★ Kapitel 6 ★
Jihope verließen die kleine Wohnung und folgten dem Flur Richtung Speisesaal. Frühstück war das einzige Essen, dass sie sich nicht selbst zubereiten mussten, also hieß es: So viel wie möglich essen. Und jetzt waren sie auch noch etwas spät dran.
Flugs liefen sie den Gang entlang, zum Glück waren sie bereits im Erdgeschoss und der Weg war recht kurz. In munteres Geplauder vertieft, blieben sie erst verwirrt stehen, als sie gegen Yoongi und Taehyung stießen. Neben ihnen an die Wand gedrückt, stand eine Putzfrau, und vor ihnen, kauerte Jungkook. Hoseok hatte die Dämonengestalt seines Freundes schon öfter gesehen, vor allem im Kampf, aber warum hier? Was zur Hölle war in ihn gefahren?
"Hey Kookie...", Yoongi lief langsam auf die Kreatur zu, einen Arm nach vorne gestreckt. Seine Stimme zitterte kein bisschen, und seine Miene war unbewegt, aber seine Beine schoben ihn nur in Zeitlupe voran.
Das Wesen hockte mit halb geöffneten Flügeln im Gang. Sein schlanker langer Leib hob und senkte sich bebend, im Rhythmus seines Atems. Es schien nervös, unsicher. Wie ein junges Pferd, das das erste Mal in seinem Leben geritten werden soll.
Yoongi war einen Meter vor der schuppigen Schnauze stehen geblieben: "Hey Jungkook, komm runter es gibt Frühstück." Seine Worte klangen hart und befehlend.
Taehyung wagte kaum sich zu rühren. Der Dämon war bestimmt drei Meter lang, wenn man den langen dünnen Schwanz unbeachtet ließ. Alle acht Gliedmaßen waren angespannt, sodass es eher kauerte, als stand. Garantiert könnte es sich zu einer Widerristhöhe von eineinhalb Metern aufrichten. Mit einem Gemisch aus Bewunderung und Scheu, ließ er seinen Blick über die Kreatur schweifen, die wunderschön und grausig zugleich aussah.
Die roten Augen des Monster fixierten plötzlich Taehyungs, und er taumelte wie von einem Faustschlag an die Wand. Nicht nur weil die senkrechten, schmalen Pupillen so stechend waren, sondern auch, weil sich in diesen Augen wahnsinnig viel Angst und Panik wiederspiegelte, was den Koreaner aber dennoch davor zurückschrecken ließ, näher zu treten. Tiere die unter Angst oder Stress standen, bissen nur zu gern, und sollte dieser Dämon ihn beißen, bliebe da auf jeden Fall eine große Narbe. Zum Beispiel in Form eines fehlenden Arms.
Taehyung hatte sich als Journalist darauf spezialisiert, auch die kleinsten Gefühlsregungen wahrzunehmen, um möglichst viel aus seinem Gegenüber herauszubekommen, und die Emotionen des Monsters waren nicht schwer zu erkennen. Trotzdem ging keiner der Anwesenden mit Mitgefühl auf das Wesen ein? Wäre das nicht der beste Weg? Stattdessen waren Yoongis Worte hart und barsch. Aber das war nicht seine Sache. Er wandte den Blick ab, und schaute seine Fußspitzen an. Yoongi und Hoseok und Jimin - die wussten schon was sie taten.
Jungkook knurrte, als Yoongi einen weiteren Schritt auf ihn zutat. Schwarze lange Zähne blitzten kurz auf, als der Dämon die Lefzen zum Knurren zurückzog.
Jihope stellten sich vorsichtig an Yoongis Seite, und zu dritt fingen sie an etwas zu murmeln.
Taehyung könnte sie nicht verstehen, es war keine Sprache die er kannte, aber das Schattenwesen verstand wohl die Worte, denn es trat mehrere Schritte zurück, jaulte leise und peitschte mit dem Schweif, ganz so als würden die Worte allein ihm Schmerzen zufügen.
Die Worte lösten allerdings auch bei der Putzfrau merkwürdiges Tun aus: sie presste sich die Hände auf die Ohren, und während schwarzes Blut aus ihren Augen lief, taumelte sie auf Jimin zu, und sprang ihn dann plötzlich von hinten auf den Rücken, sodass er nach vorn stürzte, das Mantra verstummte.
Hoseok zog ein Langmesser aus seinem Gürtel, es war zuvor unter seiner Jacke verborgen gewesen, und schlitzte Hoshi Akiko auf wie ein Hotdog-brötchen, die daraufhin einfach leblos im Blut ihrer aufgeschlitzten Eingeweide auf dem Boden lag.
Yoongi fing wieder an sich dem Dämon zu widmen, der inzwischen wie ein gebändigter Löwe auf dem Boden lag, als wäre nichts geschehen.
Taehyung starrte auf das Blutbad.
Schwarzes Blut. Wie Öl schimmerte es auf dem Parkettboden. Akikos Leiche löste sich in Rauch auf, der langsam verblasste.
"Was...", mehr brachte Taehyung nicht hervor. Er war geschockt und zutiefst angeekelt. Der Gedanke an ein Frühstück brachte ihn zum Würgen.
"Das war ein Dämonenkind. Sie sind nicht in der Lage sich zu verwandeln, aber manchmal sind sie gerade deshalb gefährlich: Man kann sie nicht von Menschen unterscheiden.", Hoseok zog Jimin auf die Füße und steckte sein Messer wieder weg. "Was für ein Frauenzimmer. Ich dachte echt sie wäre normal", Jimin versuchte seine Hose von dem öligen Blut zu befreien, aber besonders irritiert oder mitgenommen wirkte keiner von ihnen.
Keiner außer Taehyung, der sich mit dem positiven Gedanken abzulenken versuchte, dass ihm jemand etwas erklärt hatte. Auch wenn er nicht ganz wusste wie er diese Auskunft verarbeiten sollte, sie schien ihm irgendwie - weird. Dämonenkind? Was zur Hölle... sie hatten gerade jemanden getötet, oder etwas, und gingen damit um als hätten sie eine verfaulte Tomate in die Mülltonne geklatscht!
Bis auf seine Grundmauern erschüttert, wandte er den Blick ab, und entdeckte den Dämon, der auf dem Boden lag, und unter Yoongis aufmerksamen Blick seine Gestalt änderte. Erst schrumpfte er rapide, dann verschwanden seine Flügel und das mittlere Beinpaar, und nach wenigen Sekunden lag dort auf dem Boden ein junger koreanischer Mann mit zerzausten schwarzen Haaren.
Yoongi zog Jungkook wortlos hoch, und dann verschwanden die beiden den Gang zu ihrem Zimmer zurück, und Jimin packte Taehyung am Arm: "Los komm, wir sind schon spät."
Der Frühstücksraum war tatsächlich voll, aber die Drei fanden noch einen Tisch am Ende des Raumes. In einer ruhigen dunklen Ecke mit Bank. Und als sie sich setzten wunderte es Taehyung nicht, dass der Tisch reserviert war. Für Park. Wer von ihnen hieß gleich nochmal Park? Park Hoseok? Oder doch Park Yoongi?
Es war ein ziemlich nobles Hotel, und Hoseok erklärte, dass sie als Ehrengäste nicht zum Buffet laufen mussten, sondern eine Bedienung ihnen alles bringen würde was sie wollten.
"Ehrengäste?", fragte Taehyung.
"Cool oder?", Hoseok lümmelte sich in die gepolsterte Bank und zog Jimin an sich, "Dafür müssen wir halt arbeiten."
Bevor Taehyung Fragen konnte was se denn hier so arbeiteten, kam ein Kellner, und Jimin sagte einfach nur: "Das übliche bitte, plus drei Scheiben rohes Fleisch. Sie wissen schon welche Sorte." Der Kellner verbeugte sich kurz, "Natürlich Park-san, kommt sofort", und eilte auch schon wieder davon.
Rohes Fleisch? Igitt. Jetzt wusste Taehyung immerhin, dass es Park Jimin gewesen war.
"Hast du einen Spitznamen Taehyung?", fragte Hoseok, als der Kellner mit ihrer Bestellung gegangen war, und erntete sofort einen bösen Blick von Jimin.
"Ja... ihr könnt mich auch Tae nennen", sagte Taehyung, noch immer verwirrt von allem.
"Hey, Jiminie, du bist immer so süß wenn du versuchst böse auszusehen", Hoseok beachtete Tae gar nicht mehr, und tippte Jimin gegen die Nasenspitze.
"
Du bist so... doof!", nörgelte Jimin, und Hoseok brach in Gelächter aus, was Jimin schließlich auch ansteckte, und die Leute an den Tischen um sie herum sahen sie verwirrt an. Das störte sie aber nicht, und sie hörten erst auf sich gegenseitig zu kitzeln, als sich Hoesok das Knie am Tisch stieß, und Jimin vor Lachen auf dem Boden hockte.
Taehyung spielte mit einem Zahnstocher, er beneidete Jihope fast, wie sie so sorglos waren. Und dass, obwohl sie gerade gemordet hatten. Ob man einfach eine gewisse Hemmung verlor wenn man bereits getötet hatte?
Da kam das Essen, und Taehyung könnte nur staunen, was ihnen da serviert wurde: Rohes, blutiges Muskelgewebe, das selbst er als Menschenfleisch identifizieren konnte.
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