•77• Hart im Nehmen
Andreas ließ sich hektisch atmend und mit vor Panik geweiteten Augen an der Wand auf den Boden nieder und hielt sich mit beiden Händen den Mund zu.
Seine Gedanken müssten sich in diesem Moment bestimmt überschlagen und sein Weltbild wir aus den Angeln gerissen worden sein.
Sein Bruder, der ihn töten wollte und den er über 200 Jahren für tot geglaubt hatte, war ab leben. Und existierte in einer verdammt heiklen Partnerschaft mit Merrit. Merrit hatte ihm das Leben gerettet und lässt ihn stärker als alle anderen Vampire werden und im Gegenzug tat er das was Merrit von ihm verlangte.
Aber hatte ich im Moment keine Zeit dafür mir darüber Gedanken zu machen, denn sofort stürzte ich zu Roxy, die leichenblass neben Andrew's Arbeitstisch auf dem Boden lag.
Ihr wurde in den Hals gebissen und André's Zähne hatten eine Wunde hinterlassen, die aussah, als hätte ein Wolf das Mädchen angefallen.
»Bitte sei nicht tot, bitte sei nicht tot!« Murmelte ich panisch und drehte Roxy auf ihren Rücken.
Ihr Kopf fiel sofort zu Seite und auch sonst regte sie sich nicht weiter.
Ihre bläulichen Lippen waren einen Spalt weit geöffnet, aber ich konnte nicht hören dass sie am atmen war.
»Bitte, das kannst du mir nicht antun!« Wimmerte ich wehleidig und beugte mich zu der Verletzung an Roxy's Hals herunter.
Ich leckte über die blutige Wunde und ließ die Enzyme in meinem Speichel ihre Wunder vollbringen in dem sie zwar relativ schnell, mir aber deutlich zu langsam die offene Verletzung verheilten.
Ich legte mein Ohr auf ihre Brust und meine Augen weiteten sich panisch - ich hörte nichts!
Sofort fing ich an Roxy's Körper zu reanimieren.
Eins, zwei, drei.
Eins, zwei, drei.
Ich hatte zwar keine Ahnung was ich da tat und ob es überhaupt hilfreich war, aber irgendwas musste ich ja wenigstens versuchen.
»Ich denke, das kannst du dir sparen... André wird keine Gnade walten lassen haben. Sie ist tot!« Murmelte Andrew, doch ich schüttelte den Kopf.
»Nein, ist sie nicht!« Bestimmte ich und machte weiter mit meiner Herzdruckmassage.
»Bitte, es darf nicht noch ein Mensch wegen mir sterben!« Schluchzte ich und aufwallende Tränen verschleierten mir die Sicht.
»Bitte...«
Ein kurzes aber lautes Knacken ließ mich vor Schreck zusammen fahren und schockiert sah ich runter auf Roxy's Körper.
Ich war zu stark - Ich hatte ihr die Knochen gebrochen!
Ich warf meinen Kopf in den Nacken und stieß einen lauten und frustrierten Schrei aus.
»Nein, nein, NEIN!« Schrie ich und zog an meinen Haaren.
»NEIN! DAS DARF NICHT SEIN, DAS IST ALLES NUR MEINE SCHULD!« Schrie ich frustriert und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
»Wegen mir sterben Menschen...« Schluchzte ich und spürte wie eine Träne mein Auge verließ und das Geräusch, welches der kleine Wassertropfen verursachte, als er auf den Boden platschte, war ohrenbetäubend.
Eine große Hand legte sich auf meine Schulter und ich wusste, dass es die von Andrew war.
Der Vampir ließ sich neben mir auf den Boden nieder und fing an mir den Rücken zu streicheln.
»Es ist alles meine Schuld, Andrew.« Murmelte ich leise und sah auf Roxy's leblosen Körper.
»Mom. Dad. Charly. Und nun auch Roxy. Sie sind alle wegen mir gestorben.« Ich leckte mir über die Lippen und der salzige Geschmack, der sich auf meiner Zunge breit machte, zeigte mir, dass meine Tränen ihren Weg runter zu meinen Lippen gefunden und ich diese eben weg geleckt hatte.
»Es trifft dich überhaupt keine Schuld.« Wollte Andrew mich mit lieblicher Stimme beruhigen.
»Du bist nicht der, der ihnen das angetan hat.« Andrew's Hand verschwand von meinem Rücken und legte sich stattdessen sanft auf meinen Kopf um mir durch die Haare zu fahren.
Ich hörte, wie sich Andreas hinter uns wieder langsam vom Boden erhob und mit leisen Schritten zu uns kam.
Als er vor uns war und stockend in die Hocke ging, um sich Roxy's leblosen Körper anzusehen, da hob ich meinen Kopf und mein Blick fiel wie von selbst auf den Vampir.
Er schien sich beruhigt zu haben, aber in seinen braunen Augen spiegelte sich Trauer wieder. Zwar wirkte er nicht ganz so traurig wie, wenn ein Gespräch auf Nebraska oder Lee fiel, aber das was Roxy widerfahren war traf den jüngsten Bruder dennoch sehr.
Er seufzte schwer, eh er seine Arme unter Roxy's Körper schob und ihn anheben wollte.
Doch kaum hatte er sie berührt, da drehte sich das blonde Mädchen plötzlich zur mir auf die Seite und fing an zu husten und zu würgen.
Kurz schreckte ich nach hinten aber nachdem ich die Information, dass Roxy doch nicht tot war, relativ schnell verarbeitet hatte, beugte ich mich zu ihr runter.
Sie hatte aufgehört zu husten und hatte die Augen geschlossen, aber ich hörte dass sie am atmen war. Zwar ziemlich schwer, was an den von mir gebrochenen Knochen lag, aber immerhin atmete sie.
»Sie lebt.« Hauchte ich erleichtert und hob den nun bewusstlosen Körper von Roxy an.
»Sie lebt.« Wiederholte ich mich leise und drückte sie an ihrer Schulter kurz an mich, eh Andreas sie mir aus dem Arm nahm und hoch hob.
»Bevor wir wissen was los ist, bringe ich sie in ihr Zimmer. Sie muss sich erholen von dem was ihr passiert ist!« Erklärte er und verließ mit Roxy auf dem Arm Andrew's Arbeitszimmer.
Sie war zwar ohnmächtig und André hat ne Menge von ihrem Blut getrunken und das obwohl er gesagt hatte, das Blut von Menschen würde ihm nicht schmecken, aber sie lebte.
Und das obwohl ich ihr zusätzlich noch einige Knochen gebrochen hatte...
Roxy war am leben!
Mit diesem Kapitel ist die vorherige Umfrage nun beendet. Ich weiß, einigen von euch (oder allen) wird es nicht ganz gefallen aber ändern will ich es nicht. Roxy bleibt für's erste am leben. Vielleicht töte ich sie wann anders, aber jetzt nicht.
LG Fynn ★
~963~ Wörter
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