•14• Familie, Freunde und Vergangenheit

Erstmal vorweg: Ihr habt euch für das Cover von @SophiaHentze entschieden.
Verständlich, das sieht echt gut aus und ich habe für so was nun mal kein Talent, wie für alles eigentlich.
Na ja, worauf ich hinaus will ist, dass ich es jetzt verwende.
So, weiter im Text:



Ich wusste nicht, wodurch ich wach wurde, ich wusste nur, dass dies nicht an dem Wecker lag.
Vielleicht drangen von draußen Geräusche durch das angekippte Fenster, wer weiß?
Ein Fenster... Ein Portal zur Freiheit... Normalerweise, wenn es von außen nicht vergittert wäre und man es weiter öffnen könnte als nur ankippen.
Ich setzte mich auf und streckte mich erstmal ausgiebig, was ein großer Fehler war, denn prompt machte sich eine fiese Verspannungen im Schulter - und Nackenbereich bemerkbar.

Widerwillig stand ich auf und bemerkte erst dann, dass, trotz ziemlichen Flüssigkeitsmangel, meine Blase echt drückte.
Dementsprechend ging ich ins Bad, erledigte dies und stellte mich danach unter die Dusche.
Mein ehemaliger Biologielehrer hatte uns mal gesagt, dass man frühestens alle zwei Tage duschen soll, da sonst der pH-Wert, der Säuregehalt der Haut, abgewaschen wird und so zu niedrig wird, was nicht gut für die Haut ist und unangenehme Nebenwirkungen anrichten kann.
Aber dennoch gehe ich mal zwei Tage hintereinander duschen und mal lasse ich zwei Tage dazwischen Pause.
Grob gesagt, ich gehe dann duschen, wenn ich es für nötig halte.
Ist ja auch egal und unwichtig, interessiert ja niemanden.



Frisch geduscht und mit geputzten Zähnen stand ich, mit einem Handtuch um der Hüfte, in meinem Zimmer vor dem Schrank und holte mir eine neue Uniform vom Kleiderbügel und eine neue Boxershorts aus dem Schubfach.
Die alten brachte ich, wie so oft, auf der Etage, auf der mein Zimmer ist, am Ende des Flurs in ein kleines Zimmer.
Und man wird nie erraten, was darin ist.
Doch, tatsächlich... Die Blutsauger hatten eine Waschmaschine.


Wenig später, nachdem ich die Wäsche eingeworfen hatte, stand ich in der Küche und holte dort zwei Tassen aus dem Schrank.
Dann ging ich zum Kühlschrank.
Master wollte wie immer B negativ und Andreas schien eine Vorliebe für A negativ zu haben.

Ich öffnete die Kühlschranktür und hatte das Gefühl, als würden meine Augen jeden Moment aus ihren Höhlen springen.
Alle Blutkonserven stapelten sich nun zusammen gequetscht in den untersten drei Fächern.
In den zwei darüber standen und lagen verschiedene Joghurts, Gemüse, Obst und noch ganz viele andere leckere Sachen.
Ich sah in die Kühlschranktür und ich könnte förmlich spüren, wie meine Augen anfingen zu leuchten.
Dort standen vier kleine Cola Glasflaschen.

Ich hörte hinter mir ein herzhaftes Lachen und ich drehte mich erschrocken um.
Im Türrahmen angelehnt stand Andreas, der mich schmunzelnd an sah.
Dann stieß er sich vom Rahmen ab und kam auf mich zu.

»Überrascht? Ich habe doch gesagt, ich gehe für dich einkaufen.« Lachte er, griff, an mir vorbei, in den Kühlschrank und holte sich ein Blutbeutel mit der Gruppe A negativ heraus.
Dann nahm er eine der Tassen, die ich für ihn und Master bereit gestellt hatte, riss den Beutel auf und kippte dessen dickflüssigen roten Inhalt in die Tasse, welches er dann in die Mikrowelle stellte.
Ich dagegen nahm einen Joghurt mit Blaubeeren und schloss dann, mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf die Cola Flaschen, die Kühlschranktür.
Danach nahm ich mir einen Löffel aus der Schublade und setzte mich an den Küchentisch, Andreas mir gegenüber.
Vorsichtig zog ich die Lasche auf und öffnete so den Joghurt.
Ich sah in den kleine Plastikbecher und seufzte fast, als ich die kleinen Blaubeeren, die eher Heidelbeeren  glichen, in der bläulich-lila gefärbten Substanz sah.

Ich tauchte den Löffel hinein und führte ihn danach zum Mund.
Das ganze wiederholte ich so lange, bis der Becher auf das letzte Bisschen leer war.
Ich war zwar sehr auf meinen Blaubeer' Joghurt fixiert, aber dennoch entging mir nicht, dass mich Andreas dabei ganz genau beobachtete und jede Bewegung meinerseits mit verfolgte.
Fragend hob ich beide Augenbrauen und der Vampir sah kurz ertappt zur Seite.

»Oh, entschuldige aber ich finde es faszinierend, wenn Menschen essen!« Meinte er und und sah mich dann wieder an.
Aha, dachte ich. Vermutlich genau faszinierend, wie das Blut durch einen lebendigen Körper pulsieren zu sehen.

Oh Scheiße!

Ich habe das Blut für Master total vergessen!

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich vom Stuhl auf, krallte meinen leeren Joghurt Becher und den Löffel.
Den Becher schmiss ich in den Müll und den Löffel spülte ich gründlich ab, eh ich ihn zurück in die Schublade schmiss.
Dann riss ich den Kühlschrank wieder auf, holte den Blutbeutel mit dem Aufdruck B- heraus, nahm eine Schere und schnitt ihn auf, um danach seinen Inhalt in die andere Tasse zu kippen und es dann in die Mikrowelle zu stellen.
Keine Sekunde zu früh, denn kaum hatte ich die richtigen Knöpfe gedrückt, kam auch schon Master in die Küche und setzte sich auf den Stuhl, auf den ich kurz zuvor saß.

Er ist anders als sonst, er ist-

Das Piepen der Mikrowelle riss mich aus meinen Gedanken und ich zuckte zusammen.
Ich wendete mit der Mikrowelle zu, doch Master kam mir zuvor, nahm seine Tasse und verschwand dann auch schon wieder.
Verwirrt sah ich ihm nach.

»Ach, der beruhigt sich schon wieder, aber jetzt möchte ich etwas von dir wissen.« Er deutete an, dass ich mich wieder auf den Stuhl setzten sollte, was ich dann auch zögerlich tat.
»Schön, gut... Also, nur fürs Protokoll, was ich jetzt wissen möchte hat keinen bestimmten Hintergrund, es liegt einfach nur in meiner Natur, dass ich neugierig bin.« Ich nickte langsam und er fuhr fort.
»Okay, also, hast du Freunde gehabt, bevor...« Ich schluckte schwer. Auf so einer Frage war ich nun gar nicht vorbereitet.
Andreas sah mich auffordernd an und ich biss nervös auf meine Unterlippe.
Kurz blitze in den Augen des Vampirs etwas auf, was ich noch nie gesehen hatte, weder bei einem Menschen, noch bei einem Vampir.

Dann straffte ich meine Schultern und drückte meinen Rücken durch.
»Nein, ich hatte keine Freunde.« Andreas sah mich überrascht an.
»Eine Freundin?« Kurz lachte ich sarkastisch auf.
»Eine Freundin?! Nein!« Mein Gegenüber hob eine Augenbraue.
»Einen Freund?« Ich wollte gerade den Mund auf machen um zu sagen, dass er mich das doch schon gefragt hatte, als ich gedanklich den Satz noch mal durch ging.
Prompt lief ich rot an.
»N-nein.« Die Mundwinkel meines Gegenübers verzogen sich zu einem leichten Grinsen.
»Okay... Wie ist es mit deiner Familie? Eltern, zusammen oder getrennt? Geschwister?« Leicht ängstlich huschten meine Augen in dem Gesicht des Vampires umher.
»Ä-ähm... Meine Eltern wohnen zusammen u-und ich habe Geschwister.«
»Wie viele und wie alt sind sie?« Ich sah Andreas flehend an, er musste doch verstehen, wie schwer er mir fallen muss über meine Familie zu reden.
Ich hatte ein mega gutes Verhältnis zu meinen Eltern und meinen Geschwistern und nun würde ich sie nie wieder sehen!

»I-ich habe zwei Geschwister. Einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester.«
»Wie alt?« Knurrte Andreas und ich zuckte kurz und hoffentlich unbemerkt zusammen.
»Mein Bruder ist 27 und meine Schwester 13.« 13... Genauso alt wie Roxy... Die kleine Blondine mit den süßen blau-grauen Augen.
Ohne dass ich merkte schluchzte ich leise auf.

Doch leider war das laut genug, dass es der Vampir hörte und er mich leicht verzweifelt an sah.

»Hey, was ist los?« Ich musste mich echt zusammenreißen den Vampir vor mir nicht böse anzusehen.
Erst durchlöchert er mich mit Fragen über meine nicht vorhandenen Freunde und meine Familie und dann wunderte er sich, wenn ich sentimental wurde.

»Es ist nichts.« Sagte ich, meine leicht aufflammende Wut unterdrückend, und sah nach unten.
Ich hörte ein leises Fauchen, was mich dazu verleiten ließ, auf zu sehen.
Andreas sah mich mit einem leicht wütenden Blick an.
»Ich und mein Bruder haben zwar nicht viel gemeinsam, aber zu dem wenigen gehört, dass ich es furchtbar hasse angelogen zu werden! Nochmal von vorne: Was ist los?« Ich atmete tief durch.
»Es ist nichts schlimmes,« Ich schluckte schwer, da ich schon wieder gelogen hatte.
Um mich aus der Situation zu retten fügte ich noch ganz schnell hinzu:
»Jedenfalls mehr oder weniger nicht körperlich schlimm für mich. Es geht um ein Mädchen.« Andreas sah mich mit einem breiten Grinsen an und ich konnte nur innerlich die Augen verdrehen.
»Es geht um ein Mädchen, das ich auf dem Markt kennengelernt hatte. Sie ist schon drei Jahre dort und ist erst 13 Jahre alt.« Als wäre ein Schneesturm durch das Gesicht des Vampirs gefegt, fror sein Grinsen ein und verstarb. Nun hörte er mir aufmerksam zu.
»Sie wird schlimmer als die anderen behandelt und die Vampire dort meinten, sie würde eh niemand kaufen wollen und behalten sie deswegen hinten.«
»Wie, 'sie wird schlimmer als die anderen behandelt'?« Fragte Andreas und schien sich wirklich aufrichtig dafür zu interessieren, was dort hinter den Kulissen ablief.

Ich holte zitternd Luft.

»A-also, ähm... Die Menschen dort werden von den Vampiren nicht angefasst und so... Bis auf sie. Sie wird geschlagen, so brutal gebissen, dass sogar Fleisch in ihrer Schulter fehlte und sie wird... Sie wird...-«
»Sie wird vergewaltigt.« Half mir dann Andreas und ich konnte nichts anderes als bloß nickten.
Der Vampir sah mich kurz schockiert an, eh er sich räusperte und versuchte sich wieder zu entspannen, was nicht so recht funktionieren wollte, wie er es eigentlich vor gehabt hatte.

»Das ist wirklich schlimm, vor allem, da sie mit 13 Jahren noch ein Kind ist...« Sagte er dann nach einer etwas längeren verstrichen Zeit und es hörte sich so an, als wäre dieser Satz nur für seine Ohren bestimmt.
Der Vampir räusperte sich erneut und sah mich an.
»Ich denke, es wäre nicht schlimm ist, wenn du dir ein paar Bücher aus der Bibliothek nimmst und dann zurück in dein Zimmer gehst. Ich habe nämlich noch was mit Andrew zu bereden.« Ich nickte zaghaft und ging dann aus der Küche, die Treppe hoch.

Dieses Mal entschied ich mich dafür, mir ein zwei Bücher zu besorgen und so ging ich in die Bibliothek, die sich ziemlich weit hinten auf dem Flur der zweiten Etage befand.
Wahllos griff ich in ein Regal und begab mich in mein Zimmer.

Dort angekommen sah ich auf das Buch, das ich mir geholt hatte, und stellte erstaunt fest, dass es ein Buch von Stephen King war und zwar ›Friedhof der Kuscheltiere‹. Ich habe gehört ganz in Ordnung sein sollte, für die damaligen Verhältnisse, also konnte das Buch auch nicht schlecht sein, vor allem dann, wenn es alle Bücher besser sind, als ihre Verfilmungen.
Dennoch war ich überrascht, dass Vampire solche Bücher besaßen.

Ich verlor keine weiteren Gedanken mehr darüber, machte mich schon proforma fertig fürs Bett, deckte mich zu und begann in dem Buch zu lesen, bis...


... Meine Augenlider sich vor Müdigkeit weigerten, sich zu erheben.





Hi, ich bin wieder da und das ist bis jetzt eines der längsten Kapitel.
Ich hoffe sehr, dass es euch gefällt!

LG Ju
~1763~ Wörter

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top