Kapitel 16
Zwei Tage später haben sie noch immer nichts erreicht.
"Ihr kommt hier niemals raus!", werden die Mädchen durch ein Schreien geweckt. Konfus schrecken sie hoch.
"War das Heinz?", fragt Luna panisch.
"Ja, ich denke schon. Wollen wir was antworten, vielleicht kriegen wir einen Tipp oder so."
"Ich glaube nicht, aber einen Versuch ist es wert."
Sophie zweifelt: "Aber möglicherweise findet Heinz unseren Standort heraus. Vielleicht ist es eine Falle."
"Lass es uns trotzdem versuchen.", will Luna es riskieren.
Sophie holt tief Luft und ruft: "Gib uns einen Tipp!!!!"
Nach ein paar Sekunden ertönt eine Antwort aus der Ferne: "Ich bin ein Stein, muahaha."
Verstört schauen die Mädchen sich an. Was war das denn bitte?
"Hä, was für ein Stein?", fragt Luna.
"Ich weiß nicht."
Sie überlegen. Währenddessen essen sie ein paar Pflanzen.
"Stein, Stone, warteee, waaaaaas?", merkt Sophie plötzlich. Luna springt auf, stürmt auf ihre Freundin zu und sie jubeln. Der Entführer hat gesagt, dass er ein Stein ist und auf Englisch heißt es stone. Eigentlich war es gar nicht so kompliziert, aber ohne den Tipp wären sie nicht auf eine Lösung gekommen. Stone ist also wahrscheinlich sein Nachname.
"Deter Stone.", fasst Sophie zusammen, "Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, was wir damit machen sollen."
"Lies nochmal das letzte Rätsel durch, also dieses Gedicht."
Sophie kramt in ihrem Beutel, sucht die passende Zahl und holt schließlich die Dose hervor. Sie öffnet sie und faltet den Zettel auseinander.
"Das ist ein Reim,
gehe zum Stein.
Er ist zerbrochen,
da wo wir Schafe rochen.
Finde meinen Namen,
sonst landest du im Graben.
Mit Blut besiegelt,
mit Blut befreit.", liest Sophie vor.
Luna zählt auf: "Auf den Teil mit dem Namen sind wir ja jetzt schon gekommen. Das mit dem Reim und dem Graben ist wahrscheinlich unnötig. Also müssen wir nur noch einen zerbrochenen Stein in der Nähe von Schafen finden und irgendwas mit Blut machen."
"Oh mein Gott, ich weiß, welcher Stein vermutlich gemeint ist: Der Große bei dem Wohnwagen."
"Stimmt!"
"Denkst du das, was ich denke?", fragt Sophie.
"Nö. Was denn?"
"Vielleicht müssen wir mit dem Blut den Namen auf den Stein schreiben, um die Mauer zu zerstören."
Mit großen Augen schauen sie sich an. Wahrscheinlich haben sie gerade, nach mehreren Wochen, das letzte Rätsel gelöst. Jetzt lässt sich nur noch hoffen, dass sie es wirklich geschafft haben.
Mit neuer Energie begeben sie sich in Richtung des Steines. Dort angekommen verstecken sie sich am Waldrand im Gebüsch, um zu schauen, ob Deter da ist. Gründlich lassen sie ihren Blick über die Umgebung schweifen, können ihn aber zum Glück nicht entdecken. Erleichtert atmen sie auf und verlassen die Büsche.
"Jetzt nichts wie hin!", motiviert Luna Sophie und sie rennen los.
"Wer schneidet sich in den Finger, um Blut zu holen?", fragt Sophie. Schweigend blicken sie sich an.
"Ich nicht.", kommt es gleichzeitig aus ihren Mündern. Oh nein, jetzt muss es einer von beiden übernehmen. Sie könnten auch ein Schaf nehmen, aber nein, das ist nur eine schreckliche Überlegung.
"Okay, ich mache es.", gibt sich Sophie geschlagen und sucht einen scharfkantigen Stein.
Ein paar Sekunden später hat sie Einen gefunden, nimmt ihn und schlitzt sich in die Hand. Monoton sagt sie: "Aua.", obwohl die Schmerzen viel stärker sind. Sie dreht ihre Hand so, dass das Blut sich wie in einer Mulde sammelt und nicht auf den Boden tropft.
Luna hebt einen herumliegenden Stock auf, tunkt ihn in Sophies Blut und fängt an, damit auf den Stein zu schreiben.
Nach ein paar Minuten steht 'Deter Stone' auf dem Stein.
"Wollen wir testen, ob die Mauer verschwunden ist?"
"Ja, lass es uns hoffen."
Voller neuem Optimismus machen sie sich auf den Weg zur Barriere. Noch nie sind sie diesen Weg so schnell entlang gelaufen.
Sophie stoppt kurz vor der Stelle, an der sie die Mauer vermutet, aus Angst, dagegenzulaufen, falls sie doch noch existiert. Luna jedoch interessiert nicht dafür, sondern beschleunigt nur noch munter ihre Schritte - und rennt volle Kanne dagegen. Durch die Magie wird sie zurückgeworfen und fällt auf den Boden.
Frustriert sehen sich die Mädchen an. Haben sie ernsthaft versagt? Wochenlang haben sie nach einem Weg hier raus gesucht und jetzt war angeblich alles umsonst.
Luna bricht in Tränen aus. "Wir schaffen es eh nie.", schluchzt sie. Sophie will sie trösten, aber wird selbst von ihren Gefühlen übermannt. Traurig lassen sie sich zu Boden fallen und versinken in Gedanken.
Nach einer Weile erhebt sich Sophie und sagt: "Wir sollten jetzt nicht aufgeben, nur weil dieser Ansatz falsch war. Wir sind fast am Schluss. Lass uns schlafen gehen, morgen ist ein neuer Tag."
Gesagt, getan. Sie gehen in ihre Höhle und legen sich hin. Nachdem sie sich eine gute Nacht gewünscht haben, fallen sie traurig in die Traumwelt.
"Guten Morgen.", begrüßt Luna ihre Freundin. "Morgen.", murmelt Sophie zurück. Irgendwie sind sie immernoch vom letzten Tag demotiviert.
"Lass uns baden gehen.", schlägt Sophie vor, Luna stimmt zu und sie machen sich auf den Weg zum See.
Plötzlich hören sie das Klingeln eines Handys und bleiben abrupt stehen. Es kann nur Deters sein, weil sonst ist hier ja niemand. Sie schleichen sich näher heran, um lauschen zu können. Durch das Dickicht erkennen sie seine Umrisse.
"Hallo, Peter hier."
Sie schauen sich mit großen Augen an und damit kommt die Erleuchtung. Heinz heißt in Wirklichkeit Peter und nicht Deter. Wahrscheinlich hat er es extra noch komplizierter gemacht, damit sie nie darauf kommen.
"Hey, Stonie, hier ist dein Thorsten."
"Ah, mein guter Freund, wir haben uns ja lange nicht mehr gehört. Was gibt's?"
"Stimmt. Stonie, ich und die Patricia wollten dich mal wieder zum Essen einladen. So wie früher, weißt du noch?"
"Gerne, aber momentan bin ich etwas beschäftigt. Ich rufe an, sobald ich kann."
"Okay, dann tschüss, Stonie."
"Bis bald."
Er legt auf, steckt sein Handy weg, kratzt sich am Arsch und verschwindet komischerweise ins Gebüsch. Für einen Moment wundern sie sich, was er da machen will, aber dann sehen sie, dass er sein Geschäft erledigen muss.
Angeekelt blicken sie sich an. Luna hätte fast losgelacht, kann sich aber gerade noch zurückhalten.
"Das ist unsere Chance. Schnell weiter!", flüstert Sophie und sie schleichen wie zuvor durch den Wald.
Am Stein angekommen, öffnen sie wieder Sophies Wunde und wandeln das D hastig zu einem P um. Ein heller Schein erleuchtet um sie herum und sie spüren, wie die magische Mauer zerbricht.
"Jetzt schnell, Peter hat das bestimmt auch schon gesehen!", ruft Sophie und sie rennen los. Schnell sprinten sie über die Wiese und dann weiter in den Wald.
"Halt!", schreit Peter, der plötzlich zwischen Bäumen hervorkommt und eine wilde Verfolgungsjagd beginnt. Die Mädchen preschen vorneweg und Peter hinterher.
In der Ferne können Luna und Sophie bereits Blaulicht und Menschen in Uniform entdecken. Polizei!
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