29. Confrontation
♪ What do you do for money Honey – AC/DC
Niall
Es war ein ganz normaler Mittwoch, an dem ich die Kirche betrat, um nach dem Rechten zu sehen. Die Tür knarrte ein wenig, als ich diese aufstieß und ich erinnerte mich daran, dass ich den zuständigen Mitarbeitern aufgetragen hatte, die Scharniere zu ölen. Aber wenn man heutzutage nicht alles selbst machte, war man wirklich aufgeschmissen.
Seufzend schritt ich den langen Gang bis zu dem Altar entlang, prüfend, ob nicht irgendwelcher Müll auf dem Boden, zwischen den Bänken lag. Selbst in den geheiligten Hallen ließen die Leute manchmal ihren Unrat einfach fallen, ohne sich darum zu kümmern, wer diesen denn nun beseitigte.
Alles schien jedoch in Ordnung zu sein, weshalb ich nun die Sakristei aufsuchte, um einen schnellen Blick auf die Vorräte des Messweines zu werfen. Da noch genügend vorhanden war, schloss ich die Tür wieder und betrat erneut den Hauptteil des Gebäudes.
Seit sechzehn Jahren arbeitete ich hier, kannte jedes Gemeindemitglied, das die Kirche zu den Messen aufsuchte. Aiden war in diesem Gotteshaus getauft worden. Nach Alistairs Tod brachte er die Sonne in unser Leben zurück. Lächelnd erinnerte ich mich an die Zeit, als unsere beiden Söhne noch viel jünger gewesen waren. Kieran war seit jeher in Aiden vernarrt, hatte stets auf ihn aufgepasst und außer den kleinen, normalen Eifersüchteleien gab es nichts, was die geschwisterliche Beziehung jemals beeinträchtigte.
Im Moment jedoch machte ich mir große Sorgen um unseren Jüngsten. Aiden entglitt uns langsam aber sicher und Kieran, der sein eigenes Leben führte und zudem von Louis mit einer wichtigen Aufgabe betraut worden war, konnte nicht mehr auf ihn achten. Natürlich war sein Verhalten bis zu einem gewissen Grad als normal anzusehen, denn pubertierende Jungs führten sich einfach so auf. Sie mimten den starken Mann und testeten unentwegt Grenzen aus.
Aiden überschritt diese zuweilen und das brachte mich zum Grübeln. Was lief zurzeit bloß falsch?
Da unser Jüngster jegliches Gespräch abblockte, kamen wir auch nicht an ihn heran. Sienna reagierte oft regelrecht verzweifelt darauf. Sie kam damit überhaupt nicht klar, dass er sich auf eine extreme Art und Weise uns gegenüber verschloss. Auch hatten wir seinen besten Freund, Lennard, schon eine ganze Woche nicht mehr in unserem Haus gesehen. Früher hingen die beiden während der Ferien ständig zusammen, aber da ich vermutete, dass Familie Payne wohl versuchte, ihre allgemeinen Probleme in den Griff zu kriegen, sah ich davon ab, Liam und Sophia sofort auf die Nerven zu gehen. Das konnte ich nächste Woche immer noch tun, falls Lennard sich bis dahin noch nicht wieder blicken lassen sollte.
Sienna und ich hatten schon so vieles in unserem Leben durchgemacht, da sollten wir die Pubertätsphase unseres Jüngsten auch noch überstehen.
Für einen Moment verweilte ich neben dem Altar, bevor ich meinen Weg zur Kanzel antrat. Dort stand ich für gewöhnlich immer, um zu den Kirchgängern zu predigen. Heute schritt ich mit bedächtigen Schritten die Kanzel hinauf, ließ meinen Blick durch die leere Kirche schweifen. Erst am Sonntag würde ich wieder hier oben verweilen, bis dahin musste ich noch die Predigt ausarbeiten. Dies stellte stets eine neue Herausforderung dar, denn ich gehörte zu den Menschen, die sich ungerne wiederholten. Die Worte sollten interessant sein und zum Nachdenken anregen. Ich konnte es gar nicht leiden, wenn ein Pfarrer, in meinen Augen, sinnloses Zeug laberte. Da würde ich am liebsten aus der Haut fahren und dessen Predigt umschreiben.
Beide Hände auf die Brüstung der Kanzel gelegt, stand ich nachdenklich da, als ein Geräusch mich plötzlich zusammenschrecken ließ. Jemand betrat die Kirche.
Sofort hob ich den Kopf, um in Richtung Tür zu schauen. Als ich Kieran erblickte, fiel ich aus allen Wolken.
„Was machst du denn hier? Ist alles in Ordnung?", stellte ich meine Fragen sogleich.
Anstatt zu antworten, schmetterte unser Sohn mir einen Satz ins Gesicht, den ich nie vergessen würde.
„Du bist der größte Heuchler, der mir je über den Weg gelaufen ist!"
Laut, aufbrausend und unbarmherzig erklangen die Worte aus seinem Mund. Ich wusste in diesem Augenblick nicht, was in ihn gefahren war. Warum er hier, in dieser Kirche auftauchte und ein Stück Papier in seinen Händen hielt. Ein Blatt, welches, wie ich kurze Zeit später erfuhr, eine wichtige Bedeutung für sein Verhalten hatte.
„Ich bin ein Heuchler? Was bitte meinst du damit?"
Schnell stieg ich von der Kanzel und erreichte ihn mit wenigen Schritten. Sofort baute Kieran sich vor mir auf. Sein Gesichtsausdruck wirkte verächtlich, abweisend und wütend zugleich.
„Du predigst den Leuten, sie sollen ehrlich und sittsam sein. Dass ich nicht lache! Du bist der letzte Abschaum, denn du hast unsere Mutter betrogen! Und noch dazu ein außereheliches Kind gezeugt!"
Für eine Sekunde begann ich zu stutzen. „Bitte was? Wie kommst du denn darauf?"
Blau traf auf Blau, als wir uns in die Augen schauten und als ich seinem eisigen Blick begegnete, lief es mir eiskalt den Rücken hinunter.
„Dieser Brief hier ist von deiner Schlampe, Honey, die du damals gevögelt hast." Kieran war außer sich vor Zorn, als er sich zum Gehen wendete. „Ich werde Mum das zeigen, sie hat es nicht verdient, noch länger mit dieser Lüge zu leben."
Ich wurde aschfahl im Gesicht und mein Magen krampfte sich zusammen. Honey – dieser Name rief Erinnerungen in mir wach, Dinge, die ich bereits so sehr verdrängt hatte, dass diese beinahe nicht mehr existent zu sein schienen. Doch Kieran ließ gerade die Vergangenheit wieder lebendig werden.
Seine Schritte hallten in der Kapelle und bewirkten, dass ich aus meiner Erstarrung erwachte. Ohne zu zögern rannte ich ihm hinterher und als er im Begriff war, die Tür aufzustoßen, da erwischte ich ihn am Arm.
„Lass mich los, ich möchte dir nicht wehtun, auch wenn du es verdient hättest", brüllte er sogleich.
„Ich habe gar nichts verdient, mein Sohn", blökte ich zurück. „Denn du hast nicht die leiseste Ahnung, was geschehen ist."
Mittlerweile hatte ich ihn losgelassen und er sich zu mir gedreht, sodass wir uns fast Nase an Nase gegenüber standen.
„Ich habe nicht die leiseste Ahnung? Dieser Brief sagt alles! Und bitte hör auf, mich anzulügen, denn ich bin schon lange kein Kind mehr, kapiert?"
Noch nie hatte ich Kieran so mit mir reden hören, selbst als er in der Pubertät war nicht. Dieses Schriftstück, welches er noch immer in seiner Hand hielt, musste es in sich haben. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass Honey mir einen Brief geschrieben hatte und fragte mich berechtigterweise, wie Kieran an diesen gelangt war, geschweige denn, wie er auf die Idee kam, dass wir ein gemeinsames Kind haben sollten.
„Gib mir den Brief", bat ich ihn mit aller Deutlichkeit.
Ein müdes Grinsen schlich sich um seine Lippen. „Damit du ihn dann vernichten kannst? Das vergiss mal schön, so blöd bin ich nicht."
Sein Ton klang verächtlich, seine Miene wirkte noch immer eisig und kalt. So kannte ich meinen Sohn nicht, denn Kieran war normalerweise ein sehr warmherziger Mensch, ehrlich, fleißig, zuvorkommend. Seine Schwäche für schöne Frauen, tangierte jedoch seine übrigen Charakterzüge nicht. Wenn Kieran sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann erreichte er dieses Ziel auch. In diesem Fall sah ich mich jedoch gezwungen, ihn mit aller Macht von seinem Vorhaben abzuhalten. Sienna durfte es niemals erfahren.
„Ich werde ihn nicht vernichten, das schwöre ich vor Gott, in dieser Kirche."
Für einen Moment zögerte er, übergab mir dann aber das Schriftstück, welches ich mit zitternden Händen in Empfang nahm. Konzentriert begann ich zu lesen, wobei mein Herz so schnell klopfte, dass es fast aus der Brust gesprungen kam.
Schweiß drang aus allen meinen Poren, von der angenehmen kühlen Luft in der Kirche spürte ich rein gar nichts mehr, denn ich schwitzte wie jemand, der gerade durch die pralle Sonne marschierte. Die Trockenheit in meinem Mund nahm mit jedem Buchstaben, den ich verschlang, zu.
Honeys Worte katapultierten mich ohne Vorwarnung zu jenem Abend in New York zurück und die Szenen, die sich vor meinem inneren Auge abspielten, wurden plötzlich real. Die Wut und das Unverständnis verpufften sofort, denn Kieran las diese Zeilen als ein Außenstehender, jemand, der keine Ahnung von der Wahrheit hatte. Wenn es sich umgekehrt verhalten hätte, wäre ich mit Sicherheit zu der gleichen fälschlichen Annahme gelangt wie er.
„Kieran, bitte hör mir zu", begann ich mit verzweifelter Stimme. „Es ist nicht so, wie du glaubst."
„Wie ist es denn dann? Sag mir die Wahrheit aber bitte versuche nicht, mich für dumm zu verkaufen, Dad!"
Seine innere Erregung war deutlich zu spüren, diese erfüllte die ansonsten so friedliche Kirche, den Ort, an dem es keinen Streit geben sollte. Im Moment sah dies allerdings etwas anders aus.
„Ich habe deine Mutter nicht betrogen, das musst du mir glauben, Kieran. Ich kann dir die Sätze, die Honey geschrieben hat, genau erläutern."
„Darauf bin ich gespannt", kam es sarkastisch von ihm.
Ich ließ mich nicht beirren, sondern redete weiter. „Es passierte vor etwas mehr als sechzehn Jahren. Wir lebten damals in New York, daran kannst du dich ja erinnern."
Zur Bestätigung nickte er, ließ seinen Blick jedoch nicht von mir, sondern wartete, bis ich erneut sprach.
„Honey arbeitete für die russische Mafia und ganz eng mit Nicholas Romanow zusammen."
„Mit Tias Vater?"
„Ja." Nun war ich es, der nickte und Kierans erstauntes Gesicht betrachtete.
„Oftmals war ich zu einer Runde Poker im Club der Mafia zu Gast, auch an diesem Abend, auf den Honey in ihrem Brief anspielt. Wir tranken Wodka, das war so üblich, da konnte ich mich nicht ausschließen. Aber an diesem Abend, da hatten sie etwas mit mir vor. Sie wollten mich erpressen und kippten zu diesem Zweck eine drogenähnliche Substanz in mein Glas. Anschließend lockte Nicholas mich in einen Nebenraum. Dort sollte ich mich mit Honey vergnügen, oder besser gesagt, sie sich mit mir. Man filmte alles, damit sie etwas gegen mich in der Hand hatten, falls ich aussteigen wollte."
Und dann sprach ich den Satz aus, der nie in Siennas Gegenwart über meine Lippen kommen würde. Niemals.
„Ich wurde vergewaltigt, wenn man es genau nimmt."
Ich sah die Szenen genau vor mir. So, als sei es gestern erst passiert. Alles verschwamm vor meinen Augen, als ich in eine andere Welt überschritt. Die Welt, in der ich damals, vor sechzehn Jahren lebte.
Nachdenklich paffte ich mein Zigarillo zu Ende und als ich den Stummel im Aschenbecher deponierte, klopfte mir Nicholas plötzlich auf die Schulter.
„Komm mit, John, ich möchte dir etwas zeigen."
Neugierig erhob ich mich von meinem Stuhl, folgte ihm durch einen Gang in ein kleines Zimmer, dessen gedämpftes Licht meinen müden Augen entgegenkam. Der Raum war mit einem breiten Sofa sowie einem kleinen Tisch und zwei gemütlichen Sesseln ausgestattet.
„Was ist das hier?", fragte ich verwundert.
„Unser Separee", ertönte eine bekannte Stimme hinter mir.
Als ich mich umdrehte, schaute ich in Honeys blaue Augen. Mit einer Mischung aus Freundlichkeit und purer Verführung lächelte sie mich an. Und dann ging alles so schnell, dass ich es im ersten Moment nicht richtig kapierte. Nicholas zog die Tür hinter sich zu und ließ uns beide alleine zurück.
Noch immer lächelnd trat Honey einen Schritt näher an mich heran und legte ihre Hand auf meine Brust. Mein Herz schlug unkontrolliert schnell.
„W-was soll d-das?", fragte ich völlig verdattert.
Gleichzeitig spürte ich, wie mir etwas schummrig zumute wurde. In meinem Kopf drehte sich alles und Honeys hübsches Gesicht nahm ich nur noch verzerrt wahr.
„Ich bin das Gastgeschenk der Mafia, Niall."
Wie in Watte gepackt realisierte ich, dass sie meinen richtigen Namen kannte.
„D-Das Gastgeschenk?", stotterte ich ein wenig unbeholfen.
„Ja, du weißt doch, dass du die Gastfreundschaft nicht abschlagen darfst, oder?"
Sie platzierte mehrere sanfte Küsse auf meinem Hals, was den Kragen meines Hemdes entsetzlich eng werden ließ. Doch Honey schaffte Abhilfe, indem sie den Knoten meiner Krawatte mühelos löste und diese über meinen Kopf zog. Anschließend begann sie mein Hemd aufzuknöpfen.
„Bitte lass das."
Kam es mir nur so vor, oder fühlte sich meine Zunge plötzlich schwerer an? Das Gleiche geschah mit meinen Armen und Beinen. Ich wollte Honey von mir wegschieben, doch meine Bewegungen erfolgten derart unpräzise, dass ich es nicht wirklich schaffte. Ehe ich mich versah, hatte sie das Jackett ausgezogen und über einen der Sessel gehängt. Mein Hemd landete ebenfalls darauf und als sie den Gürtel meiner Hose öffnete und sanft mit ihrer Hand über den dünnen Stoff der Boxershorts streichelte, wurde mir urplötzlich heiß.
Wie zu einer Salzsäure erstarrt, musste ich mitansehen, wie sich die Blondine vor meinen Augen entkleidete. Unter ihrem roten Fummel trug sie schwarze Reizwäsche mit Strapsen, so viel konnte ich noch erkennen.
„So, Süßer, lass uns ein bisschen Spaß haben."
Mit diesen Worten schubste sie mich nach hinten und Sekunden später fand ich mich auf dem Sofa, in liegender Position, wieder. Es dauerte nicht lange und Honey war über mir. Grinsend zog sie ihren BH aus und streckte mir ihre knackigen Brüste fast ins Gesicht. Verzweifelt versuchte ich, mich von der Couch zu rollen, doch es klappte nicht. Stattdessen nestelten Honeys Finger geschickt an meiner Boxershorts, zogen diese mühelos nach unten und als ich vollkommen nackt vor ihr lag, wusste ich, was gleich passieren würde.
Man hatte meinen Drink mit einer Substanz versetzt, die fast bewegungsunfähig machte, so musste es gewesen sein. Ich war nicht in der Lage, mich zu wehren und wurde praktisch vergewaltigt – leider würde mir das niemand glauben, denn ich war ein Mann und konnte demnach nicht das Opfer sein.
„Scheiße", murmelte ich kraftlos und schloss meine Augen.
„Dad? Ist alles ok mit dir? Das ist – ich weiß nicht, was ich sagen soll."
Fassungslos erklang Kierans Stimme in meinen Ohren, während ich langsam aus meinen tranceähnlichen Zustand erwachte. Noch ein wenig geistesabwesend nickte ich und schluckte hart, bevor ich eine Frage an ihn richtete. „Wo hast du den Brief her?"
Zu meiner Erleichterung antwortete Kieran dieses Mal sofort.
„Ich fand ihn in einer Schublade im Haus von einer Frau namens Susan Bradshaw. Ihre Handschrift ist die gleiche wie die von dieser Honey, deshalb vermute ich, dass es sich auch um die gleiche Person handelt."
Unser Sohn war nicht umsonst Polizist, er konnte eins und eins zusammenzählen sowie außerordentlich gut kombinieren. Deshalb wunderte es mich nicht, dass er eine handgeschriebene Einkaufliste aus der Hosentasche seiner Jeans zog, um diese vor meine Nase zu halten.
„Hier, sieh selbst. Das hat Susan vor zwei Tagen geschrieben. Die Schrift sieht genauso aus, wie die in dem Brief."
Ich brachte nicht mehr als ein müdes Lächeln zustande.
„Susan Bradshaw ist in der Tat Honey, oder besser gesagt Cassandra Lorring, das ist nämlich ihr richtiger Name", klärte ich Kieran auf.
Er würde das ohnehin, nach seiner abgeschlossenen Ausbildung für die Spezialeinheit, in den Akten nachlesen. Demnach bestand kein Grund, ihm ihre wahre Identität vorzuenthalten. Allerdings konnte ich auch eins und eins zusammenzählen und wusste demnach, dass man Tia in Honeys Obhut gelassen hatte.
„Aber wieso hat Louis Tia zu dieser Frau gebracht?"
Da ich bereits auf Kierans Frage gewartet hatte, setzte ich sogleich zum Reden an.
„Honey ist kein böser Mensch, Kieran. Sie hat eine sehr traurige Geschichte, geriet in die Hände der Mafia, als sie jung und unerfahren war. Man versprach ihr ein gutes Leben, was sie wohl auch hatte. Zumindest musste sie ihr Geld nicht mehr als Prostituierte auf der Straße verdienen. Nicholas hat sie immer gut behandelt."
Kieran schwieg, er schaute mich unentwegt an, so als ob er abwägen würde, wie er in Honey Fall nun weiter verfahren sollte. Ich wollte es ihm einfacher machen, deshalb erzählte ich ihm auch den Rest.
„Das Video, das Honey von uns drehte, musste jedoch wiederholt werden. Zwischenzeitlich hatte Harry aber auf meine Weisung hin, ihren richtigen Namen herausgefunden. Als ich mit diesem Namen ansprach und einen Deal vorschlug, ging sie darauf ein. Honey war meine Freikarte nach draußen und ich war ihr Joker, der ihr die Freiheit brachte."
Für einen Moment herrschte Schweigen zwischen uns. Es fühlte sich nicht ungemütlich an, sondern eher komfortabel. Zwei Männer standen sich gegenüber, Vater und Sohn, die sich gerade ausgesprochen hatten. Ich betrachtete Kieran, der seine Hände nervös knetete.
„Es tut mir leid, Dad. Das wusste ich alles nicht. Es tut mir leid, dass ich dich verdächtigt habe -."
Er brach ab und plötzlich sah ich die Tränen in seinen Augen. Harte Schale, weicher Kern, das war Kieran und genauso liebte ich ihn.
„Ist schon ok, du wusstest es nicht besser. Aber ich habe eine große Bitte. Das muss unter uns bleiben, versprich mir das. Deine Mutter darf es nie erfahren. Nur Harry und Louis wissen darüber Bescheid."
„Ich verspreche es, Dad, hoch und heilig."
Bevor ich ihm den Brief zurückgab, warf ich nochmals einen Blick darauf. Honeys letzter Satz drängte sich mir förmlich auf.
„Ich möchte, dass du weißt, dass es nichts Schöneres für mich gäbe, als zu wissen, dass du mir verzeihst."
Ich hatte ihr schon lange verziehen, denn ihr blieb damals keine andere Wahl. Die Mafia tötete jeden, der sich ihren Anweisungen widersetzte. An ihrer Stelle hätte ich nicht anders gehandelt, denn ich hing, wie jeder andere auch, an meinem Leben. Ein Ruck ging durch meinen Körper, als ich eine Entscheidung traf. Ich schaute zu Kieran, gleichzeitig fragte ich: „Würdest du etwas für mich tun?"
„Natürlich, Dad."
„Gut, dann richte Honey bitte von mir aus, dass ich ihr verziehen habe."
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Hier kommt das versprochen Update von Blood, ihr Süßen. Ich wollte euch mal eine kleine Verschnaufpause gönnen und deswegen gibt es mal keinen Cliffhanger (ok, ein kleiner vielleicht, wenn man sich vorstellt, dass Kieran jetzt mit Honey reden muss). Die kursiv geschriebenen Worten sind übrigens Nialls Erinnerungen aus der Vergangenheit. Es ist die Szene aus Black Vision.
Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen und danke euch tausend Mal für die tollen Kommentare, die ihr immer hinterlasst. They keep me going!
Das nächste Update kommt Mittwoch oder Donnerstag.
LG, Ambi xxx
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