Kapitel 16

Der Impala parkte vor der Bar, vor welcher viele Menschen standen - vor allem freizügig gekleidete Frauen und die Art von Männern, die immer ein dreckiges Grinsen im Gesicht trugen und nur an das eine dachten. Die Winchesters und Cat stiegen aus. Im Lauf warf Dean seinem Bruder einen Rucksack zu, doch die Frau achtete kaum darauf. Sie fühlte sich sichtlich unwohl zwischen den Menschen, und so drängte sie sich näher an Sam, als gewollt.
In diesem Augenblick verstand sie nicht, wie sie damals überhaupt, ohne zu zögern, in die Bar hatte gehen können. Sie war ein schüchterner Mensch, doch da hatte sie irgendetwas verändert, irgendjemand. Waren es die Winchesters oder der Gelbäugige Dämon?
»Sagtest du nicht, das hier sei langweiliges, altes Industriegebiet?«, fragte Dean plötzlich seinen Bruder, und seine Stimme riss Cat los von ihren Gedanken, so dass sie aufsah.
»Ist es auch. Zumindest dacht' ich das.«
»Na ja, worauf warten wir noch? Gehen wir ein paar Nachforschungen an.«
Dean lief voran, als er plötzlich von einer Frau in einem Auto zurückgewunken wurde und er zu ihr ging. Sam packte den älteren Winchester an der Schulter und zerrte ihn davon - er kannte die Macken seines Bruders mehr als gut.
Die Bar »Trotters« war voll, sehr voll. Cat fühlte sich unwohl zwischen all den Leuten, diesen unbekannten, angetrunkenen Leuten, die nur Feiern und Trinken im Sinn hatten. Einige Männer ließen ihre Blicke über ihren Körper gleiten, manche nur wenige Lidschläge, andere quälend langsam. Sie wollte hier weg, doch ihr Kopf sagte ihr, dass sie nicht vor Dean Winchester den Schwanz einziehen und wie ein verängstigter Hund davonrennen würde.
So also straffte sie ihre Haltung und lief mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zur Bar. Vielleicht waren es wirklich die Winchesters, die sie veränderten, ihre Selbstauffassung, die aus dem schüchternen Mädchen eine selbstbewusste Frau machten - wenn auch nur für wenige Minuten.
»Hey, Kleine!«, erklang auf einmal eine ihr vertraute Stimme.
Cat blickte auf. Es war Richie, der voll und ganz in einem Partyoutfit gekleidet auf sie zulief.
»Wo hast du denn deine Begleiter gelassen?«
»Uh, Richie, sieh mal einer an«, sagte Dean anerkennend, der in diesem Moment zusammen mit seinem Bruder neben die Frau getreten war.
»Das da drüben ist Trotter«, erklärte Richie und deutete an den Jungen vorbei, herüber zu einem Mann mit Glatze und im Anzug. »Er sitzt den ganzen Abend da. Den darfst du nicht ansprechen.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Sam.
»Keine Ahnung, was ihr macht. Ich seh' mir mal die Bardame etwas genauer an«, meinte Dean.
»Ganz langsam«, hielt Richie den Womanizer zurück. »Ich bin mit der schon verabredet, verstehst du?«
»Ja, klar«, sagte Dean sarkastisch.
»Tut weh, was?«, stichelte Richie grinsend. »Okay, ich verschwinde mal kurz. Ich muss ganz dringend. Schön die Stellung halten, Jungs - und Süße.« Er warf Cat noch ein Lächeln zu, dann verstand er.
Die Frau sah ihm grinsend hinterher und als er zwischen den Leuten verschwunden war, wandte sie sich mit einem Kopfschütteln ab.
»Und von dem lässt du dir das mit »Süße« gefallen?«, fragte Dean verständnislos.
»Von jedem, außer Dean Winchester«, meinte Cat und klopfte ihm auf die Schulter, bevor sie an ihm vorbei zur Bar ging.
»So 'ne Braut kriegt er doch niemals«, sagte Dean mit einem Blick auf die Barkeeperin, während auch er und sein Bruder nähertraten. »Sieh sie dir doch an. Dieser Hintern würde auf ein Fünf-Cent-Stück passen.«
»Finden Sie, ja?«, erklang auf einmal eine männliche Stimme.
Cat, die sich neben den Mann gesetzt hatte, blickte auf. Es war der Pater und augenblicklich musste sie grinsen - Dean sagte wirklich manchmal die falschen Dinge zur falschen Zeit.
»Oh.« Dean lachte verschmitzt. »Entschuldige, Pater.«
»Ich wusste, dass ihr drei hier aufgetaucht.« Der Mann warf Cat einen freundlichen Blick zu. »Das tun sie alle.«
»Nichts für ungut, aber was machen Sie eigentlich hier, Pater?«, fragte Sam vorsichtig.
»Auch wenn's Ihnen nicht gefällt, aber es ist die Erde, die mich ruft.«
»Außerdem sind die Getränke für ihn frei«, erklärte die Bardame und schenkte dem Mann wieder ein.
»Das stimmt. Und eine reizende Barkeeperin schuldet mir immer noch eine Beichte«, meinte der Pater.
»Nicht in diesem Leben, Pater«, sagte die Frau daraufhin.
»Und wehe ich sehe Ihren Hintern am Sonntag nicht in der Kirche«, entgegnete der Mann, erhob sich und wandte sich an Dean. »Fünf-Cent-Stück hin oder her.« Mit diesen Worten verschwand er zwischen der Menge.
»Was wollt ihr drei?«, fragte die Barkeeperin.
»Was ist denn deine Spezialität?«, wollte Dean wissen. Er stellte sich zwischen Cat und dem leeren Hocker, auf welchem zuvor der Pater gesessen hatte, und warf der Frau hinter der Bar wieder seinen Flirt-Blick zu.
»Ich mach 'n ganz guten Hurrikan«, gab diese zurück, die Ellenbogen auf dem Tresen gestützt und sich zu Dean nach vorne beugend.
»Ich kann's kaum erwarten«, meinte der Winchester und Cat verdrehte daraufhin genervt die Augen. Irgendwann müsste er doch vor Verlangen und sexuellem Denken ersticken müssen, oder?
Die Barkeeperin lächelte ein letztes Mal verführerisch, dann verschwand sie, um den Alkohol zu holen.
Sam lachte auf und sah seinen Bruder an. »Du trinkst 'nen Hurrikan?«
»Jetzt schon.«
Sam erblickte einen Mann, der sich ziemlich ungewöhnlich verhielt. »Hey!«, rief der jüngere Winchester auf einmal und im nächsten Augenblick rannten er und Dean los.
Ein Schuss erklang und die Leute schrien auf und rannten panisch davon. Cat erhob sich hastig von ihrem Hocker. Sie sah noch, wie ein Mann sich die Schusswaffe ans Kinn hielt. Gerade als sie dachte, er würde sich umbringen, riss Dean ihn zu Boden.
Cat trat näher an Sam heran und dieser holte den Flachmann mit dem Weihwasser hervor und kippte ein wenig von dem Inhalt über das Gesicht des Attentäters. Cat sog scharf die Luft ein, als nichts passierte. Kein Rauch kam an den getroffenen Stellen hervor - er war kein Dämon.
»Was machen Sie da?«, rief der am Boden liegende Mann empört. »Er hat mit meiner Frau geschlafen ... Dieser Mistkerl hat mit meiner Frau geschlafen!«
»Jemand muss den Notarzt rufen!«, wies Sam an, als er den Puls des Opfers gefühlt hatte. Kurz darauf kamen der Arzt und die Polizei. Dean, Sam und Cat saßen an der Bar, drehten dieser jedoch den Rücken zu.
»Zu viele Bullen hier. Wir sollten abhauen«, meinte Sam.
Die Frau konnte die Anspannung der beiden Brüder deutlich spüren, was sie ein wenig verwunderte. »Wieso abhauen?«, wollte sie wissen.
»Erklären wir dir ein andermal«, sagte Sam.
»Armer Kerl«, meinte Dean, der dem Täter hinterhersah, als er von der Polizei abgeführt wurde. »Das Einzige, wovon der besessen war, war'n Sixpack Bier.«
»Was läuft hier? Sind die Leute nun besessen, oder nicht?«
»Können Dämonen Menschen beeinflussen?«, fragte Cat.
»Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Dean. »Vielleicht ist es einfach, wie's ist - eine Stadt voller Mistkerle.«
Plötzlich trat ein Officer vor die drei. »Wir brauchen noch Fotos für die Verbrecherkartei. Der Fotograf wird jeden Moment hier sein und ein paar Bilder für die Lokalpresse machen.«
»Wir fühlen uns geehrt«, meinte Dean mit einem aufgesetzten Lächeln und der Polizist ging davon.
»Ja, hauen wir ab«, sagte Sam. Er erhob sich und zog Cat hoch.
»Warte mal 'ne Sekunde. Wo's Richie?« Suchend blickte Dean sich um, doch sein Freund war verschwunden.

Am nächsten Tag hatte sich die Stadt beruhigt und da die Bar wieder in Betrieb war, gingen Cat und die Brüder dort essen.
»Ist euch klar, dass die Todesfälle nur einen Katzensprung voneinander entfernt sind?«, meinte Sam, als er mit drei Bier zurück zum Tisch kam. Er reichte die Flaschen rum und die Frau nickte dankbar.
»Richie wird nie begreifen, dass er besser auf sich aufpassen muss«, sagte Dean nur, ohne auf seinen Bruder einzugehen.
»Dean ... wer weiß, wo er steckt. Vielleicht ist er einfach nur abgehauen«, versuchte Sam ihn zu beruhigen.
»Er ist ein Trottel, aber er ist kein Feigling. Er würde nicht einfach so abhauen.«
»Ich kann euch sagen, wo er ist.« Cat nickte zur Bar. »Die Tussi ist nicht mehr da. Er meinte doch, er wolle sich mit ihr treffen.«
»Wieso nennst du sie »Tussi«?«, wollte Dean mit einem spitzen Unterton wissen.
»Wieso bezeichnest du andere Jäger als unfähiger als du?«, entgegnete Cat und nahm einen großzügigen Schluck aus der Flasche.
»Weil es nun mal so ist.«
»Ich habe noch nie von einem Wer-ist-der-bessere-Jäger-Wettbewerb gehört«, meinte die Frau und stellte das Bier ab. »Aber, hey, ich bin ja hier, um zu lernen.«
»Du bist nicht hier, um zu lernen. Du bist hier, weil mein Bruder es will. Sei froh, dass meine Laune dich noch erträgt«, gab Dean zurück.
»Dean, hör auf«, wies Sam den älteren Winchester zurecht.
Der Mann blickte auf und sah seinen Bruder verständnislos an. »Warum ich? Sie hat angefangen!«
»Eigentlich hab' ich nur »Tussi« gesagt, der Rest kam von dir«, erwiderte Cat, während sie mit ihrer Gabel in den Pommes herumstocherte.
»Weil sie keine »Tussi« ist!«
»Warum? Weil du am liebsten mit ihr in die Kiste springen willst?«, stichelte die Frau.«
»Es reicht!«, rief Sam. »Habt ihr mich gehört? Ich kann euren Krieg langsam nicht mehr aushalten. Dean, du findest dich ab sofort damit ab, dass Cat uns begleitet, und, Cat, du lässt Dean das tun, was er ... immer ... tut. Verstanden?«
»Ja«, sagte Cat, ohne aufzusehen.
Dean blickte Sam nur an, erwiderte aber nichts.
»Verstanden?«, wiederholte der junge Mann nachdrücklich.
»Ja«, brummte Dean. »Ich geh' Richie suchen.«
»Alles klar. Ich werd' so lange versuchen, diesen Trotter zu finden. Cat begleitet dich.«
»Was?«, kam es gleichzeitig von Cat und Dean.
»Du meinst doch wohl eher dich«, verbesserte Dean.
»Nein, ihr habt schon richtig gehört«, sagte Sam. »Irgendwas an Trotter war komisch. Die Art wie er mich gestern angesehen hatte. Vielleicht läuft hier wirklich irgendwas. Aber ihr schafft das schon.«
Sam lächelte den beiden zufrieden zu, während Cat innerlich hätte explodieren können. Auch Dean schien von Sams Idee nicht erfreut, doch wollte er nicht vor seinem Bruder eine Szene machen. Er würde es durchstehen - es war immerhin nur eine Frau.

1636 Wörter

Den Gif oben hab' ich selbst gemacht. Wie findet ihr ihn?

Dean und Catherine sind immer noch nicht ganz warm miteinander und Sam versucht es, zu ändern.

Noch einen tollen Abend :*

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