30. Loch Ness


♪ Beat it – Michael Jackson


Louis


Nachdem Kieran die DNA-Probe zu meinem Haus gebracht hatte, bedankte ich mich bei ihm und wies ihn an, wieder zurück nach St Ives zu fahren. Wie bei der Hinfahrt auch, war er gezwungen den Zug zu nehmen. Immerhin gestaltete sich die Reise mit diesem Verkehrsmittel nicht viel langsamer als mit einem Wagen.

Shawn hatte mich gestern am Telefon erfolgreich davon überzeugt, dass es das Beste sei, wenn Kieran den Transport der wichtigen Probe nach London übernahm. Es sprach auch nichts dagegen, da niemand das Augenmerk auf ihn gerichtet hatte. Kieran gehörte offiziell nicht zu meinem Team, das war in diesem Fall ein unbestreitbarer Vorteil.

Keiner kam auf die Idee, dass ausgerechnet er eine so wichtige Aufgabe erfüllte und deshalb stimmte ich schließlich zu. Ich wusste zwar nicht, wie Shawn auf diese glorreiche Idee gekommen war, aber im Prinzip hatte das auch keine Relevanz. Die Hauptsache war, dass ich das Röhrchen mit der wichtigen Probe in meinen Händen hielt und nun meinen Plan in die Tat umsetzen konnte.

Ich traute nichts und niemandem mehr, kreidete gedanklich sogar dem gerichtsmedizinischen Labor das Verschwinden der so relevanten Ergebnisse an. Schon einmal hatten wir einen Spion in unseren Reihen begrüßen dürfen. Jemand, der sich durch die Mafia bezahlen ließ. Inspektor Parker, der einst eng mit uns zusammenarbeitete, hatte mit den Kolumbianern gemeinsame Sache gemacht. Das kostete Niall und Sienna damals beinahe das Leben. Ich wollte absolut kein Risiko eingehen und deswegen zog ich eine andere Alternative in Betracht.

Obwohl Seth die Sicherheitslücke im Computersystem gefunden und geschlossen hatte, ging ich trotzdem auf Nummer sicher. Diese DNA-Probe würde nicht in einem der offiziellen Institute ausgewertet werden, die der Polizei zur Verfügung standen, sondern in einem Labor, von dessen Existenz nur eine Handvoll Leute wusste.

Mein Weg am heutigen Tag führte mich direkt in die Schottischen Highlands, in eine kleine Stadt, welche den Namen Drumnadochrit trug. Der Ort lag am Westufer des Loch Ness und war bekannt für Nessie-Tourismus, dem Ungeheuer, welches angeblich in diesem See leben sollte.

Vor vielen Jahren war ich mit Freddie hier gewesen, da er unbedingt dieses Ungeheuer hatte sehen wollen – natürlich ohne Erfolg, denn das Viech existierte nur für die Klatschreporter. Zu komisch, dass mein Sohn momentan ebenfalls diesen Beruf ausübte. Als ich an Freddie dachte, machte ich mir schon ein wenig Sorgen. Hoffentlich meldete er sich in absehbarer Zeit, sonst würde Briana nämlich nicht zur Ruhe kommen.

Nachdenklich bestieg ich am Flughafen die Maschine nach Inverness, der Hauptstadt des schottischen Verwaltungsbezirks Highland. Der Flug dauerte eine Stunde und zwanzig Minuten und als ich aus dem Gebäude trat, empfing mich ein kühler Wind. In diesen Regionen wurde es selten richtig warm, die Bewohner passten sich ganz dem Klima an; rau aber herzlich.

Als meine Augen sich auf einen bärtigen grobschlächtigen Kerl mit rotbraunen Haaren richteten, begann ich zu grinsen. Mit schnellen Schritten ging ich auf ihn zu, wissend, dass er mir mit einer seiner großen Pranken gleich auf die Schulter schlagen würde.

„Grüß' dich, Louis."

„Hey, Broddy."

„Hattest du einen guten Flug?"

„Ja, war ruhig und ohne besondere Vorkommnisse."

Mit einem Blick auf die kleine Reisetasche, die ich über die Schultern geworfen hatte, meinte er nur: „Ist es da drin?"

Mein Nicken war für ihn Antwort genug.

„Fein, dann lass uns fahren. Grizel wartet schon auf dich."

Im Laufe der Zeit hatte ich unser Netzwerk, welches Alistair vor einigen Jahrzehnten ins Leben rief, ausgeweitet, gehegt und gepflegt. Gute, vertrauenswürdige Leute zu finden war nicht einfach, dennoch war es mir gelungen, Alistairs Idee weiterzuführen. Mit Sicherheit wäre er stolz auf meine Bemühungen und die sich daraus ergebenden Resultate gewesen.

Unser Netzwerk, das sich auf der ganzen Welt verteilte, wurde durch Aki geleitet. Ihr Vater war einst, in Ausübung seines Dienstes für unsere Sache gestorben. Der Job als Netzwerkmitarbeiter war mindestens ebenso gefährlich wie unserer, doch ich hatte Vertrauen in Aki. Wir beide mussten uns nicht täglich sehen, um zu wissen, dass wir zusammengehörten und einander liebten. Es gehörte zu unserem Beruf dazu, manchmal wochenlang auf den anderen zu verzichten. Aber gerade dieser Umstand machte unsere Beziehung aus.

„Was genau ist in London passiert?", richtete Broddy seine Frage an mich, als wie die erste Straßenkreuzung erreichten, deren Ampel gerade auf Rot umgesprungen war.

Seufzend berichtete ich über den Vorfall, das Löschen der Ergebnisse im Computer des gerichtsmedizinischen Institutes. Kopfschüttelnd nahm Broddy meine Ausführungen zur Kenntnis und als er wieder losfuhr, meinte er: „Das kann alles nicht wahr sein. Hat man das Leck gefunden?"

„Ja, aber Seth konnte es nicht zurückverfolgen. Der Hacker hat eine besonders fiese Methode angewandt. Sämtliche seiner Aktionen löschten sich in dem Augenblick, als Seth Zugriff erlangte."

„Die werden immer gewitzter."

„Das stimmt aber Seth ist nicht dumm. Er hat eine Fangschaltung gelegt, wie er es nennt. Sollte der Bursche wieder zuschlagen, dann hat er ihn."

„Dazu müsstet ihr ihm aber eine Falle stellen", gab Broddy zu bedenken.

„Das werden wir zu gegebener Zeit tun. Aber im Augenblick hat die Auswertung einfach Vorrang."

„Das verstehe ich."

Für einen Moment blickte ich aus dem Fenster und ließ die raue, bizarre und gleichzeitig wunderschöne Landschaft auf mich wirken. Wir fuhren die A82 entlang, die von Inverness nach Drumnadochrit führte. Die Straße schlängelte sich zwischen den teils mit Gras bewachsenen und teils felsigen Bergen durch. Sanfte Nebelschleier stiegen durch Luft und in der Ferne konnte man einen Regenbogen ausmachen. Die Atmosphäre wirkte unglaublich idyllisch auf mich.

Sicher und ruhig steuerte Broddy den Wagen durch die Kurven. Er war hier geboren, kannte jede Ecke, jeden Weg, jeden Stein. Ich hatte ihn durch Grizel kennengelernt.

„Wann genau geht dein Rückflug, Louis?"

„Heute Abend um halb sechs", erwiderte ich. „Es ist also Zeit genug für einen richtig netten Plausch."

„Da wird Grizel sich aber freuen." Er brachte das mit einem drolligen Grinsen hervor, sodass ich ebenfalls schmunzeln musste.

Nach zwanzig Minuten Fahrt erreichen wir den kleinen Ort, der jedoch außer dem relativ großen Touristikzentrum noch eine Besonderheit aufwies. In Drumnadochrit war ein kleines kryptozoologisches Forschungszentrum ansässig, in welchem Grizel offiziell als Wissenschaftlerin arbeitete. Sie gehörte jedoch auch unserem Netzwerk an. Die Kryptozoologie befasste sich mit Tieren, für deren Existenz es nur schwache und zweifelhafte Belege gab. Hier am Loch Ness hatte man das kleine Forschungszentrum aufrechterhalten, auch wenn Nessie niemals aufgetaucht war. Aber der See ansich stach durch seine außerordentliche Tiefe hervor und man vermutete zahlreiche Tierarten darin, die noch niemand zu Gesicht bekommen hatte.

Broddy stellte das Auto auf dem Parkplatz ab, der zum Forschungszentrum gehörte und kaum eine Minute später betraten wir dieses.

Ich sah sie bereits in ihrem weißen Kittel mit einem Reagenzglas in der Hand dastehen, als Grizel sich plötzlich umdrehte.

„Hallo Louis." Sie strahlte mich an und selbst bei diesen zwei Worten kam ihr schottischer Akzent hervor. Ihre langen schwarzen Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden und ihre grauen Augen blickten schelmisch drein, während sie sich noch immer, mit dem Reagenzglas in der Hand, näherte.

Leicht angeekelt blickte ich auf die moosgrüne Flüssigkeit, deren seltsamer Geruch beinahe ein Niesen bei mir auslöste.

„Hallo, Grizel, na, was hast du da drin?"

„Wenn ich das wüsste, Louis, würde ich es dir sagen", erklärte sie augenzwinkernd. „Das ist eine Probe aus dem See, die wir auf Mikroorganismen untersuchen."

„Wieder mal auf der Suche nach neuen Lebewesen?"

„So ungefähr."

Grizle, die ungefähr so groß war wie ich, stellte das Reagenzglas in einem der dafür vorgesehenen Ständer ab, um ihre Aufmerksamkeit vollkommen auf das Röhrchen zu legen, welches ich aus der Reisetasche hervorholte. Ihre grauen Augen blitzten auf, als ich ihr dieses überreichte.

„Es ist ein wertvoller Schatz, Grizel. Ich lege ihn vertrauensvoll in deine Hände."

„Das ehrt mich, Louis."

Gestern hatten wir miteinander telefoniert, sodass ihr die Ereignisse bekannt waren.

„Wir werden aber länger brauchen, als das gerichtsmedizinische Institut in London, denn wir können nicht mit den gleichen Programmen arbeiten."

„Ich weiß, aber das ist nicht die erste Priorität, sondern, dass wir die Auswertung bekommen und dass diese nicht wieder zerstört wird. Da warte ich lieber einige Tage länger."

Grizel nickte mir zu. „Verstehe."

Anschließend schickte sie sich an ihre Zigarillos hervorzuholen.

„Komm, lass uns eine Pause machen. Ich stehe seit heute Morgen um sieben in diesem Labor. Außerdem brauche ich dringend einen Kaffee."

Dagegen hatte ich nichts einzuwenden und deshalb folgte ich ihr in die kleine Küche, in welcher Broddy bereits die Kaffeemaschine in Gang gesetzt hatte. Zu dritt standen wir da, unterhielten uns, während Grizel ihr Zigarillo rauchte und ich den Dampfer hervorholte.

Niemand scherte sich darum, dass hier eigentlich striktes Rauchverbot herrschte und da Grizel die Chefin war, hatte sie sowieso das Sagen. Da ich ihr am Telefon jedoch die Information vorenthalten hatten, von wem die DNA-Probe stammte, holte ich dies nun nach.

Grizel und auch Broddy machten große Augen, aber ich war mir ihrer Verschwiegenheit durchaus bewusst.

„Sollen wir die Probe extra kennzeichnen?", lautete Grizels Frage, nachdem ich ihr erklärt hatte, dass ich einen anderen Namen darauf vermerkt hätte.

„Nein, tu das nicht, verwende diesen Namen und alles ist gut. Wir wissen ja dann Bescheid."

Unser Plausch dauerte einige Zeit und als Grizel wieder an ihren Arbeitsplatz zurückging, ging ich mit Broddy ein Stück am See entlang. Anschließend kehrten wir im Fiddlers Highland Restaurant ein, um unsere Mägen zu füllen. Danach begaben wir uns erneut in das Labor zurück, wo Grizel voll in ihrer Arbeit aufging. Sie hatte bereits die Vorbereitungen für die Analyse in die Wege geleitet.

„Es wird leider einige Zeit dauern, Louis."

„Wie lange?"

„Eine Woche mindestens."

„Gut, dann müssen wir eben so lange warten und ausharren. Aber ich gehe kein Risiko ein, indem ich die Auswertung in einem anderen gerichtsmedizinischen Labor machen lassen, dessen Computerzugänge ebenfalls gehackt werden. Wir wissen nicht, wer dahintersteckt, deshalb wähle ich lieber diesen Weg. Außerdem sind die gerichtsmedizinischen Institute teilweise miteinander vernetzt."

„Da tust du gut daran", meinte Grizel und auch Broddy nickte zustimmend.

Es wurde Zeit sich zu verabschieden und mit dem Versprechen, sich sofort zu melden, wenn ein Ergebnis vorlag, reichte Grizel mir ihre Hand.

„Ich danke dir", sagte ich.

„Keine Ursache, dafür sind wir hier."

Zwei Stunden später saß ich bereits wieder im Flugzeug, welches am Abend pünktlich in London landete. Zuhause angekommen, machte ich es mir mit Aki auf dem Sofa gemütlich, nachdem wir eine Kleinigkeit gegessen hatten. Inzwischen hatte ich mein Team über das erfolgreiche Abliefern der Probe in unserem geheimen Labor unterrichtet. Darauf hoffend, dass der morgige Tag keine unliebsamen Überraschungen bringen würde, verschwanden Aki und ich um kurz vor halb zwölf ins Bett.

„Du weißt, dass ich morgen Abend nicht da bin", erinnerte ich sie, bevor ich ihr einen Gute-Nacht-Kuss gab."

„Ja, ich weiß, du triffst dich mit Briana zum Essen. Sag ihr viele Grüße von mir."

„Das werde ich tun."

Seit vielen Jahren handhabten Briana und ich es so, dass wir in regelmäßigen Abständen zusammen Essen gingen. Anfangs dienten diese Abende dazu, über Freddies Erziehung zu reden sowie grundlegende Fragen zu klären, welche immer mal wieder auftauchten. Schulische Belange, Klassenfahrten, all das gehörte dazu.

Ich war sehr froh, dass Briana und ich diesen Weg gefunden hatten, nachdem es viel zu lange schief gelaufen war. Unsere gemeinsame Zeit in Barrow trug jedoch schließlich dazu bei, dass wir beide uns zusammenrauften.

Alles, was es zu regeln gab, nahmen wir bei einem guten Essen, einer Flasche Wein und ausgezeichneter Bedienung in einem französischen Restaurant in London in Angriff. Nachdem Freddie die Volljährigkeit erreichte, behielten wir dieses Ritual trotzdem bei. Ein Kind verband, egal wie alt es war und da Briana und ich ganz normal miteinander umgingen, sahen wir beide keinen Grund, weshalb wir auf unsere Treffen verzichten sollten. Da unsere Partner ebenfalls nichts dagegen einzuwenden hatten, genossen wir weiterhin den guten Service und das hervorragende Essen im Pierre Victoire, in der Dean Street im Stadtteil Soho.

Wie üblich ließ ich mich von Preston abholen, anschließend fuhren wir direkt zu Briana, die mich bereits erwartete.

„Es ist schön, dass es heute geklappt hat, Louis", sagte sie, als ich in den Wagen stieg.

„Ja, das finde ich auch. Gott sei Dank hatte ich gestern den Termin in Schottland und nicht heute."

Eine komfortable Stille breitete sich zwischen uns aus, während Preston uns zum Restaurant kutschierte.

„Ich hoffe, du hast schon Hunger, Briana."

„Und ob, ich hatte heute Mittag nur einen Salat."

Zufrieden grinste ich sie an, mit dem Wissen, dass wir uns gleich, bei einer gepflegten Unterhaltung, den erlesen Speisen hingeben würden. Das gediegene Ambiente des Restaurants hatte uns beiden schon immer zugesagt. Man konnte sich ungestört unterhalten und wurde zuvorkommend bedient.

Nachdem wir unsere Wahl bezüglich der Getränke und auch des Essens getroffen hatten, heftete ich meine Augen auf Briana, die am heutigen Abend ein hübsches Kleid in einem leichten Stoff trug, der dem Sommer gerecht wurde.

„Hast du etwas von Freddie gehört?", fragte sie.

Als ich meinen Kopf schüttelte, hörte ich ihr lautes Seufzen.

„Er ist schon so lange fort, Louis. So lange war er noch nie weg, ohne sich zu melden. Ich mache mir Sorgen um ihn. Er hat auch nichts in unsere Whatsapp Gruppe geschrieben."

Freddie, Briana und ich hatten eine eigene Whatsapp Gruppe gegründet, die sich einfach nur MDS, abgeleitet von Mum, Dad und Son nannte. Wenn Freddie sich bei uns melden wollte, hatte er den Vorteil, dass er nicht jedem einzeln schreiben musste. Ein Einfaches „Wie geht es euch?", war für uns beide bestimmt.

„Das ist dein gutes Recht", griff ich Brianas vorangegangene Worte auf. „Aber ich denke nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen. Wenn etwas passiert wäre, hätten wir das schon mitbekommen."

Mein Versuch, Briana ein wenig zu beruhigen, schien tatsächlich Früchte zu tragen. Sie atmete tief durch, griff nach ihrem Weinglas und sprach: „Er hat eben eine Menge von dir. Verschwinden, untertauchen, sich in Gefahr begeben, all das kommt mir sehr bekannt vor. Allerdings bist du immer wieder heil zurückgekommen. Du hast sieben Leben, wie eine Katze. Und ich denke, Freddie hat das geerbt."

Der Ober brachte die Schnecken in Knoblauchsauce, die Briana und ich bestellt hatten und welche wir mit einer speziellen Zange und einer kleinen Gabel aus ihren Gehäusen befreiten.

„Lass es dir schmecken, Louis."

„Danke, du dir auch."

Die Vorspeise war köstlich und während wir diese verzehrten, berichtete ich detailliert über meinen kleinen Ausflug nach Schottland. Konzentriert hörte Briana zu und nickte zum Zeichen, dass sie meine Vorgehensweise mehr als billigte. Jegliches Risiko musste ausgeschaltet werden.

„Wie geht es Grizel?", erkundigte sie sich lächelnd.

„Bestens, du weißt ja, wenn sie bei ihren Reagenzgläser ist, ist ihre Welt in Ordnung."

Lachend erwiderte Briana: „Ich werde nie vergessen, als sie das Praktikum in der Gerichtsmedizin machte und den Ausbilder mit Fragen löcherte."

„Das waren noch Zeiten."

Es lag zehn Jahre zurück, seit Grizel dieses Praktikum in London absolviert hatte. Ihr Vater arbeitete bei der Spurensicherung, demnach lag der Untersuchungs- und Forschungsdrang in der Familie. Als ich sie für unser Team rekrutierte, da war sie gerade fünfundzwanzig Jahre alt.

Grizel zog es wieder zurück nach Schottland und somit ergab sich die perfekte Gelegenheit in besagtem Forschungszentrum zu arbeiten, dessen Leitung man ihr vor rund fünf Jahren übertrug.

Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie Briana kurz auf ihr Handy schielte.

„Erwartest du einen Anruf?"

„Nein, Louis, aber du hast mich gerade erwischt." Im selben Atemzug richtete sie eine Frage an mich. „Kannst du dich noch daran erinnern, als Freddie zehn war und Feuerwehrmann werden wollte?"

„Natürlich, er wollte so viele Berufe ergreifen. Feuerwehrmann, Pilot, Dichter, Bordellbesitzer. Aber dass er ausgerechnet bei dem größten Klatschblatt Großbritanniens landet, das hätte ich damals nicht vermutet."

„Ich hoffe, das ändert sich bald", erwiderte Briana mit einem kleinen Seufzen.

„Das hoffe ich auch."

Die Hauptspeise wurde serviert und wir unterbrachen unsere Unterhaltung, um das ausgezeichnete Gericht, Coq au Vin, zu genießen. Wie immer ließen wir uns Zeit beim Essen, sodass es bereits halb zehn war, als wir endlich den Nachtisch vertilgten. Aber uns hetzte ja niemand, von daher gesehen war das in Ordnung.

Gerade als ich mir den Mund mit meiner blütenweißen Serviette abwischte, gaben unsere beiden Handys gleichzeitig einen Ton von sich.

Briana, die schneller war als ich, las die Whatsapp Nachricht von Freddie zuerst.

„Seid ihr noch im Pierre Victoire?"

„Ja, warum? Wo bist du?", lautete Brianas Antwort, welche sie in Rekordzeit tippte.

„Ich stehe davor, aber man will mich nicht hineinlassen. Bin wohl nicht standesgemäß gekleidet."

„Schreib' ihm, ich bezahle die Rechnung und wir kommen raus", erwiderte ich, bevor ich die Bedienung heranwinkte, welche sogleich zum Tisch eilte.

Nachdem ich zweihundert Mäuse losgeworden war, was mich aber kein bisschen reute, folgte ich Briana zum Ausgang des Lokals.

Als wir durch die Tür marschierten, sahen wir Freddie, der an einer Hausecke lehnte. Bei seinem Anblick wunderte es mich nicht, dass man ihm den Zutritt zu dem Nobelrestaurant verweigerte. Er sah aus wie ein Penner. Unrasiert, mit verzottelten Haaren und dicken Rändern um die Augen. Seine Kleidung wirkte verschmutzt, die Schuhe staubten vor Dreck – doch das war nicht das Schlimmste.

Äußerlichkeiten hatten mich noch nie interessiert, denn oftmals musste man eine Maskerade anlegen, um seine beruflichen Ziele zu erreichen. Zumindest in meinem Job und wohl auch in Freddies Fall.

Was mich am meisten schockierte waren die Tränen in seinen Augen, die ich erblickte, als er ganz nahe vor uns stand.

„Was ist passiert?", fragte ich sofort.

Seine Antwort ließ mich wissen, dass seine Mission zwar abgeschlossen war, aber sein Leben im Moment erneut einen tiefen Einschnitt erfuhr.

„Ich bin gerade nach Hause gekommen und-." Er rang nach Worten, die leise aus seinem Mund kamen. „Lorena, sie hat mich verlassen. Für immer."

Als ich in seine Augen schaute, da wusste ich, dass er sie liebte.

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Hallo meine Lieben, hier kommt das versprochene Kapitel.

Wie findet ihr Louis' Idee, die Sache in einem geheimen Labor durch die Netzwerkmitarbeiter erledigen zu lassen?

Und wie hat es euch gefallen, dass er mit Briana Essen geht?

Kind bleibt Kind, egal wie alt es ist. Die Eltern sorgen sich immer und man selbst hat auch oft das Gefühl, mit ihnen reden zu wollen. Der arme Freddie ist am Boden zerstört, ob da noch was zu retten ist?

Danke für eure lieben Kommentare, diese sind einfach super motivierend.

An dieser Stelle habe ich noch eine Mitteilung für euch. Ich fliege am 22. Mai für 3 Wochen in Urlaub, möchte euch aber gerne während dieser Zeit mit einem wöchentlichen Update versorgen. Ich weiß, dass ist noch eine Weile hin aber diese Zeit werde ich nutzen, um vorzuscheiben, was bedeutet, dass ich im Moment nicht in der gleichen Geschwindigkeit wie bisher hochladen werde. Sonst schaffe ich das nämlich nicht. Deswegen wird das nächste Update von Blood Shed vermutlich erst in einer Woche, also nächsten Donnerstag, den 4.05., kommen.

LG, Ambi xxx


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