Straight into a trap

Die Tage vergingen wie im Flug, ohne Probleme wanderte die Truppe in den Norden. Obwohl der Herbst bereits begonnen hatte, die Tage kürzer wurden und deutlich kühler, blieb die Gruppe vom Regen verschont. Snow White empfand Yokais Gesellschaft als sehr angenehm, auch weil sie sich nun nicht alleine einer Gefahr stellen musste, die sie weder kannte, noch wusste, wie diese zu besiegen war. Der junge Zauberer schien ein guter Mensch zu sein und die kleine Haselnuss war unglaublich schnell an das Herz des Mädchens gewachsen.

"Denkst du, wir werden einen Weg finden, die Zauber der Ruine zu überwinden? Wenn es stimmt, was Robin sagt, dann sollte es wirklich schwer werden" fragte Snow White, ein weiteres Mal an diesem Tag den Zauberlehrling.
"Ich kann dir das erst sagen, wenn wir wissen, womit wir es zu tun haben" wiederholte sich Yokai geduldig.

"Hab Vertrauen in deine Fähigkeiten, du schaffst das und ihr seid ja jetzt zu zweit" sprach Rin zuversichtlich. Die Verfluchte schien viel Vertrauen in die Prinzessin zu besitzen, diese lächelte gerührt. "Außer du hast Angst dir deine Finger dreckig zu machen, Prinzesschen" erklärte der Apfel daraufhin spöttisch, das Lächeln auf Snow Whites Gesicht wurde breiter. Rin konnte sagen, was sie wollte, oft genug hatte die Hexe bewiesen, dass ihr sehr viel an dem Wohl des Mädchens lag. Egal ob es darum ging, was sie träumte oder um mitfühlende Worte, wenn sie es brauche.

"Sie hat recht, ich bin mir sicher, dass ihr das hinbekommt. Wir können zwar nicht mit unserer Magie helfen, aber wenn es darauf ankommt, werden auch wir Vorschläge machen." erklärte Mary ruhig.

Snow White stockte, dort zwischen den Bäumen wahr etwas. Ein Gebäude. Nein! Eine Ruine.
"Wir haben sie gefunden!" jubelte sie und wollte loslaufen, doch Yokai griff nach ihrer Hand und hielt sie grob zurück.
"Wir sollten jetzt nur umso vorsichtiger sein" mahnte der Junge. "Haselnuss, halte Ausschau nach Fallen" wies er die Füchsin an, welche ihre Ohren sofort aufstelle und vorausging.
"Ist es für sie nicht gefährlich die Fallen aufzuspüren?" fragte die Prinzessin besorgt, doch er schüttelte nur ruhig den Kopf.
"Wildtiere werden nur selten von Zaubern erfasst. Wäre sie ein magisches Tier wäre sie in Gefahr, aber sie ist ein Waldtier und als das wird sie auch wahrgenommen, heißt aber nicht das sie nicht weiß, wo Gefahr lauert."

Achtsam folgten sie dem Tier. Der Wald schien ruhig. Kein Wind bewegte die Blätter, kein Vogel zwitscherte. Es war als würde alles den Atem anhalten.
Plötzlich blieb Haselnuss stehen, ihr Schwanz schellte in die Höhe, ein Knurren entstieg ihrer Kelle. Ohne zu zögern, griff Yokai nach Snow Whites Hand und rannte los.
"WAS IST LOS?" schrie das Mädchen erschreckt.
"Ein Wächter!" antwortete Harvey bevor Yokai antworten konnte.

"Ein was?" anstatt eine Antwort zu erhalten, knallte es laut hinter ihnen. Erschreckt blickte sie zurück. Dort hinten stand etwas. Es war eine humanoide, große Gestalt, komplett in Licht gehüllt. Blitze zuckten um das Wesen herum.
"Es wird bis zum Tod die Ruine beschützen!" erklärte Yokai. Der Wald hörte auf, sie haben die Ruine betreten. "Zwischen den Bäumen haben wir keine Chance!"
Haselnuss war nirgendwo zu sehen, bevor Snow White das Tier suchen konnte, verdunkelte sich der Himmel. In einer bösen Vorahnung blickte sie nach oben. Gerade noch im letzten Moment, konnte sie wegspringen, bevor der Wächter neben ihr auf dem Boden landete. Blitze strömten über dem Boden. Ohne zu zögern, griff das Mädchen nach ihrem Bogen, Yokai ließ dunkle Wolken aus seinen Händen strömen. Der Himmel verdunkelte sich erneut, mehrere Schattenversionen des Junges erschienen.

Snow White schoss einen ihrer Pfeile auf das Wesen, welches diesem einfach auswich. Vom Himmel ließ es daraufhin Blitze auf die Gruppe niederprasseln. Ohne darüber nachzudenken, lief sie los, darauf bedacht nicht getroffen zu werden und schoss weiter auf den Wächter.

"Wenn der Erste nicht triff und der Zweite auch nicht, muss es der Dritte." motivierte sie sich selbst und ließ die Pfeile unaufhörlich niederregnen. Der Wächter warf Blitze auf die Illusionen von Yokai, diese waren so gut, dass nicht einmal Snow White wusste, wer von ihnen echt war. Ein Blitz schlug direkt neben ihr ein, erschreckt sprang sie zurück und lief dann weiter, sie dürfte sich nicht ablenken lassen.

Plötzlich hörte sie ein leises Quicken. Es war die Füchsin, sie saß im Schatten einer Säule und versteckte sich. Ein weiterer Blitz schlug auf den Boden ein. Das Gestein neben Haselnuss begann zu bröckeln. So schnell sie konnte rannte das Mädchen zu dem Tier, noch im letzten Moment schaffte sie es der einstürzenden Säule zu entgehen, doch der aufgewirbelte Staub erschwerte Snow White die Orientierung.

"PASS AUF!" ertönte viel zu spät Rins warnender Ruf. Nicht nur die Säule hatte Risse bekommen. Nein, auch der Boden, auf welchen sie stand. Bevor sie etwas tun konnte, sackte das Gestein ein und sie fiel nach unten.

Das Mädchen war viel zu erschreckt, um zu schreien. Hart landete sie auf dem Boden und blickte sich benommen um. Sie saß in einem alten Gewölbe, um sie herum waren viele Gegenstände ausgestellt.

"Geht es dir gut, Snow White?" Fragte Mary besorgt. Hastig blickte sich die Prinzessin um. Der Spiegel lag neben ihr auf dem Boden, Haselnuss hatte sich gerade aufgerappelt und trug in ihrem Maul Rin, welche damit beschäftigt war der Füchsin zu befehlen, sie sofort runterzulassen. Das Mädchen griff nach dem Spiegel und stutze, das Glas war beschädigt.
"Oh mein Gott ... es tut mir leid, Harvey, geht es dir gut?" fragte sie voller Angst.
"Ja, es fühlt sich nur ... seltsam an " erwiderte der Zauberer ruhig.

"Und bei dir Mary?" fragte Snow White weiter, die Medusa nickte lächelnd.

"Sieh dich etwas um Snowy" forderte der Ältere sie nun auf. Sofort lief sie mit dem Spiegel voran durch den Raum, vorbei an den ganzen Gegenständen.
"Sind das die Artefakte?" fragte die Prinzessin hoffnungsvoll.
"Nein ... es sind Täuschungen, sie sind nicht echt. Ich denke, wir wurden belogen" seufzte Mary traurig "Echte Artefakte erkennt man, schon alleine an der Ausstrahlung"
"Warte!" rief Harvey "Das ist echt!"

Snow White hielt den Atem an. "Was?"
"Die Eier dort! Sie sind lebendig!" erklärte der Zauberer begeistert

"Sie sehen für mich relativ tot aus" warf die Medusa ein.
"Sehen lecker aus!" kicherte Rin aus Haselnusses Mund. Erschreckt blickte sie zu dem Apfel.
"Habe dich vergessen!" entschuldigte die Prinzessin sich und nahm die Verfluchte sofort zurück in ihren Besitz. Dann ging sie auf die Eier zu und nahm die Glashülle ab. Drei Eier in der größte ihres Kopfes lagen dort drin.

"Woran erkennt man das sie leben?" fragte Snow White.
"Leg deine Hand rauf!" befahl der Mann. "Ich bin mir sicher, du wirst einen Herzschlag spüren!"
Ohne es zu hinterfragen, tat sie, was er sagte. Das Erste Ei war ruhig, das Zweite auch, doch er hatte recht. Beim Dritten schlug ganz schwach etwas.
"Es lebt!"
"Wie ist das möglich?" rief Mary verwirrt "Eier überleben nicht so lange ohne Mutter!"
"Es sind Dracheneier, das erkennt man doch sofort an der Größe und dem rot-weißen welligen Muster. Wie du siehst, hat nur eins überlebt, aber mein gelehrtes Auge erkennt sowas sofort!" erklärte der Mann ruhig. Donner klag von oben herab zu ihnen heran. Die Decke bebte und kleine Steine rieselten herab.
"VERDAMMT YOKAI IST NOCH DA OBEN!" stellte Snow White erschreckt fest. Sie schnappte sich das Ei, packte es vorsichtig in ihre Tasche und rannte einen Treppenaufgang hoch. Sie öffnete eine Tür und stand wieder draußen. Vor ihr der Wächter im Kampf gegen den Zauberlehrling. Unaufhörlich ließ das Wesen Blitze auf die Illusionen einschlagen. Doch das Mädchen entdeckte den wahren Yokai, oben auf dem Dach. Er sprang und schleuderte einen Ball aus schwarzen Feuer auf den Hinterkopf des Wächters. Stille kehrte ein. Dann bebte die Erde und der Wächter zerfiel zu Staub. Yokais Blick wanderte zu Snow White.
"Dir geht es gut" stellte er erleichtert fest. "Was war dort unten?" Hoffnung lag in seinem Blick. Das Mädchen schaute nun nach unten. Der Kampf gegen den Wächter hatte dem Zauberer zugesetzt, er schien erschöpft. Seine Haut war blass, leichte Augenringe bildeten sich ab. Sie brachte es nicht übers Herz, ihm nach all der Mühe zu erklären, dass es nicht stimmte und dort unten keine Artefakte waren, die ihnen halfen.
"Nichts. Hier gibt es nichts, es war eine Lüge. Billige Replikate!" erklärte Mary, nachdem Snow White geschwiegen hatte.
"Oh ..." obwohl der Junge nicht lange bei ihnen war, schien auch er enttäuscht.

"Ihr habt ihn besiegt! Gratulation!" ertönte eine Stimme. Unwillkürlich trat die Prinzessin einen Schritt zurück, ihr Herz begann schneller zu schlagen. Yokai wirbelte herum, in seiner Hand leuchtete erneut Magie auf. Er würde weiter kämpfen, selbst wenn er schon jetzt nicht mehr stark genug war. Haselnuss begann zu knurren.
"Bruder, so sieht man sich wieder!" halte Harveys Stimme aus dem Spiegel heraus über die Ruine. Aus den Schatten tauchte eine Gestalt auf. Die Stimme, es war die aus ihren Träumen, es war also dieser Mann gewesen, der Rin verflucht hatte. Snow White wusste, dass sein Name Harry war, schon über viele Jahre, gar Jahrhunderte regierte er die Lande von Agaria. Hin und wieder hatte sie ihn auf Festen gesehen. Doch nie hatten sie ein Wort gewechselt. Ein paar mal hatte sie Harvey in ihren Träumen gesehen, die Brüder besaßen eine gewisse Ähnlichkeit, nur dass Harry breiter gebaut war. Unter seinem Stoff zeichneten sich schwach sichtbar Muskeln ab. Er besaß blonde, wirre Haare und grün leuchtende Augen. Seine Kleidung war schwarz, ein langer Umhang hing von seiner rechten Schulter herab. Goldene Verzierungen waren auf all seinen Kleidungsstücken eingenäht. Weiße Handschuhe schützen seine Hände und ein großes, goldenes Zweihandschwert war an seiner rechten Hüfte befestigt.

"Obwohl du ein Spiegel bist, haben deine Freunde sich die Mühe gemacht dich zu suchen und dir zu helfen. Wirklich rührselig. Nur zu schade, dass eure Reise hier enden wird!"

"KEIN SCHRITT WEITER!" donnerte Yokai und das leuchten in seinen Händen wurde stärker. Doch bevor der Junge etwas tun konnte, wurde er nach hinten, gegen die Wand neben Snow White gedonnert. Stöhnend sank er zu Boden.

"YOKAI!" schrie die Prinzessin und kniete neben dem Jungen. "Ups" ertönte eine weitere Stimme, eiskalt lief es ihr über den Rücken. Ihre Mutter tauchte auf der anderen Seite der Ruine auf, dicht gefolgt von einer Frau, welche sie unter dem Namen Cora kannte, eine enge Vertraute ihrer Mutter und Königin von Adrik. Dann erschien noch jemand. Wie versteinert blickte sie diese Person an. Alice war bei ihrer und Reginas Mutter? Was hatte das zu bedeuten? 

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