12. Augury


♪ Livin After Midnight – Judas Priest


Kieran

Grinsend rollte ich mich von Cheryl ab. Wir hatte gerade eine Runde mega heißen Sex hinter uns gebracht, eine Sache, die wir nun seit zwei Wochen regelmäßig während unserer freien Tage praktizierten

„Nicht schlecht, Horan. Zu schade, dass ich nicht alle deine körperlichen Qualitäten in deiner nächsten Beurteilung auflisten darf", hauchte sie mir schwer atmend ins Ohr.

„Ich hoffe, es würde sich positiv auf meine Statistik auswirken", erwiderte ich grinsend.

Cheryl bettete ihren Kopf auf meine Brust, als sie antwortete. „Natürlich, was denkst du denn."

„Da bin ich aber froh."

Die Dunkelhaarige hob ihren Kopf und bedeckte meine Brust mit ihren Küssen.

„Ich liebe deinen Körper", murmelte sie, ein Satz, der mir ein zufriedenes Schmunzeln entlockte.

Es fühlte sich durchaus ok an, mit ihr hier zu liegen und später gemeinsam in einem Café zu frühstücken. Wir hatten beide frei, da Cheryl und ich in einer Schicht arbeiteten. Kein Wunder, ansonsten würde sie nicht in der Lage sein, den Sex mit mir zu genießen.

Ich hatte mich schon oft gefragt, wie sie es hinbekam, dass wir stets zur gleichen Zeit arbeiteten. Vermutlich hackte sie sich im Computer ein, der die Zuteilung der Dienste automatisch vergab. Von Harry wusste ich, dass es möglich war, das Ding zu manipulieren, sie durfte sich nur nicht dabei erwischen lassen.

„Wo wollen wir gleich frühstücken? Im Sandy's?", schlug sie vor.

„Von mir aus gerne."

Das Sandy's war ein tolles Café, welches ein solides, englisches Frühstück mit Speck, Eiern, Würstchen, Toast und Bohnen anbot. Natürlich schmeckten die Rühreier nicht so gut wie bei meinem Dad aber man konnte schließlich nicht alles haben. Dafür lief stets super Musik und die Mädels, die dort bedienten sahen nicht schlecht aus. Mit einer hatte ich sogar schon etwas gehabt, aber das lag bereits drei Jahre zurück, bevor ich mit Dana zusammen kam.

Cheryl musste das jedoch nicht wissen und zum Glück glänzte Evie durch Abwesenheit, als wir später das Café betraten. Da hatte ich ja nochmal Glück gehabt!

„Ach, noch zwei Tage frei, das finde ich herrlich", seufzte Cheryl, bevor sie einen Schluck aus der großen Kaffeetasse nahm. „Und das Wetter soll gut werden."

Falls das eine Anspielung sein sollte, lag sie bei mir falsch, denn ich plante nicht, die Tage mit ihr zu verbringen. Wenn, dann höchstens die Nächte. Allerdings war ich am heutigen Abend mit Freddie verabredet und würde dieses Beisammensein keineswegs verschieben.

„Schade", sagte Cheryl, als ich sie über meine Pläne aufklärte. „Aber vielleicht klappt es ja am Freitag, dass wir uns sehen."

„Ich kann ja zu dir kommen, nachdem ich im Fitnessstudio war", erklärte ich.

Eigentlich klang die Idee ganz gut, denn wir würden uns an diesem Tag nicht die Nacht um die Ohren schlagen können, da wir am Samstag mit der Frühschicht begannen. An einem Wochenende zu arbeiten war für mich normal, ich genoss es, wenn ich Samstag und Sonntag mal frei hatte aber oftmals war das nicht der Fall. Drei Tage in einer Zwölf-Stunden-Schicht arbeiten, drei Tage frei, so lautete der Dienstplan. Dazwischen gesellten sich Sondereinsätze bei Demonstrationen oder sonstigen Events, wie Fußballspiele, wo Hooligans erwartet wurden. Arbeitslos wurde man als Polizist nicht, was ganz sicher ein unumstrittener Vorteil war.

Nach dem Frühstück schaute ich erst bei meiner Wohnung vorbei, um den Briefkasten zu leeren, ehe ich zu meinem Elternhaus fuhr. Dieses wirkte vollkommen verlassen und ich sah auch, dass das Auto nicht auf dem Parkplatz stand.

Gedankenverloren stürmte ich die Treppe nach oben und zog mich schnell in meinem Zimmer um, bevor ich mich wieder auf den Weg machte, der mich ohne Zwischenstopp zum Friedhof führte.

Es wurde Zeit, Alistair einen Besuch abzustatten.

Mit dem Klappstuhl in der Hand, der sich stets im Kofferraum meines Wagens befand, stieß ich das kleine Tor auf. An die merkwürdigen Blicke, welche die Leute, die mir dort begegneten, zuwarfen, hatte ich mich gewöhnt. Ignoranz hieß das Zauberwort mit dem ich gut durchkam. Einmal hatte mich ein alter Sack angepöbelt.

„Sie können hier nicht mit einem Klappstuhl herumlaufen, junger Mann. Das hier sind die Ruhestätten der Toten und kein Platz zum Sonnen. Wenn Sie sich nicht daran halten, sehe ich mich gezwungen, die Polizei zu rufen!"

Daraufhin hatte ich ihm frech meine Dienstmarke präsentiert, die ihn sofort zum Schweigen brachte. Wenn wir uns jetzt per Zufall über den Weg liefen, grüßte er mich stets mit einem Kopfnicken, was mir immer ein leichtes Grinsen entlockte. Normalerweise ließ ich nie den Bullen heraushängen aber ich wollte einfach keinen Stress haben, wenn ich Alistair besuchte.

Kaum hatte ich Alistairs Grab erreicht, platzierte ich den Klappstuhl davor und ließ mich darauf nieder.

„Hey, Alistair, na alles klar heute?"

Es interessierte mich herzlich wenig, dass mir keine Stimme antwortete, sondern ich nur das Rauschen der Blätter der umliegenden Bäume hörte. Alistair war überall, in jeder Blume, in jedem Grashalm und in jedem Windhauch. Seine Seele schwebte über uns.

Tief atmete ich die Luft ein. Der Frühling lag in seinen letzten Zügen und wenn man den Meteorologen Glauben schenkte konnte, stand uns dieses Jahr in England ein Jahrhundertsommer bevor. Es war auf jeden Fall schon recht warm, wärmer als sonst zu dieser Jahreszeit.

„Du fragst dich sicher, was ich die ganze Zeit tue", fuhr ich fort. „Nun ja, ich warte eigentlich auf den Oktober, damit ich endlich mit meiner Ausbildung beginnen kann. Im Grunde genommen sitze ich die Zeit im Revier ab. Ich weiß, das klingt vielleicht ein wenig undankbar aber das bin ich keineswegs. Du kannst mir glauben, dass ich meinen Job gerne mache, aber ich möchte endlich auch weiterkommen und irgendwann in Louis' Team arbeiten."

Der sanfte Windhauch, der mein Gesicht streichelte, sagte mir, dass Alistair ganz genau zuhörte.

„Ich hab' dir ja noch gar nicht erzählt, dass ich mich für alles angemeldet habe, was geht, oder? Also wenn ich da durch bin, bin ich echt heilfroh."

Kurz rückte ich meine Sonnenbrille zurecht und beobachtete den kleinen Vogel, der sich auf dem Grabstein niedergelassen hatte, um sein Gefieder zu putzen. Die ruhige Atmosphäre des Friedhofs ging regelmäßig auf mich über, wenn ich hier saß und mit Alistair sprach. Dann fühlte ich mich frei und entspannt.

„Manchmal habe ich noch immer diese Träume aber ich kann damit umgehen, sie erschrecken mich nicht mehr. Ich wollte nur, dass du das weißt."

Als der Wind durch mein Haar fuhr, flog der Vogel davon. Seufzend schaute ich in Richtung der Sonne, die heute regelrecht strahlte. So, wie an dem Tag, als Alistair starb. Auch als man ihn begrub, leuchtete das Gestirn mit seiner ganzen Kraft und mein Vater sagte damals, dass die Engel Alistair zum lieben Gott geleiteten. Obwohl ich erst fünf gewesen war, hatte ich seine Worte nie vergessen. Mein Vater war großartig darin, Kinder den Tod zu erklären, so dass sie dieses Ereignis verstanden. Ich bewunderte ihn für seinen Job, hätte diesen jedoch selbst niemals ausüben wollen. Dazu fehlte mir eindeutig die Geduld.

Die Zeit verrann und ich saß noch eine ganze Weile bei Alistair. Erst als ich den Stand der Sonne bemerkte, warf ich einen Blick auf die Uhr, welche zwanzig vor vier anzeigte. Wenn ich mich beeilte, würde ich Aiden von der Schule abholen können.

Mit dem Klappstuhl unter dem Arm und der Sonnenbrille auf der Nase, marschierte ich zum Ausgang des Friedhofs. Auf dem Weg dorthin begegnete ich zwei weiblichen Teenagern, die mich anstarrten und auch sofort miteinander zu tuscheln anfingen.

Grinsend ging ich an ihnen vorbei und als ich mich auf gleicher Höhe mit ihnen befand, hörte ich die eine flüstern: „Oh mein Gott, der sieht aus wie ein Model."

Krampfhaft verbiss ich mir das Lachen und sah zu, dass ich schleunigst aus ihrem Blickfeld verschwand. Ich legte keinen Wert darauf, von unreifen Teenagern angeschmachtet zu werden. Da war mir eine Frau wie Cheryl deutlich lieber, denn sie wusste wenigstens was sie wollte. Sex bis zum Abwinken und das ohne jegliche Verpflichtungen.

Mit der üblichen, grenzüberschreitenden Geschwindigkeit preschte ich den Wagen durch die Straßen, soweit dies möglich war. Je näher ich der Schule kam, desto dichter wurde allerdings der Verkehr, sodass ich irgendwann nur noch im Schritttempo dahingurkte.

Einerseits war das ganz praktisch, da ich Aiden auf diese Art und Weise leicht würde ausmachen können. Mein kleiner Bruder hatte keinen blassen Schimmer, dass ich ihn heute einsammeln würde und ich hoffte einfach, dass er die Bequemlichkeit des Autos zu schätzen wusste.

Langsam passierte ich den Bürgersteig, der sich am Schulgelände entlangstreckte, von Aiden sah ich jedoch nichts. Dafür erblickte ich Lennard, der gerade in einen Schokoriegel biss. Ich trat auf die Bremse und rief aus dem geöffneten Fenster zu ihm rüber: „Hey, Lennard, hast du Aiden gesehen?"

Zögerlich kam der beste Freund meines Bruders angetrabt.

„Ähm, ja, der wollte noch mit ein paar Kumpels um die Häuser ziehen."

Ein wenig erstaunt zog ich meine Brauen zusammen. Eigentlich klebten Lennard und Aiden wie siamesische Zwillinge zusammen, weswegen es mir reichlich komisch vorkam, dass mein Bruder etwas ohne seinen besten Freund unternahm.

„Was für Kumpels? Kenne ich die?"

Nervös trat Lennard von einem Fuß auf den anderen, als er antwortete: „Ähm, ich glaube nicht, die sind alle älter."

„Weißt du, wo sie hinwollten?"

„Nein, keine Ahnung, das hat er nicht gesagt."

Lennard würde es geheim halten, wenn Aiden ihm das aufgetragen haben sollte, das war mir klar und deshalb fragte ich nicht weiter nach.

„Ok, danke Lennard."

Ich hatte nicht vor, nach Hause zu fahren aber auch nicht, Lennard zu erzählen, dass ich mich auf die Suche nach Aiden begab. Der kleine Payne brachte es nämlich fertig, mein Bruderherz zu warnen. Irgendwie hatte ich ein ungutes Gefühl bei der Sache, ich wusste auch nicht warum. Aber seit ich bei der Polizei arbeitete, entwickelte ich oftmals einen sechsten Sinn, wenn es um krumme Touren ging.

Zwar traute ich meinem Bruder jetzt keinen Einbruch oder so etwas in der Richtung zu aber alleine die Tatsache, dass er seinen besten Freund wie bestellt und nicht abgeholt vor der Schule stehen ließ, gab mir zu denken.

Ohne groß nachzudenken fuhr ich in Richtung Park. Dort hatten wir uns früher auch immer aufgehalten, um zu rauchen, zu trinken und die Coolen zu spielen. Vielleicht hing er dort ab.

Leider hatte ich Pech, denn von Aiden und seinen Kumpels war weit und breit nichts zu sehen. Der Park war nicht sehr groß und deshalb ließ sich innerhalb weniger Minuten feststellen, dass sich hier keine Jugendlichen aufhielten.

Unverrichteter Dinge trat ich letztendlich den Weg nach Hause an, in der Hoffnung, dass Aiden bald dort eintreffen würde.

Mum war bereits von der Arbeit nach Hause gekommen. Wie so oft zu dieser Jahreszeit hielt sie sich im Garten auf und als sich mich auf die Terrasse traten sah, hob sie ihren Kopf und lächelte.

Langsam schlenderte ich zu der Stelle, an der sie stand. Ein kleiner Kloß bildete sich in meinem Haus, als ich auf den winzigen Grabstein schaute, den wir vor einem Jahr hatten von einem Steinmetz extra anfertigen lassen. Dieser trug nur einen Namen.

Myles.

Unser irischer Setter starb im letzten Jahr im Alter von fünfzehn Jahren. Er begleitete mich durch meine Kindheit und Jugend. Alle hatten geheult, als er friedlich zuhause einschlief und wir hatten beschlossen, ihn im Garten zu beerdigen.

Gerade stellte Mum frische Blumen in die kleine Vase aus Zink, die am oberen Ende des Grabsteins ihren Platz gefunden hatte.

„Ich habe Myles ein paar frische Blümchen hingestellt", sagte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Scheinbar verbrachte sie nicht erst die letzten fünf Minuten in der grünen Oase, wie sie den Garten immer nannte. Als unsere Augen sich trafen, erkannte ich den traurigen Ausdruck in ihren. Meine Mum hatte sehr an Myles gehangen, er war fast wie ein drittes Kind für sie gewesen.

Bedächtig ging ich in die Hocke und fuhr kurz über den Stein. Ich vermisste Myles noch immer.

„Ich war heute bei Alistair", ließ ich Mum wissen.

„Das ist schön."

Meine Eltern wussten, dass ich ihm regelmäßig einen Besuch abstattete. Dies gehörte früher zu meinem Programm, um die Dinge zu verarbeiten. Später hatte ich es einfach beibehalten, weil es mir innere Ruhe und Frieden gab.

„Weißt du wo Aiden ist?", fragte ich plötzlich.

„Nein, wieso? Er wird bestimmt mit Lennard unterwegs sein."

Ich ersparte mir die Antwort, weil ich meinen Bruder nicht verpetzen wollte. Da schwieg ich lieber und klärte das später alleine mit ihm.

Es dauerte allerdings eine ganze Weile, bis er auftauchte. Vorher kam Dad von der Arbeit nach Hause, der sich zu uns in den Garten gesellte. Er brachte mir ein Bier aus dem Kühlschrank mit, das wir auf der Terrasse tranken. Mum hielt sich lieber an ihre Weinschorle, welche sie mit der frischen Minze verfeinerte, die in einem der großen Blumenkübel wucherte.

Gerade als wir beschlossen, dass es Zeit für das Abendessen war, kam Aiden ins Haus gestürmt. Seine Schultasche stellte er in einer Ecke ab und während ich auf seine geröteten Wangen blickte, überlegte ich, was ihm nachher sagen wollte. Obwohl ich von vornherein ahnte, wie dieses Gespräch ausgehen würde, ließ ich es trotzdem nicht anstehen.

Direkt nach dem Essen verzog Aiden sich in sein Zimmer. Ich folgte ihm kurze Zeit später nach oben, wo ich leise an seine Tür klopfte.

„Ja?", kam es ein wenig mürrisch zurück.

„Ich bin's", antwortete ich ruhig.

„Komm rein."

Als ich das Zimmer betrat, musste ich erstmal über den Müll steigen, der überall herumlag. Benutzte Klamotten, Schuhe, leere Popcorntüten, dazwischen lugten einige beschriftete, zusammengeknüllte Blätter hervor.

Mit einem matten Grinsen im Gesicht näherte ich mich dem Bett, in dem mein Bruder saß und zockte. Der riesige Bildschirm, der an der Wand hing, zeigte ein Ballerspiel, dessen Geräuschkulisse immens mein Gehör malträtierte.

„Was liegt an?", meinte Aiden, ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen.

Sein Atem roch eindeutig nach Bier.

„Ich wollte dich heute von der Schule abholen", entgegnete ich ruhig. „Aber habe dich nicht angetroffen."

„Ich war mit Lennard unterwegs."

Er log also absichtlich, eine Sache, die mir die Hutschnur nach oben gehen ließ.

„Erzähl mir nichts, Lennard stand nämlich vor der Schule."

Jetzt sah Aiden zum ersten Mal auf.

„Ja und? Dann war ich eben nicht mit Lennard weg. Was ist so schlimm daran? Ich kann ja auch mal was mit anderen unternehmen, oder?", kam es angepisst zurück.

„Darum geht es hier nicht. Du hast mich gerade angelogen und du weißt, wie ich das hasse, oder nicht?", sagte ich barsch.

„Das geht mir am Arsch vorbei", blökte er und legte den Controller zur Seite. „Was willst du wirklich, Kieran?"

„Hör mal, ich rieche, dass du getrunken hast aber ich werde nicht petzen, weil ich das in deinem Alter auch hin und wieder getan habe. Aber solltest du noch einmal lügen-."

„Was dann?", unterbrach er mich. „Willst du mich dann einsperren, oder was?"

„Mach dich nicht lächerlich, deswegen sperrt man keinen Jugendlichen ein, da haben wir Besseres zu tun", schnaubte ich.

Provozierend richtete er sich im Bett auf.

„Dann hau doch ab und lass mich in Ruhe, wenn du Besseres zu tun hast. Du bist so ein Langweiler geworden, seit du bei der Polizei bist."

„Und du solltest deine Prioritäten richtig setzen", nahm ich ihm den Wind aus den Segeln.

„Welche Prioritäten? Du schaffst es ja nicht mal eine gescheite Tussi an Land zu ziehen. Mit Tia bist du nicht mehr zusammen, das hat Dad mir gesagt. Wie konntest du die gehen lassen? Die war Hammer! Aber vermutlich warst du ihr auch zu langweilig."

Ich war nahe daran, ihn zu packen und durchzuschütteln, besann mich in letzter Sekunde jedoch eines Besseren. Aiden durfte nichts über Tias wahre Identität erfahren, geschweige denn, dass wir uns schon sehr lange kannten. Lieber wollte ich als Trottel dastehen, als ihm die Wahrheit zu erzählen.

„Vielleicht habe ich sie ja abgeschossen, weil sie langweilig war", sagte ich stattdessen.

Aiden starrte mich an, als sei ich von allen guten Geistern verlassen.

„Das glaube ich dir nicht, denn ich hab gemerkt, wie gut du dich mit ihr verstanden hast. Warum hättest du sie sonst mit nach Hause bringen sollen? Sie hat dir den Laufpass gegeben und du willst jetzt nicht blöd dastehen. Außerdem war sie nicht die Bohne langweilig, ich fand sie cool."

Jetzt hatte ich den Salat aber ließ mich trotzdem nicht dazu hinreißen, etwas preiszugeben, was geheim bleiben musste. Um gänzlich vom Thema abzulenken, stellte ich ihm eine Frage.

„Was sind das für Typen, mit denen du dich da triffst? Sind die cool?"

„Ja, sind sie, sonst würde ich nicht mit ihnen abhängen."

Aiden griff wieder nach dem Controller, um sich seinem Ballerspiel zuzuwenden. Die Mattscheibe vermittelte den Eindruck, dass man mitten im Geschehen war und zwischen einer Häuserfront kämpfte.

„Na ja, ich haue jetzt ab, bin noch mit Freddie verabredet", erklärte ich, worauf mein Bruder geistesabwesend nickte.

Diese coole Typen würde ich mir auf jeden Fall aus der Nähe anschauen, sollte sich die Gelegenheit bieten, das nahm ich mir fest vor.

~~~

Gegen neun traf ich im Pub ein, wo Freddie bereits an der Theke stand und sich das erste Bier reinzog. Er bestellte gleich noch eines für mich mit, damit wir anstoßen und labern konnten. Natürlich fragte er mich über Cheryl aus und ich beantwortete großzügig die recht pikante Thematik.

„Wie läuft es mit Lori?", wollte ich wissen, nachdem ich mir zur Genüge über die heißen Nächte mit meiner Bettgespielin ausgelassen hatte.

„Bis jetzt super."

„Vermassele es nicht wieder, Tomlinson", ermahnte ich ihn.

„Ich werde mich bemühen aber Lorena wird einsehen müssen, dass ich meinen Job nicht so ohne weiteres aufgeben kann."

„Wenn du es nicht hinkriegst, verprügele ich dich", drohte ich ihm.

Eine bessere Frau als Lorena würde er nicht kriegen, so sah ich das.

Freddie und ich tranken und quatschten, bis das Pub seine Pforten schloss. Wir vereinbarten, dass wir uns kurzfristig wieder treffen wollten, eben dann, wenn es bei beiden am besten passte.

~~~

Wie besprochen schaute ich am nächsten Tag nach meinem Besuch im Fitnessstudio bei Cheryl vorbei. Dort tobten wir uns unter der Dusche und später in ihrem bequemen Doppelbett aus. Ihr Körper fühlte sich toll an und gelenkig war sie auch. Ich hatte absolut nichts zu meckern, sondern gewaltig Spaß bei der Sache. Und nur darum ging es dabei, denn mein Herz sprach nicht im Mindesten, wenn ich Sex mit ihr hatte. Es war nur mein Körper, der danach verlangte, die Hormone auszuschütten.

Wir lagen im Bett und ihre langen Finger fuhren über meine Brust, als sie wisperte: „Wie sieht es aus, treffen wir uns wieder an unserem nächsten freien Tag oder besser gesagt Abend?"

„Klar."

Dagegen hatte ich absolut nichts einzuwenden.

Gerade, als ich im Begriff war, mich nach den zwei Runden wieder anzuziehen und nach Hause zu fahren, vibrierte mein Handy, auf dessen Display ich nun schaute.

Verdammt, was wollte Louis jetzt von mir?

Da ich ihn nicht warten lassen wollte, nahm ich das Gespräch entgegen.

„Hallo, Kieran, störe ich dich gerade?"

„Nein, ich bin fast auf dem Weg nach Hause, weil ich morgen mit der Frühschicht beginne."

Zu meiner Verwunderung ließ er einen Satz verlauten, der mir fast die Sprache verschlug.

„Das mit dem nach Hause fahren wird leider nichts. Ich möchte, dass du sofort ins Präsidium kommst. Und wo immer du auch gerade bist, sprich es nicht laut aus, ok?"

„Ähm, ok. Ich bin gleich da."

„Fein. Harry wird dich unten in Empfang nehmen."

Mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch verließ ich Cheryls Wohnung und je näher ich dem Präsidium kam, desto mehr zog sich mein Magen zusammen.

Was würde mich dort erwarten?

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Na, was denkt ihr, wird Louis von Kieran wollen? Ich wollte das Kapitel unbedingt fertigschreiben und hochladen und hier ist es nun.

Dankeschön für die vielen lieben Kommentare zum Kapitel aus Tias Sicht. Ich hoffe, dieses hat euch ebenso gut gefallen. Ich kann mich nur immer wiederholen: Ihr seid tolle Leser, ihr motiviert mich so mit euren Kommentaren! ♥

Oben im Bild seht ihr Aiden (Logan Lerman).

Das nächste Update plane ich für Sonntag.

LG, Ambi xxx


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