22. Party

♪ The Number of the beast – Iron Maiden


Kieran


„Die Fahrzeugpapiere und Ihren Führerschein, bitte."

Der Officer, welcher direkt vor mir stand und durch das heruntergelassene Fenster blickte, streckte auffordernd seine Hand aus, damit ich ihm die gewünschten Dinge überreichte.

Mit Glück hatte ich eine Vollbremsung hingelegt und war vor der Polizeikontrolle zum Stehen gekommen. Allerdings lag klar auf der Hand, dass ich die Geschwindigkeit mächtig überschritten hatte.

Als ich das Handschuhfach öffnete, um die Papiere herauszuholen, stellte ich zu meinem Entsetzen fest, dass ich diese wohl zuhause vergessen hatte. Louis würde mir ganz bestimmt den Arsch aufreißen, das war gewiss.

„Ähm, Sir, dieser Wagen gehört Chief Superintendant Louis Tomlinson von der Londoner Behörde. Er hat ihn mir geliehen aber die Papiere liegen bei mir zuhause. Ich habe sie vergessen mitzunehmen", erklärte ich.

„Bitte steigen Sie aus, Hände über den Kopf", befahl der Officer ohne Umschweife.

Na toll, jetzt wurde ich auch noch wie ein Schwerverbrecher behandelt und das alles nur wegen Cheryl, dieser Bitch. Ich war so sauer wie noch nie, als ich mich abgurtete und mit äußerster Vorsicht den Porsche verließ. Allerdings überreichte ich dem Beamten meinen Führerschein sowie meinen Dienstausweis, den ich immer einstecken hatte.

„Sie sind Polizist?", fragte der Officer erstaunt.

„Ja, wie gesagt, Chief Tomlinson hat mir seinen Wagen geliehen", erklärte ich ein weiteres Mal, in der Hoffnung, dass die Beamten mich nicht verhaften würden.

„Ihnen ist schon klar, dass sie die Geschwindigkeit um einiges überschritten haben, junger Mann?", meinte der Ältere der beiden Beamten mit einem Schmunzeln im Gesicht.

„Das weiß ich aber ich hatte einen guten Grund dazu. Jemand war mir auf den Fersen."

Nachdem man mich abgetastet hatte und nichts Verdächtiges gefunden hatte (meine Dienstwaffe befand sich zuhause), ging der jüngere Kollege zum Funk. Vermutlich würde er versuchen, herauszufinden, ob der Porsche nicht doch gestohlen worden war. Während der Jüngere seinen Funkspruch absetzte, nahm der Ältere mich genauer in Augenschein.

„Sie sagen, Ihnen war jemand auf den Fersen? Wurden Sie verfolgt?"

„Nicht direkt. Das war eher privater Natur", entgegnete ich wahrheitsgetreu.

Es ging die beiden Beamten nichts an, was ich mit Cheryl trieb und ich hoffte einfach, dass Louis mich da raushauen würde. Früher oder später würde er das sicherlich tun, vor allem, wenn ich ihm steckte, dass eine neugierige Kollegin ihre Nase in Angelegenheiten steckte, die sie absolut nichts angingen. Da verstand Louis sicher keinen Spaß.

Um Alkoholmissbrauch am Steuer auszuschließen, durfte ich auch noch in ein Röhrchen pusten.

„Sie wissen schon, dass ich das ablehnen kann?", fragte ich aufmüpfig.

„Natürlich, aber Sie wissen auch, dass wir Sie dann mit auf die Wache nehmen, um eine Blutprobe anzufordern", erwiderte der ältere Kollege grinsend.

Darauf legte ich nun wirklich keinen gesteigerten Wert.

„Na also, geht doch", brummte der Beamte zufrieden, nachdem das Röhrchen keinerlei Verfärbung anzeigte und mich als nüchtern auswies.

In der Zwischenzeit hatte der andere Beamte am Funk wohl jemanden aufgetrieben, der ihn mit Louis verbinden konnte, denn ich vernahm plötzlich die Worte: „Jawohl, Chief Tomlinson. Er wurde gestoppt, als er die Geschwindigkeit um zwanzig Meilen überschritt. Ja, auf einer Ausfahrt, die von der Autobahn führte. Ja, Sie können Mr Horan sprechen, er steht neben mir."

Bereit, mir das größte Donnerwetter aller Zeiten abzuholen, begab ich mich, sinnbildlich gesprochen, in die Höhle des Löwen.

„Louis? Es tut mir leid, es war ein Notfall-." Er unterbrach mich sofort. „Ein Notfall? War es auch ein Notfall, dass du die Papiere zuhause vergessen hast, Kieran?"

Seine Stimme klang überraschend ruhig, beinahe so, als würde er eine ganz normale Unterhaltung führen, die sich um ein Fußballspiel drehte.

„Das war mein Fehler, das gebe ich zu", erwiderte ich kleinlaut und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.

„Gut, was mich nun brennend interessiert ist, wer oder was hat dich dazu getrieben, dermaßen die Verkehrsregeln zu missachten? Ich erwarte eine Erklärung."

Kurz schluckte ich, holte tief Luft und ließ dann einen Satz heraus, der Louis erstmal sprachlos machte.

„Meine Kollegin Cheryl. Sie ist die stellvertretenden Dienstgruppenleiterin auf unserem Revier."

Für zwei Sekunden herrschte Stille am anderen Ende der Leitung, dann allerdings begann Louis eins und eins zusammenzuzählen.

„Du hast was mit ihr?"

„Ähm, ich hatte. Aber ich werde sie einfach nicht los. Sie stalkt mich und hat mich verfolgt, seit ich in London losgefahren bin."

„Na super. Du konntest deinen Schwanz wohl auch nicht bei dir lassen, oder?"

Es fiel mir nicht schwer, mir vorzustellen, wie Louis sich gerade die Haare raufte.

„Sie sieht gut aus und ich bin solo", erwiderte ich ungerührt.

„Ein Fickfehler kann gefährlich werden, Kieran. Man sieht ja, wohin das führt. Ich werde mich der Dame annehmen und sie wissen lassen, dass du in meinem Auftrag unterwegs bist und sie in Zukunft die Finger von dir zu lassen hat. Was die Geschwindigkeitsüberschreitung betrifft, werde ich den Beamten sagen, dass du für mich unterwegs bist. Allerdings möchte ich nicht, dass so etwas noch einmal vorkommt, sonst wirst du dafür bluten. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?"

„Ja, das hast du."

Erleichterung machte sich in mir breit. Da war ich nochmal mit einem blauen Auge davongekommen, es hätte durchaus schlimmer ausgehen können.

„Wir sprechen uns morgen ausführlich, melde dich nachher kurz, wenn du angekommen bist", trug Louis mir auf.

Mit den Händen in den Hosentaschen stand ich nun da und wartete, bis die Beamten mir den Führerschein wieder aushändigten. Der Jüngere sprach noch mit Louis, während der Ältere den Strafzettel zerriss, welchen man mir wohl aufs Auge hatte drücken wollen.

„Gute Fahrt, Kollege", wünschten die beiden schließlich.

Ich hatte keine Ahnung, was Louis ihnen erzählt hatte aber alleine die Tatsache, dass ich ungeschoren davon kam, sagte einiges aus. Er war eben nicht umsonst ein hohes Tier und ich konnte mich glücklich schätzen, dass er die Kartoffeln für mich aus dem Feuer holte.

Als ich in den Porsche stieg, fuhr ich allerdings nicht wieder auf die Autobahn auf, denn ich traute Cheryl nicht. Vielleicht wartete sie an der nächsten Ausfahrt oder an der nächsten Tankstelle auf mich. Zutrauen würde ich ihr das auf jeden Fall und deshalb nahm ich lieber die Landstraße, auch wenn es länger dauerte. Tia machte sich bestimmt schon Sorgen, wo ich so lange blieb. Wie ich Louis kannte, rief er bestimmt bei Shawn an, um diesem von der Misere zu berichten. Da konnte ich mich auf einiges gefasst machen, denn Shawn war Weltmeister im Lästern. Vermutlich würde er mich ein Jahr danach noch immer wegen dieser Sache aufziehen.

Während ich über die Landstraße fuhr, achtete ich darauf, die Geschwindigkeiten strikt einzuhalten und auch sonst nicht aufzufallen. Ich brauchte fast eine halbe Stunde länger als über die Autobahn und als endlich das Hoftor vor meinen Augen auftauchte, atmete ich erleichtert auf. Paddox' Bellen war zu vernehmen, im gleichen Moment öffnete Shawn das Tor für mich. Es dauerte nur wenige Augenblicke bis Tia in meinem Blickfeld auftauchte und mich sogleich überschwänglich begrüßte, kaum dass ich aus dem Auto gestiegen war.

„Ich hab' mir solche Sorgen gemacht", wisperte sie in mein Ohr.

„Das brauchst du nicht. Ich bin nur in eine Polizeikontrolle gekommen", erwiderte ich leichthin. Den Rest brauchte sie nicht zu wissen. Es war mir fürchterlich peinlich, dass ich von meiner eigenen Kollegin gestalkt wurde, mit der ich zudem in der Vergangenheit etwas am Laufen gehabt hatte. Tia musste das nicht wissen, denn das war für unsere Beziehung nicht relevant. Cheryl besaß keinerlei Priorität in meinem Leben, Tia schon.

Da es schon spät war, hielten wir uns nicht mehr lange im Wohnzimmer auf, sondern verzogen uns in die oberen Stockwerke. Wie immer wartete ich brav, bis Shawns Schnarchkonzert einsetzte, ehe ich mich in Tias Zimmer schlich. Sie wartete bereits auf mich und rutschte sofort zur Seite, als ich in das Bett kletterte. Anschließend bettete sie ihren Kopf auf meine Brust.

„Ich bin froh, dass du hier bist. Ich wünschte, du könntest die ganze Zeit in St Ives bleiben", seufzte sie.

„Das wünschte ich auch."

Im Moment hielt mich nichts in London und der Gedanke daran, dass ich Cheryl nach meinen freien Tagen wieder auf dem Revier begegnen würde, trug nicht dazu bei, meine Laune zu verbessern. Warum nur hatte ich mich mit ihr eingelassen? Ich musste völlig bescheuert gewesen sein, mich mit dieser Psychopatin abzugeben und konnte nur hoffen, dass Louis alles hinbiegen würde. Wie ich ihn kannte, würde er ihr ordentlich die Leviten lesen.

Tia in meinem Arm zu wissen, ließ mich letztendlich die trüben Gedanken vergessen. Ihre warme, weiche Haut, ihre sanften Küsse, ihr Geruch – all das bewirkte, dass ich in eine andere Welt abtauchte. Es gab nur uns beide, sonst nichts und es war mir scheißegal, dass ihr Vater einer der meistgesuchten Männer durch Interpol war. Ich konnte das alles hervorragend ausblenden, denn ich verweilte hier wegen Tia, die mein Leben so viel besser machte.

Die Zeit mit ihr verging immer so wahnsinnig schnell, die Stunden schienen zu rasen, ganz egal, was wir taten. Mittlerweile war das Wetter sehr warm und stabil, sodass wir fast immer einen Ausflug zum Strand machen konnten, wenn wir nicht gerade am Pool lagen, um die Sonne zu genießen. Es war erschreckend, wie schnell es wieder Abschied nehmen hieß und ich den Weg nach London antreten musste. Dieses Mal achtete ich strengstens auf alle Geschwindigkeitsbeschränkungen, denn ich hatte keine Lust, erneut in eine Kontrolle zu geraten. Louis hatte zwischendurch angerufen und mich wissen lassen, dass er den Porsche erst morgen brauchen würde und ich demnach direkt nach Hause fahren konnte. Das kam mir sogar sehr gelegen, da ich Mum und Dad versprochen hatte, nach Aiden zu schauen.

Inzwischen hatten die Sommerferien angefangen und ich ging nicht davon aus, dass er sich früh ins Bett legte. Vielmehr konnte ich mir vorstellen, dass er sich noch draußen herumtrieb.

Als ich den Porsche vor der Haustür parkte, war es gerade viertel vor zehn. Alle Lichter brannten im Haus und laute Musik dröhnte mir entgegen, als ich in den Flur stapfte. Mein kleiner Bruder feierte eine Party.

Überall standen Flaschen, leere und volle, die Mädchen, die mir entgegenkamen trugen knappe Miniröcke und bauchfreie Tops. Die Typen waren alle älter als Aiden – ich schätzte sie auf mindestens achtzehn. Da wunderte es mich auch nicht, dass es außer Bier hochprozentigen Alkohol gab, den man mir ganz frech anbot.

„Willst du auch einen Wodka?", fragte eines der Mädchen, die mich eingehend musterte.

Vermutlich zog sie mich in Gedanken gerade aus. Leicht perplex schüttelte ich meinen Kopf und machte mich auf die Suche nach Aiden. Es war eine Sache, seinen jüngeren Bruder Bier trinken zu sehen, doch bei hochprozentigem Alkohol verstand ich keinen Spaß. Aiden war erst fünfzehn und ich trug in diesem Moment die Verantwortung für ihn. Hoffentlich lag er nicht schon sturzbetrunken in einer Ecke. Es wunderte mich, dass so gar keine seiner Schulkameraden anwesend waren, selbst Lennard nicht, sein bester Freund. Was war nur mit meinen kleinen Bruder los?

Als ich in die Küche stürmte, da sah ich Aiden auf einem Hocker sitzen. In der Hand hielt er ein Glas, dessen bunte Flüssigkeit darauf schließen ließ, dass es sich nicht um ein harmloses Bier handelte.

„Hey, Kieran, willst du auch was trinken?", fragte er freudestrahlend.

„Nein, will ich nicht."

„Ach komm schon, sei kein Spielverderber. Das schmeckt echt toll!"

Ohne einen Ton zu sagen, nahm ich ihm das Glas aus der Hand, um daran zu riechen und einen kleinen Schluck zu nehmen. Da war wohl einiges zusammen gemixt worden und es wunderte mich nicht, wenn Aiden heute noch kotzen sollte. Argwöhnisch betrachtete ich meinen kleinen Bruder, versuchte abzuschätzen, wie viel er schon intus hatte, doch Aiden ließ sich nicht so einfach greifen. Vor meinen Augen schnappte er sich die nächstbeste Tussi und fing an mit ihr rumzuknutschen. Nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte, er sollte ruhig seine Erfahrungen sammeln, aber das ganze Drumherum passte mir nicht. Die Typen, die sich in unserem Haus herumtrieben, machten nicht den Eindruck, als seien sie brave Lämmer. Ein großer Kerl mit zotteligem Haar machte sich gerade daran eine Spezialbowle anzusetzen, wie er sich ausdrückte. Gerade als er die zweite Flasche Wodka in Mums große Glasschüssel kippen wollte, hielt ich seine Hand fest.

„Es reicht, die Party ist zu Ende", sagte ich knapp, worauf er mich völlig entgeistert anstarrte.

„Wer bist du denn? Aiden hat uns eingeladen und er sagt an, wann die Party zu Ende ist."

Als der Typ sich vor meinen Augen einen Joint ansteckte, platzte mir der Kragen. Mit einer gekonnten Bewegung nahm ich ihm den Joint aus der Hand, blickte ihn scharf an und sagte: „Ich wohne hier und ich bin Aidens älterer Bruder. Mach die Fliege, wenn ihr keinen Ärger haben wollt."

„Pah, willst du etwa die Polizei rufen?", mischte sich ein anderer ein, der ebenfalls kiffte.

Lässig holte ich meine Dienstmarke hervor, um dann grinsend zu sagen: „Die ist schon vor Ort und jetzt zieht Leine."

Den beiden Gestalten fiel prompt die Kinnlade nach unten und sie zogen sich schleunigst aus der Küche zurück.

„Kieran, was hast du getan?", ertönte plötzlich Aidens Stimme in meinen Ohren. „Du machst meine ganze Party kaputt! Du bist so ein Spielverderber!"

Ehe er noch ein weiteres Wort sagen konnte, begann er zu würgen und kotzte mitten auf den Boden.

„Na super", brummte ich, während ich aus den Augenwinkeln wahrnahm, wie seine Kumpels das Weite suchten.

Die leeren Flaschen ließen sie allerdings im Haus zurück, ebenso eine Tüte Gras, die ich erstmal in Sicherheit brachte. Überall standen leere Pappbecher herum, Asche lag verstreut auf dem Boden und klebrige Reste der bunten Flüssigkeit befanden sich auf dem Tisch in der Küche sowie auf der Anrichte. Das Chaos war nicht das Schlimmste, sondern die Tatsache, dass Aiden sich die Seele aus dem Leib kotzte. Er hörte überhaupt nicht mehr auf und als ich überlegte, ob ich nicht besser den Notarzt rufen sollte, da schien plötzlich alles draußen zu sein.

„Mir ist so schlecht, Kieran", jammerte er und versuchte sich am Türrahmen festzuhalten.

„Das geschieht dir recht", brummte ich, schnappte ihn unter den Armen und verfrachtete ihn in sein Zimmer, wo ich sicherheitshalber einen Eimer vor sein Bett stellte.

„Alles dreht sich", murmelte Aiden schwach. „Mach, dass das aufhört."

„Es wird vergehen, dauert nur ein paar Stunden", erwiderte ich leicht amüsiert.

Allerdings machte ich mir doch gewaltige Sorgen um meinen Bruder. Alkohol und Kiffen, das war keine gute Kombination. Ich fragte mich, woher die Typen das Zeug bezogen und beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Allerdings, ohne Aiden mit hineinzuziehen. Diese Würstchen konnte ich alleine beschatten und sollte sich herausstellen, dass sie mit hartem Zeug dealten, würden sie ihr blaues Wunder erleben.

Zunächst galt es jedoch, das Chaos im Haus zu beseitigen und Aiden halbwegs auf die Beine zu bringen. Unsere Eltern würden einen Anfall bekommen, wenn sie ihn so sahen. Vollgekotzt und wie ein Häufchen Elend in seinem Bett liegend.

Irgendwo fand ich eine Aspirin Tablette, die ich ihm mit einem großen Schluck Wasser einflößte. Anschließend wartete ich an seinem Bett, bis er endlich einschlief. Jetzt wurde es Zeit, ein wenig aufzuräumen. Ich schnappte mir einen großen blauen Müllsack, packte die Pappbecher und Pappteller hinein, um diesen dann in der großen Mülltonne verschwinden zu lassen. Die leeren Flaschen sammelte ich ein und entsorgte sie in den großen Glascontainern, welche am Ende der Straße standen. Mums Schüssel spülte ich gründlich mit heißem Wasser und Spülmittel aus, damit ja keine Reste zurückblieben, die darauf hinwiesen, dass hier eine halbe Orgie stattgefunden hatte. Das Päckchen mit dem Gras verstaute ich allerdings in meinem Zimmer, in der hintersten Schrankecke. Ich hatte zumindest vor, Louis einzuweihen. Er sollte ein Auge auf Aiden haben, wenn ich nicht da war.

Nachdem das Haus wieder einigermaßen sauber ausschaute, wischte ich die klebrigen Reste vom Tisch und von der Anrichte in der Küche. Mittlerweile hatte ich alle Fenster und Türen aufgerissen, damit der Gestank vom Kiffen sich verflüchtigte. Ich hasste das Zeug wie die Pest und konnte mir gut vorstellen, wie unsere Eltern darauf reagieren würden, falls sie das jemals herausfanden.

Zwischendurch schaute ich nach Aiden, der selig vor sich hin pennte. Scheinbar schien das Aspirin zu wirken, denn er kotzte auch nicht mehr. Ich säuberte noch die Spüle in der Küche, dann legte ich mich ebenfalls schlafen. Da ich keine Ahnung hatte, wann genau unsere Eltern am nächsten Tag hier aufschlagen würden, war es sicher nicht verkehrt, noch einige Stunden Schlaf zu tanken.

Am nächsten Morgen wurde ich, entgegen aller Erwartungen, ziemlich zeitig wach. Die Sonne strahlte vom Himmel und nichts ließ die wüste Party erahnen, die hier gestern stattgefunden hatte.

Leise schlich ich mich in Aidens Zimmer, um festzustellen, dass mein Bruder noch immer schlief. Allerdings hatte ich vor, ihn aufzuwecken, um ein ernstes Wort mit ihm zu reden. Ohne Umschweife zog ich die Bettdecke weg, worauf er sich endlich rührte.

„Was soll das?", maulte er pissig.

„Aufstehen, Bruderherz. Es wird Zeit für eine Dusche. Du stinkst noch immer nach Alkohol und Gras."

Sein gemurmeltes „Leck mich", brachte mich fast zur Weißglut. Diese Frechheit würde ich nicht hinnehmen.

Ehe Aiden sich versah, zerrte ich ihn aus dem Bett, warf ihn über meine Schultern und rannte mit ihm ins Badezimmer, wo ich gnadenlos das kalte Wasser in der Dusche aufdrehte.

Prustend und spuckend stand er unter dem Wasserstrahl, doch da ich stärker war als er, bereitete es mir keinerlei Probleme, ihn festzuhalten.

„Los, rede. Woher kennst du diese Typen?", herrschte ich ihn an, während Aiden vergeblich versuchte, sich aus meinem Polizeigriff zu befreien.

Für eine Sekunde trafen sich unsere Augen und das Erschreckende daran war, dass ich in Aidens nichts mehr lesen konnte. Er verschloss sich mir total und das machte mir Angst.

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Uh, Kieran gerät von einer Misere in die nächste. Nachdem er die Polizeikontrolle gut hinter sich gebracht hat, muss er nun mitansehen, wie sein kleiner Bruder eine wüste Party feiert. Wie das wohl weitergeht?

Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen, ich hatte auf jeden Fall Spaß beim Schreiben und bedanke mich für die tollen Kommentare und eure Unterstützung zu dieser Story.

Das nächste Update kommt vermutlich am Donnerstag.

LG, Ambi xxx

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