The trip goes on

Mary saß mit dem Rücken zum Glas, seit sie ihre Augenbinde verloren hatte, blieb ihr nichts anderes übrig als in die leeren weißen Wände oder auf die grauen Geister zu schauen. Würde sie sich umdrehen, dann wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie jemand versteinert würde. Wenn es auf dieser Welt für sie nur die kleinste Möglichkeit geben würde, etwas anderes zu sein statt eine Medusa, würde sie diese ohne zu zögern ergreifen. Über die Geschichte hinweg hieß es immer, dass Medusen von Natur aus böse sind. Sie schleichen sich nachts in Dörfer und bringen Menschen um. Sie vergiften und besitzen einen Schlangenkörper, vielleicht sogar auch einen Kopf dieser Wesen. Obwohl Mary in ihren ganzen Leben nur zwei andere Wesen des Volkes gesehen hatte, wusste sie, dass all dies nur alte Legenden waren, die keinen Funken Wahrheit enthielten. Der einzige Nutzen der Geschichten waren, dass man eine Volksjagt veranstalten konnte. Man schnappte nach und nach all jene, die eine Medusa waren, zerstörte die heiligen Städte, zerstörte ein ganzes Land. Mit Haut und Haaren verbrannte man sie auf Volksfesten, während jeder lachte und feierte. So waren die Geschichten. Geschichten aus einer langen Zeit und sie selbst hatte es gesehen. Hätte Harvey sie nicht unter seinen Schutz gestellt, wäre dies auch ihr Schicksal gewesen. Bis heute verstand, sie nicht, warum er sie von Anfang an beschützt hatte. Damals war sie alleine und hilflos gewesen, war emotionslos wie ein Geist durch die Gegend gelaufen, weigerte sich ihre Kräfte zu nutzen und doch sah er etwas in ihr, einen Grund, warum sie unbedingt leben sollte. Einen Sinn in ihrer Existenz, einen Wert.

Die ganze Nacht lang hatten sie über einen neuen Plan gegrübelt. Alice und Regina waren nicht mehr im Wald, die Feen hatten vielleicht eine spezielle Art, aber selten logen sie bei solchen Dingen. Wo sie aber waren, wusste niemand. Snow White, die Einzige, die hätte zaubern können, um die Mädchen ausfindig zu machen, besaß diese Fähigkeit nicht. Zusätzlich hatten sie sich geirrt, das Volk wusste nicht, wie man den Fluch brach. Erst als der Mond der Sonne wich, schaffte es Harvey eine Antwort zu finden.

"ICH HABS!" rief er auf und riss seine Kameradin aus ihren Gedanken. Seine Stimme hallte so laut im Raum wieder, dass sie das Gefühl hatte, dass selbst die grauen Geistert erzitterten.

"Was?" Fragte sie neugierig.

"SNOW WHITE!" brüllte der Magier und hoffe, sie zu wecken. Doch das Bett war leer.

"Ich glaub sie ist vorhin hinausgegangen" stellte sie fest.

"Hab ich gar nicht mitbekommen" leicht schmunzelnd fragte sie sich, ob das nun sarkastisch gemeint war oder nicht. Eine Fee flog in den Raum.

"Ich habe Geräusche gehört, geht es Ihnen nicht gut werter Magier?" fragte das Wesen.

"Werter Magier. Hast wohl einen guten Eindruck hinterlassen" kicherte Mary,

"Bin halt hübsch"

"Ach da erinnere ich mich an etwas, was vor vielen Jahren passiert ist" kicherte die Freundin leise, obwohl Harvey keinerlei Interesse an Frauen hatte, zog er sie magisch an, etwas, was ihm nicht zu gefallen schien.

"Bring mich zu dem Mädchen was bei mir war", befahl er leicht grummelig, sie wusste das er ihre Aussage voll und ganz verstanden hatte und grinste. Sofort hob die Jüngere den Spiegel hoch und verließ die Hütte. Sehnsüchtig lugte Mary über den Rand des Raumes hinaus in den Sternenhimmel. Ob es wohl gerade warm draußen war? Ob das Dorf immer noch so wunderbar nach Blumen und Gras hoch? Bedauern ließ ihr Herz schwer werden. Würden sie jemals zurück in ihre menschliche Gestalt finden, oder auf ewig auf diese Art und Weise verweilen. Leise seufze sie.

"Der Magier möchte reden" ertönt die Stimme der Fee, im Augenwinkel erkennt sie Snow Whites verwirrten Blick, Rin wie immer auf der Hand des Mädchens.

"Ich muss Nachforschungen anstellen und ich weiß schon wo!" erklärte Harvey dann, als die Fee den Spiegel übergeben hatte und verschwunden war.

"Was für Nachforschungen?" fragte der Apfel neugierig.

"Ich kenne einen Magier der im Norden lebte, falls er noch dort ist, wird er uns sicherlich helfen. Er kennt sich gut mit Legenden und Flüchen aus" erzähle Harvey.

"Also reisen wir ab?" Erleichterung machte sich im Gesicht der Prinzessin breit, es war ihr anzusehen, dass sie diesen Ort nicht sehr mochte.

"Ja, ich würde gerne jetzt sofort gehen"

"Na hoffentlich stimmen die Legenden des besagten Magiers mehr als die mit den Feen" warf Rin ihm vor

"Die Idee mit den Feen kam von mir, ich habe mich geirrt mit der Vermutung das ihre Fähigkeiten uns helfen können" nahm die Medusa ihren Freund in Schutz, alle schwiegen.

"Ich meinte das nicht böse" murmelte Rin nach einiger Zeit.

"Ich weiß, du sollst es Harvey, aber nicht böse sein, wenn es meine Idee war"

"Also gehen wir jetzt?" wechselte Snow White das Thema.

"Ja ..." fing der Mann an, doch eine Fee erschien.

"Ehrenwerter Magier, Mutter weiß, dass sie gehen wollen. Sie sagt, Ihr könnt denn Wald nach Norden durch, ohne Zwischenfall durchqueren, solange ihr etwas versprecht"

"Was soll das sein?" hackte Harvey nach.

Mary lauschte unruhig dem Gespräch, inständig hoffte sie es war nichts Unmögliches. Sie kannte denn Mann, er hielt seine Versprechungen bekanntlich.

"Wenn ihr den Fluch brecht, kommen sie zurück in den Wald. Auch dort haben sie erneut freies Geleit für sie und ihre Kameraden. Nur sie sollen mal zu Besuch kommen" alle wirken überrascht von dieser unerwarteten Bitte.

"Natürlich, ich werde meine nächsten Reise behutsam überdenken und meinen Weg hierdurch wandern lassen. Richte dies der ehrenwerten Mutter aus" versprach der Älteste ruhig.

"Was ist denn zwischen euch gelaufen, ehrenwerter Idiot?" fragt Rin neugierig.

"Nichts, diese Frau ist nur sehr alt ... und sehr einsam" murmelte der Magier. Mary verstand, was er meinte. Leute kamen und gingen, wie Sand, der durch die Finder rieselte, dies war der Grund, warum mächtige Zauberer meist umherzogen oder in die fernen Lande reisten. Wenn man sich niederließ, merkte man nur umso mehr, wie vergänglich alles wahr. Auf diese Art und Weise verlor man das Zeitgefühl und konnte eine Distanz zu der Welt und deren Bewohner schaffen. Somit entfloh man der täglichen Angst, dass die Menschen, die man liebte, erneut verlor. Obwohl fast jedes Wesen dieser Erde Magie beherrschen und lernen konnte, gab es nur wenige, die das lange Leben fanden. Manche sagten, es sei eine Sache von Glück, doch die Medusa wusste, es war kein Glück, entweder es lag an dem Volk oder an der Art von Magie. Heiler gaben ihr Leben an andere, andere nahmen es. Wenn man die Magie der Erde oder des Wassers benutze, beendete man Leben. Wenn man aber Gift nutze oder ihre Opfer versteinerte, nahm man all die Zeit und Energie in sich auf. Sie musste an die Zwillinge denken, Rin und Alice würden nicht auf ewig vereint sein. Das Leben war grausam. Bei ihrem letzten Besuch hatten sie sofort realisiert, dass die ehrenwerte Mutter, wie sie genannt wurde, keine Fee war, wie viele glaubten. Sie war in Wahrheit eine uralte Sirene, die über das kleine Volk wachte.

"Denkt ihr den Anderen geht es gut?" riss die Stimme von Snow White das Mädchen aus den Gedanken.

"Sicherlich. Regina wird alle Mittel einsetzen, um Alice zu beschützen und diese wird wiederum alles daran setzen, dass die Königin nicht stirbt. Meine Schwester und unsere Kameradin sind zwei unglaublich starke Leute." schwärmte die verfluchte Hexe munter.

"Wie ich sie kenne, finden sie uns schneller als wir denken können. Vielleicht haben wir bis dahin schon ein Gegenmittel gefunden." Bei dieser Aussage lachte Mary fröhlich auf. Sie erinnerte sich noch glasklar daran, wie diese immer voller Energie den Weg entlang vorgegangen war und ihr Zwilling unentwegt darüber klagte, dass sie am Ende nur stolpern würde, während Harvey immer scherte, dass sie wenigstens die Gegner mit ihrem Getrampel anlocken würde und dann in eine Klinge springt.

"Sie wird am Ende eh nicht vermisst" daraufhin hätte sie ihn ihre Hand auf den Hinterkopf gepfeffert und geschimpft, dass er sowas nicht sagen solle. Nostalgisch lächelte sie und merkte erst jetzt, dass eine Träne ihre Wange heruntergerollt war. Eilig wischte sie diese weg. Damals war alles einfacher gewesen. Damals konnte sie mithelfen und war nicht dazu gezwungen zuzusehen, wie eine Gefahr nach der anderen auftauchte, während sie wegsehen musste. Wenn sie hinsah, wäre sie nur die nächste Gefahr. Damals war auch Scout bei ihnen, die Hündin wäre auf Schritt und Tritt neben ihnen hergelaufen und hätte aufgepasst, aber selbst das Wesen war nun nicht mehr bei ihnen.

Der Weg durch den Wald war nicht schwierig. Der Nebel bildete vor ihnen einen Tunnel und ließ sie sehen, wo ihr Weg lag, von den Schattengestalten war nichts zu sehen. Mary wusste das ihr Partner das wohl als eher traurig empfand, da er keine Gelegenheit zurückschrecken etwas mehr über verschiedenste Lebewesen zu lernen. Leise hörte sie, wie Rin sich über etwas beschwerte, vermutlich darüber, dass das Mädchen langsam lief oder dass sie alle sterben würden, weil eine Prinzessin nicht kämpfen konnte. Die Medusa empfand aber nicht das Bedürfnis, sich bei dem Gespräch zu beteiligen oder zu versuchen, dem leisen Geflüstert zu lauschen. Erst als sie eine Brücke passierten und aus dem Wald heraus kamen, legte sich die ruhige und bedrückte Stimmung. Die Sonne war soeben aufgegangen und in dem Moment als sie den Nebel verließen, kehrten die Geräusche der Natur zurück. Das Zwitschern der Vögel und Rascheln im Laub.

"Wohin soll ich gehen?" Fragte Snow White nun.

"Lange her ...", murmelte Harvey langgezogen. "Meinst du den Typen mit der unterirdischen Bibliothek, der uns immer hilft, wenn wir Nachforschungen anstellen?" Fragte Mary jetzt neugierig.

"Genau zu ihm möchte ich!"

"Ach so, Snow White du musst dem Fluss weiter nach Osten folgen. Solange wir keinen weiteren Fluss überqueren und in der Nähe des Wassers bleiben, erreichen wir unser Ziel" erklärte sie munter. Vorfreude machte sich in ihr breit, es war schon länger her, dass sie an diesem Ort gewesen war. Die große Bibliothek war ein Meisterwerk der Kunst und immer den Besuch wert. Zwar hatte sie nicht viel Kontakt zu dem Mann, der dort lebte, doch Harvey kannte ihn gut und immer wenn sie dort waren, diskutieren die beiden über neueste Theorien, während sie ein Buch las.

"Trägst du nun auch nun Harveys und Marys Gepäck?" Fragt Rin neugierig. Snow White nickte

"Die Feen waren sehr zuvorkommend, sie haben mit irgendeinem Zauber alles leichter gemacht. Ist fast so, als würde ich nicht mega viele Bücher tragen" kicherte diese.

"Sehr praktisch diese Feen, denn Zauber könnte ich aber auch."

"Kannst du aber nicht. Bist so faul und lässt die arme Prinzessin alles tragen ... na gut ist eh verdient, einmal in ihren Leben muss sie arbeiten" fährt die Hexe fort und lacht schadenfroh.

"Denk daran, dass sie auch dein Zeug trägt" erinnert der Magier sie lachend. Snow White blickte zum Fluss

"kann es ja da rein werfen" kichert diese.

"WAG ES NICHT!" Faucht die Jüngere.

"Verdient!" Ruft er

"Und Harveys Bücher gleich mit!"

"SIE IST GENAUSO GRAUSAM WIE REGINA", schreien beide angstvoll im Chor.

Mary fängt laut an zu lachen. "Sie hat verstanden, wie es funktioniert!" 

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