Kapitel 5
Die Nacht hatte den Tag eingeholt, so dass die Dunkelheit das Ganze noch unheimlicher wirken ließ. Der Mond brachte das einzige helle Licht, welches den Weg zur Krypta zu beleuchten schien. Überall standen Grabsteine; große, kleine, aus Holz und Stein. Die alten knorrigen Bäume wiegten sich im leichten Wind sowie das Gras, welches an einigen Stellen hochgewachsen, doch an anderen trocken und tot war.
Jeder stand an seiner Position, bereit zum Angriff. Noch nie hatte Cat eine Schusswaffe in der Hand gehabt, oder jemanden getötet, obwohl das, was sie erwarten würden, wenn sie scheiterten, weitaus schlimmer war als ein angriffslustiger Mensch.
Unsicher blickte die Frau zu Dean, der einige Meter von ihr entfernt hinter einem Grabstein stand. Er nickte ihr zu und sie schluckte schwer und sah wieder zu Jake, der sich der Krypta genähert hatte und nun vor ihr stehenblieb. Dean gab Cat ein Zeichen und die beiden näherten sich wie alle anderen mit erhobener Waffe dem Halbdämon.
»Hallo, Jake«, begrüßte Sam den Mann.
»Du ... du warst tot. Ich hab dich getötet«, sagte Jake entsetzt.
»Ja? Das nächste Mal mach es richtig.«
»Das habe ich. Ich habe dir das Rückenmark durchgetrennt, Mann.«
Sam blickte mit offenem Mund zu Dean, doch dieser erwiderte nichts.
»Du kannst nicht am Leben sein. Das ist unmöglich.«
»Okay, und jetzt keine falsche Bewegung, Junge«, sagte Bobby.
»Und was, wenn doch?«
»Das wirst du schon sehen!«, rief Sam.
»Auf einmal Mr. Supercool?«, entgegnete Jake. »Hast du vor mich umzubringen?«
»Wär' ein Gedanke.«
»Du hattest deine Chance. Du konntest es nicht.«
»Den Fehler mach ich nicht zweimal.«
Jake begann zu lachen.
»Das Lachen wird dir gleich vergehen, du elender Mistkerl«, versprach Dean.
»Hey, Lady«, sprach Jake Ellen plötzlich an. »Tu mir einen Gefallen: Leg die Kanone an den Kopf.«
Als wäre die Frau besessen, hob sie zitternd ihre Waffe hoch und hielt sich an den Kopf.
»Was tust du da?«, rief Cat entsetzt. »Hör sofort auf!«
Jake lachte. »Cat, Cat, Cat. Ich dachte, du wüsstest, auf wessen Seite du stehst.«
»Was weißt du schon? Ich kenne dich nicht mal!«
»Nein. Aber du kennst den, der mich schickt.« Der Mann zwinkerte Cat grinsend zu und blickte dann zu Sam. »Siehst du? Diese Ava hatte recht. Wenn man sich erst mal darauf einlässt, gibt es alle möglichen Arten von neuen Jedi-Tricks, die man lernen kann.«
»Lass sie in Ruhe!«, befahl Sam mit zitternder Stimme.
»Erschießt den Mistkerl«, bat Ellen.
»Ihr werdet ihr Hirn vom Boden wischen, bevor ihr es schafft, abzudrücken«, schwor Jake. «Alle Mann sofort sie Waffen runter. Außer dir, mein Schatz.« Er nickte Ellen zu.
Zuerst ließ Bobby seine Waffe fallen und nach und nach begannen auch die anderen sie zu Boden zu werfen.
»Okay. Danke.« Erst dachte Cat, er würde Ellen wieder ihren Willen geben, doch dann rannte er zum Eingang der Krypta. Er holte den Wunder-Colt aus seiner Tasche und steckte ihn in das Loch des Schlosses. Dean riss sofort die Pistole von Ellens Kopf und da erklangen auch schon die Schüsse - doch sie kamen nicht von Ellens Waffe.
Röchelnd fiel Jake zu Boden und Sam ließ mit einem finsteren Ausdruck, den Dean noch nie bei ihm gesehen hatte, die Waffe sinken. Das Schlossgetriebe des Kryptaeinganges klackte und öffnete sich bereits, während Sam den sterbenden Mann umrundete und mit der Waffe auf seinen Kopf zielte.
»Bitte. Nein«, flehte Jake, doch da schoss Sam ihm bereits mehrmals in den Kopf.
Dean trat langsam auf Sam zu, der sich Jakes Blut aus dem Gesicht wischte, und starrte ihn entsetzt an. Die anderen beobachteten derweilen das kreisrunde Schloss, welches sich weiterhin unaufhörlich drehte und dann mit einem letzten lauten Rumpeln stehenblieb. Ein Pentagramm hatte sich gebildet, verschnörkelt und mit Zacken, wie die Dornen einer Rose, befanden sich an den langen Linien.
»Oh, nein.«
»Bobby, was ist das?«, wollte Ellen unruhig wissen.
»Das ist die Hölle.«
Ohne zu zögern, trat Dean hervor und zog den Colt aus dem Schloss.
»Geht in Deckung. Schnell!«, rief Bobby und alle rannten sofort davon.
Gerade, als sie sich hinter jeweils einem Grabstein versteckt hatten, öffnete sich die Krypta und schwarzer Rauch schoss in hoher Geschwindigkeit heraus.
»Was ist das?«, fragte Cat Dean, der neben ihr hockte.
»Das sind Dämonen«, gab der Mann zurück.
Cat blickte an dem Grabstein vorbei. Es schienen unendlich viele Dämonen zu sein. Hunderte verließen die Krypta und verteilten sich in der Atmosphäre.
»Was geht hier vor sich?«, rief Dean Bobby und Ellen zu.
»Das ist die Unterwelt«, antwortete Ellen mit lauter Stimme. »Ein verdammtes Tor zur Hölle. Kommt! Wir müssen das Tor schließen.«
Bobby, Sam und Ellen rannten zur Krypta, während Dean stehenblieb und den Colt musterte.
»Wenn der Dämon ihm Jake gegeben hat, dann hat er vielleicht ...« Weiter sprach er nicht, sondern wandte sich um und zielte auf den Mann, der hinter ihm aufgetaucht war.
»Dean, wer ist das?«, fragte Cat.
In diesem Moment streckte der Unbekannte die Hand aus und der Colt flog in diese. »Spiele nie mit Papas Colt.«
Erst jetzt erkannte Cat, dass der Mann gelbe Augen hatte, und vor Schreck wich sie einige Schritte zurück. Mit einer weiteren Handbewegung riss er Dean von der Beinen und schleuderte ihn durch die Luft. Der Winchester schlug mit dem Kopf gegen einen Grabstein und blieb benommen liegen. Der Gelbäugige schenkte Cat keine Beachtung, sondern lief langsam auf Dean zu.
»Dean!«, hörte sie Sam rufen und im nächsten Augenblick ließ er von dem Torflügel der Krypta ab und rannte auf seinen Bruder zu.
Der gelbäugige Dämon bemerkte dies jedoch und mit einer Handbewegung war Sam wie an dem Baum gefesselt. »Zu dir komm ich gleich, mein Freund. Ich bin stolz auf dich. Ich wusste, was in dir steckt.«
Dean wollte sich erheben, doch auch ihn drückte der Gelbäugige wieder gegen den Grabstein.
»Du bleibst sitzen.« Langsam lief der Mann auf ihn zu und hockte sich vor ihn. »Also, Dean, ich muss mich bei dir bedanken. Weißt du, Dämonen können Menschen nicht wieder aufleben lassen, es sei denn durch einen Handel. Ich weiß, diese Bürokratie macht einen wahnsinnig, aber dank dir, mein Lieber, ist Sammy wieder zurück im Ring. Ich hatte nicht damit gerechnet, aber ich bin froh. Ich mochte ihn sowieso lieber als Jake.« Grinsend sah er ihn an. »Sag mal, kennst du den Ausdruck: »Erscheint einem ein Handel zu schön, um wahr zu sein, dann ist er es wahrscheinlich auch«?«
»Diesen Handel nennst du gut?«, stellte Dean entgegen.
»Er ist besser als der, den dein Vater gekriegt hat«, gab der Dämon zurück. »Und du hast dich nie gefragt, wieso? Du überraschst mich. Ich meine, du hast doch gesehen, was dein Bruder gerade mit Jake gemacht hat. Das war ziemlich kaltblütig, oder? Wie sicher bist du dir, dass das, was du zurückgebracht hast, auch der hundert Prozent reine Sam ist?« Der Mann lachte. »Nach allem, was du durchgemacht hast, hättest gerade du wissen müssen, dass das, was tot ist, nicht zurückkehren sollte.«
Der Dämon erhob sich und erst jetzt erwachte Cat aus ihrer Schreckphase.
»Hey!«, rief sie und lief auf den Mann mit den gelben Augen zu. »Lassen Sie ihn in Ruhe!«
»Oh, Cat, ich dachte, du wüsstest, was der Plan ist«, sagte der Dämon daraufhin.
»Ja, aber Pläne ändern sich«, zischte die Frau. »Verschwinden Sie endlich aus meinem Leben!«
»Oder was? Du tötest mich?« Der Mann lachte. »Du kannst mich nicht töten, Catherine. Du bist zu schwach und unfähig.« Mit einer Handbewegung flog Cat durch die Luft und schlug hart auf dem Boden auf.
»Wie auch immer«, der Dämon wandte sich wieder an Dean, »danke, mein Freund. Ich wusste, es gibt einen Grund, weshalb ich dich leben ließ - bis jetzt jedenfalls. Ich hätte es, ohne deinen selbstverachtenden, erbärmlichen, selbstzerstörerischen Wunsch dich deiner Familie zu opfern, nicht geschafft.« Er hob den Colt und zielte auf Dean.
Auf einmal tauchte ein heller Schemen hinter dem Dämon auf, der zu einem Menschen wurde. Er umklammerte ihn und der gelbäugige Mann stürzte zu Boden, nur die dämonische Seele war in den Fängen des Retters. Sie begann sich zu wehren und schaffte es letztendlich, sich zu befreien, so dass der Mann nach hinten ins Gras stürzte.
Der Dämon nahm wieder von seiner alten Hülle Besitz ein. Der Gelbäugige erhob sich und stellte sich genau vor Dean, der den Colt in der Hand hielt und ihn nun entsicherte. Der Schuss ertönte und traf den Dämon im Herzen. Gelbe Blitze kamen auf und er stürzte tot zu Boden.
In diesem Moment schafften es Bobby und Ellen das Tor zu schließen und schwer atmend wandten sie sich um. Ihr Blick fiel auf den zu Hilfe geeilten Mann, der sich mittlerweile erhoben hatte. Dean starrte ihn entsetzt an, Tränen traten in seine Augen. Der Mann legte ihm seine Hand auf die Schulter. Sein Blick wanderte zu Sam, der ihm zunickte, dann trat der Mann einige Schritte zurück und löste sich in Luft auf.
Die beiden Winchester-Jungen gingen zu dem Leichnam des gelbäugigen Dämons. Cat ließ sie in Ruhe miteinander sprechen und gesellte sich stattdessen zu Bobby und Ellen. Als Dean und Sam ihr Gespräch beendet hatten, gingen zum Auto - Ellen, Cat und Bobby ließen den beiden etwas Zeit und holten später zu ihnen auf.
»Mag sein, dass der gelbäugige Dämon tot ist«, sagte Ellen, »aber durch das Tor sind einige entwischt.«
»Was schätzt du, wie viele?«, fragte Dean.
»Hundert. Vielleicht zweihundert«, meinte Sam. »Es ist eine Armee ... die jetzt bereit ist.«
»Ich hoffe, ihr Jungs seid auch bereit, denn der Krieg hat erst begonnen«, erwiderte Bobby.
»Na, dann.« Dean grinste siegessicher. Er legte den Colt zu den anderen Waffen ins Auto und schloss die Motorhaube. «Wir haben viel zu tun.«
»Hey, Cat«, sagte Sam auf einmal und die Frau, die soeben gehen wollte, wandte sich ihm zu. »Willst du uns begleiten? Ich meine, du stehst auf derselben Seite wie ich.«
»Wenn du mit «derselben Seite« meinst, dass wir beide wie Marionetten behandelt wurden?«, gab Cat zurück.
»Bei Gelegenheit kannst du uns ja deine Story erzählen.«
Cat blickte unsicher zu Dean. Sie erwartete einen missbilligenden Blick, doch er nickte ihr nur mit einem leichten Lächeln zu.
»Okay. Ich komme mit«, stimmte Catherine schließlich zu.
»Na, dann.« Dean lief zur Fahrerseite des Autos und öffnete die Tür. »Willkommen im Team.«
1692 Wörter
Der Kampf ist zu Ende. Der gelbe Dämon ist tot - und noch immer ist nicht sicher, wer Cat wirklich ist. Ein Kind von Azazel oder doch etwas anderes?
Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel. Bisher ist noch nicht viel passiert mit Cat, aber das wird sich bald ändern.
Diese Sommerferien bin ich das [Bild] xD
Und noch ein Gif von Jensen und Jared:
Noch einen tollen Abend :*
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