23. Suspicion
♪ The Razor's Edge – AC/DC
Louis
Mit einem Lächeln auf den Lippen stieg ich am heutigen Abend aus dem Porsche, den ich direkt vor dem Polizeirevier abgestellt hatte, welches ich nun betrat. Der Schichtwechsel hatte schon lange stattgefunden, doch da ich mein Kommen bei dem zuständigen Dienstgruppenleiter angekündigt hatte, würde mir die Kollegin, mit der ich ein Gespräch führen wollte, zur Verfügung stehen. Es war bitter nötig, einige Dinge zu klären.
Als ich die Tür aufstieß, flogen die Köpfe ruckartig in meine Richtung, denn ein Fremder konnte nicht so ohne weiteres in die Diensträume eindringen. Dazu benötigte man einen speziellen Code, der mir jedoch geläufig war.
„Guten Abend", begrüßte ich die Kollegen und rauschte an ihnen vorbei, direkt in das Büro des Dienstgruppenleiters.
Dort wartete bereits die junge Dame auf mich, die mich ein wenig eingeschüchtert anblickte, als ich eintrat.
„Chief Tomlinson, schön, Sie zu sehen", grüßte mich Max Dooley, der Dienstgruppenleiter.
„Ebenfalls", meinte ich grinsend, um mich dann sofort an Cheryl Brown zu wenden.
„Ich würde unser Gespräch gerne außerhalb dieses Gebäudes führen", ließ ich sie wissen, worauf sie nickte und mir folgte, als ich Anstalten machte, den Raum wieder zu verlassen.
Ohne Umschweife ging ich auf den Porsche zu und deutete ihr an, einzusteigen. In der Tat war sie eine hübsche Frau und ich konnte mir gut vorstellen, was Kieran an ihr fand oder besser gesagt, gefunden hatte. Laut seinen Aussagen besaß er kein Interesse mehr an ihr – sie jedoch an ihm, was die Sache natürlich ein wenig kompliziert machte.
Normalerweise mischte ich mich nicht in die privaten Angelegenheiten meiner Mitarbeiter aber in diesem Fall blieb das einfach unerlässlich. Niemand durfte herausfinden, welche Mission Kieran zu erledigen hatte, geschweige denn, wo er sich an seinen freien Tagen aufhielt. Niemand, außer den Angehörigen meines Teams. Und da zählte Cheryl nicht dazu. Meine Aufgabe war es, Tia und auch Kieran zu schützen. Es war äußerst wichtig, dass alles geheim blieb, was in dieser Hinsicht passierte.
Nachdem ich den Motor gestartet hatte, der angenehm in meinen Ohren dröhnte, fuhr ich Richtung Stadtauswärts. Kurz blickte ich zu Cheryl, die stumm dasaß und ihre Hände nervös knetete. Sie tat mir ja schon ein wenig leid und deshalb begann ich nun das Gespräch einzuleiten.
„Sie haben keine Ahnung, warum ich Sie sprechen möchte, Miss Brown, nicht wahr?"
„Nein, die habe ich nicht, Chief Tomlinson."
„Keine Sorge, ich werde Sie nicht fressen, ich möchte lediglich einige Dinge klarstellen", meinte ich ruhig.
„Habe ich etwas falsch gemacht? Also im Dienst?", fragte sie kleinlaut.
„Nein, nicht im Dienst aber außerhalb", entgegnete ich trocken, worauf sie mich erstaunt anschaute.
„Außerhalb? Wie meinen Sie das denn?"
Da ich nicht gerne um den heißen Brei herumredete, kam ich sofort zur Sache.
„Sie haben einen meiner Mitarbeiter beschattet."
Für einen Moment herrschte Stille im Wagen, dann holte sie tief Luft. „Einen ihrer Mitarbeiter?"
„Ja. Also er ist inoffiziell für mich tätig und durfte meinen Porsche in wenig spazieren fahren. Dabei wurde er durch Sie verfolgt."
Ihr hübsches Gesicht wurde augenblicklich puterrot und ich konnte förmlich spüren, dass sie sich ertappt fühlte und sehr genau wusste, von wem ich gerade sprach. Und da kam es auch schon.
„Kieran ist für Sie tätig?"
„Nicht offiziell. Aber wie Sie bestimmt wissen, wird er im Herbst seine Spezialausbildung antreten und nach bestandener Prüfung in mein Team wechseln. Das ist schließlich kein Geheimnis."
Sie nickte und sagte: „Nein, das ist es wirklich nicht. Jeder in unserem Revier weiß das."
„Darf ich fragen, warum Sie ihm nachgefahren sind?", bohrte ich weiter, obwohl ich den Grund bereits kannte. Aber ich wollte es aus ihrem Mund hören und nicht nur aus Kierans.
„Ich dachte, er hat eine andere."
Wie bei einem Verhör, stellte ich die nächste Frage. „Hm, in welcher Beziehung stehen Sie zu Kieran?"
„Wir hatten eine Affäre. Also für ihn war es wohl eine, für mich sollte es mehr werden."
„Verstehe. Nun, ich kann Ihnen versichern, dass er keine andere hat aber auch, dass er derzeit nicht an einer festen Beziehung interessiert ist", stellte ich die Sachlage klar.
„Das hat er mir bereits deutlich genug zu verstehen gegeben", meinte Cheryl, die leicht angespannt wirkte. Ich konnte ihr das nicht einmal verübeln. Kieran war echt ein schlimmer Finger, dagegen war Niall in jungen Jahren der reinste Waisenknabe gewesen.
Nach einer Viertelstunde Fahrt stellte ich den Porsche am Straßenrand, in der Nähe eines Parks ab. Cheryl stieg aus, nachdem ich sie dazu aufforderte und folgte mir bis zu einer Bank, auf der wir uns niederließen.
„Sie wissen, dass alles, was in dieser Spezialeinheit geschieht, streng geheim ist, oder?" Eigentlich war meine Frage rein rhetorischer Art, trotzdem nickte sie.
„Gut, dann brauchen wir nicht weiter zu reden. Ihnen muss klar sein, dass Sie Kieran sein Ding machen lassen müssen. Er ist Ihnen keinerlei Rechenschaft schuldig und er darf auch gar nichts darüber sagen."
„Ich weiß", kam es leise zurück. „Wenn ich gewusst hätte, dass er für Ihr Team arbeitet, dann wäre ich ihm nicht hinter gefahren", erklärte sie ziemlich kleinlaut.
„Das hoffe ich doch."
Für den Moment genoss ich die Stille in dem kleinen Park, in welchem sich außer uns niemand aufhielt. Ich wusste, dass Cheryl intelligent genug war, um keine Fragen zu stellen und vor allem, um sich nicht um Dinge zu kümmern, die nicht in ihren Dienstbereich fielen. Dies konnte nämlich disziplinarische Maßnahmen nach sich ziehen, welche Auswirkungen auf ihre zukünftige Karriere haben konnten. Niemand legte sich gerne selbst Steine in den Weg, und ganz besonders Cheryl nicht. Ich hatte ihre Akte studiert, aus welcher hervorging, dass sie ehrgeizig, dienstbeflissen und fleißig war.
„Es tut mir leid, Chief Tomlinson, es wird nicht wieder vorkommen, dass ich Kieran verfolge", erklärte sie plötzlich.
„Schön, dann haben wir uns verstanden und ich muss mir keine Gedanken machen."
Nach diesen Worten beendete ich unser Gespräch, zumindest das dienstliche.
„Ich werde Sie jetzt zurück zu ihrem Revier bringen. Unsere kleine Unterhaltung hat nicht stattgefunden, Sie werden vergessen, um was es ging. Haben wir uns verstanden?"
„Ja, das haben wir."
Zufrieden hielt ich ihr die Autotür auf und nachdem sie eingestiegen war, fuhr ich los. Nachdem ich Cheryl Brown abgesetzt hatte, ging es auf direktem Weg nach Hause. Ich wollte mir einen schönen Abend mit Aki machen aber daraus wurde nichts. Zumindest nicht gleich.
Gerade als ich eine Flasche Wein geöffnet hatte, läutete es an der Tür.
„Wer ist das denn jetzt?", fragte ich erstaunt. „Liam hat doch den Notdienst übernommen. Ich will nicht hoffen, dass eine Katastrophe passiert ist."
Brummend schlich ich zur Tür, um erleichtert festzustellen, dass Freddie davor stand und Einlass begehrte.
„Hey, Dad, störe ich?"
Ohne Umstände zwängte er sich an mir vorbei, nachdem ich ihn mit einer Handbewegung hineingebeten hatte und ging sogleich ins Wohnzimmer. Er begrüßte Aki, die ihn herzlich umarmte.
„Setz' dich doch, Freddie. Dein Vater hatte schon Angst, dass sein freier Abend flöten geht", klärte meine Lebensgefährtin ihn auf.
„Ach was, doch nicht wegen mir. Ich bleibe auch nicht lange, wollte mich nur verabschieden."
„Verabschieden?" Ein wenig erstaunt schaute ich meinen Sohn an, der zu grinsen begann.
„Ja, ich muss beruflich untertauchen, um an eine Wahnsinnsstory heranzukommen. Das gibt gut Kohle, weißt du."
Seufzend lehnte ich mich auf dem Sofa zurück. Freddie hatte sich dem Journalismus verschrieben. So lange ich denken konnte, zählte das Schreiben zu seinem Hobby. Bereits in der Schule arbeitete er als Redakteur für die Schülerzeitung und oftmals standen seine Berichte in der lokalen Tageszeitung, was mich ziemlich stolz gemacht hatte, als er noch ein Knirps war. Jeder Vater wünschte sich für sein Kind nur das Beste, ich bildete da keine Ausnahme. Dass Freddie jedoch noch immer für die SUN tätig war, lag mir schwer im Magen. Er konnte so viel mehr, als für ein drittklassiges Klatschblatt zu schreiben.
Dennoch, es oblag mir nicht, mich einzumischen. Er war alt genug, um zu wissen, was er tat.
„Hast du dich schon von deiner Mutter verbschiedet?", erkundigte ich mich, worauf er nickte. „Da war ich vorhin. Bei dir weiß ich, dass du oft später ins Bett gehst und deswegen habe ich erst bei Mum vorbeigeschaut", erklärte er.
Im Nachhinein betrachtet, war ich unglaublich stolz auf Briana und meine Wenigkeit. Obwohl wir nie zusammen lebten, nie ein Paar waren, hatten wir es trotzdem geschafft, Freddie die nötige Nestwärme zu geben. Er wuchs bei uns beiden auf, durfte die Wochenenden verbringen, bei wem er wollte, wenn es die Arbeit zuließ und konnte immer darauf zählen, dass wir für ihn da waren. Die einzige Ausnahme war die Zeit, in der ich untertauchen musste, um mich selbst bei der Drogenmafia einzuschleusen. Freddie war damals unglaublich sauer auf mich gewesen, weil ich mich lange Zeit nicht melden konnte, aber das hatte sich zum Glück später gegeben. Dank Niall, der meinen Sohn aufklärte, dass ich Leben rettete.
„Darfst du mir sagen, wohin du gehst?", wollte ich wissen.
„Nein, ich bin Undercover unterwegs."
„Pass auf dich auf, mein Sohn."
„Das mache ich immer, Dad."
„Was sagt denn Lorena dazu, dass du für einige Zeit verschwindest?", griff ich die nächste Frage auf.
Ein wenig druckste Freddie herum. „Na ja, sie ist nicht sehr begeistert. Aber sie hat keine Wahl. Es ist schließlich mein Job und irgendwie muss ich ja Geld verdienen."
Obgleich ich seine Beweggründe verstand, teilte ich seine Euphorie für die schmierigen Artikel nicht, welche er verfassen musste. Irgendwann würde Freddie hoffentlich einen anderen Job ergattern. Einen, dessen Arbeitszeiten einigermaßen geregelt waren und er nicht einfach abtauchen musste, weil der Chef es verlangte. Guter Journalismus bedeutete etwas anderes und Freddie nutzte nicht die Hälfte seiner Fähigkeiten.
„Ich melde mich, wenn ich wieder da bin", verabschiedete sich mein Sohn von uns beiden. „Macht euch keine Gedanken und haltet die Ohren steif."
„Nicht nur die Ohren", erwiderte ich süffisant grinsend, worauf Aki mir in die Seite zwickte.
Nachdem Freddie gegangen war, tranken wir in aller Ruhe unseren Wein und plauderten dabei ein wenig. Es wurde später als gedacht, denn als ich zum ersten Mal auf die Uhr schaute, zeigte diese halb eins in der Nacht an. Ich musste zwar am nächsten Tag nicht früh im Büro sein, doch ich wollte auch nicht unbedingt den halben Vormittag verschlafen.
Meine Gedanken standen niemals still, was die Arbeit betraf, selbst wenn ich frei hatte, schaltete ich nicht komplett ab. Alistair war es früher genauso ergangen, das wusste ich, denn wir hatten uns oft darüber unterhalten. Er sagte immer, ein Team zu leiten sei wie eine Familie zu betreuen – und das stimmte vollkommen.
Gähnend wanderte ich nach oben und ließ mich wie ein Mehlsack auf das Bett fallen. Eine Mütze Schlaf konnte jetzt nicht schaden, denn wer wusste schon, was der nächste Tag brachte?
Allerdings rechnete ich nicht mit Kierans Erscheinen, der mich am nächsten Vormittag völlig überraschend besuchte. Ich hatte gerade meine zweite Tasse Kaffee getrunken und meine E-Mails beantwortet, als er auftauchte.
„Hallo, Louis, ich hoffe, ich störe dich nicht."
„Das kommt ganz darauf an. Ist irgendwas passiert?", fragte ich, während ich seinen Gesichtsausdruck zu deuten versuchte.
„Nun ja", kam es zögerlich, bevor er in die Tasche seiner Sweatjacke griff, um einen durchsichtigen Plastikbeutel herauszuziehen.
Mein geübtes Auge entlarvte den Inhalt sofort als Gras und als ich den Beutel öffnete, tat der Geruch ein Übriges, um meinen Verdacht zu untermauern.
„Wo hast du das her?", wollte ich wissen.
„Aidens Freunde haben das in unserem Haus gelassen, nachdem ich sie rausgeschmissen habe", erklärte Kieran angepisst.
„Aidens Freunde?"
„Ja, er hat eine Party gefeiert, als unsere Eltern nicht da waren. Ich kam nach Hause und musste feststellen, dass die Typen alle älter sind als er und zudem hochprozentigen Alkohol mitgebracht hatten. Und sie rauchten Joints, in meiner Gegenwart."
„Wussten sie, dass du ein Bulle bist?"
„Ich habe mich zu erkennen gegeben, als sie frech wurden."
„Gut so."
Nachdenklich betrachtete ich Kieran, der sichtlich nervös wirkte.
„Was sagt Aiden dazu? Hast du mit ihm gesprochen?"
„Ich habe es versucht, leider ohne Erfolg", seufzte er. „Weißt du, Louis, er hat dicht gemacht. Er redet nicht mehr mit mir und das macht mir echt zu schaffen. Ich habe Mum und Dad noch nichts davon erzählt, weil ich erst mit dir darüber sprechen wollte", fuhr er fort.
„Das kann ich gut verstehen. Vor allem deine Mutter würde sich zu Tode ängstigen, wegen einer Tüte Gras, die auf einer Party von Jugendlichen konsumiert wurde. Das ist zwar nicht schön aber es kommt viel öfter vor, als man denkt. Nicht jeder, der kifft, landet bei hartem Zeug. Viele probieren es einfach aus, um mitreden zu können und um nicht blöd dazustehen."
Ich wusste, wovon ich sprach und auch Kieran nickte, weil er mich nur zu gut verstand.
„Was soll ich denn jetzt tun, Louis?", bat er mich um Rat.
Langsam nahm ich den letzten Schluck aus meiner Kaffeetasse, um dann zu sagen: „Du machst gar nichts. Ich werde den Kleinen ein bisschen überwachen lassen. Vielleicht ist alles gar nicht so schlimm."
„Es wäre mir echt wichtig, vor allem, wenn ich nicht da bin."
„Apropos nicht da sein", nahm ich sofort den Faden auf, „Ich habe mit Cheryl gesprochen und ihr unmissverständlich klar gemacht, dass sie sich nicht in unsere Angelegenheiten zu mischen hat."
Ein lautes Aufatmen entwich seiner Kehle. „Und?"
Meine Mundwinkel zogen sich nach oben, als ich sprach: „Alles paletti. Sie hat es geschnallt und wird dich nicht mehr belästigen."
„Danke, Louis, das war echt cool von dir. Ich werde auch nie wieder zu schnell fahren."
Lauthals lachte ich los. „Soll das eine Verarsche werden? Wie um Himmels willen willst du später die Verbrecher lahmlegen, wenn ich dir den Befehl dazu erteile?"
„Na ja, das ist dann dienstlich und geht klar. Ich redete gerade von den eher privaten Fahrten", meinte Kieran grinsend.
„Ach so, das musst du auch dazu sagen."
Mit meinen Fingern strich ich über meinen Drei-Tage-Bart, als ich nachzudenken begann. Seit dem Wochenende schwirrte eine Idee in meinem Kopf herum, die ich unbedingt umsetzen wollte. Dabei spielten die Sicherheitsgründe die größte Rolle. Seit Kieran durch eine Kollegin verfolgt worden war, hielt ich es für besser, dahingehend alles auszumerzen. Und somit sprach ich meinen Gedanken laut aus.
„Was hältst du davon, wenn du dauerhaft in St Ives bleibst? Zumindest so lange, wie Anastasia sich dort aufhält?"
Ich sah es an Kierans Gesicht, dass ihm dieser Vorschlag sehr entgegen kam.
„Ist das dein Ernst?", meinte er euphorisch, worauf ich nickte. „Mein voller Ernst. Ich halte das einfach für besser und sicherer. Niemand kann dich mehr verfolgen, außerdem tut ihr deine Gesellschaft gut. Ich sehe keinen Grund, weshalb wir das nicht tun sollten."
Kierans Grinsen wurde immer breiter, ich konnte direkt spüren, wie er sich freute.
„Ich nehme an, du verklickerst das meiner Dienststelle?", lautete seine lässige Frage.
„Natürlich, ich bin Chief Tomlinson. Ich sage an, was gemacht wird, ohne dass es jemand in Frage stellt. Unser Deal steht."
„Wann soll ich los?"
„Ich fliege an deinem nächsten freien Tag mit dir hin."
„Ich kann den Porsche nicht mitnehmen?"
„Nein, ein wenig Abstriche musst auch du machen."
Ich konnte mir ein breites Grinsen nicht verkneifen, doch Kieran nahm es gut auf.
„Danke, Louis. Es bedeutet mir sehr viel, dass du so großes Vertrauen in mich hast."
„Keine Ursache und während du weg bist, werde ich ein Auge auf Aiden werfen."
Am übernächsten Tag stand die Reise nach St Ives an. Wir folgen mit einem Learjet, da ich den Trip als dienstliche Angelegenheit angesetzt hatte. Wie abgesprochen holte Shawn, der bester Laune war, uns vom Flughafen ab.
„Endlich bin ich nicht mehr der einzige Kerl im Haus", witzelte er.
„Fühltest du dich etwa belästigt?", zog ich ihn auf, worauf er in Gelächter ausbrach.
„Nein, das nicht aber einen Kumpel zu haben, mit dem man Fußball schauen und ein Bier trinken kann, ist nicht übel."
„Bier trinken? Ihr seid beide rund um die Uhr im Dienst", erwiderte ich trocken. „Da läuft nichts mit Alkohol."
Ich blieb nur zwei Stunden in St Ives, vergewisserte mich, dass es Anastasia noch immer gut ging und verabschiedete mich anschließend von allen, mit dem Hinweis, dass ich mich am nächsten Tag per Skype bei Shawn melden würde.
Momentan hatte ich den Kopf wirklich voll aber Kieran hier zu wissen sorgte dafür, dass ich wenigstens das Thema Verfolgung ad Acta legen konnte. Deswegen befasste ich mich gleich am nächsten Tag mit Aiden. Allerdings wollte ich zumindest Niall einweihen, damit ein Elternteil den Überblick behielt. Er würde es nüchterner betrachten als Sienna und eher damit umzugehen wissen. Ich sah es als meine Pflicht, ihm reinen Wein einzuschenken, ihn jedoch auch darauf hinzuweisen, dass Jugendliche in Aidens Alter ziemlich oft über die Stränge schlugen, was er sicher selbst zur Genüge wusste.
Wie zu erwarten reagierte Niall eher verhalten, als ich ihn in der Kirche besuchte und ihm die Wahrheit ins Gesicht klatschte. Wüste Partys hatten Kieran und Freddie früher auch gefeiert, allerdings ohne Drogen, dafür mit sehr viel Alkohol. Niall und ich erinnerten uns noch genau daran, als wir unsere Söhne kotzend von einer solchen Party abholten.
„Es waren Joints und Alkohol im Spiel. Was sollen wir jetzt tun, Louis? Du weißt, wie starrköpfig Aiden ist", meinte Niall, nachdem ich ihm alles erzählt hatte.
„Du tust gar nichts und erzähle um Himmels Willen Sienna nichts davon. Ich werde diese Typen im Auge behalten. Sollten sie zu härteten Drogen greifen, sind sie sowieso dran. Wir kriegen das schon hin, Niall."
„Du weißt, dass ich dir vertraue, Louis."
„Das kannst du auch."
Es war ein Wort unter Freunden, welches auch ganz unter uns blieb. So war es mir am liebsten, denn ich wollte nicht die ganze Verantwortung auf Kieran abwälzen. Er hatte genug getan und absolut richtig gehandelt.
Als ich an diesem Abend nach Hause kehrte, fuhr ich den Laptop hoch und checkte die E-Mails in Ruhe. Harry hatte einen großen Teil abgearbeitet und auch Sophia. Seufzend streckte ich meine Beine unter dem Schreibtisch aus, bereit, mich ein wenig zu erholen, da ertönte das Klingeln des Handys. Dabei handelte es sich nicht um den normalen Ton, sondern um den Notruf.
„Was zur Hölle?" Sofort nahm ich das Gespräch entgegen.
„Chief Tomlinson? Hier ist Petterson von der Mordkommission."
Ich spürte, wie mein Puls in die Höhe ging, denn wenn man mich anrief, bedeutete das in der Regel, dass der Mord auch in meinen Zuständigkeitsbereich fiel, womit sich der Kreis der oder des Opfers automatisch einschränkte.
„Was gibt es denn?", erkundigte ich mich, während ich in meine Schuhe schlüpfte, die ich bereits unter dem Tisch ausgezogen hatte.
Die Antwort meines Kollegen ließ mich scharf die Luft zwischen den Zähnen einziehen.
„Einen Toten, dessen Papiere den Mann als Nicholas Romanow ausweisen."
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Tada, ein nächtliches Update mit einem Cliffhanger! :D - Ich danke euch für die zahlreichen Kommentare zum letzten Kapitel, das war wieder der Wahnsinn.
Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen und ihr seid mit Louis' Entscheidungen einverstanden. Leicht hat er es auf jeden Fall nicht.
Für alle, die es noch nicht gesehen haben, es gibt eine neue Story von mir. Sie trägt den Namen "SOUL" und ist unschwer an den Gelbtönen im Cover zu erkennen. Ich würde mich freuen, wenn ihr mal vorbeischaut. Keine Sorge, Blood Shed läuft noch eine ganze Weile, ihr habt also genügend Lesestoff.
Das nächste Update kommt irgendwann am Wochenende.
LG, Ambi xxx
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