•8•

Ich lag in Boxershorts unter einer Decke auf meiner Couch im Wohnbereich und schaute mir einen Film im Fernseher an.
In dem kleinen Ding, den ich auf einen rollbaren Tisch gestellt hatte, damit man ihn, je nachdem wie man auf der Couch saß oder lag, in sein Sichtfeld schieben konnte, lief gerade der Film ›In & Out‹ aus dem Jahr 1997 mit Kevin Kline und Tom Selleck.
Eigentlich ein richtig schöner und lustiger Film aber heute brachte er mich zum heulen, weil ich dabei die ganze Zeit an Andreas denken musste.

Stumm rinnen mir die Tränen über die Wange und ich drehte mich auf die rechte Seite, weg vom Fernseher.
Nun war mein Blick zu der Rückenlehne der Couch und mein Rücken zur meiner Wohnungstür gerichtet.
Ich zog meine Decke höher, sodass sie meine Schultern und meinen Hals mit Andreas' Biss verdeckte.

Auch wenn es eigentlich ein scheußliches Mal war, wollte ich nicht, dass es verschwand.
Wäre es ein Biss von irgendeinem anderen Vampir, hätte ich ihn von Logan verschließen lassen aber es war ein Biss von Andreas und anscheinend auch der letzte.
Heute war anscheinend der letzte Tag, an dem Andreas mich berührt hatte und an dem ich ihn sah.

Laut schrie ich frustriert auf und schlug gegen die Rückenlehne meiner Couch.
Ich hätte nicht auf Nico und Tess hören und es Andreas nicht sagen sollen.
Dann hätte ich weiterhin Zeit mit ihm verbringen und diese genießen können.

Es fraß mich von innen heraus auf und es zerriss mir das Herz, dass ich Andreas offensichtlich nie wieder sehen werde.
Meine Augen glichen einem überschwemmten Pool und die Tränen flossen in Strömen über meine Wangen.
Ich schrie und heulte gleichzeitig so laut ich konnte all meinen Frust und meine Trauer aus mir heraus.

Mit Schwung drehte ich mich auf den Rücken und trommelte mit meinen geballten Fäusten auf meine Couch.

Als ich dann im Fernseher sah, wie Howard Brackett, aka Kevin Kline, Peter Malloy, aka Tom Selleck, küsste, krallte ich mir die doofe Fernbedienung von meinem Wohnzimmertisch und schaltete den Fernseher aus.
Kurz sah ich das ca. 15 Zentimeter lange Ding in meiner Hand an, eh ich es mit einem lauten Schrei quer durch meine Wohnung schmiss.
Man hörte wie das Fach der Batterien aufsprang und die zwei Batterien durch meine Wohnung rollten.

Ich schmiss mich auf der Couch hin und her und schrie so laut ich konnte.
Es fühlte sich so, an als würde ich ertrinken, als ich diesen furchtbaren Druck in meiner Brust spürte, während ich immer hysterischer wurde.

Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, als ich dann auf einmal ganz still wurde und einfach nur da lag.
Mir tat der Hals vom Weinen und Schreien weh und ich versuchte einen aufwallenden Schluchtzer hinunter zu schlucken.
Meine Nase lief, doch anstatt aufzustehen und mir ein Taschentuch zu holen, blieb ich einfach liegen und zog die Nase hoch.

Dann hörte ich, wie meine Wohnungstür aufgeschlossen wurde und Nicolas rein kam.
»Verdammt, Lee! Im ganzen Haus riecht es nach deinem Blut!« Meinte der Vampir mit hörbar zusammen gebissenen Zähnen.
Doch, als Nico mich dann auf der Couch regungslos liegen sah, kam er alarmiert auf mich zu.
»Lee...« Murmelte mein bester Freund besorgt.
»Geh weg!« Murrte ich leise, doch obwohl Nicolas ein Vampir war und mich gehört hatte, ignorierte er mich.
»Was ist denn passiert?« Fragte er und hockte sich vor mich hin.
»Du sollst verschwinden!« Bestimmte ich nun lauter, doch Nico dachte nicht mal daran.
Ich drehte mich zu Nicolas und sah dem Vampir vor mir in die Augen, die sich durch meinen Blutgeruch fast schon neon grün verfärbt hatten.

Sein Blick fiel auf meinen Hals und er sah Andreas' Biss auf meiner Haut.
Schockiert sah er mich an.
»Oh Gott, was ist passiert?« Wollte er sofort wissen, doch ich sah ihn desinteressiert an.
»Ich wurde gebissen, das kommt vor. Das tust du auch.« Versuchte ich gelangweilt zu sagen, aber meine Stimme geriet am Ende ins Zittern.
»A-aber die müssen bei euch doch verschlossenen werden!« Rief er aufgebracht und ich spürte, wie sich die Tränen auf den Weg machten.
Natürlich bekam das mein bester Freund mit und sah mich schockiert an.
»Lee... Was ist passiert?« Fragte er, doch ich kniff nur meine Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf, eh ich wieder in Tränen ausbrach.
Nicolas riss seine nun grünen Augen auf.
Vorsichtig hob er meinen Oberkörper an und setzte sich dort hin, wo ich bis eben gelegen hatte.
Mich hatte er an seinen Oberkörper gedrückt und fuhr mir mit seiner rechten Hand leicht über den Rücken, während seine linke meinen Kopf sanft streichelte.
Und dann brach es in mir aus.

Ich drückte mein Gesicht an Nico's Brust und weinte sein T-Shirt voll.
»Ich hätte nicht auf dich hören sollen...« Schluchzte ich.
»Ich hätte es Andreas nicht sagen sollen...« Jammerte ich.
»Wieso denn?« Fragte Nicolas.
»E-er hat mich gebissen und als ich es ihm dann gesagt habe, i-ist er einfach weg gegangen. E-er ist einfach gegangen. Er hat nichts gesagt oder mich angesehen. Er hat mich da einfach sitzen lassen, mit seinem blutenden Biss an meinem Hals. Er... Er-« Ich unterbrach mich selbst, da ich nicht mehr darüber nachdenken wollte und mich wieder eine Tränen Welle überrollte.
»Es hat weh getan.« Schluchzte ich leise und Nico's Brust vibrierte leicht, als er leise knurrte.

Nicolas' Finger wanderten meinem Rücken hoch und runter und beruhigten mich wenigstens ein kleines bisschen.
»Wieso, Nico? Wieso hat er das gemacht? Ich hätte doch alles für ihn getan!« Murmelte ich.
»Weißt du, Lee... Ich kann dir darauf leider keine Antwort geben. Aber schau mal, er ist ein Vampir und du ein Mensch, das wäre auf die Dauer nicht gut gegangen.« Sagte mein bester Freund leise und ich schluchzte.
»Du bist doch auch ein Vampir.« Fügte ich hinzu und sprach dabei indirekt ein Thema an, was Nico nicht so recht mochte.
»Das stimmt, aber wir sind weder ein Paar, noch sind wir anderweitig auf dieser Art zusammen.« Erklärte er und ich nickte.

Dann setzte ich mich auf und sah den Vampir in die Augen, die immer noch grün anstatt braun waren.
Ich seufzte leise und drehte meinen Kopf so, dass ich Nico perfekt meinen Hals präsentierte.
»Du hast Durst.« Sagte ich leise und forderte dadurch den Vampir indirekt dazu auf an mir seinen Durst zu stillen.
Doch anstatt mich zu beißen sah ich aus dem Augenwinkel, wie Nicolas hektisch seinen Kopf schüttelte.
»Nein, habe ich nicht.« Log er und ich stöhnte leise.
»Nic, deine Augen würden jetzt sogar im Dunkeln leuchten.« Erklärte ich, doch Nico verzog nur sein Gesicht.
»Ich kann doch jetzt nicht einfach... Nachdem du heute-«
»JETZT MACH SCHON! Oder bin ich dir auch nicht mehr gut genug?« Schrie ich hysterisch und Nico sah mich schockiert an.
Dann nickte er.
»Okay, wenn du willst.« Meinte er leise.

Vorsichtig hob mich der Vampir auf seinen Schoß und packte mich sanft an meiner Seite.
Langsam beugte er sich vor und öffnete seinen Mund.
Zwei scharfe Reißzähne schimmerten mir aus dem Augenwinkel entgegen und legten sich auf die empfindliche Haut an meinem Hals.
So sanft wie möglich drückte er seine Eckzähne in mein Fleisch und umschloss mit seinen kühlen Lippen sofort die blutende Wunde.
Langsam fing er an zu saugen und ich lehnte mich mit geschlossenen Augen an ihn.

Nach einigen Sekunden wurde mir etwas schwindelig und keuchte ungewollt auf.
Das war für Nicolas ein Zeichen aufzuhören und er zog vorsichtig seine Fangzähne aus meinem Hals.
Seine Zunge ließ er über den Biss gleiten und ich spürte, wie die Verletzung verheilte.

»Soll ich Andreas' Biss auch verschließen?« Fragte mein bester Freund.
Alarmiert rückte ich von Nicolas weg.
»Nein! Auf gar keinen Fall!« Bestimmte ich.
Nico runzte die Stirn, sagte aber nichts und blieb ruhig.

Dann rutschte ich langsam von Nicolas' Schoß.
»Ich gehe ins Bett. Wenn du willst, kannst du mit kommen.« Bot ich an und Nico nickte.
»Ist gut, ich komme gleich nach.« Sagte er und ich legte mich ausnahmsweise ungewaschen ins Bett.

Da ich vom Weinen und Schreien so erschöpft war, war es kaum verwunderlich, dass ich auch schnell einschlief.

Nur noch so halb bekam ich mit, dass Nico sich zu mir ins Bett legte und sanft durch meine Haare fuhr.

Dann schlief ich auch schon ein.

Dieses Kapitel ist etwas kürzer,aber dennoch hoffe ich, dass es euch irgendwie gefällt!

LG Ju ★
~1396~ Wörter

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top