•45• F
Die Tage, beziehungsweise Nächte vergingen, in denen ich mich geweigert hatte, erneut mit Andrew in die Stadt zu fahren.
Mich plagte ein richtig schlechtes Gewissen, dass ich den Jungen aus meiner Klasse getötet hatte.
Auch wenn er mich immer mit den anderen geschlagen und getreten hatte, hatte er es nicht verdient auf so eine Art zu sterben.
Seine Eltern, genauso wie die des Jungen, den Andrew getötet hatte, mussten umkommen vor Trauer.
Aber anderseits hätte jeder andere Vampir sie sich schnappen können.
Also waren die beiden mehr oder weniger selbst schuld, wenn sie so spät noch raus gingen.
Seufzend verschränkte ich meine Arme auf dem Küchentisch und drückte mein Gesicht in die Mitte.
Schon wieder spürte ich so ein furchtbares Kratzen und Brennen im Hals, aber ich versuchte es so gut es geht zu ignorieren.
Nie wieder würde ich mit Andrew in die Stadt gehen um einen Menschen zu jagen, eher verdurste ich!
Ich hörte, wie jemand etwas auf den Küchentisch stellte und wie ein Stuhl zurück gezogen wurde.
Neugierig hob ich meinen Kopf und sah Andrew, der ein Glas, welches mit einer roten Flüssigkeit gefüllt war, auf den Küchentisch gestellt hatte und sich auf den Stuhl gegenüber von mir gesetzt hatte.
Wie hypnotisiert starrte ich auf das mit Blut gefüllte Glas und nach einem unangenehmen Ziehen in meinem Zahnfleisch spürte ich wieder dieses Pieksen an zwei Stellen in meiner Unterlippe.
Natürlich entging mir die ganze Zeit dabei nicht, dass Andrew mich ganz genau beobachtete, doch meine Interesse galt viel mehr dem Glas vor ihm.
Unbewusst zog ich mit meiner Zunge die Länge meiner Reißzähne nach und leckte mir danach über meine Lippen.
Dann nahm Andrew das Glas in die Hand und verdeckte dadurch seinen roten Inhalt.
Kurz murrte ich leise auf, als er dann das Glas zu seinen Lippen führte und in wenigen Zügen leerte.
»Ich würde dir ja gerne was davon anbieten, aber jetzt würde es noch nicht viel bei dir bewirken.« Meinte Andrew, doch ich reagierte nicht.
»Wenn du willst, können wir noch raus gehen. Es treiben sich immer irgendwo ein paar Menschen rum.« Bot Andrew mir an, doch ich schüttelte den Kopf.
»Nein! Das werde ich nie wieder machen. Das eine Mal hat mir gereicht und selbst das hätte nicht sein sollen.« Er klärte ich und Andrew nickte.
»Wir können es auch ganz anders machen.« Murmelte er und ich sah ihn neugierig an.
»Und wie?« Fragte ich, doch anstatt zu antworten, rückte Andrew mit seinem Stuhl ein Stück vom Tisch weg und klopfte sich auf die Oberschenkel.
»Komm her.« Forderte er mich grinsend auf.
Ich stand von meinem Stuhl auf, ging zu Andrew, setzte mich auf seinen Schoß und lehnte mich an seine Brust.
Dann konnte ich sehen, wie er seinen Ärmel hoch krämpelte und er seinen Arm zu seinem Mund führte.
Kurz hörte man das Geräusch von reißender Haut, was erstand, wenn Vampirzähne 'Menschliche' Haut durchdrangen.
Biss er sich etwa selbst in den Unterarm?!
Ich spürte, wie ich sofort unruhiger wurde, als ich den Geruch von Andrew's Blut wahr nahm und ich fuhr mir mit der Zunge über meine Lippen.
Es roch so unglaublich gut!
Andrew hielt mir seinen Unterarm hin wo aus zwei punktförmigen Wunden sein dunkelrotes Blut heraus quoll.
»Na los... Eigentlich wäre frisches menschliches Blut für dich sinnvoller, aber ich glaube nicht, dass dir frisches Blut eines Vampirs schaden würde.« Sagte er und hielt mir seinen Arm noch näher ans Gesicht.
Nervös schluckte ich und biss mir auf die Unterlippe.
»Kannibalismus ist bei den Menschen ein fett gedrucktes No Go.« Sagte ich.
Andrew's Brust vibrierte leicht, als er lachte.
»Nun ja. Wenn ein Vampir dir sein Blut anbietet, ist es ein sehr großer Vertrauensbeweis. Außerdem trinkst du ja nicht viel. Nimmt man sich gewaltsam das Blut eines Vampirs, ist das bei uns fast so was wie bei euch eine Straftat. Ich habe zwar mal Geschichten gehört, dass sich manche Vampire ausschließlich nur von dem Blut ihrer Artgenossen ernährt haben, aber wie gesagt: Nur Geschichten. Es gibt keine blutrünstigen Vampir Kannibalen.« Erklärte Andrew und ich nickte.
»Wenn das ja jetzt geklärt ist, kannst du ruhig etwas nehmen.«
»O-okay.« Murmelte ich unsicher. Ich griff nach Andrew's Arm und als mir der Geruch seines Blutes fast noch intensiver in die Nase drang, spürte ich, wie meine Reißzähne vor blutigen Verlangen noch etwas mehr Schmerzen in meinem Zahnfleisch verursachten.
Tief atmete ich noch mal durch, eh ich meine Fangzähne in Andrew's Unterarm stieß.
Als ich die ersten Tropfen seines Blutes schmeckte stöhnte ich vor Genuss leise auf.
Das war das leckerste, was bis jetzt je zu mir genommen habe.
Der Geschmack war unbeschreiblich und mit nichts anderem zu vergleichen.
Ich hörte, wie jemand in die Küche kam.
»Die Menschen in der Stadt sind aufgewühlt.« Hörte ich Andreas' angespannte Stimme hinter uns.
»Und das interessiert mich, weil...?« Fragte Andrew eher desinteressiert und strich mir mit seiner freien Hand durch die Haare.
»Weil du dafür verantwortlich bist!« Knurrte Andreas und schmiss eine Zeitung auf den Küchentisch.
Andrew's Hand verschwand aus meinen Haaren und griff stattdessen nach der Zeitung, während ich immer noch fleißig an seinem Unterarm saugte.
Andrew faltete die Zeitung auf und auf der Titelseite prangte die große Überschrift:
›Toter Junge auf Rachefeldzug?!‹
Andrew lachte so laut auf, weswegen ich mich so sehr erschreckte, dass ich mich an seinem Blut verschluckte.
Hustend löste ich mich von Andrew's Arm und er tätschelte mir den Kopf.
»Entschuldigung, aber guck Mal. Genau was ich dir gesagt habe. Die Menschen sind gar nicht so dumm, wenn es darum geht, Namen oder Horrorszenarien zu erfinden.« Lachte Andrew und strich mir wieder über den Kopf.
»Woher hast du die Zeitung, Andreas?« Fragte er seinen Bruder, der jedoch nicht antwortete.
»Du warst wieder dort, habe ich recht? Bei diesem-« Andrew's Grinsen konnte man förmlich aus seiner Stimme heraus hören, jedoch wurde er von seinem Bruder zu schnell unterbrochen, als dass er seinen Satz zu Ende führen konnte.
»Na und?! Es ist nicht verboten den Staat zu verlassen und ja, ich war dort und von dort habe ich auch die Zeitung. Aber es geht nicht um mich, sondern darum, warum du das gemacht hast. Warum hast du den Jungen ein F in den Arm geritzt? Die Stadt ist klein und die Menschen wissen, dass das auf Fynn bezogen ist. Du hast nicht weiter gedacht. Du hast nicht daran gedacht, was du seiner Familie damit an tust. Seine Eltern und Geschwister mussten den Gedanken schon ertragen, dass Fynn tot ist. Aber jetzt, durch die toten Jungs, mit den Vampirbissen und dem F in ihrem Arm... Jetzt muss seine Familie mit dem Gedanken klar kommen, dass er nun ein Vampir ist. Ich weiß, dass es sich schlimm an hört, aber für seine Familie wäre es besser gewesen, wenn sie Fynn für tot gehalten hätten.« Sowohl unter der donnernden Stimme, als auch unter den harten Worten von Andreas zuckte ich zusammen und sah auf den Boden.
»Andreas, wärst du so lieb und würdest uns von deiner Anwesenheit befreien?« Fragte Andrew sanft und strich mir weiterhin über den Kopf, was echt angenehm war.
Andreas schnaubte.
»Du verstehst das nicht, oder? Du-«
»Nein, du verstehst nicht. Ich habe dir gerade sehr nett vermittelt, dass du dich verpissen sollst, aber bedauerlich stelle ich fest, dass du immer noch hier bist.« Knurrte nun Andrew.
»Verdammt, Andrew, er hat Roxy gebissen und-«
»Na und? Soll ich dir einen Vortrag darüber halten, was du gemacht hast, als ich dich gerade verwandelt habe?!« Und ab da hörte ich nicht mehr zu.
Ich saß wie paralysiert auf Andrew's Schoß und hatte meine Augen weit aufgerissen.
Ich habe Roxy gebissen?!
Hallöle...
Es tut mir echt leid, dass dieses Kapitel mal wieder so spät kommt, aber ich hatte ziemlich viel Stress um die Ohren, weshalb ich erst heute das Kapitel überhaupt erst angefangen habe zu schreiben und auch zu beenden.
Dennoch hoffe ich, dass es euch einigermaßen gefällt, auch wenn ich ziemlich unzufrieden damit bin.
LG Ju ★
~1316~ Wörter
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