40. Interrogation
♪ Feed the Machine - Nickelback
Louis
Sienna war leichenblass, als sie mir die Haustür öffnete. Dicke schwarze Ränder zierten ihre ansonsten so hübschen blauen Augen, dessen geschwollene Lider mich erahnen ließen, wie sehr sie geweint haben musste. Es brach mir fast das Herz, sie in dieser Verfassung zu sehen.
Ohne ein Wort zu sagen, umarmte ich die zitternde Frau. Eine Mutter, die um ihren Sohn bangte. Aiden war noch ein halbes Kind und ich hoffte so sehr, dass er wieder der Alte sein würde, sobald er erwachte.
Ich hätte mir in den Arsch beißen können, dass ich ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt etwas anderes, dringendes zu erledigen hatte. Ansonsten wäre ich nämlich in London gewesen und vermutlich sogar auf Aidens Spuren. Aber ich konnte mich nicht verteilen, außerdem kam es nicht in Frage, einem anderen Teammitglied die Aufgabe zu übertragen. Jeder von uns war mehr als nur gut beschäftigt.
Stumm erwiderte Sienna meine Umarmung und als ich ihr kurz darauf in die Jacke half, seufzte sie tief.
„Positiv denken, er wird schon wieder", versuchte ich sie zu beruhigen, doch in ihren Augen glitzerten schon wieder Tränen.
„Es ist so schrecklich, Louis", schniefte sie, während sie nach ihrer Handtasche griff, aus der sie ein Taschentuch hervorzog, um sich die Augen zu trocknen.
„Wir werden die Kerle schon finden, das verspreche ich dir."
Ich nahm ihre Hand in die meine und drückte diese sanft, um ihr auf diese Art und Weise ein wenig Halt zu geben. Sienna lag mir sehr am Herzen, sie gehörte ebenso wie Niall zu meinen besten Freunden. Diese Familie hatte so viel in ihrem Leben mitmachen müssen und jetzt passierte auch noch das Unglück mit Aiden. Innerlich betete ich, dass dem Jungen nichts geschah. Er sollte einfach nur wieder wachwerden und uns von mir aus gerne mit seinen unreifen Sprüchen beglücken.
„Komm, lass uns fahren. Deine Männer warten schon auf dich", wisperte ich leise, worauf sie nickte, um mir dann zum Wagen zu folgen.
Auf dem Weg zum Krankenhaus blickte sie aus dem Fenster und flüsterte: „Was machen wir nur, wenn er behindert sein wird? Oh Gott, Louis, das wird so schwer für uns alle. Ich mache mir solche Vorwürfe, dass -."
„Stopp", warf ich ein. „Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, denn es lag nicht in deiner Hand. Aiden hat seinen eigenen Kopf und selbst die Anordnung eines Hausarrestes hätte ihn nicht davon abgehalten nach draußen zu gehen. Oder etwa nicht? Den kann man nicht einsperren, er ist ein kleiner Rebell."
Erneut seufzte Sienna tief auf. „Da hast du wohl Recht. Er hört nie, auf das, was man ihm sagt. Trotzdem liebe ich ihn."
„Er ist dein Sohn. Ich liebe Freddie auch, obwohl er im Moment sein Dasein als Arbeitsloser fristet." Ich versuchte die Atmosphäre mit diesem Spruch ein klein wenig aufzulockern, was mir sogar für kurze Zeit gelang, denn Sienna lächelte vage in meine Richtung. Jedoch nur so lange, bis das Krankenhaus in Sicht kam. Sofort verdunkelte sich ihr Gesichtsausdruck und die Sorgenfalte auf ihre Stirn trat erneut hervor.
Umsichtig steuerte den Porsche in die Einfahrt der Tiefgarage, welche eigens für die Besucher gedacht war. Währenddessen rutschte Sienna unruhig auf dem Sitz hin und her, so lange, bis wir endlich standen. Verständlicherweise hatte sie es ziemlich eilig, das Auto zu verlassen, um zu ihrem Sohn zu gelangen. Ihr auf den Fersen folgend, zückte ich mein Handy, um eine Nachricht an mein Team zu schicken. Ich wollte alle auf dem Laufenden halten, da sich jeder Einzelne großen Sorgen um Aiden machte.
Im Eiltempo hechtete ich hinter Sienna her, die eine erstaunliche Geschwindigkeit an den Tag legte, was jedoch absolut verständlich war. Innerhalb weniger Minuten erreichten wir die Intensivstation, auf welcher Aiden noch immer betreut wurde. Dass der die OP gut überstanden hatte, gab mir allerdings Hoffnung.
Sienna drückte die Türklinke nach unten und bevor ich in den Raum schauen konnte, vernahm ich ihr überraschtes Schnaufen.
„Das kann doch nicht wahr sein, oder?", brachte sie hervor.
Sekunden später erfuhr ich den Grund ihres Benehmens. Marx, ein Mann aus Nicholas Romanows früherer Gefolgschaft, stand neben Niall und Kieran im Zimmer. Obwohl er wie wir alle auch, sechzehn Jahre älter geworden war, erkannte ich ihn sofort. Die markanten Gesichtszüge hatte ich mir seit jeher eingeprägt.
Nachdem ich mich ein wenig gefasst hatte, schrillten sämtliche Alarmglocken in meinem Hirn. Was zur Hölle hatte die Mafia an Aidens Bett zu suchen?
„Louis, bevor du falsche Schlüsse ziehst, hör mich zuerst an", begann Niall, der meine Mimik genau zu deuten wusste.
Ein wenig erstaunt zog ich die Augenbrauen nach oben und sprach: „Auf die Erklärung bin ich sehr gespannt."
Mit jedem Satz wurde ich blasser um die Nase, denn der Umstand, dass ausgerechnet Marx Aiden zu Hilfe gekommen war, beruhigte mich keineswegs. Unzählige Fragen sausten durch meinen Kopf. Fragen, auf die ich Antworten haben wollte, und zwar so schnell wie möglich. Marx war nicht nur ein Retter, sondern ein sehr wichtiger Zeuge und womöglich der Komplize von Nicholas Romanow. Aber das würde ich spätestens im Präsidium bei der Vernehmung herausfinden.
Ich hatte nicht vor, ihn so einfach laufen zu lassen.
Die Überraschung, die Kieran im Gesicht geschrieben stand, als ich Marx ansprach, ließ mich innerlich schmunzeln.
„Dir ist klar, dass ich dich als Zeuge verhören werde, oder? Wir fahren gleich zum Präsidium, Kieran kommt mit."
Er sollte lernen, wie so etwas funktionierte, denn hier handelte es sich nicht um eine normale Zeugenbefragung. Man benötigte harte Bandagen, um aus den Leuten, die mit der Mafia in Verbindung standen, etwas herauszubekommen. Während der Ausbildung auf der Akademie, die Kieran bald besuchen würde, lernte er dies nur bedingt, denn zwischen Theorie und Praxis bestand ein himmelweiter Unterschied. Außerdem stand es mir frei, jeden Kollegen mitzunehmen, den ich bevorzugte. Als Chief Superintendant hatte ich den Vorteil, niemanden um Erlaubnis bitten zu müssen.
Während Sienna sich zu Aiden ans Bett setzte (er schlief noch immer), erkundige ich mich bei Niall, ob es bezüglich des Zustandes des Jungen etwas Neues gäbe. Als mein Freund resigniert den Kopf schüttelte, seufzte ich kurz.
„Ich melde mich, sobald ich fertig bin. Sollten gravierende Änderungen eintreten, dann ruf' bitte Kieran an. Er darf ausnahmsweise sein privates Handy in Gebrauch halten."
Niall nickte zum Zeichen, dass er alles verstanden hatte, bevor wir uns mit einer brüderlichen Umarmung voneinander verabschiedeten.
„Danke für alles, Louis."
„Bitte, keine Ursache."
Auch Sienna bekam eine letzte Umarmung, bevor ich Marx in Kierans Gesellschaft zur Tür geleitete. Draußen angekommen tastete ich ihn kurz ab, um mich zu vergewissern, dass seine Waffe in unseren Händen blieb.
„Hier, nimm die in Verwahrung", ordnete ich an, als ich die Pistole Kieran übergab, der die Beretta sorgsam an sich nahm. Weiterhin achteten wir darauf, dass Marx keine Dummheiten machte und uns womöglich abhandenkam. Er wurde von uns in die Mitte genommen, während wir den Weg zu der Tiefgarage antraten.
„Bitte, nach dir."
Ich ließ ihn hinten einsteigen, was bei dem Porsche allerdings kein Zuckerschlecken bedeutete. Die Rückbank war einfach nicht für Personen gemacht, die eine Körpergröße von über eins siebzig aufweisen konnten. Dementsprechend unbequem wurde es für Marx, was mich jedoch nicht juckte. Im Normalfall transportierte ich auch keine Zeugen oder führte Festnahmen durch. Jedoch oblag es jederzeit meiner Einschätzung, ob ich dies für nötig erachtete.
„Kannst du dich noch an Marx erinnern, Kieran?", richtete ich Frage an den jungen Polizeibeamten, dessen Gesicht einen nachdenklichen Ausdruck annahm.
„Ich denke schon. Der Name ist mir irgendwie im Gedächtnis geblieben und ich kann mich dunkel daran erinnern, dass er das Taxi für Tia und mich spielte, wenn wir zum Kindergarten gebracht und abgeholt wurden."
Ein leichtes Grinsen zierte mein Gesicht, gleichzeitig zuckten meine Mundwinkel. Kieran besaß ein ausgezeichnetes Gedächtnis, was für seinen Beruf wirklich von Vorteil war.
Das Präsidium besaß mehrere Eingänge, ich hatte mich für den hinteren entschieden, um kein Aufsehen zu erregen. Hoffentlich würde Marx uns wichtige Informationen geben, doch zunächst wollte ich seine Personalien sowie die Einträge der internationalen Fahndungsliste überprüfen. Marx war früher immer nur als der Chauffeur der Mafia bekannt und besaß nicht wirklich Vorstrafen. Man hatte ihn damals aus allen schmutzigen Geschäften herausgehalten, aber gerade deswegen setzte ich nun meine Hoffnung in ihn.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf nickte ich dem Pförtner am hinteren Eingang zu, der selbstverständlich keine Fragen stellte und außer einem „Guten Abend, Chief Superintendant Tomlinson", nichts herausließ.
Höflich grüßte ich ihn zurück und Schritt mit Kieran und Marx im Schlepptau durch die langen Gänge. Die Vernehmungsräume befanden sich im ersten Stock, doch diese interessierten mich nicht. Wir suchten direkt mein Büro auf, durchschritten auf dem Weg dorthin zwei gesicherte Türen, die man nur mit einem speziellen Ausweis öffnen konnte. Selbst Kieran wäre nicht ohne meine Hilfe zu den geheiligten Hallen vorgedrungen. Noch gehörte er nicht zu meinem Team. Mit dem Zugangscode verschaffte ich mir den Eintritt in den Bereich, dem ausschließlich die Spezialtruppe angehörte. Vor einigen Jahren war dieser nochmal abgesichert worden, früher hatten zumindest die Kollegen der Kriminalabteilung noch Zugang gehabt aber aufgrund verschärfter Sicherheitsvorschriften wurde dies geändert.
Wie zu erwarten, waren die Büroräume bereits leer. Immerhin ging es auf neun Uhr zu, da hatten meine Mitarbeiter ihren Feierabend redlich verdient.
„Bitte, nach dir", ließ ich Marx den Vortritt, nachdem ich die Tür aufgestoßen hatte.
„Kaffee, Tee oder Wasser?", bot ich ihm anschließend an, was Kieran wohl in Erstaunen versetzte. Ich erkannte es anhand seiner Mimik, doch er sprach keinen Ton, sondern holte den Kaffee aus dem Automaten, der sich ebenfalls in diesem abgesonderten Bereich befand und für den nicht nur Marx sich entschieden hatte. Als Kieran mit drei Bechern wieder eintraf, saß der Russe bereits auf einem der Stühle. Seine Hände lagen gefaltet auf dem Tisch und er blickte mich lange an.
„Ich hätte nie gedacht, dass wir uns unter diesen Umständen einmal wiedersehen", sprach er ruhig.
„Ich auch nicht, das kannst du mir glauben." Seit jeher hatten Marx und ich uns geduzt, das würde sich auch nicht ändern, nur weil wie uns sechzehn Jahre nicht gesehen hatten und ich im beruflichen Rang aufgestiegen war. Er blieb Marx für mich und ich für ihn Louis. Im Grunde genommen hatten wir gemeinsam gegen die kolumbianische Drogenmafia gekämpft und da war es erstmal egal gewesen, wer zu welcher Seite gehörte. Zumindest solange Nialls Leben praktisch an einem seidenen Faden hing. Danach hatten sich die Dinge geändert, unsere Wege trennten sich abrupt nach der Rückkehr von New York nach London. Seither hatte ich Marx und Konsorten nie wieder gesehen.
Langsam schob ich dem Russen den Kaffeebecher zu, bevor ich mich selbst gegenüber von ihm in meinen bequemen Bürosessel fallen ließ. Die dritte Sitzgelegenheit belegte Kieran, der Marx mit gekreuzten Armen und tiefgründiger Mine musterte.
„Also", begann ich meine Rede. „Wo hat die Prügelei, bei der Aiden zu Schaden gekommen ist, stattgefunden?" Ich hasste es seit jeher, um den heißen Brei herumzureden und kam deshalb sofort zur Sache.
„Im Stadtteil Harrow", lautete Marxs Antwort, die mich sogleich zum Nachdenken anregte.
„War da rein zufällig ein Pub in der Nähe?"
„Ich glaube ja. Aber ehrlich gesagt war ich nicht auf dem Weg in ein Pub", gab der Russe zu, bevor er an seinem Kaffeebecher nippte.
„Sehr interessant." Während ich redete, tippte ich gleichzeitig auf der Tastatur des Laptops herum und loggte mich in die Dateien der internationalen Fahndungslisten ein. Marx tauchte nicht darin auf, er besaß nach wie vor eine weiße Weste, zumindest nach außen hin. Der Posten des Chauffeurs für einen Mafioso ließ sich nur schwer als kriminelle Aktivität ankreiden.
Gemütlich lehnte ich mich in meinem Sessel zurück, beobachtete wie Kieran auf heißen Kohlen saß und wie Marx mich aufmerksam musterte.
„Was genau willst du von mir wissen, Louis?"
Als er diese Frage heraushaute, antwortete ich relativ gelassen. „Alles. Denke immer daran, ich finde einen Grund, dich hier festhalten zu können. Und wenn es nur das unerlaubte Tragen der Beretta ist, die du hier Gassi geführt hast. Du besitzt zwar einen Waffenschein aber das berechtigt dich nicht dazu, die Waffe in der Öffentlichkeit anzulegen."
Die Fronten waren geklärt und aus dem Augenwinkel sah ich wie Kieran mich anschaute. In seinem Blick lag so etwas wie Bewunderung, das bemerkte ich zum ersten Mal bei ihm. Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, lenkte Marx die volle Aufmerksamkeit auf sich, indem er auf meine Frage antwortete.
„Ich bin auf der Suche nach Anastasia Romanow."
Für einen Sekunde herrschte Stille im Raum, dann sprang Kieran wie von einer Tarantel gestochen auf, zeigte mit dem ausgestreckten Finger auf Marx und knurrte leicht wütend: „Wenn du sie suchst, weil du ihr etwas antun willst, dann wirst du mich kennenlernen."
„Kieran", ermahnte ich meinen zukünftigen Mitarbeiter, „beruhige dich. „Wenn er ihr etwas antun will, dann wird er keine Gelegenheit mir dazu haben. Sollte seine Absichten jedoch andere sein, dann würde ich diese gerne hören."
Sofort fasste sich Nialls Sohn wieder und ließ sich auf dem Stuhl nieder. „Es tut mir leid, aber-."
„Schon gut", unterbrach ich ihn. In gewisser Weise konnte ich seinen Gefühlsausbruch nachvollziehen, denn er liebte Anastasia nach wie vor. Emotionen ließen sich nicht einfach ausknipsen wie ein Lichtschalter.
„Wow, sie scheint dir immer noch nahe zu stehen", kam es ein wenig verblüfft von Marx, der Kieran nun genauer anschaute. „Unglaublich, was aus dem kleinen Kerl geworden ist, den ich immer spazieren gefahren habe; ein Polizist."
„Ok, ok." Kurz hob ich die Hände, um nach dem Flyer des Pizzaservices zu suchen, der sich irgendwo zwischen den Akten auf meinem Schreibtisch versteckt hielt. Nachdem ich diesen gefunden hatte, überreichte ich ihn Marx.
„Das wird eine längere Sitzung. Ich möchte nicht, dass einer von uns verhungert. Wir suchen aus und Kieran wird das Essen unten in Empfang nehmen."
Ich wusste, wie man Leute wie Marx besänftigte, wie man Dinge aus ihnen herauskitzelte. Eigentlich fehlte uns noch eine Flasche Wodka, doch Alkohol war im Dienst verboten, sodass ich davon absah, Kieran in den nächsten Supermarkt zu schicken. Kaffee und Wasser mussten es in diesem Fall tun.
Zum Glück gehörte Marx zu jener Sorte Russen, die auch ohne Wodka redeten. Ganz sicher wusste er, wann es besser war, das Schweigen zu brechen.
„Warum suchst du Anastasia?", stellte ich die entscheidende Frage, die das Rätsel hoffentlich lösen würde.
Ein wenig druckste er herum, entschloss sich dann aber eine gesunde Kooperation an den Tag zu legen.
„So lautete der Plan, den Nicholas sich ausdachte. Derjenige von uns, der nach London durchkommen würde, sollte sich ihrer annehmen."
Eins und eins zusammenzuzählen fiel mir nicht schwer, die Bedeutung dieser Aussage lag klar auf der Hand.
„Im Klartext heißt das, Nicholas ist nicht durchgekommen." Als ich zu Marx schaute, nickte er beklommen.
„Wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen oder Kontakt mit ihm gehabt?"
„In Budapest. Dort trafen wir zu dritt aufeinander. Toba, Nicholas und ich. Anschließend trennten sich unsere Wege. Es wäre zu gefährlich gewesen, gemeinsam zu reisen."
Tief atmete ich durch, bevor ich den nächsten Satz aussprach. „Ich nehme an, du weißt, dass man Toba getötet hat?"
„Ja." Marx nickte erneut, sein Gesicht zeigte Trauer, gepaart mit einer Ladung Wut. „Toba hat das nicht verdient. Er stand genauso treu zu Nicholas wie ich. Er wollte sich seinem Vater nicht mehr beugen, aber der Wor hat ein großes Gefolge, die Meisten standen leider auf seiner Seite. Wohl eher aus Angst, er könnte ihnen etwas antun, ihnen den Status wegnehmen."
Verächtlich kamen die Worte über seine Lippen, während er die Hände zu Fäusten ballte. Dann allerdings sah er auf. „Du weißt, wo Anastasia ist, nicht wahr? Das habe ich zumindest deinen vorherigen Worten entnehmen können."
Ich konnte regelrecht ausmachen, wie sehr es gerade in Kieran brodelte, doch er sprach keinen Ton, sondern fixierte Marx lediglich mit seinen Blicken. In dieser Sekunde dankte ich dem Pizzaservice, denn dieser rief auf meinem Handy an.
„Hier sind drei Pizzen für einen Mr Tomlinson. Ich stehe hier vor dem Präsidium und sollte ihre Nummer anrufen."
„Alles klar, mein Mitarbeiter wird sie abholen."
Ohne mit der Wimper zu zucken reichte ich Kieran meine Karte für die geheiligten Hallen. Den Betrag für die Pizzen hatte ich bereits bei der Online-Bestellung per Kreditkarte bezahlt. Trotzdem händigte ich ihm meine Geldbörse aus.
„Gib dem Boten ein ordentliches Trinkgeld, okay? Und wenn du oben vor der Tür mit dem Pincode stehst, dann ruf' mich an. Ich lasse dich dann herein."
Schweigend zog Kieran von dannen und als er die Tür hinter sich schloss, wandte ich mich wieder an Marx.
„Sie ist in Sicherheit, du kannst beruhigt sein. Aber euer Plan, sich ihrer anzunehmen, der wird nicht mehr funktionieren. Anastasia befindet sich in unseren Händen, sozusagen in einem Schutzprogramm. Ihr Aufenthaltsort ist streng geheim, selbst Kieran kennt ihn nicht."
Laut lachte Marx auf. „Was ihm aber gar nicht schmeckt, richtig?"
Grinsend schüttelte ich den Kopf. „Du hast es erfasst aber nun weiter im Text. Kennst du die Typen, die Aiden zusammengeschlagen haben?"
Er schüttelte seinen Kopf. „Nein, die habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Wie gesagt, ich bin nur wegen Anastasia hier."
Gnadenlos führte ich das Verhör weiter. „Warum hast du gerade in Harrow nach ihr gesucht?"
„Weil die Spur dorthin führte. Toba war ihr auf den Fersen. Ich hatte Kontakt mit ihm, kurz bevor er ermordet wurde. Leider konnte er mir nichts Genaues mehr sagen und es hat auch mehrere Wochen gedauert, ehe ich in London eintraf. Die Verfolger waren uns auf den Fersen, wir mussten sehr vorsichtig sein."
Als ich die nächste Frage stellen wollte, meldete sich mein Handy. Kieran stand vor der Tür und begehrte Einlass. Es roch herrlich nach Pizza, als er den Raum mit den drei Pappkartons betrat und augenblicklich stürzten wir uns auf das Essen. Diese Pause hatten wir gebraucht, denn mit knurrendem Magen erledigte sich die Arbeit nur halb so gut. Während ich aß, ratterten die Gedanken durch meinen Kopf. Ich war versucht, Marx zu glauben. Von all den Leuten, die der Mafia in Verbindung standen, war er der ehrlichste Mensch gewesen. Ihm einen Deal vorzuschlagen klang für mich verlockend, denn er würde uns unglaublich nützlich sein können.
Bevor jedoch dazu kam, meine Überlegungen zu Ende zu bringen, hielt Kierans Handy mich erfolgreich davon ab. Das Adrenalin pumpte durch meine Adern, als er sagte: „Das ist mein Vater, ich muss rangehen."
Hoffentlich waren es keine schlechten Nachrichten.
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Watty nervt. Sollte dieses Kapitel jetzt zweimal erscheinen, dann liegt es daran, dass es mal wieder seine Tage hat.
Ok, here we go.
Ein Cliffhanger zum Schluss, einige Fragen wurden beantwortet, andere nicht.
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und danke euch ganz herzlich für euren Support. Ihr seid spitze.
Denkt ihr, dass Louis Marx vertrauen sollte?
Und welchen Deal wird er ihm wohl vorschlagen wollen?
Was glaubt ihr, ist mit Nicholas passiert?
Das nächste Update kommt am 14.07.2017 - in der Nacht von Donnerstag auf Freitag.
LG, Ambi xxx
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