Unverhofftes Treffen
„Hey! Erde an Lucifer! Wurde dir ins Hirn geschossen ohne, dass ich es bemerkt habe?" Rock hat schon Schwung geholt um ihn aus seinen Tagträumen heraus zu holen. Noch rechtzeitig hält Lucifer den Schlag mit seiner linken Hand auf, wobei das dumpfe Geräusch von Haut die auf das Leder von seinen Handschuhen schlägt ertönt.
„Bist doch noch nicht vor deinem Amtsantritt abgekratzt." Rock nimmt sich seine Tasche und schwingt sie auf den Rücken. Lucifer tut es im gleich und steht von seinem Platz auf, wobei ihm eine kleine Strähne seines weißen Haares vor die Augen fällt. „Ach, die muss ich auch mal wieder schneiden lassen." murmelt er und folgt seinem ‚Bodyguard' aus dem Klassenzimmer.
Rocks Vater ist der Bodyguard von Lucifers Vater. Somit ist Rock, genau wie Lucifer der Erbe des Familiengeschäfts. Rock selber mag es Lucifers Aufpasser zu sein, wobei sie beide sich schon eine Ewigkeit kennen.
Lucifer hingegen erbt das Familiengeschäft, egal ob er will oder nicht. Die ‚Rose Company', wie der offizielle Name ist, wurde schon seit jeher an das älteste Kind weitervererbt und immer weiter vergrößert. Weltweit ist sie in der Transportindustrie vertreten und hat auch ihre Sitze im Ausland. Sie transportieren alles überall hin solang der Preis stimmt. Nebenbei Schmuggeln sie aber auch illegale Waren von einem Land ins nächste. In Japan, wo der Hauptsitz und auch Lucifer lebt, betreiben sie zudem einige Casinos, Waffen- und Drogenhandel und viele weitere kriminelle Aktivitäten. Durch all das wurden sie eine der größten fünf Mafias in Japan und sind bei den anderen unter ‚Black Rose' bekannt.
„Du denkst noch immer wegen dem treffen in drei Tagen nach oder?" merkt Rock mal wieder an, als sie das Schulgelände verlassen um zu Lucifers Familienvilla zu Laufen, die nur ein paar Kilometer entfernt ist. „Halt die Schnauze." tickt Lucifer schon fast aus. „Leute die wie Chinesen aussehen, sei es nur durch das kurze schwarze Haar, haben nichts zu melden." „Willst du mich jetzt beleidigen oder nur ärgern? So oder so merke ich es dir an, dass du wieder darüber nachgedacht hast."
Lucifer lächelt etwas schief wegen seiner schlechten Schauspielkunst. „Ja. Ich muss zwar nicht bei der Hauptbesprechung dabei sein, doch danach bei der anderen. Mein Vater versteht einfach nicht das ich weder Tomoko, noch Junko heiraten will. Sie sind zwar die Töchter von zwei der sechs Abteilungsleiter und werden später die Position übernehmen, doch sie gefallen mir einfach nicht."
Rock fasst sich an die Stirn. „Dir gefallen Weiber erst wenn sie nicht den Wünschen deines Vaters entsprechen oder sie gut vor dir tanzen können."
Lucifer starrt Rock wegen der letzten Aussage einfach nur an. „Willst du jetzt sterben oder erst später?" fragt Lucifer bei Rock nach, und umklammert schon den griff des Butterflys in seiner Hosentasche der Schuluniform.
Lediglich Lucifers fingerlose Handschuh gehören nicht zur Uniform. Sie sollen das Familienzeichen, eine Schwarze Rose, verdecken, welches er vor sieben Jahren, als er zehn war, von seinem Vater tätowiert bekommen hat.
„Ne, ich brauche keinen neuen Weg um atmen zu können." streitet Rock ab und beide biegen in eine Gasse um den Heimweg abzukürzen. Am anderen Ende der Gasse läuft ein Mädchen in der gleichen Schuluniform wie sie die beiden Kerle an haben. Von hinten erkennt man lediglich die schwarze Jacke und etwas von der weißen Bluse, sowie den kurzen schwarzen Rock. Die Schuluniform der Jungen und Mädchen ist fast identisch, nur mit kleineren Abweichungen von den Kleidungstypen.
Ihre glatten, pechschwarzen Haare gehen ihr bis zum Nacken, wodurch man fast keinerlei von ihrer kreideweisen Haut sieht. In der rechten Hand, an der sie, wie Lucifer, fingerlose Handschuhe trägt, hält sie ihre Tasche mit den Schulsachen. Die Linke hält sie vor sich, wodurch Lucifer nichts erkennen kann, doch sie muss auf ihr Handy oder so schauen, da sie den Kopf leicht gesenkt hat.
Rock bemerkt wie Lucifer sie begutachtete und lässt ein Kommentar ab: „Natürlich steht der edle Herr auf so etwas. Da nehme ich doch lieber eine der Flitchen die Obitos Vater beschäftigt." Erneut fängt Rock sich dafür einen wütenden Blick von Lucifer. „Wenn du magst lass ich dich gerne dorthin versetzen. Die haben bestimmt einen Job für Chinesen dort." „Ähh, wenn ich es mir recht überlege, es ist deine Sache auf wen du stehst."
Lucifer blickt wieder voraus, wo gerade ein Junge, der aussieht als wäre er gerade mal dreizehn, mit einer Tasche auf die beiden zu gerannt kommt. Ohne sich verständigen zu müssen packen sowohl Rock, als auch Lucifer den Jungen am Kragen, als er sich zwischen ihnen hindurch quetschen will. Lucifer nimmt ihm kurz die Tasche ab, bevor Rock ihn mit dem Rücken gegen die nächste Mülltone wirft.
„Was ist uns denn hier in die Arme gelaufen, Lucifer?" lacht Rock und stellt sich mit einem Bein auf die des Jungen. Lucifer lacht selber mit. „Würde sagen ist nur ein kleiner Taschendieb der nicht genug Taschengeld bekommt. Lass ihn laufen." Lucifer beugt sich noch kurz zu den kleinen herunter und schaut ihn tief in die Augen. „Lass ihn aber hoffen das er uns nicht nochmal begegnet, ansonsten kann er seine Eltern im Grab wieder sehen." sagte er finster und bedrohlich zu dem kleinen, der sich schnell aufrappelt und leicht humpelnd vor Angst weg rennt.
Als sich Lucifer mit einem Lächeln zum weitergehen weg dreht, steht direkt vor ihm das Mädchen, welches vorher noch am anderen Ende der Gasse war, und starrt Lucifer mit weiten Augen ungläubig an.
Der Blick ihres rechten roten Auges, welches nicht von Haaren verdeckt ist, trifft sich mit den Blicken von Lucifers braunen. Eine der Haarsträhnen, die ihr Auge verdecken, hat sie Rot gefärbt, so wie sie ihre Augenlider mit rot verziert hat. Ihre schmalen Lippen fallen bei der blassen Haut kaum auf. In der einen Hand hält sie ein Buch, was sie vorher gelesen haben muss.
Sie hört nicht auf Lucifer anzustarren, als sie beginnt etwas leise zu murmeln: „Gefunden!" Ein wenig irritiert fragt Lucifer unter den Blicken von Rock, welche neu dazugekommen sind: „Was hast du gesagt?" Als hätte man sie gerade erst aufgeweckt, schüttelt sie ihren Kopf hin und her, wobei ihre Haare leicht fliegen. Sobald sie kurz darauf wieder aufgehört hat, benimmt sie sich normal. „Nichts wichtiges." sie bemerkt ihre Tasche in Lucifers Händen. „Danke, das du mir eine Tasche zurück geholt hast. Mein Vater wäre ausgeflippt wenn ich die verloren hätte." sie neigt mit einem Lächeln ihren Kopf leicht zur Seite und nimmt ihre Tasche wieder an sich. „Keine Ursache." „So wie es scheint gehen wir an die selbe Schule, Lucifer." sagt sie ihre Erkenntnis, was Lucifer sehr argwöhnisch macht. „Woher kennst du meinen Namen?" Lucifers Unterton wird von Freundlich zu Ernst. Schnell hat sie eine Erklärung parat: „Ich bin häufig an eurem Klassenzimmer vorbei gelaufen und habe andere mit dir reden gesehen. Daher kenne ich deinen Namen. Ich bin übrigens Yuu Mikasa." Lucifer ist trotzdem noch ein wenig vorsichtig. Auch Rock tut es ihm gleich. „Also, Mikasa..." Sie unterbricht Lucifer mit einem Lächeln. „Nenn mich einfach Yuu." „Also, Yuu, wir müssen jetzt weiter ansonsten macht mir mein Vater den Hintern heiß." Lucifer schiebt sich an ihr Vorbei und verabschiedet sich. „Warte noch kurz." hält sie ihn noch schnell auf. „Würdest du mir deine Handynummer geben, damit ich mich für deine Tat revanchieren kann?" Lucifer schaut fragend zu Rock, der darüber nicht sehr erfreut ist. „Warum nicht. mein Vater wird es vermutlich auch nicht mögen aber naja, der ist mir egal." Lucifer holt sein Handy heraus und zeigt ihr seine Nummer. „Meiner mag es auch nicht sonderlich wenn ich mich mit, für ihn Fremde, Personen treffe. Die könnten ja was kriminelles machen." Sie tippt schnell seine Nummer ein und steckt dann auch schon ihr Handy wieder weg. „Ok, man sieht sich." verabschiedet sie sich und verschwindet in die andere Richtung.
Sie schaut den beiden hinterher wie sie die restliche Gasse entlang gehen. Sobald sie aus ihrer Hörreichweite sind, meldet Rock seine Bedenken: „Sie ist doch eigentlich in die selbe Richtung gegangen wie wir. Wieso geht sie dann in die andere Richtung weg?" „Sie ist auch noch nie diesen Heimweg gegangen, da sie in eine komplett andere Richtung muss." merkt Lucifer an, da er sie schon mal das Schulgelände verlassen sehen hat. „Ich werde bei ihr vorsichtig sein." versichert er seinem Bodyguard, damit er sich weniger Sorgen machen muss.
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