37. Road Trip
♪ Driver's Seat – Sniff' n the Tears
Kieran
Der Moment, in dem ich meinen Patenonkel in einem rosafarbenen Hawaiihemd, dessen Knöpfe bis zu seinem Bauchnabel offenstanden, am Flughafen erblickte, fühlte sich ein bisschen wie Heimat an. Freudestrahlend breitete Harry seine Arme aus und empfing uns mit seinem ganz speziellen Lächeln.
„Hey, Jungs, schön, dass ihr hier seid. Ich dachte schon, man hätte euch in Barrow im Schnee vergraben."
„Pah", meinte Freddie, „wir hätten uns schon wieder herausgewühlt."
Freundschaftlich schlug Harry zuerst mir und dann meinem besten Freund auf die Schulter. „Los, kommt, wir wollen doch unseren Road Trip beginnen."
Während wir Harry durch das Gebäude folgten, sagte ich: „Ich hoffe, du hast einen coolen Wagen angemietet."
„Ein Jeep mit Allradantrieb wäre super", kam es von Freddie.
Ein wenig erstaunt zog Harry seine Augenbrauen nach oben. „Da muss ich euch leider enttäuschen, Jungs. Ein Jeep ist viel zu gewöhnlich für unseren Trip. Ich habe etwas ganz Besonderes ausgesucht."
Mit diesen Worten schritt er durch die Parkgarage auf einen Wagen zu, dessen Anblick meine Kinnlade nach unten klappen ließ.
„Das ist nicht ein Ernst", ächzte ich und hörte Freddie im selben Moment neben mir losprusten.
„Oh, Harry, sowas kann ja nur dir einfallen! Wir werden bestimmt alle für schwul gehalten!", platzte er heraus.
Sofort verschränkte Harry seine Arme vor der Brust, wobei er eine leicht beleidigte Schnute zog. „Schwul? Das ist die neue Trendfarbe", erklärte er überzeugt.
„Das sieht man an deinem Hemd", bekräftigte ich lachend, wobei ich auf den Wagen zuschritt, dessen Äußeres auf jeden Fall Aufsehen erregen würde. Ein pinkfarbener Oldtimer-Cadillac im Cabrio Stil war eben selbst in den USA nicht täglich auf der Straße anzutreffen. Immerhin besaß das Gefährt einen großen Kofferraum, in welchem Freddie und ich unsere großen Rucksäcke verstauten.
„Ok, wer von euch will vorne sitzen?", stellte Harry die Frage in den Raum, worauf Freddie antwortete: „Lass Kieran nach vorne gehen, ich mache es mir hinten gemütlich. Dann wirke ich vielleicht nicht ganz so schwuchtelig."
Leicht schlug ich ihm auf den Hinterkopf, bevor ich meinen Platz neben Harry einnahm, der den Schlüssel in das Zündschloss steckte, um den Wagen anzulassen. Diese altertümliche Technik war mir zwar bekannt, dennoch fühlte es sich merkwürdig an, sich auf ein Auto verlassen zu müssen, das vermutlich nicht einmal eine Einparkhilfe besaß.
„Was kann der Wagen alles?", erkundigte ich mich, während mein Patenonkel das pinkfarbene Prachtstück elegant aus dem Parkhaus chauffierte, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan.
„Er kann fahren, bringt uns von A nach B."
Harrys Aussage ließ mich wissen, dass wir es mit einer minimalistischen Ausgabe zu tun hatten, was den technischen Komfort anging. Trotzdem bereitete mir der Wagen langsam aber sicher Spaß.
Der Wind wehte um meine Nase, als wir das Parkhaus verließen und vermittelte ein Gefühl von Freiheit gepaart Abenteuerlust. Der Sonnenuntergang, welcher den Himmel orangerot färbte, perfektionierte diesen Moment.
„Wo fahren wir eigentlich hin?", richtete ich meine Frage an Harry, der einen Strohhut mit einem pinkfarbenen Band trug.
Mein Patenonkel kleidete sich seit jeher auffällig, ich kannte es gar nicht anders, von daher wunderte mich das nicht.
„Zu unserem Hotel. Wir müssen ja irgendwo schlafen. Ich bin bereits seit gestern hier und habe mir erlaubt, für euch ebenfalls ein Zimmer zu reservieren."
Das war typisch Harry. Seit jeher sorgte er sich um mein Wohlergehen, da änderte selbst meine Volljährigkeit nichts daran. Er war der beste Patenonkel der Welt und ich mochte ihn genauso wie er sich gab. Mit Sicherheit würde unser Road Trip ein cooles Unterfangen werden, eines, an das ich noch lange zurückdenken würde.
Der Verkehr in Los Angeles war eine Katastrophe, sehr viel schlimmer als in London, meiner Heimatstadt. Die Autos wechselten die Spuren, wie es ihnen beliebte, ohne sich um den nachfolgenden Verkehr zu kümmern. Harry musste mehrmals heftig auf die Bremse treten, wobei er öfter fluchte.
„Du Penner, bleib' auf deiner Seite, sonst zerre ich dich aus dem Wagen!" Solche Sprüche bekamen wir andauernd zu hören und insgeheim war ich froh, dass ich nicht am Steuer saß. Wie ich mich kannte, hätte ich mich dem Fahrstil angepasst, denn ich richtete mich nicht allzu gerne nach den vorgeschriebenen Geschwindigkeiten. Hier hätte das allerdings unliebsame Konsequenzen nach sich ziehen können.
Es dauerte fast eine Stunde, ehe wir an unserer Unterkunft, dem 'The Hotel Hollywood', eintrafen. Mit seiner hellblauen Fassade wirkte das Gebäude ziemlich witzig und erweckte sofort mein Interesse, was die Inneneinrichtung betraf.
Nach dem Einchecken begleitete Harry uns in das zweite Stockwerk, wo auch sein Zimmer lag.
„Wow, ich hätte nicht gedacht, dass wir hier dermaßen gut unterkommen würden", bemerkte Freddie, der sich hinter mir durch die Tür quetschte. Das Zimmer war super sauber, das breite Kingsize Bett sah urgemütlich aus und auch über das Bad gab es nichts zu meckern.
„Du traust mir aber auch gar nichts zu, oder?", meinte Harry grinsend, während er sich dabei einmal um die eigene Achse drehte.
Mit ernstem Gesicht erfolgte Freddies Antwort. „Doch, jegliche Tollpatschigkeiten."
„Na warte, das gibt Rache", mokierte sich mein Patenonkel, der prompt am Türknauf hängenblieb, worauf Freddie und ich in lautes Gelächter ausbrachen.
Das fing ja schon gut an.
Los Angeles hielt jede Menge Überraschungen für uns bereit. Obwohl wir nur eine Nacht dort verbrachten, sahen wir jedoch genug, um festzustellen, dass es nicht unbedingt die Stadt unserer Träume sein würde. New York hatte sowohl Freddie als auch meiner Wenigkeit wesentlich besser gefallen. Diese Stadt besaß ihren eigenen Charme, was man von Los Angeles nicht gerade behaupten konnte.
Als wir nach dem Abendessen über den Walk of Fame flanierten, versuchte ich die Namen auf all den Sternen zu lesen, die sich über den Gehweg verstreuten. Einige der Stars waren mir gar nicht bekannt, andere wiederum schon.
„Komm, lass uns mal in das Hardrock Café gehen, ich möchte mir ein Shirt als Andenken mitnehmen", sagte Freddie, worauf Harry und ich ihm folgten. Während Freddie sich die T-Shirts und Snapbacks ansah, schaute ich mich ein wenig um. Die junge Frau hinter dem Tresen erregte kurz meine Aufmerksamkeit. Sie hatte halblange braune Haare, grüne Augen und ein sehr gewinnendes Lächeln. Prompt lächelte ich zurück, aber im gleichen Moment erblickte ich im Augenwinkel eine Person, die mich vehement an Tia erinnerte.
Das seitliche Profil der jungen Frau, die gerade an Freddie vorüberging, glich ihr immens. Bevor ich darüber nachdachte, setzte ich mich in Bewegung, Harrys Rufe ignorierend.
„Hey, Kieran, wo willst du hin?"
Ich musste sie von vorne sehen, mir Gewissheit verschaffen, doch als ich die Tür erreichte, da war sie bereits in der Menschenmenge, die sich über den Gehsteig schleppte, verschwunden.
Was, wenn es wirklich Tia gewesen war?
Mein Herz klopfte wie wahnsinnig und der Geschmack, der sich plötzlich auf meinen Lippen ausbreitete, erinnerte mich an sie. St Ives, wie gerne würde ich die Zeit noch einmal zurückdrehen, ihr sagen, dass ich sie liebte. Schmerzhaft krampfte sich mein Inneres zusammen, während sich mein Blick in die Ferne richtete. Ich hatte sie verloren, vermutlich für immer.
Als ich zu Harry zurückkehrte, stand Freddie bereits an der Kasse. In seiner rechten Hand hielt er ein Shirt und grinste mich breit an. Er hatte von dem Vorfall nichts bemerkt, wohl aber Harry, der mich misstrauisch musterte.
„Alles in Ordnung bei dir?", erkundigte er sich fürsorglich.
„Ja, alles ok. Ich musste nur mal kurz raus, die Klimaanlage ging mir auf den Wecker. Irgendwann bekomme ich noch Halsschmerzen davon", redete ich mich heraus.
Ob er mir das in diesem Moment abnahm oder nicht, wusste ich nicht. Um ehrlich zu sein, war es mir auch egal, denn meine Gedanken hingen noch immer bei Tia. Erst als Freddie mich anstieß, erwachte ich aus meinem tranceähnlichen Zustand.
„Kieran, träumst du schon wieder?"
„Nein, ich bin bloß ein bisschen müde", log ich, ohne ihn dabei anzusehen.
Zu dritt machten wir uns auf den Weg in unsere Unterkunft, die nicht weit entfernt vom Hollywood Boulevard lag. Bereits nach zehn Minuten hatten wir unsere Zimmer erreicht, wobei Harry uns noch kurz Gesellschaft leistete. Wir besprachen, wie der morgige Tag aussehen sollte und kamen überein, dass wir zunächst durch die Hollywood Hills, jene Wohngegend, von welcher aus man den fetten Hollywood Schriftzug in den Bergen fotografieren konnte, fahren wollten. Anschließend sollte es nach Santa Monica und Malibu gehen. Von dort aus über die Route One weiter nach Süden, bis nach Oceanside.
Der Name dieser Stadt war mir zwar geläufig aber ich besaß so gut wie keine Erinnerungen daran. Kein Wunder, denn ich war nicht einmal vier Jahre alt gewesen, als wir damals wegzogen. Vielleicht war ich gerade deshalb so erpicht darauf, alles anzuschauen, wobei es ein großer Vorteil war, Harry dabei zu haben. Er hatte uns dort stets zweimal im Jahr besucht. Zu Ostern und zu meinem Geburtstag im November. Wenn er davon sprach, sah ich vage das Bild vor mir, wie wir die Kerzen auf meiner Geburtstagstorte gemeinsam ausbliesen.
Müde fiel ich an diesem Abend ins Bett, meine Gedanken verweilten erneut bei Anastasia. Würde ich sie jemals vergessen können?
Am nächsten Morgen wurde ich von Freddie geweckt, der bereits putzmunter zu sein schien.
„Hey, Alter, aufstehen, wir wollen bald los."
Seufzend erhob ich mich, tapste in das Bad, welches mein bester Kumpel bereits halbwegs verwüstet hatte, und machte mich für den Tag bereit. Es dauerte nicht lange, da klopfte Harry an unsere Zimmertür, seine Stimme war deutlich zu vernehmen.
„Wie weit seid ihr denn? Ich würde gerne Frühstücken fahren."
Da das Hotel kein Frühstück anbot, entschlossen wir uns auf dem Weg in die Hollywood Hills nach einer geeigneten Location Ausschau zu halten. Ein Ihop-Restaurant kam uns da sehr gelegen. Diese Kette war in den USA wohl sehr beliebt, jedenfalls erzählte Harry das. Wir wurden auch keineswegs enttäuscht, die Omeletts schmeckten spitze und auch der Kaffee war ok.
Nachdem wir uns gestärkt hatten, ging es gleich weiter. Harry steuerte den Cadillac durch die engen Straßen, welche sich bergauf in Richtung der Hügel schlängelten.
„Mal eben schnell Einkaufen fahren ist hier auch nicht", merkte Freddie grinsend an. „Da muss man ja eine halbe Stunde einplanen, ehe man unten angekommen ist."
Manchmal hatte ich Angst, mein Patenonkel könnte die nächste Hausecke mitnehmen, so nahe fuhr er teilweise an den Gebäuden vorbei. Glücklicherweise geschah nichts dergleichen und wir kamen heil an dem Platz an, der sich zum Fotografieren eignete. Freddie, der seine teure Kamera dabeihatte, schoss die meisten Bilder. Immer mehr Touristen fanden sich an der Stelle ein, sodass es uns bald zu viel wurde. Wir traten den Weg nach Santa Monica an. Dort schlenderten wir über den berühmten Pier und machten erneut einige Bilder. Auch die Fußgängerzone schauten wir uns an und nahmen dort unser Mittagessen ein.
„Jetzt wird es Zeit für die heißen Mädels in Malibu", erklärte Harry augenzwinkernd, nachdem wir wieder in den Cadillac stiegen, der, wie vorauszusehen, überall Aufsehen erregte. Kein Wunder, außer uns fuhr niemand mit einem pinken Cabrio durch die Gegend. Doch irgendwie passte dieser Wagen zu unserem Trip, wir genossen das Gefühl von Freiheit und Abenteuerlust, das uns regelmäßig überfiel, wenn wir unterwegs waren.
Als ich Harry fragte, ob er Maggie und die Kids nicht vermissen würde, da seufzte er kurz auf.
„Ich bin froh, mal einige Tage ausspannen zu können. Drei Frauen können manchmal nervig sein."
„Was heißt hier Frauen, das müssen Olivia und Diana erst noch werden", erklärte Freddie grinsend, worauf sich Harrys Gesicht augenblicklich verfinsterte. Mit einem lauten Stöhnen stieß er hervor: „Das ist nicht mehr fern. Die beiden haben ihre Tage bekommen. Sie können jetzt schwanger werden."
Freddie hing lachend auf der Rückbank, während ich Harrys Satz zum Anlass nahm, ihn kräftig aufzuziehen.
„Ach echt? Mädchen werden schwanger davon, wenn sie ihre Tage kriegen? Das wusste ich noch gar nicht, ich dachte immer, da braucht man einen Mann dazu."
Freddie kriegte sich nicht mehr ein und haute gleich den nächsten Satz raus: „Und wir waren so blöd und haben immer Kondome benutzt, oder nicht, Kieran?"
„Sicher", prustete ich los, das Gesicht meines Patenonkels anschauend, das sich langsam krebsrot färbte.
„Verarschen kann ich mich auch alleine, ihr zwei", blökte er uns entgegen, während unser Gelächter noch schlimmer wurde.
Es war so leicht und zudem noch lustig, Harry aufzuziehen, der vor sich hin schmollte.
„Ihr beiden seid unmöglich", erklärte er kopfschüttelnd. „Eure Eltern haben mich vorgewarnt und sie hatten Recht."
„Womit?" Freddie und ich sprachen es gleichzeitig aus.
„Damit, dass ihr mir auf der Nase herumtanzen werdet."
„Ach komm schon, ein bisschen Spaß muss sein", versuchte ich Harry versöhnlich zu stimmen, was er mit einem schelmischen Grinsen quittierte. „Du hast Glück, mein liebes Patenkind, dass ich eure Scherze verstehe."
Zwei Stunden verbrachten wir in Malibu am Strand, wobei wir die heißen Schnecken, wie Freddie sich ausdrückte, beobachteten. Es waren wirklich hübsche Mädels dabei, doch keine sprach mich äußerlich wirklich an. In meinem Herz gab es nur Tia.
Langsam leerte sich der Strand, die Leute traten den Heimweg an und wir brachen schließlich auf in Richtung Süden. Harrys Planung sah vor, dass wir auf dem Weg nach Oceanside in einem Motel übernachten sollten.
„Das müsst ihr mal gemacht haben", lautete sein Spruch. „Das gehört bei einem Road Trip dazu."
Von uns kam keine Widerrede, im Gegenteil. Wir waren sehr gespannt auf das, was uns erwartete. Motel 6 hieß unsere Unterkunft, welche Harry ansteuerte. Es lag direkt an der befahrenen Straße, aber das störte mich nicht. Seit jeher machten mir Geräusche beim Schlafen nicht viel aus.
Wie üblich teilten Freddie und ich uns ein Zimmer, während Harry alleine residierte.
„Zwei Queensize Betten, das ist ja Luxus", kommentierte Freddie die Ausstattung unseres Raumes. „Endlich ein eigenes Bett", setzte ich hinzu.
Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht hatten, suchten wir den nächstgelegenen Supermarkt auf, um Sandwiches, Getränke und Knabbereien zu kaufen. Dabei beschlossen Freddie und ich, dass es an der Zeit war, ein wenig Alkohol in uns hineinzuschütten. Wir kauften eine Flasche Whiskey, Crushed Ice, Bier und Cola. Als der Kassierer nach meinem Ausweis fragte, hielt ich ihm grinsend meinen Führerschein, der in Amerika durchaus als Identitätsnachweis galt, vor die Nase. Hier durfte am erst ab dem einundzwanzigsten Lebensjahr Alkohol kaufen aber da ich im November bereits zweiundzwanzig wurde, gab es keine Probleme.
„Was habt ihr denn vor?", fragte Harry, als er die Flasche erblickte.
„Saufen, was sonst", kam es trocken von Freddie. „Du machst doch mit, oder?"
„Ja, Onkel Harry, kneifen ist nicht angesagt", warf ich ein.
Seine Antwort erfolgte prompt. „Ihr Pappnasen, ich kneife nicht."
Es wurde eine lustige Runde, die wir in unserem Zimmer verbrachten. Zuerst vertilgten wir die Sandwiches, dann packten wir das Knabberzeug aus. Chips in allen Variationen, scharf, mit Honig, Käsegeschmack und Barbecue-Style. Harry hatte sogar einige Dips dazu gekauft, in die wir die Chips eintauchten. Natürlich besprenkelte er sein Hemd mit der roten Soße, was Freddie und mich zum Lachen reizte.
„Shit, hoffentlich kriegt Maggie das wieder raus", meinte er grinsend. „Ansonsten muss ich mir ein neues Hemd kaufen."
„Als ob dir das was ausmachen würde", erwiderte ich und lange nach den Chips im Barbecue Style.
„Nein, aber dieses Hemd hat mir Rosie geschenkt und ich halte es in Ehren."
„Nun ja, ein Geschenk der Schwiegermutter ist sicher etwas Besonderes", zog Freddie ihn auf.
„Warte mal, bis du eine Schwiegermutter hast." Harrys grüne Augen flackerten belustigt auf, als er diesen Spruch von sich gab. Vermutlich hatte er gar nicht so Unrecht. Wer wusste schon, welchen Drachen Freddie eines Tages als Schwiegermutter bekommen würde.
Alles schmeckte sehr lecker und da wir langsam immer mehr Durst von dem Knabberzeug bekamen, öffneten wir die Whiskeyflasche, nachdem wir das Bier abgekippt hatten. Wir machten uns nicht die Mühe, das Zeug in Plastikbecher zu schütten, die durchaus vorhanden waren, sondern tranken gleich aus der Flasche. Freddie war der Erste, ich kam danach und zum Schluss nahm Harry einen kräftigen Schluck aus der Pulle.
„Ach, der ist gut", seufzte er genießerisch.
„Ja, richtig edel."
Es dauerte nicht lange und die Flasche war halbleer. Dafür wurden wir umso lustiger. Wir alberten herum, rissen sinnfreie Witze am laufenden Band, bis Harry plötzlich meinte: „Wir sitzen hier in einer Männerrunde und könnten eigentlich ein paar Geheimnisse miteinander teilen."
Freddie war sofort Feuer und Flamme. „Das klingt gut, fast wie Flaschendrehen im Jugendalter. Aber wir machen das anders. Wir würfeln und wer die niedrigste Zahl hat, muss die erste Frage beantworten."
„Einverstanden", stimmte ich zu und Harry nickte leicht.
Da wir kein Würfelspiel parat hatten, öffnete Freddie die App auf seinem Handy, welche praktisch das Würfeln übernahm. Nachdem er eine Sechs geworfen hatte, mussten Harry und ich ran. Harry warf eine Drei und ich eine Vier.
„Puh, da bin ich ja nochmal knapp davongekommen", sagte ich erleichtert. „Harry, du musst uns die erste Frage beantworten."
„Kein Problem", grinste mein Patenonkel.
Das hätte er lieber nicht zu laut sagen sollen, denn Freddie und ich waren Spezialisten, wenn es um peinliche Angelegenheiten ging. Wir brauchten uns nur anzuschauen und wussten, welche Frage wir stellen wollten. Als ich meinem Kumpel zunickte, haute er den Satz heraus, der Harry vor Schreck erstarren ließ.
„Was war dein peinlichstes Erlebnis beim Sex?"
Harry wurde prompt rot, als er zu stammeln anfing: „Das kann ich euch nicht erzählen."
„Du musst aber, so sind die Regeln", forderte ich erbarmungslos.
Nervös fuhr er sich durch die Haare. „Ok, ok, aber schwört, dass ihr es Maggie niemals erzählen werdet. Sie kastriert mich sonst."
Nachdem wir den Schwur ausgesprochen hatten, legte Harry los. Unsere Augen wurden groß und rund, als er die Geschichte erzählte.
„Ich habe Maggie vor dem Sex mit Handschellen gefesselt und danach die Schlüssel nicht mehr gefunden. Sophia musste antanzen, um sie zu befreien, sie hat bis heute niemandem davon erzählt. Gott, das war so peinlich!"
Laut prusteten Freddie und ich los, es war zu köstlich, was wir gerade erfahren hatten. Vor allem ich als Polizist konnte mir lebhaft vorstellen, was in ihm vorgegangen sein musste. Außerdem bekam ich das Bild von einer nackten Maggie, die in Handschellen gefesselt vor ihm lag, nicht mehr aus meinem Kopf. Ich lachte so sehr, dass die Tränen aus meinen Augen liefen. Freddie stand mir da in nichts nach, doch mein Lachen verflüchtigte sich sehr schnell, als die zweite Runde würfeln begann und ich die niedrigste Zahl vorzuweisen hatte.
„So mein lieber Kieran, jetzt bin ich an der Reihe", kam es von Harry, der mich schadenfroh angrinste. Seine Frage trug nicht dazu bei, dass ich mich besser fühlte.
„Wann, wo und mit wem hattest du zum ersten Mal Sex?"
Jetzt musste ich Farbe bekennen.
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Hallo meine Lieben, pünktlich zum Freitag kommt das Update für Blood Shed. Vielen Dank für eure tollen Kommentare und die Votes zum vorherigen Kapitel.
Dieses ist zwar nicht besonders spannend (genießt es, denn es wird auch wieder anders), dafür hoffe ich , dass es lustig für euch war. Jedenfalls hatte ich Spaß beim Schreiben. Ich habe lange auf die Szenen mit Harry gewartet, aber nun ist es soweit.
Wie findet ihr den Wagen, den er gemietet hat?
Ich schätze das nächste Update wird auch erst am nächsten Freitag, 23.06. kommen. Das Wetter ist gerade so schön, weshalb wir ganz oft mit dem Motorrad unterwegs sind und ich nicht so viel zum Schreiben komme.
LG, Ambi xxx
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