•15• Ein Portal zur Freiheit

Das beschissene Piepen des verdammten Weckers riss mich aus den Träumen.
Oh, wie gerne würde ich-
Nein, stop! Lieber nicht, denn die Folgen wären das genaue Gegenteil einer gesunden Zukunft.
Na ja... Von einer gesunden Zukunft kann man, wenn man bei zwei Vampiren wohnt, nicht gerade träumen!

Ächtzend erhob ich mich aus dem Bett und widmete mich dem Wecker zu, der immer noch sein gnadenloses Piepen von sich gab.
Es hatte einen gewissen Reiz dieses Höllenteil in Masters Zimmer zu stellen und so zu platzieren, dass er erstmal eine Weile suchen müsste, um es zu finden und aus zu machen.
Ein böses Grinsen schlich auf meine Lippen, machte aber sofort wieder Platz für meinen typisch unschuldigen Blick, den ich sonst immer hatte.
Ich konnte das gar nicht machen, denn sonst, wie schon gesagt, wäre ich mausetot und auch wenn ich schon mehr oder weniger angefangen hatte, mit meinem Leben abzuschließen, musste ich doch meinen Tod nicht mutwillig hervor provozieren.

Ich seufzte noch einmal, eh ich den Wecker letztendlich ausmachte, scheiß Teil!
Ein Blick auf das große Bett verriet mir, dass ich, dem Wecker nun doch dankbar sein sollte.
Das Laken war total zerknüllt und meine Decke hatte keinen Bezug mehr.
Dieses lag auf der anderen Seite, neben dem Bett, auf dem Boden.
Wehmütig sah ich auf das Zeitbomben ähnliche Ding auf dem Nachttischschränkchen und tätschelte es kurz.

»Dankeschön. Aber verlasse dich ja nicht darauf, dass ich es ab jetzt mega toll finde, wenn du mich weckst!« Murmelte ich leise und ging ins Bad um meine morgendliche Routine durchzugehen.

Doch kaum hatte ich die Tür des Badezimmers geöffnet, kam mir ein muffiger Geruch entgegen und ich verzog das Gesicht.
Es roch wie klamme Handtücher-

Oh fuck!
Ich hatte vergessen zu lüften!

Eigentlich ließ ich die Badezimmertür ab und zu auf, damit die stickige Luft entweichen konnte und da ich das Fenster in meinem Zimmer immer 'auf' hatte war es ja nicht ganz so schlimm.
Doch anscheinend reichte das nicht.
Im Badezimmer musste auch ein Fenster aufgemacht werden.
Ich runzelte die Stirn.
Bisher war mir im Bad kein Fenster aufgefallen.
Und es war auch immer dunkel darin, sodass ich zu jeder Tageszeit das Licht dort an machen musste.
Also ein Fenster gab es mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit dort nicht!

Dennoch trat ich in das Zimmer, machte das Licht an und sah mich an den Wänden um.
Doch... Tatsächlich... Ein Fenster.
Es befand sich direkt über der Badewanne.
Und ich sah auch, warum ich es nicht schon früher bemerkt hatte: Das Fenster war mit einer Licht undurchlässiger Folie beklebt.
Wer macht denn so was?
Ich zuckte mit den Schultern und stellte mich auf den Badewannenrand um an das Fenster zu gelangen und es klappte, ich kam problemlos heran.
Ich drehte den Griff zur Seite und fiel fast vom Rand der Badewanne, da plötzlich das Fenster auf sprang und mich nur noch gerade so im Rahmen festhalten konnte um keinen Abflug zu machen.

Ich konnte es nicht glauben...
Das Fenster ging auf...
Zwar war auch hier ein Gitter von außen angebracht, aber es ging auf!

Ich sah mir das Gitter genau an.
Vielversprechend sah es nicht gerade aus, man müsste nur hier und da ein paar Schräubchen drehen und schon wäre das Teil-

Oh. Mein. Gott.

Ich hatte die Möglichkeit zu verschwinden, ich konnte endlich versuchen zu fliehen!
Ich musste nur einen Gegenstand finden, der in den Schlitz der Schrauben passt und da ich ja eh in die Küche musste und es dort eine ganze Menge hübscher Dinge gab, die einem behilflich seien können, dürfte dies nicht allzu schwer sein.

Das werde ich machen, beschloss ich.
Zwar hat Master gesagt, dass man als Mensch tot ist, wenn man sich hier ohne schützende Begleitperson heraus wagt, aber so kann ich mit den Gedanken, dass ich es wenigstens versucht hatte, zu entkommen, später meinen Frieden finden, wenn mich draußen ein Vampir findet.

Grinsend klappte ich das Fenster an, stieg vom Rand der Badewanne und wendete mich dem Waschbecken zu.
Jetzt heißt es: Waschen!



Wenig später stand ich wieder in meinem Zimmer und sah mit zusammen gekniffenen Augen das Bett an, eh ich seufzend das Bettlaken und den Kissenbezug abzog und zu dem Bezug der Decke auf den Boden warf.
Dann ging ich zum Schrank, indem sich auch meine Kleidung befand, und holte neues Bettzeug heraus, genauso wie eine frische Boxershorts.
Die Uniform von gestern konnte ich heute ruhig nochmal tragen.

Ich drehte mich zu dem großen Bett und sah es wie meinen Gegner an.
Meine Mutter hatte mir schon sehr früh gezeigt, wie man am besten ein Bett bezieht, aber mit der Decke hatte ich trotz allem noch ein Problemchen.
Es kann echt nervig sein, wenn das große Teil nicht sofort in sein Bezug will!

Trotzdem hatte ich nach mehreren Anläufen es geschafft alles zu beziehen, ohne dass etwas in seinem neuen Bezug verdreht war.
Die alten drehte ich auf Links und schloss von den Decken - und Kissenbezug den Reißverschluss.
Tat man dies nämlich nicht und stopft es so in die Waschmaschine, ist alles, was sich sonst noch darin befindet, später im Kissenbezug.
Ohne Scheiß jetzt!
Keine Ahnung wie das möglich ist oder warum das passiert, das ist einfach so.


Nachdem das erledigt war zog ich mich endlich um und trat aus meinem Zimmer.
Im Flur war es wie immer recht ruhig, man hörte nichts, absolut nichts. Es sei denn jemand unterhält sich unten, das hört man dann.
Ich marschierte in den Wäscheraum und holte aus der Waschmaschine meine ganzen Uniformen und Boxershorts' und ging mit denen zurück auf mein Zimmer.
Von dort ging ich ins Bad und legte meine feuchten Klamotten, so, dass sie sich ja nicht berührten, in die Badewanne, Dusche und Waschbecken.

Damit war meine Arbeit fürs erste hier oben getan und ich ging nach unten in die Küche.


Dort ging ich wie jeden Tag erst zum Schrank um zwei Tassen zu holen und dann zum Kühlschrank um die Blutkonserven A negativ und B negativ zu holen.
Ein Blick auf die Schilder und denen dahinter aufgestapelten Plastikbeutel reichte aus um festzustellen, dass dies die letzten Konserven dieser zwei Blutgruppen waren.
Das musste ich unbedingt den beiden Vampiren mitteilen, sobald sie sich dazu bequemen würden, aufzutauchen.

Gerade wollte ich den Kühlschrank wieder zu machen, da schnellte plötzlich eine Hand an meiner Seite vorbei und hielt die Kühlschranktür auf.
Vor Schreck zuckte ich leicht zusammen und sah auf den Arm, der zu der Hand am Kühlschrank gehörte.
Die bunten Tattoos sprachen dafür, dass mein Nachbar niemand anderes war als Master's Bruder Andreas.
Ich sah verwirrt zu ihm hoch und er zwinkerte mir nur zu, eh er in den Kühlschrank und sich eine der Cola Glasflaschen griff.
Wie hypnotisiert starrte ich auf die schwarze-bräunliche Flüssigkeit in ihrem Gefängnis aus Glas.
Ich schloss die Tür des Kühlschranks und verfolgte mit meinem Blick die Cola Flasche, die Andreas nun auf den Küchentisch gestellt hatte und sich nun ein Trinkglas zu der Flache dazu gesellt hatte.

Und kaum hatte ich geblinzelt, da hatte er seinen Blutbeutel aufgerissen, dessen Inhalt in die Tasse gekippt und ohne diese zu erwärmen sich wieder an den Küchentisch gesetzt und grinste mich an
Kurz sah ich ihn verwirrt an und wollte gerade das Frühstück für Master fertig machen, da hielt mich Andreas erneut auf.

»Du kannst das ruhig stehen lassen, ich mache das gleich schon.« Meinte er gelassen und ich nickte unsicher.
»Komm, setzt dich.« Sagte er und wies auf den Küchenstuhl gegenüber von ihn.
Ich tat wie mir befohlen und sah Andreas abwartend an.
Dieser griff grinsend zu der Cola Flasche und drückte mit seinem Daumen den Kronkorken weg.
Erstaunt sah ich auf das verdrehte Metall, während der Vampir grinsend die Cola in das Glas goss und zu mir rüber schob.
Irritiert sah ich meinen Gegenüber an.

»Ach komm schon. Ich sehe doch, dass du es kaum noch abwarten kannst das süße Gesöff zu trinken! Drew und ich trinken so was nicht, es ist für dich!« Meine Augen weiteten sich und zögerlich griff ich nach dem Glas, dass ich dann an meine Lippen setzte.
Kaum hatte ich einen Schluck genommen, trank ich auch schon den Rest auf Ex leer.
Andreas lachte kurz auf, eh er sich seiner Tasse widmete und diese aus trank.
Okay... Den Vampiren schmeckt anscheinend kaltes und warmes Blut.
Interessant.

Blut... Und da fiel es mir wieder ein.
»Ähm... Es gibt keine A negativ und B negativ Konserven mehr.« Sagte ich leicht verunsichert, doch Andreas nickte nur wissend.

Master kam in die Küche und als er sah, dass sein Frühstück noch in seinen Einzelteilen auf der Anrichte lag, schenkte er mir einen Blick, der mich eigentlich töten sollte.
»Hast du nicht etwas vergessen?!« Fragte er mit einem gehässigen Unterton in seiner drohenden Stimme.
Ich bekam eine Gänsehaut, die gefühlte Meter hoch war und ich wollte sofort vom Stuhl aufspringen.

Doch schien Andreas etwas dagegen zu haben, denn er stand plötzlich neben mir und drückte mich an meiner Schulter wieder auf den Stuhl.
»Ich sagte doch, dass ich das mache.« Meinte er ruhig und tätschelte kurz meine Schulter, was mich total irritierte und leicht aus der Fassung brachte.

Er schlenderte gemütlich zu der Arbeitsplatte, auf der die Tasse und die Konserve waren und richtete das Frühstück für seinen angespannten Bruder her.

Als Andreas den Knopf der Mikrowelle drückte und amüsiert zu seinem Bruder schielte, stieg in dessen Kehle ein bedrohliches Knurren hinauf.

Ich fühlte mich überhaupt nicht wohl, hier inmitten einer brüderlichen Auseinandersetzung.
»Ähm, Sir?« Master's Kopf schnellte in meine Richtung und er sah mich abwartend an.
»D-düfte ich nach oben?« Fragte ich leise und sah Master flehend an.
Dieser schien kurz zu überlegen und nickte dann schließlich.
So schnell ich nur konnte sprang ich vom Stuhl auf und hechtete die Treppe hinauf in mein Zimmer.

Dort setzte ich mich erstmal auf das frisch bezogene Bett.
Dann fiel es mir wieder etwas ein: Ich hatte doch gestern ein Buch gelesen... Wo war es?
Oh fuck, wenn die Vampir erfahren, dass ich eins ihrer Bücher verloren hatte, wäre ich dran!

Nervös durchsuchte ich das ganze Zimmer und ich spürte regelrecht, wie bei mir der Angstschweiß ausbrach.
Doch dann sah ich etwas total verwirrendes aber auch zugleich unheimliches: Das Buch lag auf dem anderen Nachttischschränkchen auf der anderen Seite des Bettes.
Wie war das möglich? Ich hatte es ganz sicher nicht dort hingelegt, ich glaube sogar fast, dass ich beim Lesen eingeschlafen bin.
Verunsichert griff ich nach dem Buch.
Ich entschied mich dafür, es wieder zurück in die Bibliothek zu bringen.
Ich konnte dann auch gleich nachsehen, ob die Luft in der Küche rein war und so vielleicht ein Messer oder so mitgehen lassen, um das Gitter vom Badezimmerfenster zu schrauben.


Nachdem ich das Buch an seinen rechtmäßigen Platz zurück gestellt hatte, schlich ich so leise wie möglich die Treppe hinunter und ging in die Küche.
Tatsächlich, niemand war hier.
Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Ich öffnete die Schublade mit dem Besteck und nahm ein Messer hinaus, was ich dann sofort unter meiner Uniform versteckte und wieder hoch in mein Zimmer eilte.

Dort schloss ich mich im Badezimmer ein und stieg wieder auf den Rand der Badewanne.
Ich nahm das Messer zwischen meine Zähne und öffnete das Fenster.
Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich mich dann mit dem Messer an den Schrauben zu schaffen machte, so aufgeregt war ich.



Als dann die letzte Schraube raus gedreht war, könnte ich förmlich vor Freude Luftsprünge machen, doch ich verspielte keine Zeit.
Ich zog mich am Rahmen hoch und schlüpfte mit meinen Füßen zuerst durch das Fenster, dann folgte der Rest meines Körpers.
Letztendlich hielt ich mich dann von außen am Fensterrahmen fest und ließ mich dann fallen.
Ich war kurz davor vor Freude zu schreien, als meine Füße den Boden berührten.

Doch dann drehte ich mich zur Seite und wäre fast vor Schreck tot umgefallen.
Vor mir, an der Hauswand angelehnt, stand Andreas und rauchte genüsslich eine Zigarette.
Der Vampir drehte sich zu mir und meine Augen weiteten sich vor Angst.
Doch anstatt weiß Gott mit mir was zu machen, zwinkerte der Vampir mir zu und hielt mir seine Zigarettenschachtel, in der sich noch einige Zigaretten und ein Feuerzeug befanden, entgegen.
Verwirrt sah ich ihn an und er grinste nur.

»Also, du kannst jetzt mit mir eine rauchen und sollte Andrew fragen, wieso du mit mir draußen warst, sage ich einfach, dass ich dich dazu 'gezwungen' habe. Ich könnte ihn aber auch sagen, dass du eben versucht hast abzuhauen. Meine Worte sind mehr oder weniger deine Entscheidung.« Grinsend sog der Vampir an seiner Zigarette und blies den grauen Qualm in Form eines Donuts aus.

Seufzend griff ich in die Zigarettenschachtel, die mir Andreas immer noch hin hielt, und griff nach einer Zigarette und dem Feuerzeug.
Ich zündete das Lungen schädliche Ding an und sog einmal kräftig am Filter.
Kurz hustete ich leise, es ist schon verdammt lange her, als ich das letzte mal eine rauchte und eigentlich wollte ich es auch nicht mehr, es war eigentlich nur ein Experiment, um zu erfahren, wie das ist und da habe ich festgestellt, dass es nichts für mich ist.
Dies hier ist jedoch was anderes.
Jetzt musste ich eine rauchen, sonst würde mich der Vampir hier an seinen Bruder verpfeifen und darauf hatte ich nun gar keine Lust.

»Ach ja, hast du das Buch wieder gefunden? Ich habe es auf dein Nachttisch gelegt.« Fragte Andreas ganz scheinheilig und ich verschluckte mich an meiner eigenen Spucke.
»Wann ward Ihr-«
»Oh bitte, lass die Formalitäten! Nenn' mich Andreas, oder Andy, so wird es dir passt. Ich bin nicht so verkorkst wie mein älterer Bruder.« Unterbrach mich der Vampir lachend.
»Okay... Wann warst du in meinem Zimmer?« Fragte ich verunsichert.
»Oh, heute Nacht, als du geschlafen hast.« Sagte er so, als wäre es das normalste von der Welt, nachts in das Zimmer von jemandem zu gehen, während er schläft und er sog wieder an seiner Zigarette
»Äh... Ähm... O-okay... Und wieso?« Der Vampir bließ den blau-grauen Qual aus, bevor er antwortete.
»Ich wollte mal gucken. Ich finde Menschen in so vielen Hinsichten interessant und du sahst... Niedlich aus.« Sagte der Vampir schmunzelnd, schmiss seine Kippe auf den Boden und tritt diese aus.
Ich lief rot an und tat es ihm dann gleich.

Wir wollten gerade wieder ins Haus gehen, als mir nochmal was einfiel.
»Ähm, Andreas?« Fragte ich zögerlich.
Der Vampir drehte sich zu mir um.
»Ich, äh... Ich habe die Badezimmertür von innen abgeschlossen.« Sagte ich beschämt.
Andreas fing an zu lachen.
»Keine Sorge, wir haben einen Zweitschlüssel.« Ich nickte und wir beide gingen wieder rein.


Der Vampir klopfte an dem Arbeitszimmer seines Bruders, trat ein und kam wenige Sekunden später wieder raus.
In seiner Hand hielt er den Zweitschlüssel.

Ich ging die Treppe hoch und der Vampir folgte mir in mein Zimmer.
Dort schloss er das Badezimmer auf und ging, jedoch nicht ohne mir noch ein Zwinkern zu schenken.

Ich fand es echt komisch, Master wurde immer grimmiger und Andreas wurde irgendwie... Keine Ahnung, gesprächiger und er war der einzige, der mich richtig beachtete.

Gleichgültig ging ich ins Bad und machte mich Bett fertig.
Dann ging ich zurück ins Zimmer, zog mir meine Schlafsachen an und legte mich ins Bett.

Ohne einen konkreten Gedanken schlief ich dann schließlich nach einer Zeit ein.




Es tut mir extrem leid, dass das Kapitel nun doch so spät kam, aber ich war mit meinem Bruder und meiner Mutter zwei Tage hintereinander schwimmen. Das schlaucht mega und ich war danach total müde, sodass ich mich danach sofort ins Bett gehauen habe und einfach ein gepennt bin.
Das ist auf gar keinen Fall eine Entschuldigung für die Verspätung, sondern eine Erklärung.
Ich hoffe trotzdem, dass euch das Kapitel gefällt!
Es ist bis jetzt das längste.

LG Ju
~2551~ Wörter

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