★Kapitel 10 ★
"Ja... Hallo? Tae? Wer ist da...?", das Handy lag auf dem Boden, Seokjin war dran.
Jeon-san atmete einmal tief durch, dann ließ er von Taehyung ab. Flugs hob er das Smartphone vom Boden auf:" Tut mir Leid bei Ihnen angerufen zu haben, Kim-san. Das war ein reines Versehen -"
Taehyung riss ihm das Handy aus der Hand und umklammerte es, als ginge es um Leben und Tod: "Jin? Ich bin's Tae!!"
Es herrschte eine kurze Stille am anderen Ende der Leitung, dann wurde aufgelegt.
Es tutete.
Niedergeschlagen beendete der rothaarige Koreaner das Gespräch, und starrte das helle Display an. Er war nicht sauer auf Jungkook, auch nicht auf seinen Bruder. Im Moment verabscheute er nicht einmal den Gedanken jeden Tag rohes Menschenfleisch zu essen. Er fühlte sich nur irgendwie enttäuscht und hintergangen. Und er war wütend auf den Werwolf, der ihn im Park angefallen hatte.
"Ich... ich wohne jetzt also hier...?", Taehyung blickte dem Dämonen nicht in die Augen, und steckte das Handy in seine Hosentasche.
"Ja. Wie's aussieht", Jungkook versuchte die miese Stimmung aufzuhellen, "Ich kann dir ja jetzt die anderen Räume zeigen."
Tae nickte, und folgte dem Jüngeren.
Hinter der kleinen Küche befand sich ein kurzer Flur, an dessen Wänden Jacken und - Masken? - hingen. Von der Tür links hörte man das gleichmäßige Rauschen einer Dusche, da war wohl das Bad. Jungkook öffnete ihm die rechte Tür: "Hier ist das Schlafzimmer, und weil die Wohnung nicht besonders groß ist teilen wir uns alle das Zimmer halt." Er ging zum Fenster, wo durch den etwas schlampig zugezogenen Vorhang ein Streifen Tageslicht hineinfiel, und korrigierte es mit einer fast hektischen Bewegung.
Taehyung wunderte sich kurz, dass seine Augen besser funktionierten, desto dunkler es war, und fragte: "Wieso habt ihr hier überhaupt Fenster?"
"Naja, diese Wohnung wurde nicht für uns gebaut, und auch nur die, die es etwas angeht, wissen von unserer tatsächlichen Identität Bescheid. Das wäre sonst zu gefährlich."
Tae nickte. Das leuchtete ihm ein. "Vertragen wir alle keine Sonne?"
"Naja, Jimin und ich am wenigsten. Yoongi der wird dann einfach unsichtbar, und Hoseok und du, ihr werdet wohl nur leicht beeinträchtigt. Es schränkt eure Sehfähigkeit ein, und dadurch auch euer Koordinationsvermögen."
Eine unangenehme Stille breitete sich aus, in der sie auf den Boden starrten. Tae wollte ihm irgendwie sagen, dass das vorhin nicht so gemeint gewesen war, aber er brachte es nicht fertig. Irgendetwas in seinem Kopf versuchte ihm die ganze Zeit einzureden, dass Dämonen bösartige Kreaturen waren, mit denen er besser nichts zu tun haben sollte, aber warum? Jungkook schien nicht gefährlicher als Jimin, auch wenn die Verwandlung ihn ziemlich aus der Fassung geworfen hatte. Als er sich an den Anblick des Wesens erinnerte, kroch Furcht in ihm hoch, und überlagerte die anderen Gefühle. Ganz so als würde ihn jemand manipulieren.
Doch er hatte in Kookies Augen eine viel stärkerere Angst gesehen, Angst vor sich selbst? Und warum hatte er ihn gerade Kookie genannt?
Da flog die Tür auf, und Yoongi trat in den Raum, er hatte sich noch nicht die Mühe gemacht sein Haar zu kämmen, nicht einmal sein Hemd hatte er zugeknöpft: "Ich habs!" rief er nur, und klatschte in die Hände, sodass Jungkook und der Werwolf zusammenfuhren.
"Yah! Yoongi!", der Dämon kam verwirrt auf seinen Hyung zu, "Was ist denn los, ist dir der Sinn des Lebens eingefallen?!" Das Phantom reagierte gar nicht darauf, sondern redete wild drauflos: "Der Werwolf im Park! Wisst ihr noch, als es hieß, eine Gruppe Europaner hätte einen Bus mit Unschuldigen überfallen und wären dann im Park verschwunden? Und die Polizei hat niemanden gefunden, obwohl sie den ganzen fucking Park durchkämmt haben?"
"Europäer, nicht Europaner Yoongi-san", verbesserte Jungkook den Älteren.
"Hai, ist ja erst eine Woche oder so her...", antwortete Tae. Er selbst als Journalist hatte auch ewig an diesem Fall geknobelt, war aber auf keine Lösung gekommen. Sollten das Werwölfe gewesen sein, die noch immer ihr Unwesen trieben?
"Genau, sehr gut Taehyung. Ich sage euch, das sind zu hundert Prozent das Rudel, welches auch unseren Neuen hier angegriffen hat."
"Das ist das Rudel. Nicht sind", verbesserte ihn Jungkook grinsend.
Yoongi warf dem Dämon einen giftigen Blick zu und sagte auf koreanisch: "Tut mir ja Leid, dass mein Japanisch scheiße ist."
Taehyung war noch immer irritiert, dass Yoongi auch so viel auf einmal sagen konnte, und sagte erst einmal nichts.
"Wenn die anderen kommen, dann nehmen wir uns sofort diesen künstlichen, mit Mülltonnen und Bänken bepflanzten Wald vor, und graben ihn um, bis wir alle Köter gefasst haben."
"Zieh dich erstmal an."
"Yahh...", der Weißhaarige sah Taehyung an, "und du bleibst am besten hier, bis du deine Kräfte unter Kontrolle hast kommst du mir nicht auf eine solche Mission mit."
"Hai... ", stotterte Tae, und wollte zu Jungkook hinübersehen, blickte aber sofort wieder zurück, als er bemerkte dass sich dieser umzog: "Wird das lange dauern?"
"Naja, mit fünf Stunden kannst du schon rechnen. Du kannst in der Zwischenzeit hier aufräumen und was einkaufen", Yoongi marschierte aus dem Zimmer und zog sich eine Jacke über, denn Jihope waren auch eben gekommen.
Yoongi war wohl ihr Anführer, überlegte Tae. Er war nicht so groß wie Hoseok oder Jungkook, alberte aber deutlich weniger herum, und hatte ganz offenbar immer sein Ziel vor Augen.
Kookie ging an ihm vorbei: "Bye, wir sehen uns dann später. Kannst ja die Schatzkammer suchen."
Taehyung wollte etwas erwidern, aber da war die Tür schon zu, und er hörte Stimmen und eilige Schritte. Diese Jungs wussten was sie zu tun hatten, und so sehr es Kim-san auch wurmte, hier wie eine Hausfrau zurückgelassen zu werden, war ihm klar dass er niemals mit ihnen mithalten könnte. Selbst der kurze unabsichtliche Blick auf Jungkook hatte genügt, um ihm zu verdeutlichen, dass das keine Amateure in Sachen Kämpfen waren.
Tae hatte einen Selbstverteidgungskurs für drei Jahre gemacht, aber wie alt mochte er da wohl gewesen sein? Zwölf?
Während Jimin, Hoseok, Jungkook und Yoongi sich fertig machten und dann schnell die Wohnung verließen, beschäftigte Taehyung sich damit, die ganzen Sachen, die wie willkürlich verstreut auf dem Boden lagen, zu ordnen.
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