Things are always changing
Harvey beobachteten die Fische, die durch das Wasser schwammen. Daher, dass er als Spiegel nicht aufpassen musste, wo er seine Füße hinsetzte, hatte er viel mehr Zeit alle möglichen Wesen zu beobachten. Die Fische glitzerten mit ihren silbernen Rücken im Sonnenlicht. Hin und wieder sprang einer von ihnen aus dem Wasser in die Luft. Durch die Bäume, auf der anderen Seite des Flusses, rauschte und raschelte der Wind und immer noch verbargen dichte Nebelschwaden, was hinter den Bäumen dort in der Ferne lag.
Snow White war schon eine ganze Weile gelaufen und redete ununterbrochen mit Mary und Rin.
"Ich bin schon sehr gespannt auf die Bibliothek" erklärte Snow White begeistert. "Zuhause hatten wir auch eine, sie war riesig! Obwohl Mutter es mir verboten hat, habe ich mich immer heimlich als Kind reingeschlichen, um Bücher zu lesen. Das Beste meiner Meinung nach war das Buch über Julian und Romea"
Mary fing an zu kichern "Du warst ja überraschenderweise ein sehr ungehorsames Kind."
"Und ich dachte, sie war ein hochnäsiges kleines Kind, welches nur Kleider anschaut" äußerte sich Rin belustigt.
"Nein, nein. Ich lese lieber, Kleider sind eng" seufzt die Prinzessin gut gelaunt.
"Das Buch über Julian und Romea habe ich tatsächlich auch sehr oft gelesen. Es ist so eine schöne Liebesgeschichte!" erzählt Mary dann lächelnd.
"WIRKLICH? Am schönsten fand ich als Julian ein Lied für sie geschrieben hat, ich habe diese Szene immer und immer wieder gelesen" schwärmt Snow White
"Ja, das war wirklich schön. Eine der besten Liebesgeschichten wenn du mich fragst, auch wenn es sehr traurig geendet ist"
"Warte mal ... Wollt ihr etwa sagen, es gibt Geschichten über Liebe niedergeschrieben in Büchern?" fragt Rin fassungslos.
"Klar, wusstest du das etwa nicht?"
"NEIN! Ich dachte, Bücher sind dazu da, um etwas zu lernen,"
"Dachte ich auch, komischerweise sind solche Bücher sehr beliebt. Wenn ich Interesse an Liebe hätte, würde ich mir einfach jemanden suchen, statt Bücher zu lesen," murrt Harvey. Er hatte nicht viel Interesse in sowas, er hat nie recht verstanden, warum Mary sich statt Lehrbücher aus der Bibliothek Liebesgeschichten schnappte. Ihre Aussage war immer "Es regt die Fantasie an und lässt einen Träumen" doch er liebte es in Büchern über alle möglichen Wessen zu schnuppern. Am liebsten mit seiner Hündin Scout, ein magisches Wesen, welches ihn nun schon über Jahrhunderte begleitete. Trauer ließ sein Herz schwer werden, als ihm bewusst wurde, dass die Hündin gar nicht mehr neben ihm lief. Der Angriff vor ein paar Wochen war sehr chaotisch gewesen. Er musste fliehen und die Soldaten waren ihm gefolgt, doch in all dem Tumult verlor er das Tier und seitdem war es nicht mehr aufgetaucht. Die Anderen hatten es nicht gefunden und womöglich wurde es durch seinen Bruder umgebracht. Zutrauen würde er es dem Älteren garantiert, nur wenige sahen die magischen Wesen als lebendige Individuum an. Viele sahen es nur als Mittel zum Zweck. Ein Weg zum langen Leben. Man gab einen Teil seiner Magie in das Wesen und dies sammelte und erschuf neue, indem es Nahrung zu sich nahm, Wasser trank, jagte, spielte und einfach existierte. Irgendwann gab das Tier dann die Energie zurück an seinem Besitzer, entweder stückweise oder alles auf einmal, was der Tod dieser bedeutete. Die meisten Zauberer gaben ihren magischen Kreatur weder Namen noch Geschlecht, durch diese Techniken lebten diese Wesen durchschnittliche zehn bis fünfzig Jahren. Doch was nur wenige wussten, diese Tiere konnten so alt wie ihre Besitzer werden und sie hatten eine Persönlichkeit. Sogar eine sehr ausgeprägte, wenn man es nur zuließe.
Er kannte seine Freundin Mary schon lange genug, er wusste, dass auch sie betrübt über das Verschwinden von Scout war. Zu gerne hatte die Medusa mit der Hündin gespielt und geknuddelt. Rin war dem Wesen gegenüber aufgeschlossen, auch wenn sie Harvey nicht vertraute und zur Folge ihrer Streitereien schon oftmals gebissen wurde, was natürlich nie böse ausgegangen war. Alice dagegen fand das Wesen zwar süß, hatte aber Angst vor ihr und Regina war größtenteils kalt gegenüber Scout, obwohl er sie manchmal dabei erwischt hatte, wie sie heimlich das Wesen streichelte, lobte oder ein Stück Fleisch verschwinden ließ. Keiner aus der Gruppe sprach die Kreatur an, sie alle wussten, dass magische Wesen von einem auf dem anderen Moment verschwinden konnten und es kein Weg gab sie zurückzuholen. Dazu hatten sie alle im Moment größere Sorgen. Auch wenn der Magier für sich beschlossen hatte, dafür dass sein Bruder seine Scout angerührt hatte, würde der Ältere einen extra Tritt in den arroganten Hintern bekommen. Vielleicht auch drei ... Oder vier weitere. In den Gedanken des Zauberers erklang ein leises Bellen, die große Hündin hüpfte fröhlich auf und ab. Schaute aus ihren großen Augen erwartungsvoll zu ihrem Besitzer und wurde dann durch einen Schmetterling abgelenkt. Obwohl diese mit ihrer Größe bedrohlich wirkte und Gegnern erheblichen Schaden zufügen konnte, hatte Scout eine niedliche Persönlichkeit und hatte eine noch kürzere Aufmerksamkeitsspanne als Rin, die nicht gerne ruhig sitzen blieb.
Die Umgebung veränderte sich. Snow White lief in einen tiefgrünen Tannenwald. Obwohl er als Spiegel nicht riechen konnte, strömte der warme und kräftige Geruch der Erde und des Harzes in seine Erinnerung und löst ein wohlig warmes Gefühl in ihm aus. Wälder waren schon etwas Schönes. Sie baten so viel Schutz und vor allen Tannenwälder beherbergten so viele Tiere. Sofort entdeckte er ein rot braunes Eichhörnchen, welches flink einen Baum hochkletterte und von oben mit dessen großen Kulleraugen neugierig herab schaute. Die Sonne leuchtete in einem rötlichen Ton durch das Nadeldach und der sommerliche Wind wehte herbei.
"Bald sind wir da" summte Mary erfreut und Snow White beschleunigte sofort ihre Schritte.
"Woran erkenne ich, was unser Ziel ist?" fragt das Mädchen neugierig.
"Es ist ein unauffälliges, hölzernes Haus am Fluss" erklärte die Magierin "Aber der Schein trügt, keine Sorge. Darunter ist eine riesengroße Bibliothek."
"Gibt es dort auch romantische Bücher?"
"Ja und wir werden Rin zwingen eins zu lesen!" kicherte die Medusa erfreut
"Habe ich ein Mitsprachrecht?" ertönte die Stimme des Apfels
"Nein! Sowas zu lesen ist ein Muss!" bestimmten beide Frauen für sie im Chor und fingen an zu lachen.
"Es gibt auch Bücher über Magie und Gifte" erklärte der Älteste beiläufig.
"ECHT!?" fast schon schrie die Hexe vor Überraschung und er konnte sich ihr Gesicht gut vorstellen, wie sie ihn mit leuchtenden Augen angeschaut hätte.
"Ja, sogar sehr viele" erzählte er "über alle verschiedenen Arten von Giften, aus verschiedenen Ländern, verschiedenen Magiern und verschiedenen Zeiten"
"WIR MÜSSEN DA HIN!" schrie die Jüngere vorfreudig
"SEI GEFÄLLIGST LEISER! DU VERSCHEUCHST NOCH DIE GANZEN TIERE!" fauchte er empört zurück und beobachtete, wie eine Maus, die gerade noch in Ruhe ihre Nuss geknackt hatte, nun in ihrer Höhle verschwand.
Leise grummelte der Apfel vor sich hin.
"Wenn du willst suche ich dir eins raus und packe es in deine Tasche, dann kannst du es lesen, wenn du zurückverwandelt bist" schlug die Prinzessin vor.
"Würdest du das tun? Danke ..." murmelte Rin leise und ungewöhnlicher Weise netter als sonst, zu der jungen Frau.
"Natürlich!" mit einem breiten Lächeln blickte die Schwarzhaarige zu dem Apfel.
"Danke~" erstaunt schnappte die Prinzessin plötzlich nach Luft.
"Ich glaube, ich habe es gefunden!" rief sie aus und schaute nach vorne, tatsächlich war dort vorne versteckt hinter den Bäumen das kleine Haus.
"Yay" freute sich Mary. Eilig lief Snow White jetzt zu dem Gebäude.
"Ich freue mich schon meinen alten Freund wiederzusehen" erklärte Harvey munter.
"KEINEN SCHRITT WEITER" hallte eine laute Stimme durch den Wald. Schlagartig blieb das Mädchen stehen. Eine dicke Wand auf Stein schoss um sie herum in die Luft.
"Was zum ..." murmelte Rin verwundert.
"Erdmagie?" überlegte Mary leise.
"HEY ALTER FREUND! DAS NENNE ICH MAL EINE SCHÖNE BEGRÜSSUNG!" rief der Zauberer fröhlich durch die Wand.
"Wer spricht da?" antwortete die Stimme.
"ICH BIN ES! HARVEY! Ich wurde verflucht, deshalb sind wir hier, wir wollen in der Bibliothek und bei dir um Rat suchen und einen Weg zurück zu Menschen zu werden!"
"ICH BIN AUCH HIER!" rief die Medusa, winkte durch den Spiegel und durch die Wand. Keine Sekunde später löste sich die Mauer in Luft auf.
"Nein, eine Illusion" korrigierte er seine Freundin. Im Schatten des Baumes stand eine Gestalt.
"Ich muss euch enttäuschen, aber ich glaube, ich kann euch nicht weiter helfen!" erklärte der Zauberer und trat vor.
"Wer bist du denn?" fragten Harvey und Mary im Chor.
"Mein Name ist Yokai, ich bin der Schüler und neue Wächter der Bibliothek. Mein Meister ist schon vor vielen Jahren über das Shay Gebirge in die fernen Lande gereist." erklärte der Junge. Er besaß silberne, wirre Haare, hatte blasse Haut, leuchtend rote Augen und spitze Ohren. Er trug zusätzlich schwarze Kleidung, die mit ihrem lockeren Style und silbernen Verzierungen die sehr an das Königreich Sonon erinnerte.
"Und die Bibliothek?" fragte Mary "Wenn dein Meister uns nicht helfen kann, werden wir nach Büchern suchen und selbst nachforschen"
"Es tut mir leid, aber ein schrecklicher Unfall hat alle Aufzeichnungen zerstört, der Ort ist nicht mehr betretbar. Mein Meister konnte es nicht verkraften und das ist auch der Grund, warum er überhaupt Agaria verlassen hat." erwiderte Yokai betrübt. "Aber kommt ruhig trotzdem rein, ihr seid bestimmt müde von der langen Reise, lasst uns was essen und dann könnt ihr in einem der Gästezimmer schlafen." mit einem freundlichen Lächeln deutete er in Richtung Haus und lief dann zum Eingang. Skeptisch musterte Harvey die Gesichtszüge des Jungen. Sein alter Freund und weiser Hüter soll weggezogen sein? Dies klang nicht sehr nach dem Zauberer, denn er kannte.
Fasziniert betrachtete Snow White das Gebäude, es bestand komplett aus Holz, besaß zwei Stockwerke und an der Seite ein Wasserrad, welches sich in der Strömung des Flusses bewegte. Es war ein schöner Ort, um zu leben. Ein schwaches grünliches Schimmern lag über dem Gebäude und es schien als würde ein Zauber darüber liegen. Auch in dem Haus war es sehr hübsch, obwohl es das Haus eines Magiers war, bestand die Einrichtung aus sehr schlicht gehaltenen Einrichtungsgegenständen, was einen angenehmen Charme hatte. Yokai öffnete gerade einen Schrank und holte eine kleine Kiste heraus.
"Wasser? Tee?" fragte er über die Schulter und riss Snow White damit aus ihrer Bewunderung des Hauses.
"Ähm ... Tee" antwortete sie hastig. Unsicher tippte sie mit der Fußspitze auf dem Boden, nicht wissend, ob sie sich setzen dürfte oder nicht.
"Fruchtig, bitter, mild?" fragt der Junge weiter.
"Fruchtig ..."
"Du kannst dich gerne setzen" murmelt der Zauberer, ohne sich umzudrehen. Sofort sank das Mädchen auf einen der Stühle.
"Hast du einen Tee mit Apfelgeschmack?" fragt diese und legt Harvey und Rin auf den Tisch. Der Spiegel fängt laut an zu lachen und die verfluchte Hexe schnappt schockiert nach Luft.
"Ja, habe ich!" erklärt Yokai seelenruhig und setzte ungeschickt Wasser auf. Indem er die Kanne fast aus der Hand fallen ließ. Dann dreht er sich zu ihr um, stehlt die Schachtel auf dem Tisch und öffnet sie. Der angenehme Geruch von Keksen strömt ihr entgegen. Ohne zu zögern, greift sie nach einem, er schmeckte nach einer Mischung aus Zimt und Apfel. Lächelnd erinnert sie sich an zu Hause, in der Weihnachtszeit hatte ihre Großmutter immer solche gebacken und das ganze Schloss hatte nach dem Gepäck gerochen.
"Kannibalist", flüstert Rin verbittert und Harvey fing nur lauter an zu lachen, selbst Mary schmunzeln vor sich hin.
"Ihr seit eine seltsame Gruppe" murmelte der junge Zauberer und gießt das Wasser in zwei Tassen und setzt sich an den Tisch. Eine der beiden Getränke schob er zu ihr und lächelte zaghaft "Achtung heiß"
Ein kleiner Fuchs sprang auf dem Tisch und setzte sich vor die Packung Kekse. Erwartungsvoll blickte das Wesen zu seinem Meister. Harvey erkannte sofort, dass dies ein normaler Fuchs war, er fragte sich, wie der Junge dazu gekommen ist, ein normales Tier, als sein Haustier zu besitzen, vor allen da Füchse besonders scheu waren.
"Kuck nicht so" lachte Yokai und reichte dem Wesen einen Keks, freudig fing dieser an diesen zu verspeisen. "Das ist Haselnuss, sie ist meine Füchsin" erklärte er.
"Niedlich!" sagte Snow White erfreut und beobachtete das Tier.
"Wie kommt es das du ein nicht magisches Tier besitzt?" fragt der Zauberer nun interessiert.
"Mein Meister hat mich vieles gelehrt, auch der Umgang mit Tieren, wir haben uns sofort gegenseitig ins Herz geschlossen" erklärte der Junge lächeln "Und wie kommt es das DER große Harvey in der Gestalt eines Spiegelns herumwandert, in Begleitung einer eingesperrten Medusa, eines verzauberten Apfels und einer Prinzessin?" erkundigte sich der silberhaarige indessen neugierig.
"Wir waren auch noch eine weitere Hexe und eine Königin ohne Reich, diese sind uns aber bedauerlicherweise abhandengekommen, als wir die Feen besuchten ..."
"Ach, die Feen, warum wart ihr denn dort großer Magier?" erstaunt neigte er den Kopf.
"Ich glaubte, dass diese den Fluch, der auf uns lastet, brechen könnte"
"Ich dachte, der große Magier wüsste, dass die Feen dies nicht könnten. Erstaunlich, dass ihr doch so einfache Fehler begeht" langsam nickte Yokai.
Rin fing an zu lachen "NENN IHN GLEICH GROßER UND EHRENWERTER IDIOT" scherzte, die Hexe.
"Kein Respekt, die Jugend heute. Um auf deine Frage zurückzukommen, vor ein paar Wochen, weiter im Süden von hier, wurden wir von Soldaten des Reiches und meinen Bruder überfallen. Bedauerlicherweise konnten wir nicht schnell genug fliehen und sind in dieser Gestalt gefangen." beendete der Mann seine Erklärung. Stille kehrte ein, der Jüngere schien zu überlegen und trank ein paar Schlücke seines Tees.
Nach einiger Zeit seufzte er tief. "Verzeiht, doch ich kenne keinen Weg, euren Fluch zu lösen. Ich bedaure. Vielleicht solltet ihr nach Kaida reisen, dort gibt es intakte Bibliotheken und fähige Magier"
"Ja, das wäre tatsächlich eine gute Idee" kommentierte Mary denn Vorschlag des Jungen.
"Ja, wir werden dies wohl tun müssen. Es ist nur eine etwas längere Reise von diesem Gebiet aus" überlegte Harvey. Snow White trank nun ebenfalls ihren Tee und streichelte denn Fuchs, der seinen Kopf in ihre Hand lehnte.
"Aber ich darf doch erstmal schlafen, nicht wahr?" fragte die Prinzessin jetzt besorgt.
"Natürlich! Es ist schon spät, durch die Nacht möchte ich dich nicht gerne ungeschützt wandern lassen" meint der ältere Magier belustigt.
"Kannibalist" grummelte Rin erneut böse vor sich hin. Snow White kicherte leise.
"Wenn der Fluch gelöst ist, wirst du doch sicherlich auch wieder Äpfel essen!" verteidigte das Mädchen sich und von der Hexe kam ein zustimmendes Murren.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top