Gerüchte der Vergangeheit

Der Zigarettenqualm breitet sich im gesamten Wagen aus. Dennoch lässt niemand ein Fenster herab, da sonst der Regen und die nächtliche Kälte ins innere kommen.
Yuus Blick fällt nicht von dem Anwesen der Ishi Yama in der dunklen Ferne ab. Kein Licht ist im Gebäude zu erkennen. Vor dem Tor, bei dem normalerweise Wachen stehen, parkt ein einzelner schwarzer Van, in dem man die Leichen der Wachen gepackt hat.
Tomoko lehnt sich gegen Laito, der seine Zigarette in einen kleinen, mobilen Aschenbecher stopft.
Wie eine Katze schaut Yuu minutenlang aus dem Fenster, bis Tomoko ihre Aufmerksamkeit fordert: „Du brauchst dir um ihn keine Sorgen zu machen." Sie hört zwar zu, wendet ihren Blick trotzdem nicht von dem Gebäude ab.
Laito lässt ein leises Stöhnen von sich hören. „Weißt du, Yuu, eigentlich bräuchte Lucifer keine Bodyguards." sagt er zu ihr um die Aufmerksamkeit zu bekommen. „Rock ist eigentlich nur zur Illusion da. Er soll den Feind nur glauben lassen, dass er verwundbar ist."
Ruckartig entfernt sich Tomoko von ihm und blickt mit beängstigten Augen ihren Freund an. „Du willst ihr wirklich die Geschichte zu dem Gerücht erzählen." Zurück bekommt sie aber nur ein schiefes unsicheres Lächeln. „Irgendwann wird sei es eh erfahren."
„Welches Gerücht bitte?" zum ersten mal blickt Yuu nicht aus dem Fenster. „Das Gerücht des Blutsohnes." kommt es zögernd von Tomoko.
„In Black Rose glaubt jeder daran, in anderen Mafias allerdings nur die, die Lucifer selber schon begegnet sind." beginnt Laito mit der Erklärung und holt direkt die nächste Zigarette heraus. „Damals war Lucifer noch acht oder neun Jahre alt." fährt Tomoko für ihn fort. „Niemand weiß so wirklich was an dem Abend sich wirklich zugetragen hat, da alle zeugen Tot sind." „Es war der letzte Angriff der Lagoons, mit denen wir uns damals noch im Krieg befunden haben." Laito stößt etwas Rauch aus und blickt in das eine, nicht von Haar verdeckte Auge Yuu's. „Die Lagoons haben acht Attentäter in das Anwesen der Rose Familie gesendet. Lucifers Vater war an dem Abend nicht zuhause. Die Attentäter haben alle Wachen und Bediensteten im Haus erschossen, die ihnen in die Quere kamen. Ihr Ziel war Lucifer selber."
Yuu ballt ihre Hand zu einer Faust vor Wut, die sie nur durch das zuhören bekommt, hört trotzdem gespannt der Geschichte weiter zu. „Seine Mutter hat sich den Attentätern aber in den Weg gestellt, nur mit einem Messer in den Händen, da sie das Morden selber verabscheut hat." Während Laito sich wieder seiner Zigarette zuwendet faltet Tomoko ihre Hände zusammen und fährt fort. „Seine Mutter wurde augenblicklich erschossen. Niemand weiß wie Lucifer ab dem Moment reagiert hat, ob aus Trauer, Wut und Rachsucht oder aus etwas anderem heraus. Jedenfalls hat Lucifer sich das Messer geschnappt und jeden einzelnen von ihnen getötet." „Und niemand weiß wie er es als kleines Kind geschafft hat acht ausgebildete Attentäter zu ermorden ohne selber verletzt zu werden." fügt Laito hinzu.  „Die wenigen Bedienstet die noch lebten haben sofort seinen Vater über den Angriff informiert und darauf nach Lucifer geschaut.
Was sie aber vorgefunden haben sollen glauben die wenigsten." Sowohl Laito als auch Tomoko wollen nicht weiter erzählen.
„Was haben sie dann bitte vorgefunden?" die besorgte Neugier in Yuus stimme ist deutlich zu vernehmen. Tomoko fässt dann den Mut es ihr zu sagen. „Eine der Bediensteten fand Lucifer unbeschadet in seinem Zimmer. Der gesamte Boden war voll mit Blut. Man bezeichnete das schon fast als Blutsee. Lucifer saß darin, seine Haare waren nicht mehr weiß sondern Rot. Auch seine Kleidung und Haut haben das Blut aufgenommen gehabt. Die Leichen um ihn herum waren alle zerstückelt und er hat mit den Teilen gespielt, außer seine Mutter."
„Die Bediensteten sollen nur wiederwillig in das Zimmer gegangen sein. Einige sind sogar weg gerannt sein um sich zu Übergeben, bei dem Anblick und dem Geruch. Eine Bedienstete soll gegen eine Hand gestoßen sein und Lucifer soll sie lachend gefragt haben: kannst du mir die Hand reichen?"
Yuu kann nicht glauben, dass die Geschichte über Lucifer stimmen soll. Laito sieht ihr den Konflikt in sich selber an, wodurch er noch erwähnt: „Das ist aber nur eines der vielen Gerüchte, was damals passiert sein soll. Und genau durch dieses soeben erzählte Gerücht hat man ihm auch den Namen Blutsohn gegeben."
Yuus Blick wendet sich nachdenkend wieder an die Villa der Ishi Yama. Immer wieder erinnert sie sich an Worte von Lucifer die er an sie gerichtet hat, als beide alleine waren.
Der Regen auf der anderen Seiten der Scheibe prasselt ununterbrochen dagegen und gibt als einzigstes klänge von sich. Ein Flammenblitz von dem Anwesen erhellt die Nacht. Zeitgleich ein Knall der die Aufmerksamkeit aller auf sich zieht.
In Yuus Kopf herrscht nur ein Gedanke: Lucifer. Hektisch versucht sie die Tür aufzumachen, um zu ihm zu rennen, doch die Tür lässt sich von ihrer Seite nicht öffnen. „Lasst mich zu ihm!"
„Laito, deine Expertise?" fragt Tomoko nach und von dem Flammenmeer zum anderen Van, der sich in Bewegung setzt. „Keine Chance." kommt zurück.
Mittlerweile kreischend versucht Yuu die verschlossenen Tür mit Gewalt auf zu bekommen, erfolglos. „Ich will zu ihm!"
Auch ihr Fahrer setzte ihren Wagen langsam in Bewegung, von Yuus hilflosen Schrein unberührt.
Tomoko und Laito senken bedrückt ihren Kopf, während das Flammenmeer sich entfernt und Yuus Schreie lauter werden.

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