•21•
Noch immer liegen wir auf meinem Bett, ich auf seiner Brust gekuschelt und streiche über die verschiedenen Tattoos, die seinen Körper schmücken.
Seien Finger verhaken sich in meinen Haaren und fahren immer wieder durch, was eine beruhigende Wirkung auf mich hat und mich beinahe zum einschlafen bringen kann.
„Du bist noch so rein und doch so schmutzig." Seine Worte, die er mir ins Ohr flüstert, verschaffen mir eine Gänsehaut, die man deutlich erkennen kann, denn die dünne Decke verdeckt nicht besonders viel von unseren Körpern.
„Und ich bekomme alles von dir.", fügt er hinzu, gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich hebe meinen Kopf leicht um ihn in seine leuchtend grünen Augen zu sehen.
„Ja, alles.", flüstere ich ihm entgegen, worauf sich ein Grinsen auf meinen Lippen bildet.
Ich stütze mich auf einem Arm ab um ihn besser anzusehen, wobei die Decke noch ein Stück weit runterrutscht.
„Aber wie heißt es so schön, stille Wasser sind tief."
Lachend schaut er zu mir und zieht mich wieder zu sich, um mich dann wieder unter sich zu begraben.
„Mit tiefen Wasser kenne ich mich aus.", gibt er seinen Kommentar dazu und küsst mich.
Dann jedoch huscht ein ernsterer Blick über sein Gesicht.
„Kann ich dir vertrauen?"
Seine Frage sorgt dafür, dass sich etwas in mir zusammenzieht, dachte ich davor, dass wir es bereits tun - einander vertrauen.
Darum hebe ich meine Hand und lasse sie über seine Wange fahren, mein Blick stets auf seinen gerichtet.
„Du kannst mir vertrauen so wie ich dir vertraue Jason.", sage ich mit fester Stimme und hoffe er versteht, was ich ihm damit sage.
Denn er ist so ziemlich der einzige Mensch, meine Schwester ausgenommen, dem ich wahrscheinlich alles erzählen würde, so komisch es auch klingen mag.
Kurz sieht er mir schweigend entgegen, als ob er sich meiner Worte sicher gehen will, und hebt uns dann mit einem Ruck hoch, sodass ich auf seinem Schoß sitze, wo er die Decke über meine Schultern legt.
Mit ernstem Gesicht sieht er mich an, dann redet er endlich weiter.
„Sagt dir der Name Grant etwas Sophia?"
Ich muss kurz überlegen, doch dann fällt mir die Legende ein, von der mein Vater mir damals erzählt hat.
„Nun, mein Vater hat mir, als ich kleiner war, von einer Legende erzählt. Grant soll ein unsterblicher Piratenkapitän sein, der schon seit langem seine Raubzüge über dem Meer zieht. Niemand hat jemals seine Gestalt gesehen und wenn doch, ist diese Person tot aufgefunden worden."
Ich zucke mit den Schultern, denn ganz sicher, ob es die richtige Erzählung ist, bin ich mir nicht, zu lange ist es her, dass ich sie gehört habe. Natürlich hat er uns viele Geschichten über ihn erzählt, aber die Legende selbst hat er nur ein oder zweimal wirklich erwähnt.
„Warum fragst du?"
Auf seinen Lippen bildet sich wieder das verschmitzte Grinsen und er legt seinen Kopf etwas schief.
„Nun ja. Ich bin dieser Captain Sophia. Ich war in den letzten zwei Wochen wieder auf See."
Seine Worte kommen in meinem Kopf an, ich verarbeite sie, kann sie aber trotzdem nicht verstehen.
„Warte mal...", fange ich an und betrachte ihn nochmal genauer. Für mich passt das einfach nicht zusammen, ich meine er ist wie alt, vierundzwanzig ungefähr?
„Du willst mir grade sagen, dass du der Pirat bist, der schon JAHRZEHNTE auf dem Meer umherfährt und Raubzüge durchzieht? Den niemand zu Gesicht bekommen hat!?"
Er nickt drauf und redet weiter.
„Ja. Ich weiss, das klingt sehr unglaubwürdig, aber was denkst du woher die ganzen Narben und Tattoos kommen Baby?"
Bevor ich antworten kann legen sich seine Hände unter meinen Hintern und er steht auf, um mich in der Mitte des Raumes wieder abzusetzen.
Er zieht sich im unteren Bereich wieder an und streift mir sein Hemd über.
„Hast du eine Hose?", fragt er mich und sieht sich suchend in meinem Zimmer um.
Ich gehe auf meinen Schrank zu und hole eine meiner zwei einzigen Hosen raus, die ich besitze. Dadurch, dass mein Vater und ich oft gekämpft haben, haben sich diese mehr angeboten zu tragen als Kleider, deswegen hat er mir diese zwei gekauft, damit ich auch vernünftig von ihm lernen kann.
Ich ziehe sie mir schnell über die Beine und meinen Po und drehe mich wieder zu ihm, wobei seine Augen noch auf meinem Allerwertesten heften.
Fragend sehe ich ihn an und warte darauf, was jetzt kommt.
„Zieh dir was Warmes an. Es ist windig auf See.", sagt er nur und lässt mir nur die Möglichkeit nach einem Pullover zu greifen, da nimmt er schon meine Hand in seine und führt uns Richtung Haustür.
„Hat deine Schwester eine Freundin, bei der sie übernachten kann Sophia?", fragt er mich und zieht sich nebenbei seine Schuhe an, was ich ihm gleich tue.
„Nicht direkt, allerdings könnte ich unsere Nachbarin fragen, ob sie dort für ein paar Tage bleiben kann. Sie hat schon öfters auf Valeria aufgepasst, wenn es notwendig war. Ich müsste sie nur fragen, damit sie später Valeria Bescheid geben kann. Immerhin weiß ich nicht, wo dieses Fest grade stattfindet. Oder wir suchen sie noch."
Damit gibt er sich zufrieden und zieht uns aus der Tür.
Wir laufen direkt zu Mrs. Diego und fragen sie höflich, ob sie wieder auf Valeria aufpassen könne, was sie mit einem herzlichen Nicken und einem Wange tätschen begrüßt.
Jason und ich gehen zusammen zum Hafen, wo wir auf einen Mann treffen, der sich vor Jason verbeugt und ihn mit „Captain" begrüßt und sich vor mit ebenfalls verbeugt, jedoch mit einem „My Lady".
Ich nicke ihm grüßend zu und Jason nickt ihm mit einem „Smith" zu, bevor er mich weiter mit zieht und wir vor einem kleinen Boot stehen bleiben.
„Bring uns zur Hell Smith.", gibt er dem Mann einen Befehl, woraus ich schliesse, dass dieser Smith einer seiner Leute sein muss.
Die beiden Männer springen in das Boot und Jason hält mir lächelnd seine Hand hin.
„Komm."
Auch, wenn eine kleine Stimme in mir sagt, dass ich vielleicht nicht mit ihm gehen und bei meiner Schwester bleiben sollte, reicht nur ein Blick in seine Augen und lässt meine Unsicherheit sofort verschwinden,
Daher ergreife ich ebenfalls lächelnd seine Hand und lasse mir vorsichtig auf das Boot helfen.
„Danke.", sage ich und setze mich hin, damit ich auf keinen Fall von diesem Boot falle.
Nachdem wir ein gutes Stück vom Festland entfernt sind wendet sich Jason fragend an seinen Mann.
„Sind alle Männer an Board?"
Smith schüttelt daraufhin mit seinem Kopf und sagt, dass die meisten noch an Land sind und sich vergnügen.
Er müsste nicht mal genauer erklären, was er damit meint, da ich es mir schon denken kann.
Jason nickt ihm zu und greift nach meiner Hand, bevor er weiterspricht.
„Wer ist alles an Board?"
„Die Küchencrew und die Knaben, die das Deck putzen Captain. Die, die ihr aus dem Waisenhaus geholt habt."
Anerkennend mustere ich den Mann neben mir. Kann er wirklich dieser Pirat sein, von dem die Legende spricht?
Müsste er dann nicht kaltblütig sein und jeden unnützen Mann töten?
Und auf das Alter will ich gar nicht zu sprechen kommen...
„Das ist sehr lobenswert von dir.", sage ich ihm meine ehrliche Meinung und hoffe, es ist nicht unhöflich, dass ich die Herren beim Gespräch gestört habe.
Lächelnd sieht er mich an und zieht mich noch näher an sich, um mir einen langen Kuss auf die Stirn zu geben und ein „Danke" daran zu nuschel. Er sieht sich einen Moment lang um und wendet dann seinen Blick wieder zu mir.
„Dreh dich um."
Er nickt in eine Richtung, in die ich augenblicklich schaue.
Meine Augen weiten sich, denn ich kann ein riesiges Schiff erkennen, dass im Untergang der Sonne noch imposanter erscheint.
„Das ist dein Schiff?", frage ich staunend und gleichzeitig ehrfürchtig, ohne den Blick von dem Schiff zu wenden, dessen schwarze Segel und das dunkelgraue Holz dem Schiff einen noch düsteren Touch verleihen.
Er rutscht näher an mich, legt seinen Kopf auf meine Schulter und antwortet mir mit einem „Ja".
Einige Minuten später halten wir vor der Leiter des Schiffdecks und Jason pfeift einmal laut, woraufhin ein lautes „Der Captain ist zurück!", zu hören ist.
Smith bindet die zwei Seile fest, die uns entgegen kommen, während Jason die Leiter hochklettert. Er dreht sich kurz zu mir und meint, dass ich langsam und vorsichtig sein soll, dann springt er über die Reling.
Ich folge seiner Anweisung, bis ich oben ankomme, wo er bereits auf mich wartet und mir über die Reling hilft, sodass ich nun auf seinem Schiff stehe.
Mir entgehen nicht die Blicke der Männer auf seinem Schiff, doch versuche ich sie zu ignorieren.
„Es ist toll.", ist das Erste, was mir in den Sinn kommt, als ich nochmals um mich schaue, und ich sehe ihn dann fragend an.
„Ich möchte gerne alles sehen."
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