Prolog (3/3)
Ein etwas anderer Weg
Jahr 1903 - Korea
Changbin Pov:
„Mutter ich möchte nicht heiraten." Entgegne ich entsetzt und stelle mein Glas, gefüllt mit Blut, zurück auf den Tisch, wobei die rote Flüssigkeit über den Rand hinaus läuft.
„Sie ist ein reinblütiger Vampir, genau wie du. Eine bessere Wahl gibt es gar nicht." seufzt meine Mutter und betrachtet missbilligend die kleine Sauerei, welche ich so eben verursacht habe.
„Ich verspüre nicht das Bedürfnis mich mit einem Weibchen zu paaren." erwidere ich entschlossen, wobei ich mir mit einer geschickten Handbewegung das Blut von den Fingern lecke.
„Seo Changbin! Bezeichne nie wieder eine edle Dame wie sie als Weibchen!" raunt meine Mutter mahnend, woraufhin ich nur meine Augen verdrehe.
„Ihr könnt mich aber nicht dazu zwingen sie zu heiraten." erwidere ich mit gehobener Stimme, wobei meiner Mutter ein kurzes grinsen über die Lippen huscht.
Das kann nichts gutes bedeuten. Was hat sie vor?
„Doch mein Lieber, dass können wir. Du wirst Ende dieser Woche bereits zwanzig und bis dahin wirst du sie heiraten. Es sind bereits alle Vorbereitungen getroffen worden." erwidert sie entschlossen und nippt kurz gelassen an ihrem Glas.
„Das könnt ihr nicht machen!" kontere ich protestierend und erhebe mich empört von meinem Stuhl. „Ich hasse euch!"
„Pass auf was du von dir gibst mein Lieber, sonst nehmen wir dich nächste Woche nicht mit auf die Jagt." mischt sich nun auch mein Vater mit in die Diskussion ein.
„Na schön. Wie ihr wollt." raune ich mit zusammen gebissenen Zähnen und stoße mein Glas auf dem Tisch um, wobei sich die rote Substanz auf der weißen Tischdecke verteilt.
„Changbin!" knurrt meine Mutter entsetzt und sieht mich dabei wütend an.
„Ich sehne mich schon länger nach einer neuen Umgebung." erwidere ich und lasse meinen Blick zu dem Kellner wandern, welcher das Geschehen aus der Ferne beobachtet.
Ich weiß alles über ihn. Er ist eine stille Maus in diesem Haus, aber er verhält sich doch ehr wie ein Maulwurf.
Er berichtet seinem Clan alles über unser Vorhaben, aber dies scheinen meine Eltern ja nicht zu bemerken.
„Was soll das heißen?!" fragt meine Mutter empört nach und schlägt mit ihrer flachen Hand lautstark auf den Tisch.
„Ich möchte tun können was ich will und mein Leben nicht von euch bestimmen lassen." knurre ich leise und lasse meine Augen kurz aufleuchten.
Wie hieß der Junge noch gleich?
Ich glaube sein Name war Minho.
Alleine durch seine Unachtsamkeit mir gegenüber, hat sich mir ein Weg in die Freiheit gezeigt und dies ist auch der einzige Grund, wieso ich ihn nicht an meine Eltern verraten habe.
„Du kannst nicht einfach so gehen und das weißt du selber am besten. Die Regeln des Hauses besagen, dass der Verstoßene oder einer der von sich aus geht, gegen den Hausherren antreten muss. Deinem Vater bist du bei weitem nicht gewachsen, also vertreib diese Flausen aus deinem Kopf." erwidert meine Mutter, nachdem sie einmal tief durchgeatmet hat.
„Du würdest also wirklich deinen Mann auf deinen eigenen Sohn hetzen? Ein Grund mehr für mich zu gehen. Ich bin nicht länger euer Mittel zum Zweck." kontere ich und schiebe meinen Stuhl ordnungsgemäß an den Tisch heran. „Sucht euch einen anderen Erben, der nach eurer Nase tanzt."
Ich habe schon solange auf diesen Augenblick gewartet und nun bekomme ich endlich eine gute Chance mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
„Also bist du dir wirklich ganz sicher?" fragt meine Mutter skeptisch nach, woraufhin ich entschlossen nicke.
„Ja."
„Schatz, du weißt was du jetzt zutun hast." erwidert meine Mutter und sieht gefühlskalt zu meinem Vater hinüber.
Ohne weiter zu zögern erhebt mein Vater sich aus seinem Thron und lässt seine Nackenknochen knacken.
Das macht er jedes Mal, bevor er auf jagt geht und mein Vater ist ein wirklich exzellenter Jäger.
Doch ich habe den Vorteil, dass ich mir bereits einen Plan bereit gelegt habe. Es muss nur noch alles so laufen, wie ich es will.
Kaum leuchten seine Augen rot auf, weiche ich auch schon seiner ersten Attacke knapp aus.
Ich nutze den Augenblick und stürme auf die andere Seite des Saales hinüber, wobei ich Minho geschickt mit mir reiße.
„Was hast du vor??" fragt er verwirrt und versucht sich erschrocken aus meinem Griff zu befreien.
„Ich hoffe doch sehr, dass du einen guten Fluchtplan hast." erwidere ich und ziehe ihn mit an das andere Ende des Ganges, als ich plötzlich das wütende Knurren meines Vaters hinter mir wahrnehme.
Ich hoffe er hat einen wirklich guten Fluchtplan, der auch funktioniert, sonst gibt es hier bald ein blutiges Massaker.
„Da lang." raunt er leise und rennt mit mir im Schlepptau los.
Ohne mich noch einmal zu meinem Verfolger umzudrehen, folge ich dem anderen durch die Dunkelheit und hoffe, dass er mich wirklich so schnell wie möglich hier heraus bringt.
Doch anders als erwartet läuft er mit mir im Anwesen nach oben und nicht nach unten zu den Ausgängen.
Mach jetzt ja keinen Mist Minho.
Wenn sie uns erwischen, dann sind wir beide dran.
„Für einen Gamma bist du aber ganz schön gut in Form." keuche ich leicht außer Atem, als Minho die Tür zum Wachturm aufstößt.
„Alles ein Ding des Trainings." erwidert er und sprintet vor mir die Treppen hinauf. Was macht der bitte für ein Training?
Also ein gewöhnlicher Kellner ist er definitiv nicht.
„Du bist doch lebensmüde." platzt es entsetzt aus mir heraus, als Minho die nächst beste Fensterscheibe einschlägt und in den Fensterrahmen hinein klettert.
„Willst du jetzt hier raus oder nicht?" murrt er leise, woraufhin ich zögerlich nicke. Gibt es denn keinen ungefährlicheren Weg?
„Dann beweg deinen reichen Hintern hier hoch und spring mir hinterher." kontert er und zögert keine weitere Sekunde, bevor er sich aus dem Fenster hinaus stürzt.
Ich habe jetzt wohl keine andere Wahl mehr.
Nach kurzer Überwindung klettere ich ebenfalls in den Fensterrahmen und sehe hinunter in die Tiefe.
Minho hingegen ist mittlerweile sicher im Wassergraben gelandet und schwimmt gerade an den Rand.
Als dann auf einmal wieder das dunkle Knurren meines Vaters hinter mir ertönt, zögere ich nicht länger und folge Minho in die Tiefe.
Zum ersten Mal in meinem Leben verspüre ich wirklich das Gefühl von Aufregung und ich mag es.
Nach einigen Sekunden unter Wasser schwimme ich zu Minho an den Rand und kann mir ein Lachen nicht verkneifen.
„Das war.. Woa." lache ich amüsiert, während Minho mich nur schief angrinst. Er scheint zu verstehen, was ich meine.
„Jetzt bring mich zu deiner Gruppe." fordere ich, nachdem ich langsam wieder zur Besinnung komme.
„Vergiss es. Woher weißt du überhaupt davon?" fragt er irritiert nach und sieht mich sehr verwirrt dabei an.
„Ich bin doch nicht dumm. Meinst du ich merke es nicht, dass du in meinen Sachen herum geschnüffelt hast? Du kannst von Glück reden, dass meine Eltern so sehr mit meiner Hochzeit beschäftigt waren." kontere ich, weshalb er kurz nachdenken muss.
„Ich werde unseren Anführer zu dir bringen." erwidert er daraufhin und geht zielstrebig in den Wald hinein. Sein Versteck muss also irgendwo in der Stadt liegen.
Es ist schon so auffällig, dass es niemand mehr für wahrscheinlich hält. Nicht schlecht.
Am anderen Ende des Waldes angekommen, bleibt er auf einmal stehen und sieht mich erwartungsvoll an.
„Du wartest hier. Meinetwegen Versteck dich hier irgendwo im Gebüsch. Ich werde bald zurück sein." fordert er, weshalb ich augenverdrehend einwillige.
Kaum ist Minho aus meinem Sichtfeld verschwunden, mache ich es mir seufzend auf dem feuchten Moos bequem.
„Das mit dem Tarnen hat er jedenfalls nicht so drauf." ertönt, nach einigen Minuten des Wartens, die Stimme eines Jungens neben mir, weshalb ich langsam die Augen öffne.
Ich muss wohl kurz eingeschlafen sein.
„Ich bin Changbin und fordere in euren Clan aufgenommen zu werden." erwidere ich und erhebe mich mit einem grinsen vom Boden.
„Warum?" fragt der Lockenkopf skeptisch nach und verschränkt dabei seine Arme.
„Ihr habt offensichtlich Interesse an meiner Familie und ich habe interne Informationen für euch." grinse ich und klopfe den Dreck von meiner mittlerweile einigermaßen trockenen Hose.
„Und woher soll ich wissen, dass ich dir vertrauen kann?" erwidert er und verzieht in keiner Weise sein Gesicht.
„Ich habe nichts womit ich euch jetzt noch gefährlich werden könnte. Meine Familie hat mich verstoßen, nachdem ich sie verstoßen habe." kontere ich, woraufhin er mich auffällig mustert.
„Ein Dach über dem Kopf, etwas zu Essen und die Rache an meinen Eltern reicht mir vollkommen." füge ich grinsend hinzu und halte meinem Gegenüber die Hand hin.
„Einverstanden. Es gelten meine Regeln, Alpha." erwidert er und willigt dann schließlich mit einem festen Händedruck ein, wobei Minho das Geschehen misstrauisch beäugt.
Zu diesem Zeitpunkt konnte ich noch nicht ahnen, wie eng unsere Schicksale eigentlich miteinander verknüpft sind.
Fortsetzung folgt in BOOK ONE...
***
Book One kommt nächsten Samstag!
(26.01)
Wenn sich die Wege zweier suchender Seelen kreuzen.
Book One: Accident // Minsung
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