Englischunterricht und Bücher in fremden Schriften
Mary’s POV:
Meine Englischstunde zog sich viel zu lange hin und als die letzte Glocke mich endlich aus dem Schulgebäude entließ, hätte ich am liebsten den Boden draußen geküsst. Endlich wieder ein paar Stunden Freiheit! Und danach würde ich mit den Präsentationen und Hausaufgaben anfangen müssen. Bevor es jedoch zu diesem üblen Moment kommen sollte hatte ich eine wesentlich angenehmere Planung für meinen späten Nachmittag, die mich hoffentlich bis spät abends von zuhause weg hielt; Ich hatte geplant nach der Schule mit Amy zusammen in eine Bücherei zu gehen, welche sie vor ein paar Tagen am Rand der Stadt entdeckt hatte. Eigentlich waren mir die Bücher nur halb so wichtig wie das Zeit Verbringen mit Amy wenn ich ganz ehrlich war. Ich fand Amy cool, sie kannte sich mit wirklich fragwürdigem Zeug wie Legenden und Mythologie aus und es war immer traumhaft ihr dabei zuzuhören wenn sie etwas Neues entdeckte worüber sie daraufhin für die nächsten paar Tage erzählen würde.
Die anderen würden über diesen Zeitraum meist etwas zusammen unternehmen, da sie Amy zwar mochten, ihre Gespräche über dasselbe Thema mehrere Tage lang aber auch wirklich anstrengend sein konnten. Nachdem ich endlich draußen war, sah ich mich suchend nach Amy um, welche sich aber nur wenig später ebenfalls aus dem Schulgebäude heraus mir anschloss. "Na, bist du bereit endlich in eine Welt des Wissens einzutauchen? Du wirst mir nicht glauben was für fragwürdige Bücher die da in der Bücherei haben. Vielleicht findest du ja auch eins das dich interessiert." ich nickte schmunzelnd und fing an, mit Amy zusammen zu der nächsten Bushaltestelle zu laufen, welche uns in das Dorf nebenan bringen sollte. Amy meinte, dass die Bücherei ziemlich weit am Rande des Dorfes lag; fast schon am Waldrand, es sich ihrer Meinung jedoch wirklich lohnen würde dorthin zu gehen. Ich war mir da zwar nicht ganz so sicher wie Amy, da ich nicht all zu leicht für Büchereien zu begeistern war. Ich war eher der Typ für Comics oder Zeichentrickserien bei denen es im Vergleich zu Büchern wesentlich weniger Worte zu lesen gab.
Während der Busfahrt teilten wir uns Amys Kopfhörer, da meine letztens erst kaputt gegangen waren und ich deswegen in den Pausen ohne Begleitung fast völlig aufgeschmissen war. Ich musste mir wirklich bald neue besorgen, denn so nah an Amys Gesicht zu sein machte mich wirklich nervös, weswegen ich ein wenig erleichtert war, als der Bus zum Stehen kam und wir ausstiegen. Nachdem ich mich ausgiebig gestreckt hatte, sah ich mich in der mir völlig fremden Umgebung um und meinte zu Amy: "Ich hoffe du kennst dich hier aus. Mein Orientierungssinn ist nämlich ziemlich schlecht und ich bezweifle das Google Maps hier funktionieren würde." Sie schmunzelte nur und meinte "Hier in der Nähe wohnen Verwandte von mir, weswegen ich mich hier ziemlich gut auskenne, keine Angst. Wir beide verlaufen uns schon nicht solange du mich an deiner Seite hast."
Und so machten Amy und ich uns auf die Suche nach der Bücherei welche sie mir unbedingt zeigen musste. Mit jeder Minute in der sie über die verschiedenen Bücher erzählte stieg die Neugier dann dich in mir. Angeblich hatte die Bücherei Bücher über fremde Alphabete, Dämonen, verschiedene Rituale und sonst Zeug was man nur während Halloween im Kino sehen würde.
Ich wollte nun wirklich die Bücherei sehen und mir vielleicht sogar einige der Bücher mit zu mir nach hause nehmen um sie zu lesen. Ich bezweifelte zwar, dass auch nur der kleinste Auschnitt aus diesen Büchern stimmte, aber es schien trotzdem wie eine gute Freizeitbeschäftigung.
Endlich kamen wir an dem Gebäude an und ich musste zugeben, dass ich es mir irgendwie größer vorgestellt hatte. "Keine Angst, das wirkt nur von draußen so klein." Amy beantwortete meine Gedanken, ohne das ich sie auch nur aussprechen musste und ich sah sie ein wenig verwundert an. "Hast aus den Büchern etwa Gedanken lesen gelernt oder was?" fragte ich ein wenig verblüfft, aber Amy meinte nur, dass sie sich genau dasselbe gefragt hatte als sie letztens hier ankam.
Kurz darauf betraten wir das Gebäude und ich blickte mich fasziniert um, da mich die eigentliche Größe doch ziemlich beeindruckte. Vor mir befand sich ein Großer Raum, dessen Bücher gefüllte Wände nur so in die Höhe wuchsen und in wessen Mitte sich eine kleine Art Pavillon befand. Dieser wurde von sechzehn Marmor Säulen gehalten, von denen jede ein anderes Zeichen eingraviert hatte. In jenem Pavillon lagen Kissen verteilt und ein paar Tische, auf denen man Bücher stapeln konnte.
"Wow," gab ich zu und blickte kurz zu Amy rüber, welche mich mit einem hab-ich-dir-doch-gesagt Blick ansah und selbstzufrieden lächelte. Als ich den Blick erneut über die Inneneinrichtung des Raumes gleiten ließ, fiel mir auf, dass inmitten des Kissenhaufens ein junger Mann saß, der bestimmt in unserem Alter sein musste, wenn nicht sogar ein paar Jahre älter. Er hatte relativ blasse Haut und zerzauste türkise Haare die ihm immer wieder ins Gesicht fielen, woraufhin er versuchte sie sich hinter sein Ohr zu schieben und jedes Mal scheiterte. Der junge Mann schien unser Eintreten nicht bemerkt zu haben, da er völlig entspannt weiter sein Buch las ohne irgendwie auf uns zu reagieren. Er sah ziemlich cool mit seinen gefärbten Haaren aus und ich fragte mich, ob er Teil einer Band war, da seine Kleidung aus vielen Ketten und generell dunklen Farben bestand. Letztendlich schien er uns doch bemerkt zu haben, da er sein Buch beiseite legte, uns freundlich zulächelte und fragte: "Was kann ich denn für euch beide tun?"
Ich war ein wenig verblüfft, weil ich nicht angenommen hätte das er hier arbeitete, aber Amy ging grinsend auf ihn zu und gab ihm ein High Five. "Kian, mein lieber! Ich habe mir gedacht, das ich Mary mal in die Welt des Wissens einweihe, weswegen ich sie heute mitgebracht habe. Keine Angst, sie kann schwiegen wie ein Grab also musst du dir da keine Sorgen um sie machen." meine Verblüffung von vor einer Sekunde wich der leichten Angst, aber ich redete mir ein, dass Amy den Typen gut kannte und vielleicht einfach nur scherzte. Kian begutachtete mich von oben bis unten und hielt mir dann seine Hand entgegen um sich richtig bei mir vorzustellen. Ich nahm sie entgegen und schüttelte sich während ich mich auch bei ihm vorstellte. "Gibt es irgendwelche Bücher die du empfehlen kannst?" fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an, woraufhin er leise loslachen musste und nachdem er sich ein wenig gefasst hatte erklärte er mir, dass es wirklich viele Bücher die er nur empfehlen konnte. das Problem war jedoch, dass keine dieser Bücher besonders für Anfänger, beziehungsweise Einsteiger geeignet waren und ich vielleicht noch ein wenig warten sollte bevor ich mich an diese Exemplare wagen sollte. Also formulierte ich meine Frage um und erkundigte mich, welche coolen Anfänger-freundlichen Bücher er denn so da hatte.
Nach einem kurzen Augenblick in dem Kian angestrengt nachdachte, drehte er sich um und ging zurück zu seinem Pavillon aus Kissen und ein paar Schränken, woraufhin er aus einem der kleinen Schränke zwei oder drei Bücher hervor holte und mir letztendlich überreichte. Ich überflog die Titel: "Dämonen - verschiedene Arten: Welche sind Freunde und welche nicht?" oder "Beginner-freundliche Rituale" Ich nickte Kian zu, da mein Interesse durchaus geweckt worden war und ich diese Bücher gerne mit nach Hause nehmen wollte. "Wenn ich mir die ausleihen will, wie läuft das genau?" "Das ist ganz einfach, du gibst mir deinen vollen Namen, welchen ich in unsere Liste schreiben werde und dann kannst du die Bücher beruhigt mit zu dir nach Hause nehmen. Du brauchst dir um das Zurückbringen keine Sorgen machen, das bekommen wir immer geregelt."
"Okay, das werde ich mir merken." meinte ich und fragte ob ich mich zum Lesen der Bücher in Kians Pavillon setzen durfte, was er jedoch freundlich bestätigte. Es war ein sehr angenehmer Nachmittag in der Bücherei fand ich; Ich verbrachte viel Zeit damit Amy in der Wahl ihrer neuen Bücher zu unterstützen und fasziniert über die verschiedenen Themen zu sein. Viele der Begriffe waren für mich Neuland, aber Amy schien zu wissen worüber die Bücher berichteten, weswegen ich mich fragte, ob sie wirklich nur seit ein paar Tagen von der Existenz der Bücherei gewusst hatte. "Bloodlust oder einfach nur wahnsinnig?" Ich wusste nicht einmal, was Bloodlust war, aber Amy schien sehr interessiert in diesem Thema zu sein, da sie gleich mehrere Bücher dazu auf ihrem Arm hatte. Dazu noch verschiedene Anatomie-Bücher in einer Sprache die ich nicht entziffern konnte.
Letztendlich gingen wir zu Kian um mich in die List eintragen zu lassen, damit ich meine Bücher mit nach Hause nehmen durfte. Kian nickte als wir ihm von unserem Vorhaben erzählten und holte unter einem der Kissen Berge ein dickes, in Leder gebundenes Buch hervor, ebenso wie eine einzelne Schreibfeder ohne jegliche Tinte. Er schlug das Buch auf und ich erblickte mehrere Seiten, welche alle von oben bis unten mit Namen bedeckt waren und in den verschiedensten Handschriften und Buchstaben zu lesen waren. Viele der Namen konnte ich nicht lesen, ich nahm jedoch trotzdem an, das es sich dabei um Namen handelte, da der Rest der Seite ja auch voll von Namen war. Ich blickte ein wenig fragend zu Kian hoch, woraufhin er mir nur die Feder in die Hand drückte und meinte:" Du musst deinen Namen aufschreiben."
Ich wusste zwar nicht, wie ich das ohne jeglich Tinte anstellen sollte, setzte jedoch trotzdem die feder auf das leicht gelblich verfärbte Papier und fing an zu schreiben. Langsam aber sicher konnte ich meinen Namen in roten Buchstaben auf der Seite erkennen, wie wenn man einen Brief mit Zitronensaft schreibt und ihn dann unter eine Kerze hält. "Mary Alice Jones..." ein Schauer lief mir den Rücken herunter als Kian meinen Namen aussprach weswegen ich mich kurz schüttelten musste. Über meinem eigenen Namen konnte man gut leserlich Amys Namen in ihrer kleinen Handschrift ausmachen was mich darauf schließen ließ, dass sich nach Amy niemand neues mehr in der Bücherei angemeldet hatte und ich wahrscheinlich der erste Neuankömmling seit einer ganzen Weile war. Ein wenig später verabschiedeten wir uns von Kian und machten uns wieder auf den Weg zu der Bushaltestelle, da unser letzter Bus in wenigen Minuten fahren würde und wir ihn wirklich nicht verpassen wollten. "Sag mal," Amy wand sich zu mir nachdem wir uns an der Bushaltestelle auf die Bank gesetzt hatten und schaute zu mir rüber, "Wenn du dir die Bücher durchgelesen hast, würdest du am Wochenende eins der Rituale mit mir machen wollen? Ich hätte ja schon längst welche durchgeführt, aber für das was ich machen will brauche ich zwei Personen. Pretty please?~" Sie sah mich mit großen Augen an und ich wusste nicht, wie ich je zu einem solchen Gesicht hätte Nein sagen sollen, weswegen ich letztendlich zustimmte mit ihr am Samstag so ein Ritual zu machen. Ich teilte ihr aber von Anfang an mit, dass ich nicht glaubte, das es funktionieren würde, woraufhin Amy einfach nur meinte, dass ich mich da auf sie verlassen sollte und es schon funktionieren würde.
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