•7•

Gegen 23 Uhr klingelte mein Wecker und ich öffnete träge meine Augen.
Neben mir hörte ich Nicolas unzufrieden brummen und ich klopfte ihm auf den Rücken.
Nico schlief nicht oft bei mir, was ziemlich komisch war, da er eigentlich jeden Tag bei mir war.
Jedoch ging er dann immer in seine Wohnung, wenn ich ins Bett ging.
Und wenn er nicht zu sich ging, sondern sich dazu entschieden hatte, bei mir zu schlafen, schlief er mit mir in meinem Bett.
Einmal hatte Nicolas auf der Couch geschlafen.
Aber der Vampir drehte sich in der Nacht, oder am Tag, je nach dem, so verdammt oft, dass er allen Ernstes von meiner Couch gefallen war und sich den Kopf an meinem Wohnzimmertisch gestoßen hatte.
Eine große Platzwunde war die Folge gewesen, aber dank Nicolas' Vampir-dasein war die Wunde binnen weniger Minuten wieder verheilt.
Dennoch wollte Nico seit dem nicht mehr auf der Couch schlafen und ich habe mich dazu erbahmt, ihn neben mir im Bett schlafen zu lassen.
Bedenken hatte ich dabei nicht, er war mein bester Freund.

Erneut schlug ich Nicolas auf den Rücken, da der Vampir nicht reagierte.
»Was ist?« Brummte er müde in sein Kissen.
»Zieh' die Stelzen ein, sonst komme ich nicht raus.« Erklärte ich und setzte mich leicht auf.
»Ach man, Lee...« Jammerte Nico.
»Jetzt mach schon!« Bestimmte ich und der Vampir neben mir im Bett seufzte.
»Na gut...« Murmelte er und da er auf dem Bauch lag, knickte er die Beine nach oben.
»Geht doch, was war daran jetzt so schwer?« Sagte ich leise und rutschte von meinem Bett.
Sofort ließ Nico seine Beine wieder fallen und grub sich wieder tief ein sein Kissen.
Ich schmunzelte amüsiert und zog den Vorhang der Schlafkammer zu.

Schnell duschte ich mich, putze mir die Zähne und legte meine Sachen heraus, die ich wenig später an zog.
Schwarzes Hemd, schwarze Hose, schwarze Socken und meine Lackschuh ähnlichen Straßentreter.
Dann packte ich noch zwei Cranberry Saft Flaschen in meine Tasche, zog mir meine Jacke an, nahm meinen Schlüssel und machte mich auf den Weg zur Arbeit.






Pünktlich um 23:45 Uhr traf ich im ›Bloody‹ ein.
Tess saß wie immer hinter der Kasse und lächelte mich an.
Ich lächelte der brünetten Frau ebenfalls zu.
»Hi Lee.« Strahlte sie.
»Hi.« Sagte auch ich und ging an ihr vorbei in den Personalraum.

Dort hing ich sowohl meine Tasche, als auch meine Jacke an den Garderobenhaken und ging sofort wieder zurück zu Tess.

Sie sah mich schmunzelnd an und nickte zu einem Tisch.
»Da verlangt jemand deine Dienste.« Säuselte sie und wedelte mit 100$ vor meinem Gesicht.
Ich schnappte ihr das Geld weg und steckte es mir in den Hosenbund.
Dann machte ich mich auf den Weg zu dem Tisch, wo meine Anwesenheit gewünscht wurde. 






Ganze 45 Minuten später saß ich im Personalraum auf eine der Bänke und trank aus meiner Cranberry Saft Flasche.
Dann schraubte ich die leere Flasche wieder zu und steckte sie zurück in meine Tasche.
Tief atmete ich ein und stieß die Luft langsam wieder aus.
Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand hinter mir und schloss die Augen.
So blieb ich dann für eine Zeit lang sitzen.

Zumindest bis Logan kam.

Der Vampir stürmte aufgeregt zu mir in den Personalraum.
»Lee... Lyss hat mir gesagt, dass da jemand für dich an Tisch 7 ist. Und sie gab mir das für dich.« Meinte er enthusiastisch und hielt mir einen 100$ Schein vor die Nase.
Ich schmunzelte leicht, schnappte mir die 100$ und steckte diese in mein kleines Fach in meiner Tasche.
Dann sprang ich von der Bank auf und strich mir mein Hemd glatt, eh ich aus dem Personalraum ging und mich auf den Weg zu Tisch 7 machte.

Wieder sah ich früher wer da mit am Tisch saß, eh ich da ankam.
Andreas saß da am Tisch, zusammen mit einem Vampir, der wie Mitte 20 aussah.
Das war Andrew, Andreas' älterer Bruder, er war ziemlich selten hier und wenn, biss er mich einmal, trank ein paar Schlucke von meinem Blut und das war's. Wenn überhaupt, meistens saß er einfach an einem der Tische und wartete auf seinen jüngeren Bruder.
Er war, und das gab ich offen zu, weil es einfach so war, ziemlich attraktiv, aber er interessierte mich nicht sonderlich.
Neu war, dass an dem Tisch der beiden noch ein Vampir saß, einer der noch recht jung aussah, wie 18 ungefähr.
Zusätzlich schien er auch noch nicht lange ein Vampir zu sein, denn er starrte mich regelrecht an, aber das störte mich nicht. 
So lange er sich im Griff hatte, war alles im Lot.

Andreas grinste mich breit an.
»Hi, Lee.« Sagte er sanft und ich spürte, wie sich meine Wangen erwärmten.
»H-« Ich räusperte mich, da ich ziemlich nervös war ihn zu sehen und daran dachte, was ich heute vor hatte.
»H-hi, Andreas.« Stammelte ich und lächelte den Vampir an.
»Also... Was kann ich für euch tun?« Fragte ich nun mit einem bisschen mehr Selbstbewusstsein.

Jedoch bekam ich keine Antwort.
Stattdessen stand Andreas auf, griff nach meiner Hand und zog mich zu den Séparées.

Dort zog er mich, wie immer, in das hintere Zimmer und schloss die Tür hinter uns.
Sanft schubste er mich auf das Bett und ich konnte erkennen, wie sich seine Iris von jedem Glaskörper leicht rötlich verfärbte.
Dann kam er zu mir auf das Bett gekrabbelt und war nun über mir.

»Wer ist der Junge bei deinem Bruder am Tisch?« Fragte ich neugierig und Andreas schmunzelte leicht.
»Wieso willst du das wissen? Interessiert er dich etwa?« Wollte er wissen, doch ich schüttelte den Kopf.
»Nein, ich war nur neugierig.« Andreas senkte leicht seinen Kopf zu meinem Hals.
»Er heißt Fynn und gehört zu meinem Bruder Andrew.« Sagte er dann leise und fuhr leicht mit seiner Nase meinem Hals entlang.
»Du riechst so gut.« Murmelte er und fast schon hektisch presste er seine weichen Lippen auf die Haut an meinem Hals, biss mich aber nicht.
NOCH nicht.
Stattdessen saugte er sich dort fest und machte sich daran die restlichen Knöpfe meines Hemdes eher mühselig und unsauber auf zu knöpfen.
Da er, zu meiner Überraschung, da er es eigentlich nie tat, heute ebenfalls ein Hemd, aber mit kurzen Ärmeln, an hatte, knöpfte ich das seine auf.
Aber bei weitem schneller und ordentlicher, als er es bei mir tat.

»Und du schmeckst so verdammt lecker!« Knurrte der Vampir an meinen Hals.
Den lockeren Stoff meines Hemdes zog er mir in einer schnellen Bewegung über die Schultern und seine Lippen wanderten von meinem Hals in die Richtung meiner Schlüsselbeine.
Dort spürte ich dann auch endlich die scharfen Spitzen seiner Rasiermesser scharfen Fangzähne.

»Kann es sein, dass du Durst hast?« Fragte ich scherzhaft, obwohl ich die Antwort ja kannte und keuchte danach genussvoll auf.
»Oh nein, das ist schon kein Durst mehr.« Meinte er mit rauer Stimme, die mir eine angenehme Gänsehaut verpasste.
Dann stieß er mir etwas gröber als sonst seine scharfen Reißzähne in den Hals.
Dennoch tat es nicht weh, sondern ganz im Gegenteil - es war sehr angenehm.
Leise stöhnte ich auf und drückte mich näher an den Vampir über mir.

Dann konnte ich es nicht mehr bei mir halten und tat das, was Nicolas und Tess mir geraten haben.
»Du... Andreas... Ich muss dir was gestehen.« Fing ich vorsichtig und leise stöhnend an.
»Hm...?« Gab Andreas an meinem Hals von sich.
Ich atmete einmal tief ein und aus und sammelte das kleine bisschen Mut in mir zusammen.
»I-ch... Ich habe mich... in dich verliebt...« Sagte ich ernst und ich spürte, wie Andreas aufhörte mir das Blut aus zu saugen.

Dann zog er mir unsanft seine scharfen Reißzähne aus dem Hals, was mich vor Schmerz leise auf zischen ließ und Andreas verließ, ohne seinen Biss zu versiegeln und ohne sich nochmal zu mir umzudrehen das Zimmer.






Diese Antwort war schlimmer als alle anderen, mit denen ich gerechnet hatte.
Ich spürte, wie etwas in mir zersprang und ich wollte hier und jetzt einfach anfangen in Tränen auszubrechen, aber ich hielt mich mit großer Mühe zurück.

Mühselig stand ich vom Bett auf, als mir wieder ein fiel, dass Andreas seinen Biss an meinem Hals nicht verschlossen hatte und die Wunde ganz schön stark blutete.
Mit meinem Blut hatte ich das Laken unter mir stark eingesaut und ich spürte, dass mir ganz schön schwindelig war.

Langsam taumelte ich aus dem Séparée und bekam noch mit, wie Andreas seine beiden Begleiter hektisch aus dem ›Bloody‹ schob.

Nur der junge Fynn sah nochmal zurück und sein Blick fiel auf mich.
Seine Gesichtzüge entglitten leicht, als er mitbekam, wie ich Andreas an sah.
Enttäuscht und verdammt traurig.

Als die drei dann den Laden verlassen hatten, kamen mir Tess, Lyss und Logan besorgt entgegen, als ich auf Weg zum Personalraum war.
Tess schlug sich die Hände vor's Gesicht, während Lyss und Logan schockiert zwischen dem Biss an meinem Hals und meinem Gesicht hin und her sahen. 

»Oh Gott, Lee!« Rief Lyss und packte mich an den Schultern.
»Was ist passiert und wer war das?« Wollte Logan alarmiert wissen, doch ich schüttelte Lyss' Hände von meinen Schultern und drückte mich an den dreien vorbei.

Kurz dachte ich jeden Moment hinzufallen, als mir etwas zu schwindelig war, doch Logan hielt mich am Oberarm fest und verhinderte dies.
Besorgt sah er mich an.
»Komm, lass mich den Biss verschließen.« Meinte er und wollte es auch tun, als ich ihn gerade noch aufhielt.
»Halt! Es geht schon. Gibt mir einfach etwas, womit ich mein Blut abwischen kann und alles ist okay. Aber ich gehe nach Hause.« Logan nickte und wenig später bekam ich ein Tuch in die Hand gedrückt.
Mit einer Schmerz verzogenen Miene wischte ich über den noch blutenden Biss und schmiss das Tuch danach weg.

Ich ging in den Personalraum, kramte meine Sachen zusammen und bemerkte, wie Tess zu mir kam.
Sanft fasste sie mich am Arm, doch ich riss ihn ihr weg und sah sie warnend an.
»Fass' mich ja nicht an!« Zischte ich und Tess sah mich leicht ängstlich an.

Dann nahm ich meine Tasche und machte mich auf den Weg nach Hause.

Auf meinem Heimweg bekam ich ziemlich viele neugierige, aber auch besorgte Blicke von den Vampiren, die mir entgegen kamen, geschenkt.
Können die sich nicht einfach um sich kümmern?!



Als ich dann endlich bei mir in der Wohnung angekommen war, stellte ich mit Erleichterung fest, dass Nicolas nicht hier war.
Ich schloss meine Wohnungstür und ließ mich langsam an ihr hinunter gleiten.
Meine Knie winkelte ich an verschränkte auf ihnen meine Arme und drückte mein Gesicht in den schwarzen Stoff meines Hemdes.

Dann fing ich leise an zu weinen.


Der arme Lee😢
Obwohl es das Kapitel etwas traurig ist, hoffe ich sehr, dass es euch gefällt.
Und mal ganz nebenbei...
Als ich oben der/die/das ((?) ich glaube 'das' ist richtig) GIF zum ersten Mal gesehen habe, hat es mich total irre gemacht 😅

LG Ju ★
~1822~ Wörter

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