•58• Verwandtschaftsbesuch (Andrew)

Mit einem breiten selbstsicheren Lächeln, dass auch ja schön meine scharfen Fangzähne entblößte, betrat ich das Haus von Fynn's Familie.
Ohne mich selbst zu loben... Der dramatische Auftritt schien gut gelungen zu sein.

Kurz schloss ich meine Augen und atmete tief den Geruch ein.
Ja... Das war Fynn's Geruch!
Er war köstlich und es gab bei weitem nichts besseres als seinen Geruch.
Und nun roch ein ganzes Haus nach ihm und eine ganze Familie trug sein Blut in ihren Adern.
Äußerst reizvoll...

Leicht elektrisiert und mit einem angenehmen Kribbeln im Körper öffnete ich wieder meine Augen und sah in die Gesichter von Fynn's Familie.
Man, die hatten Angst... Und wie sie Angst hatten.
Ich konnte ihre panisch schlagenden Herzen hören, was ziemlich verlockend war.

Aber meine Selbstbeherrschung stand auf stabilem Boden und so war es kein Problem für mich, mich zurück zu halten.
Jedoch sah es bei Fynn etwas anderes aus.
Er war noch ein junger Vampir und in den Körpern seiner Eltern und seiner Geschwistern floss sein Blut und das war verdammt schwer seinem eigenen Blut zu widerstehen.
Und das sah man ihm an.
Fynn hatte seine Kiefermuskeln angespannt und von der Seite konnte ich sehen, wie seine wunderschönen Augen langsam dunkler wurden.
Ach ja... Er hat ja diese fantastischen Fähigkeiten.

Ich legte meinen Arm um Fynn und lächelte seine Familie an, während ich meine Fangzähne wieder ein zog.
»Es freut mich sehr sie kennenzulernen.« Grinsend sah ich zu Fynn.
»Der hübsche Junge hier hat schrecklich Heimweh und wollte unbedingt seine Familie wieder sehen.« Sanft schob ich Fynn etwas nach vorne und er wollte auch auf seine Verwandten zu laufen, doch gerade als er einen Schritt auf sie zu machen wollte, wichen sie vor Angst nach hinten.

Fynn spannte sich an und ich spürte, dass er traurig war.
Mir gefiel es ganz und gar nicht, dass mein Junge traurig war und mir entkam ein leises Knurren.

Langsam drehte ich meinen Kopf zu den vier Menschen und visierte sie scharf an, was dazu führte, dass sie nur noch mehr Angst hatten, aber das war mir egal.
Fynn war ihr Sohn, beziehungsweise ihr Bruder.
Sie sollten froh sein, dass er noch am Leben war und nicht tot, was ich an ihrer Stelle bestimmt gedacht hätte.
Verdammt, er hat sich doch nicht großartig verändert.
Er war doch nur ein Vampir und nicht der Teufel persönlich.
Sie sollten ihn in den Arm nehmen und vor Freude weinen und ihn nicht von sich stoßen, als wäre er gerade aus der Hölle gekrochen!

»I-ich... Geh' dann mal nach oben... Ein paar Sachen packen...« Murmelte Fynn leise.
Dann lief er aus dem Wohnzimmer, vorbei an seinem großen Bruder, der sofort von seinem ängstlichen Vater am Ärmel zur Seite und so aus Fynn's Nähe gezogen wurde.
Kurz danach hörte ich, wie er eine Treppe hoch lief und dann eine Tür hinter sich schloss.

Verärgert verengte ich meine Augen.
Menschen...
Es gab genau zwei Arten von ihnen.
Einmal die lieben und netten, bei denen man gar nicht anders konnte als sie zu mögen... Wie Fynn.
Und dann gab es die, bei dessen Anblick einem nur ein Wort durch das Gehirn geistert: "Warum?!".
Die dazugehörigen Beispiele standen direkt vor mir.

Langsam schlenderte ich durch das Wohnzimmer und jedesmal wenn ich den vier Menschen in der Ecke zu nahe kam, zogen die beiden Eltern ihre Kinder schnell in die nächste.
Lächerlich...
Hätte ich sie töten wollen, hätte ich es längst getan.
Das die das nicht wussten...

Neugierig sah ich mich um.
»Nett habt ihr es hier.« Sagte ich ehrlich und setzte mich einfach auf die Couch mitten im Zimmer, wo ich einen guten Blick auf die vier Menschen hatte.
Sie standen dicht an einer Wand gepresst, an der einige Bilder hingen.
Es waren schöne Bilder.
Familien und Einzelbilder der ehemals fünf Menschen.

Plötzlich geriet Bewegung in den Körper von Fynn's Bruder, der kurz darauf ebenfalls das Wohnzimmer verließ und die Treppe hoch lief.
Ich sah dem jungen Mann mit den schwarzen Haaren und den grünen Augen hinter her.
Als dann wieder eine Tür, vermutlich die selbe wie eben, ins Schloss fiel, sah ich zu den nun zurück gebliebenen drei Menschen.

Kurz lachte ich auf.
»Ich hoffe, dass der Große keinen Scheiß anstellt! Andernfalls könnte es hässlich für euch enden!« Sagte ich und um meine kleine Drohung noch kräftiger wirken zu lassen, schärften sich meine Reißzähne und mit einem bösen Grinsen, zwinkerte ich den dreien vor mir zu.


Ja, ich weiß... Ein ziemlich kurzes Kapitel, aber immerhin etwas.

Hoffentlich gefällt es euch trotzdem.

LG Ju ★
~757~ Wörter

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