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Hinter sich knallt Lucifer die Wagentür zu und stürmt ohne etwas zu sagen an Mary vorbei. „Willkommen zurück, Herr. Wieso sind sie..." Sie blickt ihm hinterher, wie er die Eingangstür aufstößt und verschwindet. „Alle Abteilungsleiter sind gerade extrem mies drauf." beantwortet Rock die verwirrten Blicke von Mary und scharrt leicht auf dem Steinboden mit den Stiefeln. „Man hat uns den Krieg erklärt und jetzt sind alle alten Abteilungsleiter und mein Vater tot. Unsere Leute haben die Leichen noch schnell weg gebracht, bevor die Cops dort angekommen sind."
„Ich sollte wohl mal nach ihm sehen." meint Mary und dreht sich zum Hereingehen um, wird aber noch von Rock am Arm fest gehalten. „Sein bitte vorsichtig. Ein falsches Wort und er könnte wieder mal in seinen Blutrausch kommen. Er hat schon den kompletten Beifahrersitz demoliert." Mit einem vorsichtigem Lächeln löst sie seine Finger. „Ich pass schon auf."
Lucifer schmeißt einen Ordner nach dem andern auf den Teppich im Büro seines Vaters. „Wo hat er das Scheiß Buch!" brüllt er vor Wut los und wirft eine Blumenvase ab, die auf dem Schreibtisch steht. Die Vase zerspringt in ein paar große Scherben und das Wasser mit den Rosen verteilt sich auf einem Fleck.
Achtsam öffnet Mary die Tür und erblickt das Chaos, das Lucifer verursacht. Bei dem Anblick könnte sie schon fast an die Decke gehen, sie hält sich dennoch zurück. Vorsichtig wendet sie sich an Lucifer. „Herr, was suchen sie in den Aktenschränken ihres Vaters?"
Lucifer reißt ein weiteren Ordner heraus, öffnet ihn kurz und schmeißt ihn dann zu den anderen auf einen Haufen. „Das Passwort für den PC meines Alten." faucht er wütend, ohne sie anzusehen. „Mein Vater hat den Raum immer abgeschlossen gehalten, damit ich nicht hier rein komme." Lucifer wirft den letzten Ordner aus dem ersten der drei Schränke auf den Boden und springt zum nächsten. „Sein PC ist Passwortgeschützt und ich weiß sowieso was in den Akten steht, da ich beim Großteil mit dabei war. Also warum hat er es dann immer abgeschlossen?"
Vorsichtig geht Mary um den Ordnerhaufen herum, dabei achtend nicht von fliegenden Ordnern getroffen zu werden, und hebt die Scherben der Vase auf. „Ich denke mal, dass ihr Vater irgendetwas versteckt hat, das sie nicht finden sollen, damit sie keinen Unfug damit bauen." gibt sie ihre Vermutung weiter beim Scherben auf den Schreibtisch legen. „Das sehe ich genau so." Lucifer wirft den nächsten Order auf den Haufen. „Einen anderen Grund kann er dafür nicht gehabt haben. Über die Jahre hin hat er mir immer wieder gepredigt, Ordnung ist das A und O. Ansonsten funktioniert nichts, egal wo und auf welcher Ebene. Gleichzeitig sagte er auch, das Erinnerungen etwas kostbares sind, da man sie nicht ersetzen kann und man sich in Schlüsselmomenten an wichtiges erinnert. Meist hat er dies in Verbindung mit meiner Mutter gesagt." Lucifer wirft mit einem Mal alle anderen Ordner aus dem letzten Schrank und Flucht extrem laut: „Wo hast du das beschissene Buch hin!"
Er rauft sich vor Verzweiflung die Haare. „Haben sie schon die Gemächer ihres Vaters durchsucht?" bringt Mary ihre Idee ein. „War ich schon. Ich war schon überall wo mein Vater sich im Gebäude aufgehalten hat. Im Garten wäre es zu gefährlich, das jemand anderes es findet." Lucifer wirft sein Blick durch den Raum, ob er auch keinen Ort vergessen hat, wo das Familienbuch sein kann.
Seine Augen bleiben auf der Rückseite eines Bilderrahmens hängen. „Mary, könntest du mir mal das Bild auf dem Schreibtisch geben." Mary richtet sich vom Aufwischen des Wassers auf und schaut zum Bilderrahmen auf dem Schreibtisch. Mit dem Bild in der Hand geht sie um den Haufen herum und überreicht den Rahmen ihren Herrn.
Lucifer erinnert sich daran, wie das Bild aufgenommen wurde. Damals war er noch komplett unschuldig mit seinen sechs Jahren. Trotzdem, dass er im Krieg aufgewaschen ist, war er mit seiner Mutter zusammen Glücklich, während sein Vater hin und wieder mal für einen Angriff weg war, doch er kam immer wieder zurück. Mal mit einem Kratzer, mal mit einem Gebrochen Arm. Kurz nachdem das Foto aufgenommen wurde, ist seine Mutter Opfer eines Großangriffs auf die heimische Villa geworden. Sein Vater war nicht zuhause. Am selben Tag hat Lucifer seinen Spitznamen bekommen: Der Blutsohn. Alleine mit einem Messer bewaffnet, hat er einige der Angreifer aus Rachsucht tödlich verwundet. Drei Tage darauf war der Bandenkrieg durch einen Rachefeldzug von seinem Vater beendet.
In schrecklichen Erinnerungen schwelgend bedankt sich Lucifer und dreht den Rahmen auf die Rückseite, löst den Rückboden heraus und das Bild heraus.
Am unteren Rand der vorderen Seite des Bildes ist klein eine Buchstaben-Zahlen-Kombination so aufgeschrieben, das der Bilderrahmen sie gut verdeckt. „Endlich!" freut sich Lucifer und rennt zum Computer seines Vaters.
„Was haben sie jetzt vor, Herr?" fragt Mary nach und beginnt schon mal die Ordner wieder zu sortieren. „Ich muss eine Sitzung der fünf Leiter einberufen. Einer von ihnen hat uns den Krieg erklärt und jetzt versuche ich heraus zu finden wer es ist und uns ein paar Verbündete sichern." Hastig tippt er das Passwort ab. „Nur mein Vater hat die E-Mailadressen von den anderen Vier, also brauchte ich das Passwort." Lucifer blickt um den Bildschirm herum zu Mary. „Sorry wegen der Unordnung. Sobald ich fertig bin werde ich dir Helfen die wieder zu Sortieren und das Zimmer meines Vaters aufräumen. Jeder weiß ja wie sehr du Unordnung hasst." Während Lucifer schnell beginnt eine kurze Mail zu verfassen, antworteten Mary: „Ist schon ok. Ich weiß ja, warum sie es gemacht haben und da sie erst vor ein paar Stunden ihren Vater und die ganzen Abteilungsleiter verloren haben, ist dies zu verzeihen." „Mary, Montag morgen um acht Uhr, also in etwas mehr als sechsunddreißig Stunden, ist die Sitzung der Fünf. Weck mich rechtzeitig."
Mit einem Knopfdruck sendet er die E-Mail ab und verändert noch das Passwort, um schneller Zugriff auf den PC zu haben.
Kurz darauf hilft er Mary mit den Ordnern. „Heute Abend habe ich noch eine Videokonferenz mit den neuen Abteilungsleitern, die die Stellen auch geerbt haben. Wenn wir hier mit den Beiden Räumen fertig sind und das Abendessen erledigt is, würdest du bitte das Büro hier dafür vorbereiten." Mary reicht Lucifer einen Order, die ihn wieder in den Schrank stellt. „Wie ihr wünscht." „Danke. Als Aufgabe für morgen, würdest du eines der Gästezimmer vorbereiten. Ich werde morgen mich noch mal auf den Weg machen und mir einen zusätzlichen Bodyguard holen, so wie ich die andern dann auch anweisen werde." „Nur ein Zimmer, oder doch nicht ein paar mehr?" möchte sein Dienstmädchen die Versicherung haben. „Eins reicht vollkommen, zumindest soll das Zimmer solang bewohnt wird, wie das alte Zimmer meines Vaters ausgeräumt und verändert werden, doch das hat Zeit." Der erste Schrank ist schnell wieder gefüllt worden. „Darf man fragen, wer dieser Bodyguard werden wird?" „Naja, es steht noch nicht fest ob die Person es annehmen wird. Schätze die Chancen liegen bei Neunundneunzig Komma Neun Prozent." Lucifer lacht leicht. „Und eine Hundert prozentige Chance eines Rocks, der es nicht leiden wird."
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