38. Back to the roots
♪ Song on Fire - Nickelback
Harry
Gespannt blickte ich auf das Gesicht meines Patenkindes, welches wirklich ein wenig perplex dreinschaute. Kieran hatte mir nie über sein erstes Mal berichtet und um ehrlich zu sein, konnte ich nicht aufhören, in mich hinein zu grinsen. Allerdings sollte mir das relativ bald vergehen, denn seine Ehrlichkeit haute mich nicht nur um, sondern ließ beinahe rücklings vom Stuhl kippen.
„Also mein erstes Mal war in deinem Haus, auf dem Dachboden. Dort stand doch so eine alte, ausziehbare Couch."
„Was?" Total überrascht blickte ich ihn an. „In meinem Haus? Auf dem Dachboden?"
Während Freddie sich vor Lachen kaum noch einkriegte (hundert Prozent hatte er das gewusst), kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Denn Kierans nächste Aussage ließ mich erst recht innerlich taumeln.
„Es war mit Shari, der Tochter deiner Schwester Gemma."
„D – das kann nicht wahr sein, oder? Du verarschst mich doch?"
Lässig lehnte Kieran sich im Sessel zurück. „Keineswegs, Onkel Harry. Passiert ist die Sache als wir deinen Geburtstag feierten. Shari sollte auf dem Dachboden übernachten. Wir sind irgendwann nach oben gegangen, weil uns langweilig wurde. Ich fand sie scharf und sie mich wohl auch."
„Aber Shari ist ein ganzes Jahr älter als du!"
„Na und?"
Während Freddie noch immer lachte, wurde ich mit jeder Sekunde fassungsloser. Kieran hatte meine Nichte gepoppt! Gemma würde ihm bestimmt nachträglich noch den Schniedel abschneiden, sollte sie jemals davon erfahren. Da taten sich plötzlich Abgründe auf, Sachen, von denen ich niemals eine Ahnung gehabt hatte.
„Habt ihr wenigstens ein Kondom benutzt?"
„Harry, jetzt mach mal halblang, das ist über fünf Jahre her, ich war sechzehn", grinste mir Kieran frech entgegen.
„Ja, und du hattest damals Schiss, dass du das mit dem Kondom nicht richtig gemacht hast", prustete Freddie los. „Daran kann ich mich noch genau erinnern."
Die beiden raubten mir echt den letzten Nerv. Dennoch versuchte ich cool zu reagieren. „Nun ja, es scheint ja nichts passiert zu sein, ansonsten würde Shari jetzt ein Kind haben."
Anschließend schüttelte ich mit dem Kopf. Kieran war echt ein Frauenheld, aber dass er sich selbst als Teenager an meine Nichte herangemacht hatte, das bekam ich nicht auf die Reihe.
„Ok, Freddie, jetzt bist du dran", hörte ich Kieran sagen.
„Wir haben noch nicht gewürfelt", beschwerte sich Louis' Sohn.
„Ist uns egal, Harry und ich haben ausgepackt, jetzt bist du an der Reihe."
Es endete damit, dass Freddie erzählen musste, was er mit Georgia Ward, einer Lehrerin, während der Nachhilfestunde getrieben hatte. Kieran schien auch hierüber Bescheid zu wissen, aber ich kam erneut aus dem Staunen nicht mehr heraus, als ich hörte, dass Mr Tomlinson Junior seine Französischlehrerin flach gelegt hatte.
Wir leerten den Whiskey, aßen die Chips auf und begaben uns schließlich in die Betten. Morgen würden wir die Strecke bis nach Oceanside zurücklegen und ich war sehr gespannt darauf, wie Kieran auf diesen Ort reagieren würde.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich ein wenig ausgelaugt, aber ich schwang mich trotzdem aus dem Bett. Nach einer erfrischenden Dusche wurde ich richtig wach und machte mich auf den Weg zu dem Zimmer von Kieran und Freddie. Die beiden waren sogar schon aufgestanden und bereit zur Abfahrt.
„Wir frühstücken auf dem Weg", erklärte ich und rückte den Hut auf meinem Kopf zurecht.
Es machte unglaublichen Spaß, den Cadillac durch die Straßen zu steuern und zu sehen, wie sehr Kieran und Freddie das genossen. Wir drei hatten Spaß, das war die Hauptsache.
Nach einem reichhaltigen Frühstück, in einem alten amerikanischen Diner, fuhr ich auf den Highway, der Richtung Süden führte. Der Wind blies uns um die Nase, die Sonne strahlte vom Himmel und laute Musik dudelte aus dem Radio. Es gab weder einen CD Player noch einen USB-Anschluss in diesem Wagen, was uns jedoch nicht störte. Von Country Musik über Rock, wir hörten einfach alles, sangen sogar Stellenweise mit, bis endlich das Schild mit dem Ortsnamen Oceanside vor unseren Augen auftauchte.
Plötzlich wurde Kieran still, er beobachtete nur noch und setzte einen Gesichtsausdruck auf, der vermuten ließ, dass er angestrengt versuchte, sich zu erinnern. Ich hatte zunächst die Adresse des Hotels im Navigationsgerät eingegeben, welches in der Nähe des Strandes lag. Noch immer fand ich Oceanside wunderschön, was wohl auch an den Erinnerungen lag, die ich an diesen Ort hatte.
Kieran, Sienna und Niall hier zweimal im Jahr besuchen dürfen, hatte stets zu den Höhepunkten meines damaligen Lebens gezählt. Hier wurde ich immer mit offenen Armen willkommen geheißen.
Am Hotel angekommen, checkten wir ein und trafen uns anschließend wieder am Wagen.
„Wie sieht es aus, fahren wir zu deinem ehemaligen Elternhaus?", richtete ich meine Frage an Kieran, der einfach nur nickte.
Freddie schlug ihm auf die Schulter, bevor wir in den Cadillac stiegen. „Los, Bro, lass uns dein früheres Leben erkunden."
Es dauerte ungefähr eine Viertelstunde, ehe wir in die Straße einbogen, in welcher sich das ehemalige Haus der Horans befand. Natürlich hatte ich mich vorher darüber informiert, wer jetzt dort wohnte. Als Polizeibeamter einer Spezialeinheit kam man mit Leichtigkeit an solche Informationen heran.
Ich konnte mir lebhaft vorstellen, dass Kieran das Innere des Hauses erkunden wollte und war Feuer und Flamme, dies gemeinsam mit ihm zu tun. Sicher hatte sich vieles verändert. Für Freddie hingegen war Oceanside vollkommenes Neuland. Er war noch niemals hier gewesen und sah die Sache dementsprechend lockerer.
„Sieht cool aus", meinte er, als ich den Wagen vor dem Gebäude auf der Straße abstellte.
Neugierig sah ich mich um, schaute mir das Haus an, in welchem ich so oft zu Gast gewesen war. Natürlich hatte es in der Zwischenzeit einen neuen Anstrich erhalten. Ein zartes Gelb leuchtete uns entgegen. Ebenso waren die Büsche und Bäume auf dem Grundstück mächtig gewachsen.
Keine zehn Minuten von hier befand sich die Kirche, in der Kieran getauft worden war, der Spielplatz war sogar nur fünf Minuten entfernt gewesen. Ob dieser wohl noch existierte?
„Lasst mich vorgehen", sagte ich zu Kieran, der im Begriff war, die Stufen hinaufzusteigen. Er hielt inne, sah zu mir, bevor er auf der Treppe verharrte und ich mich an ihm vorbeizwängte.
Als ich die Klingel betätigte, da spürte ich, wie mein Herz klopfte. Früher hatte mir Niall hier freudestrahlend die Tür geöffnet und ab dem Zeitpunkt, ab dem Kieran laufen konnte, war er mir immer im Flur entgegen gekommen.
Heute wirkte Kierans Gesicht extrem konzentriert, während er auf die Tür starrte. Schritte waren zu vernehmen und dann öffnete uns eine Frau, Anfang sechzig, die Pforte. Das musste Misses Simmons sein, mit der ich bereits Kontakt aufgenommen hatte, was Kieran jedoch nicht wusste.
„Guten Tag, ich bin Harry Styles. Wir hatten bereits miteinander telefoniert."
Als ich mein gewinnendes Lächeln einsetzte, erwiderte sie dieses umgehend.
„Natürlich, bitte treten Sie ein."
Jetzt war es Kieran, der staunte, ebenso wie Freddie, der mich anstarrte, als sei ich ein Marsmensch. Hintereinander betraten wir den Flur, dessen neue Fliesen mir sofort ins Auge stachen. Kieran würde das eher nicht bemerken, denn er war nicht einmal vier Jahre alt gewesen, als er von hier fortging.
Ich beobachtete einfach nur, wie er sich immer wieder umschaute, während wir durch den Flur und das große Wohnzimmer gingen, um schließlich die Terrasse zu erreichen.
Dort bot Misses Simmons uns einen Platz sowie etwas zu trinken an, was wir in Anbetracht der Hitze gerne annahmen. Heimlich beobachtete ich wie Kierans Blicke über den Garten hinweg huschten, während seine Augen freudig aufblitzten.
„Es ist toll hier", flüsterte er leise, worauf ich lächelnd antwortete: „Das war es immer."
Natürlich hatte ich Misses Simmons nicht die volle Wahrheit bezüglich unseres Besuches erzählt. Lediglich, dass mein Patensohn mit seinen Eltern einmal hier gewohnt habe und wir diese gemeinsame Reise zum Anlass genommen hatten, in Oceanside vorbeizuschauen.
Die nette ältere Dame führte uns, nach einem kurzen Plausch auf der Terrasse, sogar im Haus herum. Kieran dabei zu beobachten war herrlich. Beinahe andächtig lief er die Treppe nach oben, stoppte und wandte sich nach links.
„War das eine innere Eingebung?", wisperte ich ihm zu, worauf er nickte.
Sekunden später standen wir in seinem ehemaligen Zimmer. Dieses war zu einem Atelier umgestaltet worden, denn Misses Simmons malte für ihr Leben gern. Eine große Leinwand, deren bunte Farben mir sofort ins Auge stachen, stand auf einer Staffelei. Sienna hätte das Gemälde gewiss sofort beäugt, da ihr Sinn für Kunst aufgrund ihrer Tätigkeit in einer Galerie sehr ausgeprägt war.
„Das war mein Zimmer." Kierans Stimme riss mich urplötzlich aus den Gedanken.
„Ja, das stimmt. Kannst du dich daran erinnern?"
„Fast gar nicht mehr, dennoch kommt es mir nicht total fremd vor", erwiderte er nachdenklich. Langsam trat er zum Fenster, blickte in den Garten und drehte sich einmal um die eigene Achse, bevor er sagte: „Ich möchte noch mehr sehen."
Wir schauten uns alles an. Nialls ehemaliges Arbeitszimmer, das Schlafzimmer, sogar auf den Dachboden stiegen wir hinauf. Dort gab es jedoch nur uninteressantes Gerümpel. Auch die offene Küche mit dem Essbereich wurde von uns in Augenschein genommen. Obwohl total andere Möbel in diesem Haus standen, so sah ich uns im Geiste doch gemeinsam am Tisch sitzen und essen. Niall, Sienna, Kieran (in seinem Hochstuhl) und mich.
„Ich habe noch etwas, was ich Ihnen gerne zeigen möchte", warf die ältere Dame ein, bevor sie uns in den Flur führte, von welchem aus eine kleine Treppe nach unten ging. Normalerweise waren Häuser in diesem Baustil nicht unterkellert, doch ich wusste, dass sich hier, in diesem Gebäude, ein einziger Kellerraum befand. Dieser war nur durch das Haus zu erreichen und besaß kein Fenster. Genau diesen Umstand hatte Niall damals genutzt, um einen Black Room für Sienna und sich zu bauen. Einmal durfte ich hineingehen, um alles zu begutachten, doch die Frage, die sich mir stellte, war, wie Kieran wohl darauf reagieren würde.
In Anbetracht der Tatsache, dass er Anastasia Romanow jedoch in einem Black Room in London getroffen hatte, kam ich zu dem Entschluss, dass er dieser Sache sehr wohl gewachsen war. Und was Freddie betraf, sollte er sich doch von Kieran aufklären lassen. In dieser Beziehung reagierte ich relativ gelassen.
„Ich habe mich immer gefragt, für was die Vorbesitzer diesen Keller genutzt haben", plapperte Misses Simmons munter drauflos, worauf ich mir mit aller Kraft das Lachen verkneifen musste.
Gemein wie ich war, ließ ich Kieran vorgehen, der neugierig den Kopf in den schwarzen Raum steckte, wo man wirklich absolut nichts sah.
„Vielleicht war das eine Dunkelkammer", kam es von ihm, wobei er mir einen vielsagenden Blick zuwarf.
Kieran schnallte genau, was Sache war, denn seine Mimik sprach in diesem Moment Bände.
„Eine Dunkelkammer?", hörte ich Freddie sagen. „Die sieht aber komisch aus."
Beinahe verschluckte ich mich an meinem unterdrückten Lachen, während Kieran in sich hinein grinste.
Artig bedankten wir uns bei Misses Simmons für die Führung durch das Haus, schüttelten ihr zum Abschied die Hand, bevor wir erneut den Cadillac bestiegen, um zum Strand zu fahren.
„Harry, ich danke dir, dass du mir das ermöglichst hast." Aufrichtig und freudig erklangen die Worte aus Kierans Mund. Als ich zu ihm schaute, breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus. Ich wollte, dass er die Wurzeln seines Lebens kennenlernte und diese Reise gestaltete sich für das Vorhaben perfekt.
„Bitte, keine Ursache, gern geschehen", erwiderte ich ein wenig gerührt.
Das Verhältnis zwischen meinem Patensohn und mir war schon immer ein besonderes gewesen und hatte sich nie verändert.
Der Strand von Oceanside gehörte zu den schönsten Kaliforniens. Obwohl ich schon ewig nicht mehr hier gewesen war, erinnerte ich mich an den wundervollen Sand, das Rauschen des Ozeans und die unzähligen Sandburgen, die ich gemeinsam mit Kieran gebaut hatte.
Nachdem ich den Wagen in einer der Parkbuchten abgestellt hatte, erspähte ich einen Stand, der Softeis verkaufte. „So, Jungs, jetzt kriegt jeder von euch ein Eis von mir."
Schmunzelnd blickte ich zu Kieran und Freddie, die mich im ersten Moment komisch anschauten, jedoch lachten, als sie den Eisverkäufer ebenfalls erblickten.
„Tolle Sache, Harry, das hat uns heute noch zu unserem Glück gefehlt", witzelte Freddie.
Gemächlich schlenderten wir zu dem Eisstand, wo ich drei Softeis jeweils in einer Waffel kaufte. Während wir das Eis schleckten, liefen wir am Strand entlang. Es war warm, aber ein bisschen windig, weshalb man die Temperaturen nicht als unangenehm empfand.
„Hier warst du als Knirps sehr oft im Wasser."
„Ich weiß. Mum hat mir erzählt, dass sie immer mit mir zum Strand gefahren ist."
Kieran betrachtete die großen Palmen, welche die Promenade umsäumten und dieser ein besonderes Flair gaben. Seine Augen standen niemals still, ebenso seine Füße nicht. Stets wanderte er voran, während Freddie und ich ihm folgten. Als wir zu einer Bank gelangten, setzten wir uns hin und schleckten das Eis genüsslich bis zum Ende. Bevor ich jedoch alles aufessen konnte, fiel die Waffel in sich zusammen und das restliche Eis landete auf meinem schönen hellblauen Hemd mit dem Blümchenmuster.
„Mist", fluchte ich, während Kieran und Freddie in lautes Gelächter ausbrachen.
„Das ist so typisch für dich, Harry", zog mein Patenkind mich auf.
Verzweifelt versuchte ich den Fleck mit einem Papiertaschentuch zu beseitigen, doch ein kümmerlicher Rest bleib dennoch sichtbar.
„Maggie killt mich, das ist bereits das zweite Hemd, das ich versaue", jammerte ich, worauf Freddie meinte: „Wir kaufen dir ein Neues, das so ähnlich aussieht."
Ich wollte hoffen, dass wir ein solches Exemplar auftreiben konnten.
Kieran ließ währenddessen seine Seele baumeln. „So lässt es sich leben, Oceanside ist herrlich", seufzte er.
„Das finde ich auch. Wie lange bleiben wir eigentlich hier, Harry?" Fragend blickte Freddie mich an.
„Ich dachte, zwei Tage genügen, denn ich habe noch etwas anderes mit euch vor. Wir werden eine kleine Rundreise machen und in diesem Zuge auch nach Yuma fahren, das liegt in Arizona."
Auf die Frage, was es dort zu sehen gab, gab ich nur zur Antwort: „Lasst euch überraschen."
Die beiden Tage in Oceanside vergingen relativ schnell. Wir bummelten durch Einkaufszentren, sahen uns das Gebäude des Kindergartens an, den Kieran früher besucht hatte, sowie die Kirche, in welcher Niall als Pfarrer einst seinen Dienst verrichtete. Kieran löcherte mich mit Fragen, ich musste ihm viele Orte zeigen, die wir in der Vergangenheit gemeinsam besucht hatten. Währenddessen hörte Freddie geduldig zu, manchmal tippte er Notizen auf seinem Tablet ein. Als ich ihn danach fragte, erklärte er, eine Art Reisebericht verfassen zu wollen.
Ehe wir uns versahen wurde es Zeit den kleinen Rundtrip zu starten, welcher uns nach einer dreieinhalbstündigen Fahrt nach Yuma führte. Weder Freddie noch Kieran kannten die Bedeutung dieses Ortes, dafür wusste ich umso besser Bescheid.
„Also, Harry, warum führst du uns an einen Ort, der mitten in der Wüste liegt?", erkundigte sich Freddie grinsend.
Jetzt war es an mir zu antworten und ich warf ihn buchstäblich ins kalte Wasser. Kieran gleich mit, denn er wusste darüber ebenso wenig.
„Hier hat Louis sich als Dealer ausgegeben. Er war auf der Suche nach Anuuns Mördern und schleuste sich quasi selbst bei der kolumbianischen Mafia ein."
Für einen Moment kostete ich Freddies und Kierans überraschte Gesichter aus. Natürlich hatte ich mir vorher Louis' Erlaubnis eingeholt, um die Geschichte erzählen zu dürfen. Kieran würde sowieso bald alles mitkriegen, was sich in unserem Team abspielte und für Freddie war es an der Zeit, das letzte Bisschen, das noch über die Vergangenheit seines Vaters im Verborgenen lag, zu erfahren. Er würde damit nicht hausieren gehen, sondern seinen Dad noch mehr achten, als er dies ohnehin schon tat.
Während ich die Story erzählte, fühlte ich mich plötzlich in die Vergangenheit zurückversetzt. Die Reise führte mir knallhart vor Augen, wie gefährlich es in unserem Job bisweilen zuging, aber auch, wie überragend Louis damals schon gearbeitet hatte. Nicht umsonst erkor Alistair ihn zu seinem Nachfolger.
Sowohl für Kieran als auch für Freddie beinhaltete diese Story eine wichtige Botschaft. Kieran sollte Louis als seinen Boss immer achten und Freddie nochmals spüren, dass Louis ihn damals nicht absichtlich so lange alleine gelassen hatte.
„Mein Dad ist schon ein krasser Typ", lauteten Freddies Worte, nachdem ich die Geschichte zu Ende erzählt hatte. Auch Kieran gab seinen Senf dazu. „Wow, Louis ist echt der Hammer", meinte er anerkennend.
„Ja, und deswegen wirst du immer schön tun, was er von dir verlangt. Wir alle haben großen Respekt vor ihm und seinen Taten", erklärte ich im Brustton der Überzeugung. Louis war unser Boss, einer der Alistair durchaus ebenbürtig war. Niemand in unserem Team hatte jemals Zweifel daran gehegt.
Von Yuma aus fuhren wir weiter in Richtung Palm Springs, wobei wir an einem wunderschönen See, dem Salton Sea vorbeikamen. Dort machten wir Rast und wie so oft schoss Freddie einige Fotos.
„Palm Springs ist unsere letzte Station, bevor wir wieder nach Los Angeles reisen und nach Hause fliegen, oder?", erkundigte sich Kieran.
„Ja, und auch dort gibt es eine Besonderheit, die ich euch gerne zeigen möchte."
Das Hotel, welches einem unserer Netzwerkmitarbeiter gehörte, existierte heute noch. Das kleine, exklusive Ambiente konnte viele Stammgäste verzeichnen, stand aber jederzeit unserem Team zur Verfügung, wenn Notwendigkeit bestand. Für den dortigen Aufenthalt hatte ich die letzten drei Tage eingeplant, denn Palm Springs war einfach cool. Ich wollte den beiden jungen Männern keineswegs die Stadt vorenthalten, welche sich durch ihr ausgesprochen schönes Flair auszeichnete. Von hier aus würden wir dann direkt nach LA zum Flughafen fahren. Somit sah ich drei entspannten Tagen entgegen, wobei ich das Geheimnis lüftete, dass Kieran bereits einmal hier gewesen sei. Ich berichtet von der überstürzten Abreise und dass Alistair damals dabei war. Dunkel konnte sich Kieran daran erinnern und plötzlich setzte ein Teil seiner Kindheitserinnerungen ein.
„Sophia und Liam waren auch hier, oder?"
Als ich nickte, atmete er tief durch, um dann zu sagen: „Ich glaube, die beiden haben mir damals einen aufblasbaren Delfin geschenkt, mit dem ich im Pool gespielt habe."
Lachend nickte ich ihm zu, denn das entsprach durchaus der Wahrheit.
„So einiges kommt doch wieder, oder?"
„Ja, wenn auch nur bruchstückhaft."
Nachdem wir unsere Zimmer im San Giuliano Hotel, um genauer zu sein handelte es sich dabei um Suiten, bezogen hatten, aßen wir in einem nahegelegenen Steakrestaurant zu Abend.
„Was steht morgen auf dem Programm?", wollte Freddie wissen, bevor er sich ein Stück seiner Folienkartoffel in den Mund schob.
„Stadtbesichtigung", erwiderte ich nur. „Palm Springs hat einiges zu bieten."
Wir waren die Attraktion, als wir mit dem pinken Cadillac durch die Straßen fuhren. Viele Passanten drehten sich nach dem edlen Gefährt um, ich hätte haufenweise Mädels an Land ziehen können, dachte aber nicht im Traum daran. Maggie fehlte mir gewaltig, obwohl wir jeden Tag miteinander skypten. Aber schon bald würde ich sie und unsere Zwillinge sehen, darauf freute ich mich wirklich sehr.
Wie so oft schlenderten wir durch eine Outdoor-Shopping Mall, was eindeutig den Vorteil hatte, das schöne Wetter genießen zu können. Gerade wollte ich auf ein Geschäft hinweisen, welches bunte Hemden verkaufte, als Kierans Handy sich meldete.
Stirnrunzelnd blickte er auf das Display, nahm den Anruf aber sofort entgegen.
„Hey, Dad, alles klar?"
Binnen Sekunden veränderte sich sein ruhiger Gesichtsausdruck. Er wurde kreidebleich und stammelte „Was? Das kann nicht wahr sein. – Ja, ich komme sofort."
Anschließend beendete er das Telefonat, drehte sich zu uns und sprach einen Satz aus, der mir eine gewaltige Gänsehaut verpasste.
„Ich muss sofort nach Hause. Aiden liegt im Krankenhaus, er wurde übelst zusammengeschlagen."
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Wie sehnsüchtig habe ich auf diesen Cliffhanger gewartet - das kann ich euch gar nicht sagen. Endlich ist es aus mit der Ruhe und dem schönen Roadtrip.
Was mag da wohl alles zuhause passiert sein, während Kieran weg war?
Und wie steht ihr zu der Tatsache, dass Kieran was mit Harrys Nichte hatte?
Ich hoffe, ihr mochtet, dass Harry seinem Patenkind alles gezeigt hat, die Vergangenheit ist quasi ein wenig aufgelebt.
Danke für die vielen Kommentare und die Votes. Ich liebe eure Unterstützung einfach.
Das nächste Update kommt nächsten Freitag, also am 30.06.2017.
LG, Ambi xxx
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