Kapitel 26
Am nächsten Morgen fuhren die drei zu einer weiteren Frau, deren Mann ebenfalls nachts von einem bösen Weihnachtsmann entführt worden war. Die Frau öffnete ihnen die Tür und führte die drei ins Wohnzimmer, um dort mit ihnen in Ruhe sprechen zu können.
»So hat Ihr Sohn also den Angriff beschrieben - der Weihnachtsmann zog seinen Daddy durch den Kamin hoch?«, fragte Dean noch einmal nach.
»So erzählt er es, ja.«
»Und wo waren Sie?«
»Ich habe geschlafen«, erklärte die Frau. »Und plötzlich wurde Al aus dem Bett gezerrt und hat wahnsinnig dabei geschrien.«
»Haben Sie den Angreifer gesehen?«, wollte Sam wissen.
Die Frau schüttelte heftig den Kopf. »Es war dunkel und er hat mir einen Schlag verpasst. Er hat mich bewusstlos geschlagen.«
»Tut uns leid«, sagte Cat.
»Ja, ähm ... Mrs. Caldwell, woher haben Sie diesen Kranz über dem Kamin her, wenn ich fragen darf?«
Dean und Cat sahen Sam verwundert an und wandten sich um zum Kamin, über welchem ein prunkvoller Weihnachtskranz hing.
»Wieso wollen Sie das wissen?«
»Äh, na ja, einfach reine Neugier«, sagte Sam schnell.
Die Frau erzählten ihnen von einem Laden in der Stadt, von welchen sie den Kranz hatte, dann verabschiedeten sie sich auch schon und verließen das Haus.
»Kranz, ja? Sicher, dass du sie nicht nach ihren Schuhen fragen wolltest? Und im Flur standen noch 'n paar hübsche Handtaschen«, spottete Dean.
»Wir haben diesen Kranz schon mal gesehen, Dean«, meinte Sam.
»Ja, haben wir?«, fragte Cat.
»Ja, bei den Walshs - und zwar gestern.«
»Ich weiß. War nur 'n Test«, gab Dean zurück.
»Ja, in Ordnung ... na ja, bleib an der Sache dran ... danke, Bobby.« Sam legte auf und wandte sich wieder den anderen beiden zu. »Also, wir haben es hier nicht mit einem bösen Weihnachtsmann zu tun.«
»Was hat Bobby denn gesagt?«, wollte Cat wissen, genau wie Dean durch Notizen blätternd.
»Äh ... das wir Trottel sind«, erklärte Sam und begann durch das Internet zu scrollen. »Er hat auch gesagt, dass in diesen Kränzen wahrscheinlich Mädesüß war.«
»Wow. Faszinierend«, sagte Dean. »Was zum Teufel ist Mädesüß?«
»Ein Kraut, welches angeblich heidnische Götter anlocken soll«, meinte Cat, woraufhin der ältere Winchester sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. »Was? Es gab mal 'ne Zeit, wo ich Fan von solchen Geschichten war.«
»Sie ist ziemlich selten und wahrscheinlich die mächtigste Pflanze des heidnischen Brauchtums«, fügte Sam hinzu. »Sie haben Mädesüß für menschliche Opfer verwendet. Es war so eine Art Leckerbissen für ihre Götter. Die Götter fühlten sich davon angezogen und bedienten sich an den Menschen, auf den sie als erstes stießen.«
Mühselig erhob Dean sich von der Bettkante. »Aber wieso macht jemand daraus Weihnachtskränze?« Er ergriff die Kaffeetasse von der Küchenzeile und stellte sich vor Sam neben dem Tisch.
»Na ja, so verrückt das vielleicht klingen mag, ich meine, so ziemlich jede Weihnachtstradition ist heidnisch.«
»Weihnachten ist Jesus' Geburtstag«, erwiderte Dean mit einem selbstgefälligen Ton.
»Nein, Jesus' Geburtstag war wahrscheinlich im Herbst. Tatsächlich war's das Fest der Wintersonnenwende, das von der Kirche in Weihnachten umbenannt wurde«, erklärte Sam. »Aber der Juliklotz, der Baum, sogar das rote Kostüm - das sind alles Reste heidnischer Verehrungen.«
»Woher weißt du das?«, fragte Dean bloß. »Gleich wirst du mir erzählen, dass der Osterhase jüdisch ist ... Du glaubst also, wir haben es hier mit einem heidnischen Gott zu tun?«
»Ja, wahrscheinlich Huld Nikar, der Gott der Wintersonnenwende.«
»Und all diese Möchtegern-Hausfrauen kaufen diese ausgefallenen Kränze?«
»Ja. Genauso gut könnten sie ein Neonschild an ihre Tür hängen, auf dem steht: »Komm und töte uns«.«
»Na, toll.«
»Wir sollten so schnell wie möglich zu dem Laden fahren und fragen, von wem sie die Kränze geliefert bekommen«, sagte Cat.
»Nicht, bevor wir nicht wissen, mit wem genau wir es zu tun haben.« Sam öffnete ein Buch über die Heiden und suchte die Seite mit dem entsprechenden Gott. »Wenn man Huld Nikar ein Opfer bringt, ratet mal, was er einem dann im Gegenzug dafür gibt.«
»Lapdances hoffentlich«, sagte Dean.
»Mildes Wetter.«
»Deswegen kein Schnee«, meinte Cat.
»Ja.«
»Weißt du, wie wir ihn töten können?«, fragte Dean.
»Nein, Bobby arbeitet gerade daran. Wir müssen herauskriegen, wo sie diese Kränze verkaufen.«
»Du denkst, sie verkaufen sie absichtlich? Und versorgen die Opfer damit?«
»Lasst es uns herausfinden.«
Sie fuhren zu dem Laden, welcher die Kränze verkaufte. Er war weihnachtlich eingerichtet, überall hingen riesige Zuckerstangen, kleine goldene Weihnachtsbäume und andere Dekorationsgegenstände standen herum. Ein älterer Mann mit einer Brille stand hinter der Theke und Cat und die Winchesters liefen auf diesen zu.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich hoffe es«, sagte Dean. »Ähm ... wir waren neulich Abend bei der Familie Walsh zu Besuch ... na ja, seitdem sprechen mein Bruder und meine zukünftige Schwägerin von nichts Anderem mehr als diesem Weihnachtskranz, ist doch so?«
Dean nickte den beiden auffordernd zu und Sam antwortete mit einem »Klar«. Er und auch Cat schienen jedoch nicht ganz begeistert von Deans Wortwahl, was auch ihre Blicke zeigten.
»War'n Leckerbissen«, fügte Sam noch an den Verkäufer gewandt hinzu.
»Ich ... verkaufe sehr viele Kränze«, meinte dieser nur.
»Ja, sicher, aber dieser war wirklich etwas Besonderes. Er hatte ... er hatte so grüne Blätter und …«
»Was mein Verlobter damit sagen will«, sprang Cat ein, bevor Sam es vollkommen vermasselte, »ist, dass er aus Mädesüß gemacht war. Wissen Sie, ich liebe diesen Geruch, und deswegen wollten wir fragen, ob Sie noch einige zum Verkauf da haben.«
»Ich weiß, von welchen Sie sprechen, doch die sind leider ausverkauft«, erklärte der ältere Mann.
»Oh«, sagte Dean. »Aber angeblich ist Mädesüß doch recht selten und auch teuer. Wieso macht man dann Kränze daraus?«
»Keine Ahnung. Ich mach sie nicht.«
»Wer dann?«
»Madge Carrigan, eine Frau aus dem Ort. Sie hat mir die Kränze alle umsonst gegeben.«
»Sie wollte kein Geld dafür?«, fragte Sam verwundert.
»Nein.«
»Haben Sie sie weiter verschenkt?«, wollte Dean wissen.
»Nein, es ist Weihnachten. Die Leute zahlen ein Haufen Geld für diesen Kram.«
Dean nickte lächelnd. »Die Einstellung gefällt mir.«
Zurück im Motelzimmer fragte Dean seinen Bruder, wie viel solch ein Mädesüß-Kranz kosten würde.
»Mindestens ein paar Hundert Dollar«, antwortete Sam.
»Und diese Frau gibt sie umsonst weg. Was haltet ihr davon?«
»Das ist seltsam«, sagte Cat.
»Und ziemlich verdächtig«, fügte Sam hinzu, der sich die Jacke auszog und sie auf sein Bett warf.
Die beiden Jungen setzten sich auf die Matratzen, der gegenüberliegenden Betten, und für Cat schien es richtig, sie kurzzeitig allein zu lassen.
»Soll ich etwas zu essen holen?«, fragte sie deswegen.
Sam runzelte verwundert die Stirn, doch Dean nickte nur energisch.
»Okay. Geld?«
»In meiner Jackentasche. Warte.« Dean, der auch seine Jacke ausgezogen und auf das Bett geschmissen hatte, holte sein Portemonnaie heraus und reichte der Frau einige Scheine.
»Du solltest mir allmählich wirklich mal Geld zutrauen, Dean. Das nervt langsam echt.«
»Ich behalte die Scheine bei mir. Dann hab' ich immer einen guten Überblick. Bei Frauen weiß man nie.«
Cat schüttelte einfach nur mit einem leichten Grinsen den Kopf, steckte das Geld in die Tasche und verließ mit einem »Tschau« und einem Winken das Zimmer.
Es wurde bereits dunkel. Die Kühle des Windes küsste sanft ihre Haut und spielte leicht mit ihren gelockten braunen Haaren. Ein älteres Pärchen spazierte mit einem Hund die Straßen entlang. Die Laternen leuchteten in einem blassen Gelb. Die Weihnachtsbögen und weihnachtlichen Figuren in den Fenstern wurden eingeschaltet.
Cat blieb auf der Straße stehen, die Hände in der Jackentasche des Stoffmantels, den sie sich vor Kurzem gekauft hatte. Ihr Blick wanderte durch ein Fenster, zu einem Kind, welches zusammen mit seinen Eltern den Weihnachtsbaum zu Ende schmückte. Cats Herz verkrampfte sich und sie presste unbemerkt die Lippen aufeinander, nur, um die kommenden Tränen abzuhalten.
Schnell wandte sie den Blick ab und lief weiter die Straße hinunter. Es wurde dunkler, einige Sterne kamen zum Vorschein. In der Ferne bellte ein Hund und die Laternen bildeten kegelartige Lichter auf dem Asphalt. Er leichter Windstoß kam auf, die Gedanken schienen zu vertreiben.
1302 Wörter
Es kommen nur noch zwei Kapis, dann ist die Story vorerst beendet.
Danke für über 500 Reads <3
<3
Ich rede auch immer mit 'nem Teekocher in der Hand xD
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