt man kaum, dass einem solche Anblicke fehlen können. Neben mir nehme ich wahr wie er sich in Bewegung setzt und ich folge ihm, versuche mit ihm Schritt zu halten. Er lächelt mich von der Seite an und legt seinen Arm um meine Hüfte. Wir laufen noch einige Meter weiter, bis wir stehen bleiben und er sich zu mir dreht, schiebt seinen Mantel zur Seite. Verwirrt, weil ich nicht weiß, was er vor hat, sehe ich ihn an.
„Konzentrier' dich. Blende alle Sinne aus, außer deinen Hörsinn."
Ich atme einmal durch und schließe dann meine Augen. Sofort merke ich, wie sich alles in mir auf mein Gehör fokussiert. Ich habe das Gefühl, dass ich alles um mich herum plötzlich viel feiner und intensiver hören kann. Der Wind, der an mir vorbei weht. Das Rauschen des Wasser, selbst wenn es einige Meter von uns entfernt liegt. Wie die Wellen an die Klippen schlagen.
„Und nun?", frage ich irgendwann, erschrecke mich jedoch dabei, weil sich meine Stimme auf einmal viel lauter anhört. „Konzentrier dich. Was hörst du alles?"
„Ich... Ich kann das Gras hören, wie es sich mit dem Wind bewegt. Die Grillen, die in den Gräsern sitzen und zirpen. Das Meer, wie die Wellen laut ans Meer klatschen."
Ich konzentriere mich noch mehr, auf meine gesamte Umgebung. Ganz leise kann ich Stimmen von hören, die weit entfernt sein müssen, da nur Jason und ich hier sind. Es ist erstaunlich, zu was ich plötzlich fähig bin. „Stimmen. Ich höre ganz leise Stimmen. Wie ist das nur möglich?", murmle ich letzteres eher zu mir selbst. „Das sind die Menschen in der Stadt. Irgendwann wirst du sie so wie ich auch verstehen können und anhand der Geräusche wissen, was sie tun."
Ich höre seine Schritte und kurz darauf legen sich Hände an meine Taille, weswegen ich meine Augen wieder öffne. „Zieh deine Schuhe mal aus.", ist seine nächste Anweisung, welche ich sofort befolge. Befreie meine Füße von ihnen und stelle sie zur Seite, sodass ich das Gras unter meinen Füßen spüren kann. „Und was jetzt?", frage ich und sehe zu ihm auf. Er dreht sich Richtung Küste zu und deutet mit seinem Finger dorthin.
„Dort hinten beginnt der Boden sandig zu werden. Das Gras hört auf. Du rennst in Vampirgeschwindigkeit los und stoppst rechtzeitig, sonst fällst du von der Klippe und stürzt auf Steine."
Ungläubig weiten sich meine Augen, was auch er bemerkt, als er sich zu mir dreht. „Das schaffst du, Soph. Die Distanz ist groß genug."
Einen Moment sehe ich ihn noch unsicher an, reiße mich dann jedoch zusammen und sehe in Richtung der Klippen. Ein letztes Mal schweift mein Blick zu ihm, dann laufe ich los. Ein Lachen erklingt aus meinem Mund, sobald ich merke, wie ich immer schnelle werde und meine neue Fähigkeit ausschöpfe. Doch kurz bevor ich an den Klippen ankomme macht sich Panik in mir breit, weil ich einfach nicht langsamer werde. Erst kurz vor dem Ende, wo ich fast nach unten auf das Wasser sehen kann, stoppen meine Füße. Ich atme schnell ein und aus, sehe dann vor meine Füße. Nur einige Zentimeter liegen zwischen mir und dem Abgrund.
Meine Mundwinkel heben sich und mit einen breiten Lächeln drehe ich mich zu Jason, der noch immer am gleichen Fleck steht und in meine Richtung sieht. „Ich habs geschafft!", rufe ich voller Begeisterung und sehe um mich.
„Dann komm zurück!", ruft er und breitet seine Arme aus. Sofort laufe ich los, schaffe es jedoch nicht rechtzeitig zu stoppen und lande in seinen Armen. Er stoppt uns, sieht dann zu mir und schüttelt amüsiert den Kopf. „In die andere Richtung hat es besser geklappt.", meint er grinsend.
„Vielleicht wollte ich ja von dir abgefangen werden.", necke ich ihn, auch wenn wir beide es besser wissen.
„Was machen wir als nächstes?", frage ich, gespannt darauf, was noch alles möglich ist als Vampir. Nie hätte ich erwartet, dass sich so vieles ändern kann, und nicht nur zum Negativen.
Grinsend nimmt er mein Handgelenk und deutet darauf. „Achte auf die Bisswunde."
Er führt es an seinen Mund und beißt hinein. Der Schmerz verschwindet schnell, nachdem er einige Schlucke meines Blutes trinkt, und hält es dann so hin, dass ich es ansehen kann. Es dauert nicht lange, bis die Wunde sich plötzlich beginnt zu schließen und mir plötzlich etwas klar wird. „Das erklärt so einiges.", meine ich, sobald die Wunde vollkommen verschwunden ist, und drehe mein Handgelenk hin und her. Nichts ist mehr zu sehen. „Ja. Jetzt du. Es gibt da noch etwas, was du noch nicht kennst."
Er hält nun mir sein Handgelenk hin und sofort weiß ich, was zu tun ist. Beiße in sein Handgelenk und trinke einige Schlucke seines Blutes, worauf ich leicht aufseufze. Ich löse meine Zähne aus seinem Fleisch und er zieht sein Handgelenk zurück, kurz darauf ist die Wunde ebenfalls verschwunden. „Achte auf deine Hand", höre ich ihn sagen und sehe auf meine Hand. Ein plötzlicher Schmerz in meiner Hand lässt mich aufzischen und nach und nach entsteht ein roter Striemen in meiner Handfläche. Ich sehe von meiner Handfläche zu seiner, wo etwas Blut abtropft, und wieder zurück. Obwohl er sich geschnitten hat habe ich ebenfalls an derselben Stelle eine Wunde. Verwirrt, wie das möglich sein kann, blicke ich von meiner Hand in seine Augen, die mich neugierig mustern. „Wie hast du das gemacht?"
„Wir haben beide vom anderen getrunken. So entsteht eine besondere Bindung zwischen uns, durch die wir spüren, wenn etwas mit dem anderen ist. Solange diese Bindung erhalten ist, kann ich spüren, wenn du dich verletzt hast." Seine Finger greifen nach meiner Hand und ziehen mich an ihn.
„Dadurch, dass ich dich verwandelt habe und du zur Vollendung der Verwandlung Valerias und mein Blut getrunken hast, haben wir eh eine stärkere Bindung. Man kann sie trainieren und einige Vorteile daraus ziehen. Ich könnte dich zum Beispiel manipulieren, sodass du tust, was ich will."
Frech grinst er mich an, lehnt dann seine Stirn an meine. „Das wäre bestimmt witzig", haucht er leise, was mich zum lachen bringt. „Wäre das denn überhaupt nötig? Bin ich dir nicht schon willig ergeben, Mr. Grant?", flüstere ich ebenso leise und streiche mit meiner Hand über seine Brust. „Hmm. Glück für dich, dass du es bereits bist, Baby."
Er gibt mir einen liebevollen Kuss, bei dem ich meine Hände von seiner Brust um seinen Nacken lege. „Aber es wäre trotzdem unterhaltsam. Zu sehen, wie du dich vor meinen Männern blamierst." „Ich bin ja wohl nicht die Unterhaltung deiner Männer!"
Amüsiert schüttle ich meinen Kopf, bevor ich diesen schief lege. „Mir reicht es völlig einen Mann bei Laune zu halten." Und bei diesem tue ich das nur zu gern.
Hey meine Lieben
Mittlerweile sind wir bei Kapitel 46 angekommen und ich kann euch sagen, dass noch einiges auf euch zukommen wird 🤭
Ich würde mich über eure Meinungen und Gedanken in den Kommentaren sehr freuen, da sie mir zum einen zeigen, wie ihr die Geschichte findet. Zum anderen kann ich so aber auch Wünsche oder Ideen von euch einbauen. Es würde mich wirklich freuen mehr von euch und euren Gedanken zum Buch zu lesen. Also habt keine Scheu und haut in die Tasten ❤️
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