•2• Eine Sklavin namens Roxy

Ich hörte laute Schreie.
Bei einigen hörte es sich an, als hätten sie unvorstellbare Schmerzen und bei wieder anderen hörte es sich an, als würden sie diese Schmerzen verursachen.
Langsam hob ich meine schweren Augenlider und sah mich träge um.

Als ich dann jedoch erkannte, wo ich mich befand, riss ich meine Augen auf und war im Nu auf den Füßen.
Unzählig viele Menschen waren in Zellen eingesperrt und trugen die typischen Sklavenkleidung. Also die jungen Frauen und die zahlreichen Mädchen trugen ein schlichtes weißes kurzärmliges Kleid, welches ihnen gerade so über die Oberschenkel ging.
Die wenigen jungen Männer und Jungen trugen ein weißes T-Shirt und eine kurze weiße Hose.
Und tatsächlich... Es waren bei weitem viel mehr Kinder und Jugendliche, hauptsächlich Mädchen, als Erwachsene! 
Alle Menschen waren mindestens zu zweit in einer Zelle und hielten sich im Arm.
Meist waren es ältere, die jüngere Kinder im Arm hielten.
Vermutlich um ihnen Hoffnung und Kraft zu spenden und ihnen, wenn auch nur einen kleinen Teil, die Angst zu nehmen. Und vermutlich auch sich selbst...

Ich sah an mir herunter und stockte.
Ich hatte ebenfalls die Sklavenkleidung an, aber wie...
»Wie zum-« Durch ein amüsiertes Lachen wurde ich unterbrochen. Ein Vampir, der Stimme nach zu urteilen, der, der mich auf der Straße erwischt hatte und dem ich meinem Aufenthalt hier zu verdanken habe.
Der Vampir war sehr blass, durchschnittlich groß, hellblond, hatte irgendwie hässliche blaugraue Augen, ich wusste noch nicht mal, dass Augen so hässlich sein konnten und obwohl ich eigentlich alle Farben toll fand, und natürlich hatte er, wie jeder Vampir, lächerliche, elfenartige spitze Ohren und lange scharfe Eckzähne.
»Ich muss schon sagen... Für einen Mensch hast du einen echt hübschen Körper! Aber dein Körperschmuck... Tragen so was eigentlich nicht nur die weiblichen Wesen deiner Spezies?« Jedes Mal das gleiche, wenn jemand mein Bauchnabelpiercing sah, lachte man mich deswegen aus, oder stieß einen dummen Spruch aus.
Niemand verstand anscheinend, dass es mein Körper war und ich mit ihm machen konnte, was immer das auch war, schließlich muss es mir gefallen und niemand anderen.

Jedenfalls, auch wenn es mich einfach nur anwiderte, dass der Typ mich umgezogen hatte, spürte ich, wie sich meine Wangen leicht erwärmten, was den Vampir nur noch mehr amüsierte, denn er fing an zu lachen, hörte jedoch abrupt auf und spielte dann mit einem Daumen an seinen Eckzahn, während er mich mit einem undefinierbaren Blick an starrte, was echt unheimlich wurde.

»Tja... ich muss nun bedauerlicherweise gehen, Hübscher. Da ich Hunger habe und ich mir vorgenommen habe, dich zu verschonen und deinen Preis einzusacken. Also... Auf Wiedersehen.« Damit verschwand der Vampir, gehässig lachend und dumm winkend, auch aus meinem Blickfeld und kurz darauf hörte man einen schrillen Schmerz erfüllten Schrei eines jungen Mädchens.
Ich sah mir die Reaktion von den anderen Menschen an.
Einige hatten ihre glasigen Augen weit aufgerissen, andere hatten sie fest zu gedrückt und einzelne Tränen liefen ihnen über die Wange.
Einige hielten sich dazu auch die Ohren zu, während wieder andere die Ohren ihrer jüngeren Mitzelleninsassen zu hielten.

Ich sah zu Boden, bis ich zusammen zuckte, als ich das metallische Kreischen meiner Zellentür hörte und mir wortwörtlich ein blondes, vermutlich dreizehnjähriges Mädchen vor die Füße geworfen wurde.
Sie trug ebenfalls ein kurzes Sklavenkleid, jedoch war bei dem nicht zu erkennen, dass es einmal weiß war.
Überall hatte ihr Kleid rote Blutflecken und an ihren Armen und am Hals hatte sie unzählige Vampirbisse und tiefe Kratzer.
Als sie dann den Kopf leicht drehte, um sich aufzurichten, sah ich einen frischen, noch blutenden Vampirbiss.

»Oh Gott, Mädchen!« Rief ich panisch und zog das Mädchen sachte zu mir.
Sie sah aus ihren braunen Augen müde zu mir rauf und lächelte schwach.
»Wie heißt du?« Ihre Stimme war weich und trotz ihres jungen Alters wirkte sie irgendwie sehr erwachsen. Wer weiß, wie lange sie schon hier bei den widerlichen Vampiren war...
»Ich heiße Fynn und du?«
»Fynn... ich mag den Namen. Ich heiße Roxy.« Sagte sie schwach.
»Also, Roxy, ich werde mir jetzt die Wunde an deinen Hals an sehen und gucken, ob ich sie versorgen kann, okay?« Roxy nickte und drehte den Kopf so, dass ich mir den Vampirbiss ansehen konnte.

»Ach du Scheiße!« Keuchte ich.
»Der Biss ist ja richtig tief und brutal!« Rief ich, so unprofessionell wie ich nun mal war, ziemlich laut erschrocken und riss ein Stück von meinem T-Shirt ab, um es auf den Biss zu drücken und die Blutung zu stillen.
»Das ist nicht schlimm...« Sagte sie schwach und ich riss die Augen auf.
»Was?! Nicht schlimm?! Was machen die denn noch, wenn du das nicht als schlimm empfindest?« Roxy zuckte mit den Schultern.
»Die Vampire schlagen mich... Sie beißen mich... Sie trinken mein Blut...« Sie schluckte schwer und man konnte ihr deutlich ansehen, wie schwer es ihr fiel, folgendes zu sagen:
»...Sie fassen mich an und sie... Sie...« Sie schluchzte und ich keuchte auf.
»Nein... Das haben sie nicht gemacht...« Sagte ich atemlos, doch Roxy nickte nur und Tränen rollten ihr über die Wangen.
»Oh nein...« Sagte ich nur leise und drückte Roxy beschützend an mich. Das Mädchen zuckte kurz zusammen, entspannte sich dann aber.



So verstrichen einige Minuten, bis das blonde Mädchen mir plötzlich über die Wange strich.
»Du bist hübsch. In dem Punkt muss ich den Vampiren bedauerlicherweise recht geben.« Sie lachte kurz auf und ich spürte, wie ich rot wurde, als sie sagte, ich seie hübsch.
»Danke! Und ich muss sagen, dass du ziemlich niedlich bist.« Roxy lachte erneut auf.
»Ich mag dich, Fynn. Sag mal, wie alt bist du?« Verwirrt blinzelte ich ein paar Mal schnell hintereinander und sah zu ihr dem Mädchen in meinen Armen runter.
»Ich bin 17.« Sagte ich und das Mädchen nickte.
»Ich war 10, als man mich entführt hat... Das ist nun 3 Jahre her...« Sagte Roxy traurig und wurde zum Schluss immer leiser.
»Vor 3 Jahren... Und du wurdest nicht verkauft?« Roxy schüttelte den Kopf.
»Nein. Die Vampire meinten, mich würde eh niemand kaufen wollen und deswegen diene ich nun den Verkäufern hier für... für... Alles...« Ich schluckte und drückte das kleine Mädchen noch enger an mich.
Ein Beschützer Instinkt war plötzlich in mir erwacht und ich wollte um jeden Preis die kleine Roxy vor den Blut gierigen Mistkerlen beschützen!

»Wie kamst du eigentlich hier her? Warst du in der Nacht draußen oder so?« Fragte die kleine Blondine und ich schüttelte den Kopf.
»Nein... Ich... Weißt du, ich bin in der Schule nicht wirklich... Nun ja... Ich werde-« Roxy unterbrach mich.
»Du wirst in der Schule gemobbt?« Fragte sie erschrocken und ich zuckte mit den Schultern.
»Nun ja... So würde ich es jetzt nicht gerade sagen, aber gut. Jedenfalls hatte ich lange Schule und ein paar Jungs aus meiner Klasse finden es lustig mich jeden Tag zu verprügeln... Nun ja, dann hatten die Prügeleien etwas länger gedauert als sonst und da ich einen längeren Weg nach Hause hatte, wurde es auch schon langsam dunkel, bis mich letztendlich so ein beschissener Bluttrinker erwischt hatte...« Roxy drückte ihren Kopf an meine Brust.
»Ich wünschte, ich wäre an deiner Schule. Den hätte ich es ordentlich gezeigt.« Ich lachte kurz trocken auf.
»Roxy, du warst zu lange nicht unter Menschen... Wärst du nämlich an meiner Schule, würdest du-«
»Würde ich denen ordentlich die Meinung geigen, wie man so was einen hübschen und netten Jungen wie dir antun kann.« Ich lächelte. Was für ein süßes Mädchen.
»Aber man sieht doch keine Verletzungen, oder?« Fragte Roxy mit einem leichten Abflug von Panik und ich schüttelte den Kopf.                                                                                                                   
»Nein, ich denke noch nicht.« Sagte ich und Roxy atmete erleichtert aus.                                         »Das ist gut. Dann bist du mehr wert und die 'vornehmen' Vampire interessieren sich mehr für dich. Wenn du Glück hast, wirst du vielleicht von einen gekauft. Ich habe gehört, die behandeln uns nicht so wie Dreck, wie die Verkäufer hier...«


»Weißt du, meine innere Uhr sagt mir, dass es spät ist und obwohl ich nicht davon angetan bin, sollten wir schlafen.« Sagte ich nach einigen Minuten, die wir mit schweigen verbracht hatten und zur Bestätigung nickte das Mädchen an meiner Brust.
»Du hast Recht.«
Und so kam es, dass ich mit dem Rücken zur Zellentür lag und die kleine Roxy schützend im Arm hatte.


LG Ju
~1347~ Wörter

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