44.Illuminate


♪ After Dark – Blue Oyster Cult


Nicholas


Sienna war noch immer schön, genauso hübsch und edel, wie ich sie in Erinnerung hatte. Das rote, glänzende Haar wirkte ein wenig kürzer als früher, doch dafür waren ihre Gesichtszüge nunmehr ausgeprägter. Diese Frau hatte unendlich viel erlebt, mehr als der durchschnittliche Mensch vermutlich halbwegs über sich ergehen würde lassen müssen. Ich machte einen Teil dieser Erlebnisse aus, jenen Part, den sie wahrscheinlich am liebsten für immer vergessen wollte.

Für sie war ich das Böse.

Dass sie so sehr zitterte, machte mir bewusst, wie sehr ich sie erschreckt haben musste. Vermutlich dachte sie, ich wollte ihr etwas antun. Doch das war nicht meine Absicht.

„Sienna, du brauchst keine Angst zu haben", flüsterte ich leise.

Die rothaarige Frau schluckte kurz und nickte, wobei sich die Beklommenheit merklich in ihrem Gesicht abzeichnete.

„Ich werde dir nichts tun, ich-." Kurz brach ich ab, als ich ihre Tränen sah, die sich in ihren blauen Augen bildeten. Mein Herz krampfte sich zusammen, denn sie war meine einzige Rettung. Sie war der Mensch, dem ich schon immer vertraut hatte, umgeben von einer Welt, in die ich hineingeboren wurde. Ich sah eine Freundin in ihr, die mich als alleinerziehenden Vater immer verstanden hatte; mit der ich mich austauschen konnte, wenn es um die Kinder ging. Ihr Sohn und mein kleines Mädchen waren gute Freunde gewesen. Ihr wehzutun lag mir fern, auch wenn sie das vielleicht glaubte. Ich war kein Mann, der Frauen Schmerz zufügte, sie schlug oder misshandelte, um Informationen aus ihnen herauszuquetschen. Ich tat dies auf andere Art und Weise. Zwar mit einer gewissen Berechnung aber so, dass niemand dabei zu Schaden kommen würde.

„Was willst du von mir, Nicholas?", hauchte sie mir entgegen. Noch immer spürte ich das Zittern, das von ihrem Körper ausging, sie musste große Angst haben. Und diese wollte ich ihr nehmen. Mit einem einzigen Satz konnte ich das tun.

„Ich brauche deine Hilfe, Sienna."

Sie schaute mich an, als sei ich von allen guten Geistern verlassen.

„Meine Hilfe?" Und dann reckte sie ihre hübsche Nase provokant in die Luft. „Du wagst es, mich um Hilfe zu bitten, wo du meiner Familie doch nur Schaden zugefügt hast? Das ist wirklich ungeheuerlich."

Beinahe entwich mir ein anerkennendes Grinsen, welches ich in letzter Sekunde zurückdrängte. Sie war noch immer stark, versuchte, sich nicht einschüchtern zu lassen.

Kurz wägte ich ab, ob ich sie festhalten sollte oder nicht, entschied mich jedoch dagegen. Sie würde dies als Angriff auffassen, was meine Chancen, etwas zu erfahren, sehr stark schmälern würde. Das konnte ich nicht riskieren und somit steckte ich die Hände in die Manteltaschen, während ich redete.

„Ich hatte damals selbst keine andere Wahl, Sienna. Ich bin nicht vom gleichen Schlag wie mein Vater, der die Fäden in der Hand hielt. Alles tanzte nach seiner Pfeife, doch in New York, als Niall uns austrickste, da begann die Fassade zum ersten Mal zu bröckeln."

Sie schluckte kurz, schaute in meine Augen und atmete tief ein und aus.

„Er ist fast gestorben, Nicholas!", schnaubte sie mir entgegen.

Ich hatte nichts anderes erwartet, konnte ihren Unmut durchaus nachvollziehen. Es gab einfach zu viele Dinge, die sie nicht wusste.

Die Mafia war nicht unbesiegbar, nicht unantastbar, sondern verletzlich, wenn man ihre Schwachstelle fand, so wie Niall es getan hatte. Noch heute zog ich meinen imaginären Hut vor ihm. So jemanden wie ihn hätte ich zusätzlich an meiner Seite gebraucht, um mich gegen meinen Vater aufzulehnen. Toba und Marx alleine reichten nicht, obwohl sie zu mir hielten.

Erneut begann ich zu sprechen. „Ich wollte alles anders machen, mich von den kriminellen Machenschaften freikaufen, aber mein Vater blieb hart. Bis an mein Lebensende sollte ich in der Mafia verweilen und dort später das Zepter übernehmen. Aber ich wehrte mich dagegen, mehr oder weniger erfolgreich."

Sienna musterte mich von oben bis unten, dann sprach sie: „Wohl eher weniger erfolgreich, sonst würdest du jetzt nicht vor mir stehen und mich um Hilfe bitten."

Diese Frau besaß wirklich Kampfgeist und sie hatte keine Angst, beides Dinge, die mir imponierten. Ich selbst hatte meine Tochter genauso erzogen, Anastasia war furchtlos und gab niemals auf. Sie war mein Ein und Alles, das Einzige, was mir von Ekaterina geblieben war. Für einen Moment schloss ich meine Augen, sah deutlich das hübsche Gesicht meiner Tochter vor mir, bevor ich meine Bitte formulierte.

„Ich muss wissen, wo Anastasia sich aufhält."

Sienna bedachte mich mit einem mitleidig wirkenden Blick, als sie antwortete. „Das weiß ich nicht, Nicholas. Nur die entsprechenden Leute aus dem Schutzprogramm haben davon Kenntnis."

„Das dachte ich mir bereits, aber du bist mit ihnen befreundet. Vielleicht kannst du die Informationen, sagen wir, stehlen."

Entrüstet blökte sie mir entgegen: „Wie stellst du dir das vor? Soll ich Louis im Polizeipräsidium einen Besuch abstatten und ihn fragen, ob er mir Zugriff zu der entsprechenden Datenbank gewährt? Das kannst du vergessen. Außerdem, was macht dich so sicher, dass ausgerechnet ich dir helfen werde? Du hast mich hintergangen und enttäuscht. Ich dachte damals, du seist mein guter Freund, ich dachte-." Sie brach ab, um sich die aufkommenden Tränen aus den Augen zu wischen.

Verdammt, ich hätte wissen müssen, wie sehr ich sie damals verletzt hatte. Eine Frau wie sie vergab nicht, sie würde mir das nie verzeihen. Dafür war sie zu stolz. Trotzdem wollte ich versuchen, ihr Wohlwollen zu erlangen, denn eines hatte sich nicht geändert. Wie waren beide Eltern und genau daran erinnerte ich sie nun.

„Sienna, ich möchte nur wissen, ob es Anastasia gut geht, mehr nicht. Sie ist meine einzige Tochter und ich liebe sie. Ich habe ihr die Flucht aus dieser schrecklichen Welt ermöglicht, ich wollte nie, dass sie einen Mafioso heiratet und vielleicht unglücklich wird. Ihr Seelenheil geht mir über alles. Verstehst du das?"

In diesem Moment sprach der Vater aus mir, nicht der Angehörige der Mafia.

Langsam hob Sienna ihren Kopf, ihre Augen begegneten meinen und da sah ich es. Das winzige Glimmen, der Ausdruck, der mich wissen ließ, dass sie begriff, was ich ihr damit sagen wollte.

„Nicholas, ich verstehe dich, aber ich kann dir diese Informationen nicht beschaffen. Selbst wenn du mich bedrohen würdest, nicht."

In diesem Moment fing sie wieder an zu zittern und die nächste Frage kam sehr holprig über ihre Lippen. „Woher wusstest du, wo du mich findest? Wie lange spionierst du mir schon hinterher? Ich will nicht, dass es wieder von vorne anfängt, verdammt! Ich will in Ruhe leben."

Beim letzten Satz bebten ihre Lippen gewaltig, die Angst ergriff nach und nach Besitz von ihr, das spürte ich förmlich. Aber es lag an mir, ihr diese zu nehmen.

„Anastasias Spur verlor sich in diesem Stadtteil. Es war ein Klacks herauszufinden, wo du wohnst, aber ich habe nicht die Absicht, deiner Familie etwas anzutun oder euch gar zu erpressen."

„Dann lass mich bitte gehen", presste sie hervor. „Niall wird sich ohnehin Sorgen machen, weil ich so spät bin. Es könnte sein, dass er mir entgegengelaufen kommt, um mich von der U-Bahn abzuholen."

Niall vielleicht begegnen zu können, machte mir keine Angst. Er hatte damals seine Genugtuung bekommen, eiskalt seine Sache durchgezogen. Dafür bewunderte ich ihn noch immer. Er war ein Mann, ganz nach meinem Geschmack. Ob Kieran ihm wohl ähnelte? Unendlich viele Fragen lagen mir auf der Zunge, kreuzten ständig meine Gedanken, doch ich musste mich auf das konzentrieren was mir wichtig war.

„Du sagst, Louis hat die Information über Anastasias Verbleib?", nahm ich den Gesprächsfaden erneut auf.

„Ja, er ist nach wie vor der Zuständige für das Zeugenschutzprogramm." Und dann brach es aus ihr heraus. „Anastasia hat für kurze Zeit bei uns gewohnt. Dann brachte man sie weg, an einen Ort, der mir nicht bekannt ist. Dort war sie für einige Wochen, Kieran hat sie anfangs besucht, bevor er für längere Zeit bei ihr blieb. Mehr weiß ich nicht, weder wohin man sie brachte, noch ob sie dort immer noch ist. Du musst mir das glauben, Nicholas."

Eindringlich klang ihre Stimme, fast schon flehend, aber trotzdem nicht unterwürfig. Sienna war eine Frau, die sich nicht unterkriegen ließ, egal welche Widrigkeiten das Leben ihr auftischte. Die Frage, die sich mir stellte, war nur natürlich.

„Warum durfte ausgerechnet Kieran über ihren Aufenthaltsort Bescheid wissen?"

„Er ist Polizist und wird in Louis' Team mitarbeiten. Derzeit wird er dafür ausgebildet", sprach sie mit einem gewissen Stolz in ihrer Stimme.

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, der kleine Junge von damals stand nun auf der guten Seite. So war es für ihn vorherbestimmt, ebenso wie es für Anastasia vorherbestimmt war, innerhalb der Mafia zu leben. Aber da hatte ich einen Riegel davorgeschoben. Sie würde niemals glücklich werden, sie war zu selbstständig, machte sich zu allem ihre eigenen Gedanken und würde sich niemals einem Mann unterordnen. Sie brauchte jemanden, der sie als eigenständiges Individuum mit einem eigenen Willen akzeptierte. Die Männer innerhalb der Mafia würden das niemals tun.

Der Wunsch, mich bei Sienna zu bedanken, weil sie meine Tochter für kurze Zeit versorgt hatte, kam in mir auf. Sie sollte wissen, dass ich das sehr schätzte und niemals vergessen würde.

Vorsichtig ergriff ich ihre Hände, die sich ein wenig kalt anfühlten. Sie zuckte zwar, doch zog sie nicht zurück, sondern schaute mich ungläubig an, als ich sprach.

„Ich danke dir für alles, was du und deine Familie für Anastasia getan habt. Das werde ich niemals vergessen."

Für einen Moment herrschte Stille zwischen uns und ich erinnerte mich an die Zeit, in der wir im Park in New York auf einer Bank gesessen hatten, unseren Kindern beim Spielen zuschauten und nette Gespräche führten. Unendlich lange schien das her zu sein, mehr als sechzehn Jahre. Dennoch hatte ich so manche Unterhaltung im Gedächtnis behalten.

Mein Blick lag auf ihr, als sie sagte: „Du brauchst dich nicht zu bedanken, Nicholas. Nicht dafür."

Für einen Moment begann sie zu lächeln. „Anastasia ist eine hübsche junge Frau geworden, sehr intelligent und wissbegierig. Sie hat unserem Jüngsten bei den Deutsch-Hausaufgaben zugeschaut."

„Oh, ihr habt noch einen Sohn?", entwich es mir überrascht.

„Ja, haben wir. Er ist beinahe sechzehn und Kieran wird zweiundzwanzig. Wo ist die Zeit nur hin?"

In diesem Augenblick fühlte es sich an wie in New York, nur dass wir nicht auf einer Parkbank saßen, sondern in einer dunklen Ecke standen. Ich hörte ihr noch immer gerne zu, wenn sie redete, doch war es nun Zeit für mich, zu gehen und die hübsche Frau nach Hause kehren zu lassen.

Wohl war mir jedoch nicht dabei zumute, sie ganz alleine durch die dunklen Straßen wandern zu lassen und so machte ich einen Vorschlag. „Darf ich dich ein Stück nach Hause begleiten?"

Ihre Antwort verdeutlichte ihren Humor, gepaart mit Sarkasmus. „Du liebst noch immer die Gefahr, oder? Wenn Niall dich sieht, kann ich für nichts garantieren. Er wird die Polizei anrufen."

Prompt entwich mir ein Schmunzeln. „Ich halte ihn nicht davon ab."

„Du bist ja wahnsinnig", warf Sienna mir an den Kopf, „vermutlich weißt du gar nicht, wo ich wohne und willst es auf diese Art und Weise herausfinden."

Ihr Misstrauen war noch immer vorhanden, doch dieses löschte ich mit einem Schlag aus. „21, Butler Avenue", flüsterte ich ihr entgegen, worauf sich ihr Körper augenscheinlich versteifte. Tief atmete sie durch, nickte mir zu und sagte: „Tu, was du nicht lassen kannst, aber ich garantiere für nichts, wenn Niall dich sehen sollte."

In diesem Moment war dies für mich zweitrangig, denn ich wollte die hübsche Frau sicher nach Hause geleiten. So, wie es der Kodex in der Mafia vorschrieb. In dieser Beziehung waren wir Gentlemen.

Schweigend schritten wir nebeneinander her und als wir in die Butler Avenue einbogen, da drehte sie sich kurz zu mir. „Das Haus ist gleich da vorne." Sie wies mit der ausgetreckten Hand in die Richtung. „Du kannst mich also von hier aus beobachten und sehen, dass ich das Grundstück erreiche."

Dann wandte sie sich ab und wollte losgehen, doch ich sprach noch das aus, was mir wichtig war: „Ich danke dir für deine Informationen."

Sienna stoppte in ihrer Bewegung, schaute mich jedoch nicht an, als sie antwortete.

„Bitte, gern geschehen, auch wenn sie eher spärlich waren und vermutlich zu nichts führen."

Das Letzte, was ich von ihr sah, war ihr wehendes Haar, als sie über das Grundstück lief.

Sämtliche Informationen, die ich für die Ausführung meines Planes benötigte, besaß ich nun. Gleich morgen würde ich es angehen, denn ich wollte keine Zeit verlieren. Man war mir noch immer auf den Fersen und jeder Tag war kostbar.

Gleich am nächsten Morgen machte ich mich nach einem guten Frühstück in der kleinen Bed and Breakfast Pension, wo ich seit einigen Tagen ein Zimmer unter falschem Namen bewohnte, auf den Weg zu meinem Ziel.

Mit meinem teuren Anzug bekleidet, einem Kaschmirschal um den Hals sowie einer Sonnenbrille auf der Nase, stieg ich in das Taxi, welches mich vor einem großen beeindruckenden Gebäude absetzte. Jener Adresse, die ich dem Fahrer genannt hatte.

Neugierig ging ich zum Eingang, doch bevor ich durch diesen durch die gläserne Drehtür betreten durfte, musste ich mich einer Kontrolle unterziehen. Man tastete mich nach Waffen ab, wurde jedoch nicht fündig, da ich keine bei mir trug. Daraufhin ließ man mich anstandslos weitergehen.

Einige Leute eilten geschäftig durch die Flure und als ich den großen Plan studierte, der an der rechten Wand in Form einer Computertafel angebracht war, da wurde mir bewusst, dass ich nicht einfach so zu ihm gelangen konnte.

Lächelnd ging ich auf den Informationsschalter zu, wo eine Frau gerade auf einem Tablet herumtippte.

„Guten Morgen", grüßte ich die Dame höflich.

„Guten Morgen, was kann ich für Sie tun?", erwiderte sie freundlich, wobei sie die Brille auf ihrer Nase zurechtrückte. Sie trug eine Uniform, hatte dunkles kurzes Haar und Sommersprossen.

„Ich würde gerne Mr Louis Tomlinson sprechen", erklärte ich selbstbewusst.

Erneut tippte sie auf ihrem Tablet herum. „Sie meinen Chief Superintendent Tomlinson?"

„Ja, den meine ich." Güter Gott, er hatte es echt weit gebracht, aber bei seinen Fähigkeiten war das kein Wunder.

„Nun, Sie können ihn nur sprechen, wenn Sie einen Termin haben, Mr, wie war doch gleich ihr Name?"

„Romanow, Nicholas Romanow", nannte ich mit purer Absicht meinen richtigen Namen. „Sie können ihn doch erreichen, oder?"

„Ja, natürlich, aber wie gesagt, er wird Sie nicht ohne Termin empfangen."

„Sagen Sie ihm einfach, dass ich hier bin, ok? Dann wird er mit ziemlicher Sicherheit einem Treffen zustimmen."

„Gut, ich werde ihn anrufen. In welcher Angelegenheit möchten Sie in sprechen?"

Diese Frau ließ wirklich nicht locker, doch ich antwortete nonchalant: „Das weiß er, Sie brauchen es ihm nicht zu sagen."

Für eine Sekunde blickte sie ziemlich irritiert drein, nahm aber dann mit jemandem Kontakt auf. Da die Dame hinter einer Glasscheibe saß und zudem die Sprechanlage ausgeschaltet hatte, vermochte ich nicht zu hören, was sie redete. Stattdessen beobachtete ich ihre Gestik und Mimik. Hin und wieder kam ein Nicken, bis sie sich schließlich wieder an mich wandte, indem sie die Sprechanlage einschaltete.

„Was hat er gesagt?", wollte ich wissen.

„Das heute nicht der erste April sei, er aber den Trottel gerne sehen würde, der ihn dermaßen verarscht", erwiderte sie trocken.

Ein breites Grinsen zierte meine Lippen. „Fein, mehr wollte ich gar nicht."

„Sie müssen sich zur Sicherheitskontrolle begeben", wies sie mich an.

„Da war ich doch erst am Eingang", entfuhr es mit.

„Es ist eine zusätzliche Kontrolle, für alle Besucher, die die untere Etage verlassen, um die anderen Räume in den oberen Stockwerken aufzusuchen", erklärte sie geschäftig. „Da drüben müssen Sie hin." Sie wies nach links und ich kam der Aufforderung prompt nach.

Da ich keine Waffe bei mir trug und auch sonst keine verdächtigen Utensilien mitgenommen hatte, beschränkte man sich darauf, meinen gefälschten Ausweis zu begutachten. Den richtigen hatte ich in der Zwischenzeit entsorgt aber Louis Tomlinson würde mich erkennen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche.

Die Fälschung ging fürs Erste einwandfrei durch und ich wurde zu den beiden Aufzügen an der linken Seite geleitet. Der Beamte, der das tat, wirkte ruhig und besonnen, aber dennoch aufmerksam.

„Wir fahren jetzt in den ersten Stock", erklärte er. „Dort wird Sie ein Kollege in Empfang nehmen."

Zu Louis Tomlinson zu gelangen, gestaltete sich ebenso schwierig, wie den Papst aufsuchen zu wollen. Zumindest stellte ich mir das Procedere ähnlich vor. Im Grunde genommen ließ sich diese Hierarchie mit der der Mafia vergleichen. Niemand würde ohne Kontrolle zu meinem Vater vordringen und auch nicht zu mir, als sich noch zugegen war.

„Bitte, nach Ihnen, Sir", sprach der Beamte, als wir den ersten Stock erreichten und die Aufzugtüren zur Seite glitten.

„Danke", erwiderte ich höflich, um Sekunden später in das Gesicht jenes Mannes zu blicken, den ich so dringend sprechen wollte.

Louis Tomlinson war zwar genau wie ich, älter geworden, aber ich erkannte ihn sofort. Seine blauen Augen musterten mich intensiv, er ließ sich die Überraschung, die er zweifelsohne verspüren musste, nicht anmerken. Seine Miene blieb beinahe starr, lediglich eine Augenbraue hatte er nach oben gezogen.

„Nicholas, welch schöne Überraschung. Ich nehme an, du wolltest mich in meinem Büro besuchen?"

„Ja, das war meine Absicht."

Der Beamte, der mich nach oben gebracht hatte, verschwand wieder im Aufzug, doch wir waren nicht alleine. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich zwei weitere Personen, die mir nicht unbekannt waren. Liam Payne und seine Frau Sophia kamen ebenfalls auf mich zu. Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme, das wusste ich und damit hatte ich auch gerechnet. Alles andere wäre nicht standesgemäß gewesen und hätte mich sogar enttäuscht.

„Nun, dann lass uns in mein Büro gehen."

Alle drei waren bewaffnet und als Liam hinter mir stand, tastete er mich kurz ab. „Er ist sauber."

„Das habe ich schon zweimal hinter mir", sprach ich, worauf Louis sagte: „Sicher ist sicher.

Der Weg zum Büro war lange und ich merkte ihn mir nicht, das war nicht relevant für mein weiteres Vorhaben. Sophia stieß plötzlich eine Tür auf und ehe mich versah, standen wir in einem Büro, dessen Einrichtung draufhinwies, dass hier der Chef residierte.

„Dir ist klar, dass es ein riesiger Fehler war, hierher zu kommen, oder?" Louis' Stimme klang geschmeidig, er bewegte sich wie eine Katze, die um ihre Beute schlich, während er mich beäugte.

„Nein, das war keine Fehler, sondern pure Absicht", erklärte ich ruhig.

Für einen Moment lächelte er, und sprach dann die Worte aus, die ich hören wollte.

„Nicholas Romanow, ich verhafte Sie hiermit. Sie haben das Recht zu schweigen und Sie haben das Recht auf einen Anwalt."

Im gleichen Moment spürte ich die Handschellen an meinen Gelenken und die totale Erleichterung machte sich in mir breit.

Mein Plan ging auf.

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Endlich ein Kapitel aus der Sicht von Nicholas. Seid ihr geschockt, dass er sich der Polizei quasi selbst gestellt hat? Und welchen Plan mag er wohl verfolgen?

Mochtet ihr die Begegnung zwischen Sienna und ihm und waren ihre Reaktionen nachvollziehbar? Es ist mir wichtig, zu erfahren was ihr denkt, deswegen frage ich.

Danke für euren Wahnsinns-Support, ohne euch würde es nur halb so viel Spaß machen, diese Story zu schreiben.

Das nächste Update kommt am 11.8.2017, also in einer Woche, wie immer nachts.

LG, Ambi xxx


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